Verflixter MONTAG (2)

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Ich blickte in die Richtung, woher die Stimme kam und trotz meiner Wut, die ich auf diese Person hatte, war ich gerade einfach erleichtert sie zu sehen. Felix! „Kannst du nicht hören du Spast. Lass meine Schwester los! Sofort!“ Der Perversling vor mir drehte sich erschrocken um und schaute meinem Bruder nun direkt in die Augen. „D-D-Das ist deine Schwester?“ fragte er jetzt stotternd. Wow, der Hormonhaushalt bei diesem Typen ist ja komplett gestört. Ich meine: Hallo! Stimmungsschwankungen! Erst wird wohl zu viel Testosteron in seinem Körper ausgeschüttet und jetzt scheint es so als würde es Testosteron gar nicht in seinem Körper geben. „Ja oder rede ich spanisch. Zieh Leine, bevor ich die Beherschung verliere,“ antwortete mein Bruder kalt. Das ließ sich der Typ nicht zweimal sein und flüchtete über das nächst beste Treppenhaus nach unten.

„Geht es dir gut?“, fragte mich Felix sofort besorgt. Wow ich glaube er hat auch Stimmungsschwankungen. Von kaltherzig auf besorgt, dass muss man auch erst mal schaffen. Ich hatte gedacht er würde noch kurz auf die Spinde einschlagen um seine Wut freien Lauf zu lassen. Obwohl das ihm mehr wehgetan hätte als den Spinden. „Ja, passt schon. Ich habe mich nur vor diesem Kerl so dermaßen geekelt, das glaubst du gar nicht,“ entgegnete ich ihm auf seine Frage, die ich fast vergessen hatte, obwohl sie so simple war. „Danke, dass du mir geholfen hast,“ fügte ich noch hinzu. „Du bist meine kleine Schwester und auch wenn es zurzeit Spannungen zwischen uns gibt, würde ich dir immer helfen, da brauchst du dich nicht zu bedanken,“ meinte er aufrichtig. Ich wusste gerade ehrlich gesagt nicht was ich sagen sollte. Endlich hatte ich den Beweis, dass ich Felix noch vertrauen kann. Endlich hatte ich mal keine einfache Entschuldigung, sondern eine Tat. Aber ihr dürft mich jetzt nicht falsch verstehen, dass ich gut finden, was der Testosteron gesteuerte Junge gemacht hat. Im Gegenteil, das war mit Abstand das widerligste in meinem Leben und die Bilder werden mich sicherlich erstmal verfolgen und prägen. Aber die Tatsache, dass ich mich wieder auf Felix verlassen, stärkt mich auf eine gewisse Weise wieder. Daher beschloss ich Felix zu verzeihen. „Es gibt keine Spannungen mehr zwischen uns,“ sagte ich deshalb und umarmte Felix. Perplext und anscheinend erst als er die Bedeutung meiner Worte verstanden hatte, erwiderte er meine Umarmung.

„Komm lass uns zu deinen Freundinnen gehen. Du sollst doch auch noch etwas schönes von der Pause haben,“ meinte Felix nach einer Weile und löste sich von mir. Ich stimmte ihn mit einem Nicken zu und lief mit ihm das Treppenhaus runter und nach draußen zu den Bänken, wo meine Freunde schon auf mich warteten. Auch sie schienen besorgt zu sein. Nani bemerkte mich als erste und stürmte auf mich zu. „Meine Güte, wieso hast du denn so lange gebraucht? Wir haben uns Sorgen gemacht. Ist irgendwas passiert?“, ratterte sie runter, sodass ich nur mit Mühe wirklich alles verstehen konnte. Mittlerweile waren auch die anderen bei uns und schauten micht genauso fragend und besorgt an wie Nani es tut. „Ich erzähle euch alles in der zweiten Pause. Jetzt habe ich erstmal Hunger,“ entgegnete ich ihnen und sie nickten. „Ich lass euch Mädels dann mal in Ruhe,“ verabschiedete sich Felix und wandte sich zum Gehen. „Warte,“ rief ich ihm noch schnell hinterher und er hielt inne. „Kannst du den Vorfall bitte erstmal für dich behalten, bitte,“ flehte ich in flüsternd an. „Isa, Tino und die anderen sollten schon darüber Bescheid wissen,“ meinte er sanft. „Bitte, ich werde es auch selber sagen,“ bettelte ich weiter. Felix sah mich eindrindlich an, als ob er nach irgeneinem Anzeichen sucht, dass ich es nicht tun würde. „Na gut, bis morgen früh hast du Zeit es zumindest Tino selbst zu sagen ansonsten mach ich es,“ stimmte er unter dieser Bedingung zu, woraufhin ich nickte und er dann ging. Ich wendete mich wieder meinen Freunden zu und unterhielt mich mit ihnen über Gott und die Welt, während ich aß.

Zeitsprung: Zweite Pause

„Los, jetzt sag schon, was ist in der erste Pause passiert,“ drängelte Tara einfühlsam. „Naja, ich war eben bei den Spinden und habe meine Bücher verstaut und als ich mich umdrehen wollte um zu euch zu gehen, war da eben der Junge aus unserer Klasse, also der der mich gefragt hat ob ich einen Freund habe. Er säuselte irgendwas und fing dann an mich zu küssen, was voll ekelthaft war. Ich habe um Hilfe gerufen, aber er hat mir den Mund zugehalten und... mich einfach weiter geküsst. Ich konnte ihm noch nicht mal einen gehörigen Tritt in sein Allerwertesten geben, da er meine Beine mit seinen eingeklemmt hatte. Aber zum Glück kam Felix und hat mir dann geholfen,“ schilderte ich den Fünf alles. „Du arme das tut mir so leid, wir hätten dich nicht alleine lassen sollen. Wir wissen doch eigentlich wie Dennis tickt,“ entschuldigte sich Jara bei mir und Caja und Fine nickten entschuldigend. „Alles gut. Ich habe ja gesagt, ihr könnt vorgehen,“ meinte ich leicht abwehrend. Ich wollte nicht das meine Freunde sich die Schuld dafür geben. Schließlich können sie nichts dafür sondern nur dieser Dennis, reimt sich auf Tennis. Vielleicht sollte er mal der Tennisball sein und hin und her geschlagen werden um zu sehen. Falls er auf den Boden kommt, kann er ja diesen küssen und nicht einfach neue Schülerinnen. Jedoch ist die Vorstellung, dass Dennis ein Tennisball wäre ganz schön wierd, aber verdient hätte er es. „Weißt du was ich befürchtete?“, fragte Tara. „Nee, was denn?“, stellte ich die Gegenfrage. „Dass deine Brüder so werden wie Emilio,“ entgegnete sie. „Hoffentlich nicht,“ meinte ich. Aber Tara hat recht, wenn meine Brüder das wissen, klingelt bei denen bestimmt der Beschützerinstinkt-Alarm. Nur habe ich leider keine andere Wahl: Ich muss es Tino erzählen bevor Felix es allen erzählt. Wir redeten noch weiter, doch dann war die Pause zu Ende und wir hatten Sport.

In Sport mussten Tara, Nani und ich - obwohl wir keine Sportsachen mit hatten- trotzdem mit machen. Glücklicherweise begann wir mit einer neuen Unterrichtsreihe: Volleyball und der Partner wurde zugelost in dem der Lehrer Spielkarten verteilte und die, die dieselbe hatten waren ein Team. Ratet mal wenn ich als Partner habe? Richtig: Dennis! Bin ich nicht ein Glückspilz? Definitiv nicht. Verflixter Montag! Naja meine Zeit ihm eins auszuwischen. Dann kann ich auch meinen Brüdern beweisen, dass ich mich selbst verteidigen kann, denn zufälligerweise haben Felix und Elias Sani-Dienst. Nachdem wir das Netz aufgebaut hatten, stellten wir uns gegenüber am Netz auf. Erstmal sollten wir nur Pritschen, da unser Lehrer wissen wollte, was wir schon können besser gesagt behalten haben, weil das wohl schon letztes Schuljahr wohl Thema war. Ich zielte extra auf sein Gesicht und traf es auch, weil er wohl die Technik nicht mehr wusste. Rache ist ja bekanntlich süß, aber die war sauer. Tja, mal sehen ob er jetzt seine gierigen Augen von Mädchen lassen kann. Wie ein kleines Baby rollte er sich auf dem Boden und hielt sich seine Nase. 'Armes kleines Baby. Das Sekretariat wird bestimmt deine Mami anrufen, damit sie pustet, dir ne frische Windel macht und dir deinen Schnuller gibt,' dachte ich nur. Lief aber dennoch zu der Schülermasse und dem Lehrer bei ihm. „Es tut mir leid, Herr Bakker, ich habe auf sein Gesicht gezielt, damit eher gut zurück pritschen kann,“ wendete ich mich gespielt entschuldigend an Herrn Bakker. „Schon okay, würdest du ihn bitte zum Sekretariat begleiten,“ bat mich der Lehrer. Ne am liebsten nicht, aber gut wie sagt man so schön: Gute Miene zum bösen Spiel. „Ja, kann ich machen,“ antwortete ich deshalb. „Gut und die anderen machen wie bisher weiter und behaltet den Ball immer in Auge,“ richtete er sich an die anderen Schule. Dennis der sich aufgerappelt hat, schlurfte aus der Halle raus, während ich noch schnell in die Umkleide ging und mir meine Schuhe anzog, weil wir mit Socken Sport machen sollten. Dann verließ ich die Sporthalle und schloss draußen zu Dennis auf. „Das war doch Absicht,“ zischte er mir zu. „Ich sag nur: Du hattest deinen ekligen Spaß und nur hatte ich ein wenig Spaß,“ entgegnete ich ihm schlicht. Schnell kamen wir am Sekretariat an, wo ich der Sekretärin erklärte was passiert war. Diese rief die Sanitäter aka Felix und Elias an und als sie da waren, versteifte Felix sich. Doch nachdem die Sekretärin erklärt war, was vorgefallen ist entspannte er sich ein wenig und grinste leicht vor sich hin. Elias kümmerte sich sofort professionell um Dennis. „War das Rache von dir,“ flüsterte er mir leise zu. „Ja, aber er hat generell zu langsam reagiert,“ entgegnete ich ihm ebenso flüsternd. „Okay das ist nicht so schlimm wie es aussieht. Die Nase ist nur ein wenig geprellt und ein paar blaue Flecken,“ stellte Elias fest. Er bekam noch ne Salbe, eine Schiene um die Nase und dann gingen wir wieder zurück zur Sporthalle, wo er sich auf die Bank setzte und ich mit Fine und Nani (die sich gezogen haben) ein Dreierteam bildete, da ich mir eins aussuchen durfte.

Auf der Rückfahrt lachten wir uns noch über den Sportvorfall schlapp, da ich ihnen davon erzählt habe.  „Ich kann nicht glauben, dass er sich die Nase geprellt hat,“ lachte Caja. „Tja, Sünden bestraft der Liebe Gott sofort,“ kicherte ich. Wir redeten, nachdem wir uns wieder eingekriegt haben noch über dies und das, bis Tara und Nani aussteigen mussten. Dann alberten wir vier noch ein bisschen rum, bis auch wir aussteigen mussten. Ich verabschiedete mich von den dreien und lief nach Hause. Zuhause machte ich mir dann Crepes mit Nutella. Meine Brüder hatten heute lang und Tino ist ja bis heute Abend auf der Arbeit also alles für mich. Lecker! Dann ging ich hoch in mein Zimmer und schonmal Hausaufgaben zu machen.

Gerade als ich fertig war so gegen 15 Uhr, war ja nicht sonderlich viel, hörte ich von unten ein:„Hey Maus, bin wieder da,“ von Tino. Ich lief die Treppe runter und in die Küche, wo ich Tino antraf. „Hi, ich dachte du arbeitest bis heute Abend?“ „Es war nicht viel los. Aber jetzt sag mal wie war dein erster Schultag?“ „Es war kein üblicher erster Schultag,“ versuchte ich das Thema einzuleiten, was mir auch glückte. „Wieso was ist passiert?“, fragte er nämlich sofort besorgt. Typisch Tino sag ich da nur. „Ach, da geht nur so ein Testosteron gesteuerter Dennis in meine Klasse, der etwas grob zu mir war, aber ich habe mich schon an ihm gerecht, also alles gut,“ spielte ich das etwas runter. „Was meinst du mit grob und wie willst du dich bitte gerecht haben? Du bist doch noch ein kleines Mädchen,“ hakte er nach. Ernsthaft? Großer, starke Junge; kleines schwaches Mädchen. Sind wir jetzt in den Filmen gelandet wo Mädchen sich nicht wehren beziehungsweise rächen können. Man das regt mich so an. „Ich bin zwar nicht so groß wie du oder wie die anderen, aber ich bin garantiert nicht schwach. Dennis hat mich zwar an die Spinde gedrückt und abgeknuscht, was ziemlich Ekel erregend war, aber ich habe ihn dafür in Sport volle Kanne ein Volleyball ins Gesicht geprischt,“ schrie ich ihn an und ging ohne ihn auch nur irgendwas sagen zu lassen wieder nach oben in mein Zimmer.

Wütend warf ich mich auf mein Bett. Diese doofen Vorurteile! Mädchen und Frauen müssen nicht immer schwach sein. Das ist die größte Lüge, die es überhaupt gibt. Immerhin habe ich mein Wort gehalten!

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