KEIN ZURÜCK MEHR

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Seitdem Shoyo und Kenma sich wieder vertragen hatten, waren sie ständig in Kontakt. Sie schrieben nach der Schule, riefen sich am Abend an und manchmal, wenn Shoyo es schaffte, dann trafen sie sich auch. Dadurch dass Kenma wieder in seinem Leben war, ging es Shoyo viel besser. Als hätte man den wackligen Tisch, auf dem das Kartenhaus steht, repariert.

Mit Kenmas Unterstützung konnte er sich auch auf das Lernen fokussieren. Die Wochen vergingen im Flug und gleichzeitig schlichen sie vorbei wie eine Schnecke. Die Lehrer schrieben noch die letzten Tests und die meisten Schüler bereiteten sich auf die Eintrittsprüfungen in der Uni vor. Überall sah man lernende Schüler und deren neidische Blicke auf ihre Kohais. Auch Shoyo vermisste das Volleyball Training sehr und kam nicht darum manchmal nach der Schule zur Turnhalle zu laufen, anstatt nach Hause.


Und durch das ganze Lernen vergaß er, dass das seine letzten Tage als Schüler waren. Eine knappe Woche vor der Abschlusszeremonie wurde ihm das bewusst. Er würde bald keine Schule mehr besuchen. Er würde fertig sein und seinem Traum nachjagen. Freiheit, aber auch Trennung. Von seinen Freunden. Von seinen Kohai. Er vermisste sie jetzt schon.

In der letzten Woche überredete er Yachi und Yamaguchi die Mittagspausen zusammen zu verbringen, anstatt alleine irgendwo zu lernen und sogar Tsukishima gesellte sich ab und zu dazu, als wäre ihm auch bewusst geworden, dass diese Tage zu Ende gingen. Sie redeten über alles Mögliche und schufen ein paar letzte Erinnerungen. Ihnen war natürlich bewusst, dass ihre Freundschaft nicht aufhören würde, doch würden sie sich nicht mehr so häufig sehen.



Und dann kam der Tag. Shoyo machte sich am morgen hübsch. Er kämmte sein Haar, putzte sich viermal die Zähne und wurde dann nach einer strengen Kontrolle von seiner Mutter und Schwester zu seinem letzten Schultag entlassen. Die Abschlusszeremonie war nicht so spektakulär wie er es erwartet hatte. Die Absolventen saßen in der Aula. Jeder bekam sein Zeugnis und es wurden ein paar letzte Worte gesprochen. Dann waren sie frei.


Shoyo traf sich auf den Hof mit Yachi, Yamaguchi und Tsukishima. Die drei hatten in den letzten Tagen an ihren Eintrittsprüfungen teilgenommen und warteten nun auf ihre Ergebnisse. Der Volleyball Club kam dann auch noch überraschend und verabschiedete sie. Es flossen Tränen und es wurde kräftig umarmt. Der neue Captain des Volleyballclubs versprach ihnen, dass sie die Karasuno in Ehre halten würden und dass sie unbedingt zu ihren Spielen kommen sollten. Irgendwann verscheuchte Tsukishima den Club zum Training und Shoyo lief mit den anderen langsam zum Ausgang.

»Wenn wir hier jetzt raus gehen, dann sind wir keine Oberschüler mehr.«, sagte Shoyo und starrte den Ausgang an. »Stell dich nicht so an. Das Leben endet nicht.«, antwortete ihm Tsukishima und schubste ihn hinaus. »EEYY!«, beschwerte sich Shoyo, doch konnte nur lachen. Die anderen stimmten mit ein.


Yamaguchi drehte sich zu allen um. »Egal, welchen Weg einer von uns auch gehen mag, ich denke wir werden uns alle bei Shoyos Spielen wiedersehen.« Er grinste. Yachi auch. Tsukishima murrte und Shoyo lachte zufrieden. Er würde nicht allein sein.

»Ihr werdet alle baff sein, wenn ihr mich spielen seht.«, neckte er und zog alle in eine Gruppenumarmung. Alle lächelten als sie sich lösten. Auch Shoyo, doch als er dann allein mit seinem Fahrrad nach Hause fuhr, rollten ihm die Tränen über die Wangen. Er würde es vermissen. Sein Schulleben. Den Volleyball Club.



Als Shoyo von seinem Fahrrad stieg, waren seine Tränen getrocknet und er hatte die Traurigkeit vertrieben. Jetzt würde er nach vorne gehen. In seine Zukunft und damit endlich Kageyama hinter sich lassen. In seinen Träumen besaß er keinen Platz mehr.

versprochen und gebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt