Kapitel 4: Ihr Name war River

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Neil und Eva setzten sich, schalteten die Maschine ein und verwandelten alles um sich herum, in ihren Kopf, in die Vergangenheit, gemacht aus Erinnerungen eines Fremden. Sie befanden sich nach wie vor im Schlafzimmer von John. Es war leer. Eva und Neil beschlossen nach unten zu gehen. Die selbstgemalten Gemälde vom Schnabeltier waren noch nicht. Es hangen leere Rahmen an der Wand. Auch unten war niemand. Am Piano sahen sie einige Notenblätter.

"Für River von John H. Wyles. Hat er der ein Lied geschrieben?", Watts nahm die Noten kurz in die Hand. "Wie unkreativ."

"Mh?"

"Das Teil besteht aus nur zwei Noten, die sich ständig wiederholen."

"Nicht jeder kann ein Musiktalent sein, Watts. Komm jetzt weiter, ich habe keine Lust meine Zeit hier zu verschwenden."

"Die Nacht ist sowieso gelaufen."

Eva öffnete die Tür. Die Landschaft in Johns Erinnerung wirkte plötzlich einsam und traurig, obwohl sie die selbe Schönheit wie in der Realität ausstrahlte. Doch am Ende der Dimension hörte der Boden und der Himmel auf. Ein schwarzer Abgrund, mehr war dort nicht. Sie beschlossen zum Leuchtturm zu gehen, wo sie John auch schon antrafen. "Alle Aktivitäten ausschalten, außer für Johnny."

Watts drückte einen Knopf an seinem Helm und Lily, welche bei John saß wurde transparent.

"Johnny?"

Er erhob sich etwas verwundert, lächelte aber.

"Oh, welch Freude. Wir haben hier selten Besuch."

"Mein Name ist Doktor Eva Rosalene und das ist..."

Watts unterbrach sie: "Doktor von Matterhorn. Doktor Lorenzo von Matterhorn."

"...Doktor Neil Watts. Ist Ihnen der Begriff Sigmund Corps geläufig?"

"Ach, Sie sind also von der Agentur? Das trifft sich gut, ich habe gerade überlegt sie anzurufen." John wandte sich an seine Pflegerkn: "Lily, bitte bring uns etwas Tee, ja?" Doch sie sah ihn weder an, noch sagte sie etwas. "Lily?"

Watts betätigte erneut einen Schalter und Lily löste sich komplett in Luft auf. John ging nervös wenige Schritte zurück.

"Vorsichtig, wenn sie von der Klippe stürzen müssen wir sie neu laden, hehe."

"Neil, zeig etwas Respekt", fauchte Eva ihn leise an.

"Was? Ist doch nur ein Programm."

"Ich weiß, aber wir brauchen seine Hilfe."

Dann sah Eva zu John. "Nun, um genau zu sein haben Sie uns bereits angerufen. Wir sind sozusagen aus der Zukunft und Sie haben uns bereits die Erlaubnis hierfür gegeben."

"Sie sind hier um mich zum Mond zu bringen, oder?"

"Warum wollen sie dorthin?"

"Ich weiss es nicht..."

"Hören Sie, Sie können es uns ruhig sagen."

Watts warf sich ein: "Was wollen Sie? Ruhm und Geld? Sagen Sie."

John sah bedrückt zu Boden. "Tut mir leid, aber ich weiß es wirklich nicht. Ich ... will es einfach. und koennen sie mich zum Mond bringen?"

"Wir nicht aber sie koennen es vielleicht. Wir müssen bis in ihre Kindheit zurück reisen und ihre Erinneeungen so programmieren, dass sie den Wunsch empfangen Asronaut zu werden. So werden Ihre ganzen Erinnerungen neu überschrieben, aber dazu müssen Sie mehr tun als nur zu sagen 'ich weiß es nicht.'" Eva sprach in einem ruhigen Ton.

"Solange Sie mich zum Mond bringen werde ich tun was ich kann."

"Gut, wir benötigen ein Memento, einen Gegenstand der einen hohen Erinnerungswert für Sie hat. Haben Sie so etwas?"

Zuerst schwieg der alte grauhaarige Mann, dann zog er etwas aus der Tasche und gab es Eva. Einen Papierhasen mit den Farben blau und gelb.

"Das sollte gehen."

Eva registrierte den Hasen mit einer Art Fernbedienung.

"Moment... was ist mit meiner Privatsphäre?"

"Wir versuchen Sie so wenig wie möglich zu verletzen..."

Die beiden lächelte dem Mann noch nett zu, bevor sie das Memento aktivierten und sich nun in wieder in Johns Wohnzimmer befanden.

"Schalte Sichtbarkeit und Interaktivität aus. Es wäre störend gesehen zu werden." Gesagt, getan. Eine schöne Musik war zu hören. Als sie sich eine Sekunde umsahen konnten Sie John erkennen. Er saß am Piano und spielte depressiv ein Lied. Ob es jenes für seine Herzensdame war? Er war ganz alleine. Nur ein Stoffschnabeltier, welches auf dem Flügel saß, leistete ihm Gesellschaft. Und ... die unzähligen Papierhasen. Sie lagen alle verstreut auf dem Boden herum, sodass man den Untergrund schon kaum mehr erkennen konnte. Die Treppen, der Weg zum Keller und in die Küche, alles war voll gestopft mit ihnen. Auch der blaue Hase lag hier.

"Scheinen keine großen Schritte zu sein, die wir hier machen. Ich hab außerdem ganz vergessen ihn zu fragen, was es mit den Hasen auf sich hat. Aber egal, keine Lust ihm wieder unsere Anwesenheit zu erklären." Es war einsam und etwas gruselig hier. Die Uhren in Johns Haus tickten nicht. Keine einzige, stellten sie fest als sie sich das Haus von innen genauer ansahen. John hörte plötzlich mit dem Spielen auf. "Hat er uns gesehen???", fragte Watts erschrocken.

"Nein, unmöglich. Das ist wohl nur in seiner Erimmerung so."

Auf einmal schlug John auf den Fäusten auf die Tasten des Pianos. Ein schrecklicher Ton schrillte durch das Zimmer. "Wir hätten in seiner Akte nachsehen sollen, ob er ein Psychotyp ist." Ein Regenschirm stand in einer Ecke. Als Eva in berührte zeigte er sich als das Memento. Doch zuerst wollten sie noch nach oben gehen. Das Bett im Schlafzimmer war leer und eingelegte Oliven standen auf dem Nachttisch. "Ekelhaft", meinte Watts. Ein Buch namens des Kaisers neue Kleider lag auf einem Tisch und frische Blumen zierten eine Vase. "Hier gibts nichts besonderes."

So aktivierten sie unten den Regenschirm und waren plötzlich beim Leuchtturm. Die Tropfen eines starken Regens prasselten auf den Boden der Welt, die Wellen schlugen hoch an die Küste. John hatte den blauen Regenschirm über sich erstreckt. Wortlos und traurig saß er an dem Grab seiner verstorbenen Frau River. Im Arm hielt er das Schnabeltier.

"Dieses Vieh sollte nicht das Recht haben existieren zu dürfen." Watts räusperte sich. Der dunkle Himmel wirkte dank dem Ende der Dimension noch dunkler. Watts ging in den Leuchtturm, Eva blieb stehen, als sie Johns Stimme hörte.

"Es ist fertig, River. Wie du, so kann auch ich nun jeden Tag auf sie aufpassen."

Eva aktivierte ihre Interaktion und Sichtbarkeit.

"...Wer sind Sie?", fragte er erschrocken.

"Mein Name ist Eva, ich bin nur zufällig vorbeigekommen... War sie Ihre Frau?"

"Ja... Ihr Name war River..."

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