Kapitel 7

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„Wo warst du eigentlich gestern? Ich habe noch auf dich gewartet." Vanessa klang verdammt Vorwurfsvoll. „Tut mir leid, Nessie ich war noch unterwegs." antwortete ich und schluckte. „Naja beim nächsten Mal kannst du mir ja schreiben." lächelte sie und ich war verdammt froh, dass sie mir nichts anmerkte. Von diesen Treffen zwischen Markus und mir sollte vorerst niemand erfahren, weil jeder sauer auf ihn war. Genauso wie auf Leon und Marlon, andersherum würden die Brüder es auch nicht so gut finden, dass Markus sich trotzdem mit mir trifft. Maxi hatte versprochen keinem etwas zu erzählen, solange er auch was mit uns unternehmen konnte. So hatte ich also die nächsten Tage noch heimliche ‚Dates' mit dem Unbezwingbaren und dem Mann mit dem härtesten Bums der Welt.

Nach diesem Moment zwischen dem Torhüter und mir war die Situation ein wenig komisch zwischen uns. Am Abend schrieb er mir dann noch, wie froh er sei, dass ich seine beste Freundin war. Ich war auch froh darüber, denn bei ihm konnte ich immer offen und ehrlich sein. Auch wenn dieser Moment gestern anders gedeutet werden könnte. Wir waren beste Freunde und verflixte Hühnerkacke, für nichts auf dieser Welt würde ich ihn hergeben.

„Denkst du es lag an mir?" fragte ich meine Cousine vorsichtig während des Boxtrainings und sie runzelte die Stirn. Ich hielt ihren Boxsack, während sie darauf einschlug. „Was meinst du?" „Na die Situation mit den Kerlen. Ich vermisse das Training, die Spiele und Zeit mit ihnen zu verbringen. Doch ich werde das Gefühl nicht los, dass ich daran schuld bin." ich ließ mich auf der Bank hinter mir fallen. Dann zog sie sich du Boxhandschuhe aus und legte ihren Arm um mich. „Cousinchen du musst wissen Leon hat nunmal einen Dickkopf und die anderen sind nunmal so, dass sie gerne mitlaufen. Außerdem ist es doch gut so, dass wir mehr Zeit verbringen können. Ich hab dich echt vermisst." ich musste lächeln. „Wie konntest du dich eigentlich in Leon verlieben?" die Frage war verdammt Ernst gemeint. Ich fand ihn einfach egoistisch und er musste immer seinen Kopf durchsetzen. Das einzige Mal wo er süß zu ihr war, war als er sie vor Gonzo gerettet hat. Ansonsten habe ich nichts mitbekommen, er war immer ein Arsch. „Naja er hat mir einen Brief geschrieben, als ich bei Gonzo war. Ich meine davor hatte ich auch schon was für ihn übrig. Aber seitdem kann ich nur noch an ihn denken, weißt du was ich meine? Das ist echt unglaublich, wie man sich verlieben kann." sie zog einen Brief aus ihrer Tasche, die neben der Bank auf dem Boden lag. Dann zog sie ihre Boxhandschuhe wieder an. Jetzt verstand ich es mehr und mehr, nachdem ich den Brief durchgelesen hatte. Wenn das stimmte, was er schrieb, war das verdammt süß. Doch ich empfand ihn immernoch als egoistisches Arschloch.

Ich wechselte das Thema, denn man merkte Vanessa an, dass sie das Theme Leon immernoch aggressiv machte, denn sie boxte gerade noch härter auf ihren Boxsack ein. Auch wenn das Spiel gegen die Nationalmannschaft schon lange zurück lag, genauso wie das letzte Treffen mit den Jungs eine Ewigkeit zurück lag, mich machte es auch wütend. Leon verpisste sich und die anderen taten es ihm gleich. Manchmal würde ich verdammt gern in ein männliches Gehirn schauen können, um zu wissen was dort abgeht. Natürlich hatte ich Markus bereits darauf angesprochen, doch er wich der Frage immer aus. Nie bekam ich eine zufriedenstellende Antwort vom ehemaligen Torhüter der Kerle.

„Beim allmächtigen Fußballgott. Vanessa, schau mal wer uns besucht." sagte ich, als Juli plötzlich neben dem Ring stand. Vanessa warf einen kurzen Blick auf ihn und boxte weiter gegen den Sandsack. Ich lächelte ihn entschuldigend an und er lächelte zurück. „Juli, was machst du hier?" fragte ich dann. Vanessa schlug weiter auf den Boxsack ein, ich wunderte mich, dass dieser überhaupt noch unter der Decke hing. „Das würde auch nur zu gerne wissen." warf sie in den Raum. Er schwieg erst. „Los komm schon, ich warte!" drängte sie und boxte nur noch härter auf den Boxsack ein, ich hatte das Gefühl, dass dieser gleich aus seiner Verankerung riss. „Wir trommeln die alten Jungs nochmal zusammen." antwortete er und er sah schitte nochmal verunsichert aus. „Jungs? Was willst du dann von uns?" „Ja ähm, wir glauben, dass Leon dann auch zurück kommt. Weißt du? Ich meine wenn du zurück kommst." Vanessa schmiss ihre Boxhandschuhe nach ihm. Ich zog scharf die Luft ein. Dass sie so reagiert und ihn abwirft, hätte ich nicht gedacht. „Ich denk nicht dran! Das kannst du vergessen." sie drehte sich um, ging dann in Richtung Umkleideraum ich ihr hinterher, um mit ihr sprechen.

„Wie du willst, dann versteck dich doch weiter." rief Juli. „Ich versteck mich nicht!" - „Und ob du das tust, genauso wie Leon!" Vanessa knallte die Tür hinter sich zu, also blieb ich vor dieser stehen. Ich musste schlucken, ich wusste genau was gerade in ihr abging. Dieser Zwiespalt hatte sich nicht nur in mir breit gemacht. „Du willst mich doch jetzt nicht mit diesem Verräter vergleichen! Schitte nochmal. Ich hab n ganzes Jahr auf diesen Mist hier gewartet!" Juli stellte sich neben mich und traute sich die Tür aufzumachen. „Und jetzt warten alle auf dich!" verwundert schaute ich Juli an, haben die Wilden Kerle wieder zusammen gefunden? Als ich mit Markus unterwegs war klang es nicht so, als würden er oder Marlon zurück gehen. Auch Maxi schien mir nicht davon überzeugt zu sein, als ich ihn darauf ansprach, überhaupt nochmal zurück zu kehren. Oder er hatte mich schlussendlich einfach verarscht. „Alle? Oder drei oder vier?" ihr Ton war ruhiger, doch die Wut in ihrer Stimme bemerkte man immernoch. „Das ist doch egal Vanessa. Hauptsache wir können wieder Fußball spielen. Wir werden wieder eine Mannschaft, verflixte Hühnerkacke. Das haben wir doch so vermisst." mischte ich mich jetzt auch ein. Denn seitdem die Wilden Kerle sich aufgelöst hatten, haben wir kein Fußball mehr gespielt. „Wir treffen uns heute Abend im Teufelstopf. Aufjedenfall die, die noch wild genug sind." mit diesen Worten ging Juli, Vanessa und ich schauten uns an. Wir wussten genau, was der andere denkt: ‚sollen wir?' wir beide zuckten synchron mit den Schultern, um uns die Frage zu beantworten. „Aber heute Abend ist der Boxkampf." Nessie hatte sich so weit gekämpft. „Sonst gehe ich und du kommst wenn du dieses Mädchen geschlagen hast." zwinkerte ich und sie lächelte. „Abgemacht, aber nur wenn du nach Hause gehst und Sachen für uns einpackst. Ich denke wir werden eine Weile nicht nach Hause kommen." sie trank einen Schluck aus ihrer Flasche. „Ja okay." lachte ich und sie stimmte mit ein. Dann machte ich mich auf den Weg nach Hause. Ich ging duschen und packte einige Sachen ein. Als ich dann losfahren wollte, um Vanessa Sachen zu holen, kam Maxi gerade raus. Anscheinend wollte er gerade los. „Wohin des Weges? Zum Teufelstopf gehts in die andere Richtung." erinnerte er mich, doch das wusste ich genau. Ich war jedoch verwundert, dass er kam. „Ich weiß, ich muss noch Sachen für Vanessa holen. Dann komm ich auch." ich stieg auf mein Fahrrad. „Dann komm ich mit." Wir fuhren zu Vanessa und zum Glück war Oma nicht da. Ich schloss mit Vanessa's Schlüssel die Tür auf und schlich mich nach oben. Onkel Lars saß in seinem Büro und bekam zum Glück nichts von der Aktion mit. Als ich wieder mich wieder raus geschlichen hatte, fuhren wir dann zum Teufelstopf, wo wir uns dann wartend auf den Boden setzten. Bis Juli mit einem kleinen Jungen kam, der sich als Nerv vorstellte. „Oh bist du süß." sagte ich und hatte das Bedürfnis ihm in die Wange zu kneifen. In seinen grünen Glubschaugen schien sich Wut „Ich bin nicht süß, ich bin wild!" zickte er und die anderen grinsten.

„Das war's dann wohl." sagte Juli nach einiger Zeit des Wartens. „Kommt wir gehen." kam es dann von Maxi. Wir standen auf und wollten gehen, als Nerv das Wort ergriff. „Nein! Dann steckt mich meine Mutter in meinen Matrosenanzug!" wir gingen ein Stück und Juli antwortete ihm: „Das tut sie auch morgen und in vier Tagen." „Verflixt Nerv. Es kommt keiner mehr." in Maxis Stimme merkte man eine gewisse Traurigkeit. Diese Traurigkeit breitete sich auch in mir aus. Ich hatte echt Hoffnung, dass alles wieder gut wird. „Vanessa hat es mir versprochen." ich trat gegen einen Stein, der an Willi's Wohnwagen zersprang. Als plötzlich Raban und Joschka den Hügel hinauf gelaufen kamen. „Da wäre ich mir gar nicht so sicher!" rief Raban. „Potz Blitz, jetzt staunt ihr! Hab ich recht?" grinste Joschka hinterher. „Das habe ich und tue es immernoch. Dafür lege ich meine beiden Beine ins Feuer!" die Siegerin des Boxkampfes lächelte mich an und ich grinste zurück. „Meine Beine." fing Juli an. „Meine Seele." Nerv stand auf.

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Die Wilden Kerle - für immer wild? | pausiert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt