The G-game | OBX

3 - Grady-White

John B, JJ und ich fahren auf der Pogue Richtung Popes Haus. Auf dem Weg dorthin sehen wir all die Leute, die versuchen die Äste wegzuräumen. ,,Hallo, Miss Amy! Habt ihr es überstanden?", fragt John B, als wir am Steg vorbeifahren. ,,Wir sind noch da!" Ich schaue mich weiter um. Überall Chaos. Agatha war fleißig. ,,Hast du gesehen, wie die mich ansieht?" Ich schaue zu JJ, der wie ein stolzer König da steht und John B angrinst. ,,Hab ich."

Ich denke, ich muss noch etwas bezüglich JJ ansprechen. Was ich am wenigsten an ihm mag, ist, dass er von jedem Mädchen, das ein Puls hat, etwas will. Eigentlich ist mir das egal, wenn da dieses eine Problem nicht wäre. Das Problem, welches mich schon seit Längerem bedrängt.

Ich habe Gefühle für ihn.

Ich will nicht eifersüchtig klingen, wenn ich sage, dass es mich stört, wenn er mit anderen rummacht. Ich will diese Gefühle loswerden. Denn selbst, wenn ich ihm meine Gefühle gestehen würde, würde ich mich nur selbst damit verletzten. Mir ist klar, dass JJ nichts für mich empfindet, aber diese Worte nochmal von ihm selbst zu hören, würde mein Herz zerreißen. Außerdem darf ein Pogue keinen Pogue daten. Keine Ahnung wer diese Regel erfunden hat, aber es ist einfach so.

,,Na, wen haben wir denn da?" Ich werde von John B aus meinen Gedanken gerissen und versuche mich ins Jetzt zu orientieren. ,,Wir haben eine Sicherheitbesprechung mit Anwesenheitsplicht", sagt er und tut so, als würde er in ein Walkie-Talkie sprechen. ,,Geht nicht, mein Dad sagt, ich darf nicht weg." Pope steht mit einem Schlauch auf dem Steg, als auch noch sein Vater dazu kommt. ,,Na und? Dein Dad ist ein Weichei", antwortet JJ auch im Walkie-Talkie-Stil. Ich lächle. Ich sage doch, dass er mich immer zum lachen bringen kann.

,,Das habe ich gehört, du kleiner Bastard", kommt es von Heyward. ,,Wir brauchen ihren Sohn", sagt John B. ,,Komm schon, Pope", beteilige auch ich mich endlich am Gespräch. ,,Ich kenn' die Regeln. Der Tag nach einem Hurrikan ist frei." ,,Wer hat sich das ausgedacht?" Heyward sieht JJ verwirrt an. ,,Das Pentagon? Wir haben die Sicherheitsfreigabe." ,,Hältst du mich für bescheuert?" ,,Ich mach's morgen. Versprochen", wendet sich Pope an seinen Dad. ,,Du bleibst hier."

Während Heyward ihm verbietet mit uns zu kommen, sind all unsere Blicke auf Pope gerichtet. ,,Steig in das Boot", sagt John. ,,Los, spring rein", kommt es von JJ. Endlich steigt er zu uns. ,,Du sollt gefälligst hier bleiben!", ruft Heyward hinterher. ,,Ich verspreche, ich mach's morgen, Dad. Ich versprech's dir." Heyward ruft uns immer noch nach, doch wir hören ihm gar nicht mehr zu. ,,Wir bringen ihn heil zurück, versprochen", versichert John B Popes Vater.

Unsere nächste Station ist nicht weit, Kiara wurde schon gesichtet. ,,Oh, wir haben gerade an dich gedacht", sagt der Blondschopf. ,,Hallo, Leute", strahlt Kie und JJ hilft ihr ins Boot. Sie stellt die Box, die sie mitgenommen hat, ab und reicht jedem von uns ein Bier. ,,Salud." ,,Skål." Wir stoßen an und John B gibt gas. Wir nehmen alle einen Schluck und JJ hält sein Bier in die Höhe. ,,Wohoo!" Ich lächle. Ich liebe diese Momente, bei denen wir alle zusammen sind und auf den Sumpf raus fahren. Es macht mich glücklich mit den anderen zu sein.

Natürlich darf JJs weltbekannter Partytrick nicht fehlen. ,,Das klappt nicht, wir haben das 6000 mal versucht." Ich stimme John B zu, doch JJ gibt seine Hoffnungen nicht auf. ,,Diesmal klappt's!" Pope fährt schneller, JJ steht ganz vorne und zielt mit dem Bier Richtung seinen Mund. Es dauert nicht lange, bis wir alle den Alkohol in den Haaren haben. ,,JJ, es reicht", sage ich und versuche die Flüssigkeit mit meiner Hand abzuwehren. ,,JJ, hör auf!" Kurz darauf stoppt das Boot und wir werden alle nach vorne geschleudert.

John B liegt stöhnend auf dem Boden, während JJ ins Wasser katapultiert wurde. ,,Scheiße, Pope!", sage ich und setzte mich wieder auf. ,,JJ, lebst du noch?", fragt Pope. ,,Ich glaub meine Fersen haben den Hinterkopf berührt." ,,Geht's euch gut?", fragt John B uns. Kie und ich antworten gleichzeitig mit "Ja".

,,Pope, was sollte das?", fragt JJ aus dem Wasser. ,,Sandbank. Der Grund hat sich verändert", antwortet er. JJ flucht. ,,Die Flut hat wohl alles durcheinander gebracht", sagt John B und setzt sich auf den Rand des Bootes. ,,Hab immerhin das Bier gerettet." ,,Glückwunsch, JJ", sage ich und verdrehe die Augen.

,,Leute? Ich seh' da ein Boot auf Grund!" Mein Blick huscht zu Pope. Ich sage doch, er ist schräg. ,,Niemals", sage ich. ,,Ich meine es ernst, da unten ist wirklich ein Boot!" Wir gehen zu ihm und schauen ins Wasser. Da ist wirklich ein Boot. ,,Scheiße, er hat recht. Sehnen wir's uns an!", sagt Kie. Nachdem wir unsere Sachen ausgezogen haben, springen wir ins Wasser. Wir warten noch kurz auf Pope, dann tauchen wir ab.

Wir schwimmen zum Boot und halten uns dort fest. Ich glaub's nicht, ein nigelnagelneues Boot. Wir tauschen ein paar Blicke aus, als wir wieder nach oben schwimmen, um Luft zu holen. ,,Habt dir das gesehen? Das ist 'ne Grady-White! So eine Neue kostet locker 500.000", sagt JJ und wir schwimmen wieder zurück auf die Pogue.

,,Als ich im Sturm gesurft hab, hab ich das Boot gesehen." Ich schaue zu John B. ,,Du warst gestern surfen?" ,,So macht das ein echter Pogue", lacht JJ und schlägt mit John ein. Er hätte mich ruhig mitnehmen dürfen. ,,Wissen wir, wem das Boot gehört?", fragt Pope. ,,Nein, aber wir finden es heraus." John B greift nach dem Anker. ,,Das ist viel zu tief", sagt JJ. ,,Nur damit das klar ist: Ich werde dich nicht wiederbeleben", fügt er hinzu. ,,Schon gut." ,,John B." Kiara macht einen Schritt nach vorne. ,,Was?", lacht John. Kie schweigt. ,,Auf Tauchstation", sagt Pope. ,,Auf Tauchstation", wiederholt John. ,,Jetzt runter mit dir!" JJ schubst ihn ins Wasser. Wird schon schief gehen.

Wir starren ins Wasser und warten darauf, bis mein Bruder wieder hoch kommt. Als Pope fragt, ob wir ihn holen sollen, streckt er auch schon seinen Kopf aus dem Wasser. ,,Endlich." Pope fragt ihn nach Leichen, JJ fragt, ob er plündern war, doch er hat nur einen Motelschlüssel hochgebracht. ,,Ein Schlüssel?" ,,Ja, Pope. Ein Schlüssel." John B steigt zurück auf das Boot und kurz danach fahren wir wieder los.

,,Wir sollten es der Küstenwache melden. Vielleicht kriegen wir einen Finderlohn!", sagt Kie. ,,Und müssen den ganzen Sommer nicht arbeiten", sagt JJ. ,,Danke Agatha, du Biest."