Vergangenheit

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Ich erzähle euch mal ein bisschen was meiner Vergangenheit, damit ihr nachvollziehen könnt, warum ich meine Kindheit gehasst habe.

Bis ich 8 Jahre alt war, war alles noch halbwegs ok. Zwar spürte ich damals schon, dass Mama mich nicht richtig mag, aber ich habe es noch nicht verstanden. Ich habe immer versucht Mama alles recht zu machen und wollte ihre Aufmerksamkeit und das sie auf mich stolz ist, aber egal was ich versuchte Lob oder so bekam ich von ihr nie zu hören. In der dritten Klasse haben wir angefangen so Tests und Arbeiten zu schreiben und ich habe mir immer Mühe gegeben, damit sie auf meine gute Noten wenigstens mal was positives sagt.

So war das auch an dem Tag, wo alles schlechter wurde. Ich lief gut gelaunt mit meinen Freunden Nani und Tara nach Hause und hielt meine Mathearbeit in der Hand. In der Mathearbeit habe ich eine 1 und damit wollte ich meine Mutter überraschen. Ich verabschiedete mich vor meiner Haustür von meinen Freunden und schloss die Tür. „Mama, wo bist du? Ich möchte dir was zeigen,“ rief ich fröhlich durch das Haus. „Im Wohnzimmer,“ antwortete sie mir monoton. Schnell lief ich mit meinem Heft ins Wohnzimmer und hielt Mama stolz mein Heft hin. „Was ist das?“ fragte sie genervt. „Meine Mathearbeit ich habe eine 1,“ erklärte ich ihr und schaute sie erwartungsvoll an. Doch als statt sie glücklich ist und mir irgendwie sowas sagt wie 'Das ist aber toll gut gemacht' schaute sie mich an und entgegnete:„ Was guckt du mich so erwartungsvoll an? Zieh dir deine Schuhe und Jacke aus und setz dich aufs Sofa und ich erkläre dir, was wir hier im Haushalt ändern." Traurig, weil ich auf eine andere Reaktion gehofft habe, ging ich in den Flur ziehe mir meine Jacke und meine Schuhe aus und setz mich dann auf Sofa. „So ab jetzt wirst du dich um den Haushalt kümmern. Ich habe den Haushalt jetzt lange genug gemacht jetzt bist du an der Reihe. Das heißt du kochst, putzt, wäschst und saugst. Verstanden?!,“ erklärte sie streng. „Aber ich muss doch zur Schule und Hausaufgaben machen und ab und zu treffe ich mich doch mit Tara und Nani,“ widersprach ich ihr. „Na und. Ich arbeite und hab den Haushalt gemacht. Da wirst du es doch wohl schaffen Schule, Hausaufgaben und Haushalt unter einem Hut zu kriegen und mit deinen Freunden kannst du dich nach dem du Schule, Hausaufgaben und Haushalt erledigt hast immer noch treffen,“ entgegnete sie wütend. Ich nickte nur und lief traurig in mein Zimmer.

Dort weinte ich erstmal ein wenig und machte mich dann an meine Hausaufgaben und las danach ein Buch. Kurz bevor ich mit dem Buch fertig bin, hörte ich meine Mutter rufen: „Mach Abendessen.“ Ich ging ins Wohnzimmer, wo meine Mutter fernsehen guckte. „Aber ich weiß doch gar nicht wie man kocht,“ sagte ich kleinlaut. „In der Küche liegt ein Kochbuch für Gerichte, die für eine Person reicht. Halt dich einfach genau an das Rezept,“ erwiderte sie und ich lief in die Küche. Das Kochbuch lag schon auf dem Tisch und ich nahm es in die Hand und suchte nach einem Rezept. Schließlich beschloss ich Spaghetti Bolognese zu machen. Ich hielt mich genau an das Rezept, doch mir kam es etwas wenig vor, aber ich kümmerte mich nicht weiter drum. Als das Essen fertig war, holte ich Mama und sie sagte:„ Zu erst esse ich und du isst dann das was übrig bleibt. Räum in der Zeit die Küche auf.“ Ich tat was sie verlangte und schaute noch zu wie sie sich ihren Teller voll schaufelte. Nachdem Mama fertig gegessen hatte, aß ich dann. Jedoch hat Mama mir nur wenige Nudeln und auch nur wenig Soße übrig gelassen.

Seit dem Tag muss ich alles im Haushalt machen und wenn ihr was nicht passt oder ich irgendwas falsch gemacht habe, beschimpfte sie mich oder schlug mich. Die einzigen Ausnahmen waren, wenn zum Beispiel Besuch von meinen Brüdern kam. Ich wollte es ihnen einmal in meinem Zimmer erzählen, aber gerade als ich es ihnen davon erzählen wollte, kam Mama rein und zog mich raus und sagte: „Wenn du deinen Brüdern oder jemand anderes davon erzählst, stecke ich dich ins Heim.“ Ich nickte eingeschüchert.

So lief das dann immer weiter. Ich kochte, putzte, musste die Einkäufe erledigen und Wäsche waschen. Nach der Grundschule ich war dann 10 kam ich auf die Gesamtschule. Ich bettelte Mama an, ob ich auf die Gesamtschule darf, wo auch meine Brüder drauf gehen. Aber was tut sie. Sie meldet mich eiskalt auf eine andere Gesamtschule an. Zum Glück kommen Tara und Nani auch mit auf die Gesamtschule, sodass ich nicht so alleine bin. Auf der weiterführenden Schule haben alle ihr erstes Handy und bekommen sogar Taschengeld - alle außer ich. Ich fragte Mama, aber sie ignorierte mich dann immer. Weil ich natürlich in der 5. und 6.Klasse jeden Tag sechs Stunden hatte, hatte ich weniger Zeit mich um den Haushalt zu kümmern und das gefiel Mama gar nicht. Wenn was nicht gemacht oder nicht zu ihrer Zufriedenheit war, schlug sie jetzt härter zu oder ließ mir beim Essen nichts übrig. Deswegen wurde ich auch sehr schnell untergewichtig. Ich lebte eigentlich gar nicht mein Leben und habe auch keine Persönlichkeit entwickelt. Also sowas wie Selbstbewusstsein kenn ich nicht. In der 7. Klasse hatte ich an einem Tag sieben Stunden und einmal acht Stunden und somit hatte ich natürlich noch weniger Zeit für den Haushalt und um was mit Tara und Nani zu machen. Alles spannte mich ganz schön ein Schule, Hausaufgaben, Lernen für Arbeiten oder Tests und der Haushalt. Hobbys hatte ich nebenbei auch nie. Tanzen wie Walzer oder so habe ich mir selbst beigebracht. Ich wollte diese Tänze schon immer mal lernen in einer Tanzschule, aber ich durfte nicht. Deswegen schleiche ich mich Montags immer raus und tanze dann mit Tara und Nani. Achja und Klavier spielen habe ich mir auch selber beigebracht mit dem alten Keyboard von Mama. Meine Brüder besuchten uns auch nicht mehr jede Woche, weil sie auch viel für die Schulen tun mussten und da ich ja kein Handy habe, konnte ich auch nicht mit ihnen schreiben außer eben Briefe.

Doch eines Tages an einem Freitag, da war ich noch 13 und es war drei Wochen vor meinem 14. Geburtstag, da schubste Mama mich die Treppe runter nur weil ich den Haushalt nicht gemacht haben. Als ich dann unten ankam, hörte ich ein Knack in meinem rechtem Knie. Ich wollte sofort zu einem Arzt gehen, hielt aber nochmal inne. Dann müssten ich erklären, wie das passiert ist. Der Arzt würde die Polizei alamieren und meine Brüder würden auch Wind von dem ganzen bekommen. Also ging, als ich im Haus war, direkt ins Badezimmer und legte eine Schiene an, die ich im Badezimmer fand. Ich trug 2 Wochen die Schiene, weil ich dann das Gefühl hatte es sei besser geworden. Aber wahrscheinlich lag das nur daran, dass mein Gehirn den Schmerz ausblendet und jetzt humple ich mit den rechten Bein. Natürlich ist Tara und Nani das aufgefallen und ich erzählte ihnen alles auch das ich seitdem ich 8 bin mich um den Haushalt kümmern muss und dass Mama mich die Treppe runter geschubst hat. Sie versprachen es nicht weiter zu erzählen und mir so gut es geht zu helfen.

Das war es jetzt erstmal von meiner Vergangenheit. Ich beginne mit der Erzählung von meinem Leben an meinem 14 Geburtstag.

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