Angst um die Wahrheit

283 6 1
                                        

Die Fahrt über passierte eigentlich nicht viel. Immer wieder fragte mich Frau Jansen, ob ich wieder Schmerzen habe oder wie die Schwellung zustande gekommen ist. Die Frage nach den Schmerzen verneinte ich immer und auf die Frage mit der Schwellung zuckte ich einfach mit den Schultern oder sagte, dass ich das nicht wüsste. Das war sogar nicht gelogen - klar hatte ich ein paar Vermutung wie es zu dieser Schwellung kam, aber die muss ich ja nicht äußern, oder?

Nach einer gefühlten ewig langer Fahrt kamen wir am Krankenhaus an. Die Tür von hier hinten wurde aufgemacht. Die Fahrt hat nämlich nicht nur gefühlt eine Ewigkeit gedauert sie hat eine Ewigkeit gedauert, sodass ich auch nicht länger hätte liegen können. Endlich konnte ich wieder aufstehen, doch wieder wurden meine Pläne vereitelt - diesmal von Frau Jansen. „Halt, halt, halt. Du bleibst schön liegen," kommentierte sie mein aufstehen. „Warum soll ich den liegen bleiben?", fragte ich angenervt und nicht gerade in einem netten Ton. Hoffentlich hat Tino das nicht gehört, den er würde sicherlich sagen. 'Isa, mäßige dich in deinem Ton. So kannst du doch nicht mit der Ärztin reden.' Aber heute ist das Glück irgendwie nicht auf meiner Seite - aber wann ist das Glück schon auf meiner Seite; genau nie -, denn Tino stand vor dem RTW und sagte:„Isabella Delia Costa, mäßige dich in deinem Ton. So kannst du doch nicht mit der Ärztin reden." Okay, er benutzt mein ganzen Namen sonst sind es jedoch die Sätze, die ich vorausgesagt hatte. Ich verdrehte unbemerkt die Augen. Die Ärztin schien mein Ton aber nicht zu stören denn sie antwortete mir in ihrem freundlichen Ton:„ Während der Fahrt ist dein Knie noch mehr angeschwollen und eigentlich sollte die Schwellung an deinen Knie durch die Salbe zurück gehen. Deswegen machen wir jetzt eine ordentliche Übergabe und die wirst von dieser Liege später auf die andere Liegen umverfrachtet." Gibt es auch eine unordentliche Übergabe? Also echt! Dennoch nickte ich brav, was vielleicht auch daran liegt, dass Tino's strenger Blick immer noch auf mir ruht.

Also ließ ich Frau Jansen ihre 'ordentliche Übergabe' machen. Diese bestand daraus, dass ich von ihr und Herr Smit auf der Liege in die Notaufnahme geschoben wurde und mit den Worten:„ Isabella Delia Costa, 15 Jahre alt. Verdacht auf Kreuzbandfraktur und/oder Patellafraktur im rechten Knie. Die Patienten hatte kurze Angstzustände, verharmloste ihre doch starken Schmerzen erst, bekam ein Schmerzmittel und seitdem sagt sie, hätte sie keine Schmerzen mehr bekommen," an einen jungen Arzt übergeben. Frau Jansen weiß aber schon, dass ich das gehört habe, oder? Sie stellt mich ja dar, wie ein trotziges Kindergartenkind. Unerhört! Was kann ich denn dafür, dass Krankenhäuser, Ärzte und solche medizinischen Begriffe für mich fremd sind und ich Angst davor habe? Genau, nichts.
Okay, Schockraum 1 ist frei," entgegnete er darauf nur. Ist auch besser so für Ihn. In diesem Raum, den der Arzt Schockraum genannt hatte, wurde ich wie Frau Jansen es mir zu vor erklärt hatte von der einen zu der anderen Liege umgelagert. Anschließend verschwanden die Notärztin und der Sanitäter. Nun war ich mit dem Arzt und einer Krankenschwester allein im Raum. Tino wollte draußen auf die anderen warten.

Hallo, mein Name ist Dr. de Vries und das ist Schwester Anne. Ich würde dein Knie gerne mal abtasten. Wie ist das denn passiert?", stellte der Arzt sich und die Schwester vor. Meine Güte muss ich den jedem sagen, was passiert ist, das nervt allmählich. Sagen was passiert ist, müssen doch bestimmt auch die Notärzte machen. Also war die 'ordentliche Übergabe' von Frau Jansen doch nicht so ordentlich. „Ich hab im Sportunterricht ein Ball gegens Knie geschoßen bekommen und zuhause bin ich gegen die Tischkante geknallt," erzählte ich jetzt schon zum dritten Mal. „Das erklärt das Hämatom und den Fleck, aber nicht die Schwellung. Ist vielleicht sonst noch was passiert?", hakte er nach. Der Arzt ist gut, aber nicht gut genug. Nie im Leben würde ich ihm die ganze Wahrheit sagen, also zuckte ich nur mit den Schultern. Zwar schien in das nicht zufrieden zu stellen, aber er fragte nicht weiter nach sondern nahm die Schiene ab und tastete mein Knie ab. Dabei achtete ich genau auf seine Mimik. Laut Tara und Nani kannst du anhand der Mimik eines Arztes erkennen, ob es schlimm oder halb so wild ist. Wenn es schlimm ist, sollen Ärzte angeblich immer so ein ernstes und angespanntes Gesicht machen und die Stirn in Falten legen. Aber wenn es nur halb so wild ist, sollen Ärzte angeblich ein relativ entspannten Gesichtsausdruck haben.
Bei mir verhieß seine Mimik nichts gutes. Herr de Vries, oh entschuldigt Herr Dr. de Vries hatte seine Stirn in Falten gelegt und schaute ernst und angespannt. Nicht gut, ganz und gar nicht gut. Wie konnte man mich nur überreden hierher mitzukommen?

My LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt