Nicht alle Wunden heilen sofort

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*Zeitsprung: 3 Wochen später*

11 Tagen wohne ich jetzt schon bei meinen Brüdern, davor war es ganze 10 Tage lang zum Sterben langweilig im Krankenhaus. Na gut es waren nur 7 Tage, vergeudete Lebenszeit, die anderen drei Tage hatte ich ja noch Jara, aber sie wurde dann entlassen und ich war alleine im Zimmer. Niemand neues wurde auf mein Zimmer geschoben. Wären meine Freunde nicht zu Besuch gekommen, wäre ich wahrscheinlich noch die Decke hoch gegangen. Natürlich braucht ich auch mal Zeit für mich alleine, aber keine sieben verdammte Tage und vor allem Krankenhaus. Kennt ihr einen langweiligeren Ort als das Krankenhaus? Ich definitiv nicht. Okay, über Krankenhäuser aufregen bringt eh nix, also wo war ich? ... Ach ja, dass meine Freunde zu Besuch kamen. Natürlich waren auch meine ganzen Brüder hier. Mit Milo, Milan und Tino habe ich auch normal geredet nur Elias und Felix habe ich entweder ignoriert oder angeschrien.
Nachdem ich dann endlich auch mal nach diesen zehn Tagen entlassen wurde, ging das auch so zu Hause weiter. Nur eine Sache war anders als im Krankenhaus, meine Brüder wollten mir die ganze Zeit helfen, waren überbesorgt und nervig und alles nur weil ich noch eine Woche mit solchen dämlichen Krücken laufen musste, aber die bin ja seit vier Tagen nun auch los.

Heute ist Samstag und gerade sitze ich mit meinen ach so tollen Brüdern am Esstisch und esse mit ihnen zu Mittag. „Isa?“, begann Tino ein Gespräch. „Mhmm,“ entgegnete ich ihm. „Ab Montag gehst du auf die Gesamtschule, wo auch Milan, Milo, Elias und Felix draufgehen,“ teilte er mit dann ohne groß drum herum zu reden mit. „Was, nein! Ich geh doch nicht mit den Vertrauensbrecher gemeinsam auf eine Schule,“ entgegnete ich sauer und stand auf. „Isa, bitte, es ...,“ begann Felix, doch ich unterbreche ihn sofort:„ Nein kein 'Isa, bitte' und auch kein 'es tut mir leid'. Es tut euch immer leid, aber ich sag euch mal was: Nicht alle Wunden heilen sofort. Und ihr habt nicht mehr das Recht mich 'Isa' zu nennen, das dürfen nur noch meine Freunde und die, denen ich vertraue,“ schnauzte ich die beiden an und ging mit meinem Teller ins Wohnzimmer, wo ich mich auf die Couch setze und dort weiter esse. Ja, ich habe meinen Brüdern noch nicht verziehen, aber wie auch immer kommt nur dieselbe Leier von Felix, nämlich 'Es tut mir leid Isa, ich haben mich von meiner Trauer leiten lassen und nicht mehr klar denken können, bitte verzeih mir'. Pah, als ob Worte wieder das Vertrauen herstellen können. Sie machen sich das viel zu leicht. Die denken allen ernstes, dass bei sowas nach einer Entschuldigung alles wieder gut ist! Wo leben die? In einem utopischen Universum ohne Streit, Hass, Gewalt, Diskriminierung und Terror, wo einem alles in die Arme fällt und Friede-Freunde-Eierkuchen ist? Wohl kaum!

Nachdem ich fertig gegessen habe, stellte ich meine Brüder ignorierend meinen Teller in die Spülmaschine, ging nach oben in mein Zimmer und machte Hausaufgaben. Obwohl das dumm ist, da ich ja ab Montag auf eine andere Schule gehe, aber als Ablenkung. Okay Hausaufgaben als Ablenkung? Ich bin wohl krank. Ach nein krank sind ja Felix und Elias. Dann hat dich bei mir nur gerade eben der Verstand verabschiedet. Um halb drei war ich trotzdem mit den Hausaufgaben fertig und habe jetzt noch eine halbe Stunde Zeit, bevor ich mich mit den anderen im Park treffe. Gerade setzte ich mich auf mein Bett und schaute nach WhatsApps, da klopfte es an der Tür. „Herein, wenn es kein Verräter ist,“ entgegnete ich darauf und Tino trat herein. „Hey Maus,“ sagte er und setzte sich neben mir aufs  Bett. „Na, schicken sie dich mal wieder vor?“, fragte ich ihn genervt. Felix und Elias haben auch nämlich immer Tino vorgeschickt, wenn ich sie mal angeschrien habe, aber nachdem ich Tino erklärt habe, dass das mein gutes Recht ist und das nix ist im Vergleich eines Vertrauensbruch, hält er sich eigentlich daraus. Naja die Betonung liegt auf 'eigentlich'. „Jaein, ich wollte nochmal über den Schulwechsel mit dir sprechen,“ antwortete er. „Okay, du hast zehn Minuten, dann muss ich los.“ „Guck mal auf der Schule sind doch deine neuen Freundinnen und Tara und Nani sollen auch auf die Schule wechseln. Außerdem ist die Schule näher an unserem zu Hause und du musst nicht so lange Bus fahren. Also was ich damit versuche zu sagen ist, dass sich für dich nicht viel ändert und du sogar Jara und deine anderen zwei neuen Freundinnen öfters siehst. Du solltest die Schule nicht unter dem Aspekt, dass Felix und Elias auch auf die Schule gehen betrachten, sondern dich auf die Vorteile beziehen,“ erklärte Tino. Hm, also wenn das so ist, hat er recht und ich kann ja Felix und Elias einfach weiter ignorieren, überhaupt hätte ich sie ja eh nur in den Pausen am Hals, wenn überhaupt. „Okay, du hast recht,“ lenkte ich ein. „Heißt das du bist mit dem Schulwechsel einverstanden?“, hakte Tino nochmal nach. „Ja, aber nur wenn Nani und Tara wirklich mit mir wechseln.“ „Das werden sie bestimmt. Leon und Emilio setzen sich schon dafür ein,“ meinte er schmunzelnd und stand auf, um mein Zimmer zu verlassen, doch kurz davor drehte er sich noch mal um. „Achja, was hälst du davon mit Felix und Elias eine Familientherapie zu machen?“, fragte er vorsichtig. Ist das sein Ernst. Als ob ein Seelenklempner Vertrauen herstellen kann? Sicherlich nicht. Überhaupt stellen Gespräche und was weiß ich, was dieser Herr Seelendoktor macht, kein Vertrauen her. „Was ich davon halte? Ich halte davon gar nichts. Man stellt doch durch Gespräche kein Vertrauen her. Vertrauen kommt dadurch, dass man sich bei der Person sicher und geborgen fühlt und das man sich verstanden fühlt und das erfolgt nicht durch Worte,“ antwortete ich ihm erklärend, worauf er nur nickte und ganz mein Zimmer verließ.

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