Kapitel 35

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„Du schaffst das Cousinchen." spornte ich sie an und sie lächelte zaghaft. Irgendwas war an ihrem Verhalten war verdammt faul, das ganze Spiel war sie abwesend und freute sich nicht für uns, dass wir den Vorsprung hatten. Ich wusste, dass was nicht stimmte, aber ahnen, was es war, konnte ich noch nicht. Mein Blick wanderte zu Horizon, die ihren Blick auf Leon haften ließ. „Los Vanessa, du schaffst das!" feuerte ihr Freund sie an und sie hatte einen ziemlichen Vorsprung gegenüber der anderen Nummer fünf. Doch was sie dann brachte, damit hatte niemand gerechnet. Über Horizon's Gesicht breitete sich ein fettes, belustigtes Grinsen aus. Vanessa blieb urplötzlich stehen und ließ sich von einem der schwebenden, ballonförmigen Dingern treffen. Der Glibber lief ihr die Schulter herunter und ihr Blick blieb Konstant auf dem Slalomdribbler ruhen, der komplett am ausrasten war. Sie sah aus, wie ein trauriger Welpe, schaute aus ihren braunen Kulleraugen den sechzehnjährigen an. Ich schaute diese komische Horizon an, die ihren Blick wiederum jetzt nicht von Nessie abwendete. Vorhin war sie belustigt, vielleicht dachte sie nicht, dass Nessie das durchzieht. Jetzt war sie angespannt und presste ihre Zähne zusammen, als wünschte sie unseren Sieg. Doch wieso sie das wollte, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar.

„Nessie, was war das?" stellte ich die ältere zur Rede und sie schaute mich nur böse an. „Lass du mich in Ruhe. Das konntest du die letzten Tage ja sowieso." schrie sie durch die gesamte Festung der Wölfe und ich schluckte. Unsere Scheich Tussi schaute mich belustigt an, wofür ich ihr einen Killerblick zuwarf. „Pass besser auf bevor ich dir dein Tuch vom Kopf reiße und dich damit an nem Baum aufhänge." giftete ich sie an und lief meiner Cousine hinterher. Kojote Karl-Heinz hatte uns nach dem Unentschieden eine Pause gegeben, was auch wegen den erhitzen Gemütern ganz gut war. „Man Vanessa, das war überhaupt nicht böse gemeint. Ich will doch einfach nur wissen, was los ist." murmelte ich und musste mich verdammt nochmal anstrengen, meine Tränen zurück zu halten. In den letzten Tagen war das Verhältnis so angespannt zwischen uns, dass ich manchmal das Gefühl hatte, ich hätte sie verloren. Nichtsdestotrotz war sie die wichtigste Bezugsperson. „Was los ist, das fragst du noch? Siehst du nicht Marlon's beschissene Horizon die ganze Zeit hier rum rennen? Merkst du nicht, dass sie nichts gutes im Schilde führt? Und ganz ehrlich ich habe das Gefühl, dass es heute noch einen ganz großen knall geben wird." murmelte sie etwas ruhiger und ich konnte ihren letzten Satz vollkommen verstehen, denn das Gefühl hatte ich auch. Sie betrat das Zelt, ich folgte ihr stumm, blieb neben ihr stehen. „Da sind wir schon zu zweit." flüsterte ich.

„Halt, einen Moment. Wenn es noch jemanden gibt, der extra verlieren will, dann soll er es jetzt sagen." sagte der angepisste Slalomdribbler, doch die neben mir stehende brachte keinen Ton heraus. „Okay, dann weiß ich Bescheid." gab er sich selbst die Antwort und seine Miene blieb standhaft finster. „Leon, beruhig dich. Hör ihr doch erstmal zu. Sie hat ihre Gründe dazu." versuchte ich auf den größeren einzureden. „Pff. Das ich nicht lache. Ich scheiß auf ihre Gründe. Was geht dich das überhaupt an? Halt dich da raus, sonst vergesse ich mich." sagte er in einem bedrohlichen Ton und ließ den Blick konstant auf mir ruhen. Ich ließ mich nicht einschüchtern, im Gegenteil. Das Selbstbewusstsein, welches ich mit im letzten Jahr dank meinem besten Freund antrainiert hatte, ließ mich nur mutiger werden. „Achja?" provozierte ich den Slalomdribbler, der seinen Blick zu mir runter aufrecht erhielt. Dann wandte er sich ab, ging über den Tisch und drehte sich um, als Vanessa ihn rief. „Du hast uns doch grad deine Antwort gegeben." kackte er sie an. „Achja? Und weißt du auch warum? Ich hab nämlich auch was gesehen." schrie die sechzehnjährige zurück, Leon schaute sie giftig an und ließ sich auf seinem Schlafplatz fallen. Keiner sagte was und wir alle blieben stumm verteilt im Zelt sitzen, hörten das geklimpere aus der Richtung unseres Erfinderduos. Ich starrte ins leere und spiele an dem Saum meines Trikots herum. Ich wusste nicht, was Nessie gesehen hatte, aber ich wusste, dass ich sie besser jetzt nicht drauf ansprechen sollte.

Ich bereitete mich jetzt Mental auf unser Spiel und ich wusste nicht, ob es besser war zu gewinnen oder zu verlieren. Ich meine ich wollte auch diesen Pott und er war fast zu greifen, dieser Ehrgeiz in mir dieses Ding zu gewinnen war größer als dem zu vertrauen, was Vanessa gesehen hatte, wenn sie nicht mal sagen konnte, was es war. Sowieso war sie in letzter Zeit so verdammt komisch geworden, konnte nicht mit mir reden oder für mich da sein. Gerade als das mit meiner Mutter passier war, hätte ich sie gerade gebraucht. „Bist du bereit das Spiel zu gewinnen oder machst du einen auf Verräter, wie deine Cousine?" fragte Leon, dessen Stiefel plötzlich in meinem Sichtfeld auftauchten. Ich schaute hoch und grinste ihn fett an. „Holen wir uns diesen verdammten Pott." er zog mich hoch und wir standen mit Raban und Joschkas Bratpfanne in den Startlöchern auf dem Platz. „Bereit zu verlieren?" provozierte Tronje mich mit einem fetten Grinsen im Gesicht. „Träum weiter. Such dir schonmal genug Taschentücher, um deine Wolfstränen zu trocknen. So Jungs, alles ist gut!" „Solange du wild bist!" „Sei wild!" „Gefährlich und wild!" „1...2...3..." „Raaaaaaah!" startete ich den Schlachtruf zum ersten Mal und ich war verdammt nochmal überzeugt dieses Ding zu gewinnen.

„Kacke verdammte, was soll die scheiße!" schrie ich, als diese scheiß Kugel hinter mir her rollte. Ich passte den Ball zu Leon, dem die Kugel nun auch folgte. Er zog eines der Fallnetze runter. Die Kugel stoppte, aber das Tor war versperrt. Schitte. Vanessa stand am Spielfeldrand mit ihrem Kulleraugen und beobachtete das Spiel. „Raban, Joschka, verflixt beeilt euch. Wir brauchen die Bratpfanne!" schrie Marlon, als ihm eine Lösung eingefallen zu sein schien. „Das ist keine Pfanne." antwortete der verärgerte Erfinder und positionierte das Ding. „Das ist mir egal. Maxi, gibt den Ball Zoey! Und jetzt haltet das Dingen so fest, wie ihr könnt!"  „Los schmeißt das Dingen an!" schrie, als ich zum Schuss ansetzte. Der Ball flog genau in die Pfanne, wo Joschka das Ding bis knapp über das Netz schleuderte. Als Raban ihn dann mit dem Strahl von dem Dingen auffing. Das Problem war nur, dass der Ball gegen den Pfosten anstatt in das Netz flog. Ich dachte jetzt ist es vorbei, doch jetzt war es an Leon, der auf der anderen Seite des Netzes den Ball annahm und ihn mit einem Fallrückzieher im Tor versenkte. „Das war die fünf!"

Wir alle rannten auf unseren Anführer zu. Wir umarmten uns und hüpften im Kreis, die Tradition, die Nessie und ich als Kind machten, hatte sich auf die Kerle übertragen. Marlon schnappte sich den Pott und hielt ihn siegessicher über seinen Kopf. „Und jetzt gehört der Pott uns!" die Wölfe sahen so aus, als würden gleich Wolfstränen kullern. Wir freuten uns abnormal, boten ihnen an mit uns zu feiern, doch keine Reaktion. „Und du? Was ist mit dir? Leon und ich würden uns freuen, wenn du mit uns-" fing Marlon an, doch wurde direkt von dieser Ziege unterbrochen. „Leon und wer?" provokant wie sie war stiefelte sie zu ihrem Motorrad und zog ab. Natürlich nicht nochmal ohne die Intuition um den Finger gewickelt zu haben. Ich hätte ihr am liebsten eine reingehauen, als sie die drei Kugeln hoch warf und gegen die Ziele schoss. Die Nummer zehn war hin und weg von ihr, doch sie provozierte ihn mit Leon. Da sie uns dann zu einem Spiel herausforderte, konnte dieser dann auch nicht mehr widerstehen.

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Der Sieg der Kerle gegen die Wölfe. Hoffe ich konnte es so schreiben, dass es irgendwie verständlich war zu lesen🙈 freue mich über eure Reaktionen und der Licht am Ende des Markus-Zoey Tunnels wird immer heller😂

Gibt mir doch gerne Feedback und hinterlasst einen ⭐️, wenn es euch gefallen hat☺️

Die Wilden Kerle - für immer wild? | pausiert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt