DAS LETZTE LICHT IN DER DUNKELHEIT

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»Willst du mir sagen, warum du geweint hast?« Shoyo saß eingekuschelt mit Natsu auf ihrem Bett und hielt sie in seinen Armen. Durch das große Fenster von Natsus Raum schien der Mond und alles sah gespenstisch weiß aus. Auch seine und Natsus Haare waren in der Dunkelheit sehr matt und blass, doch trotzdem konnte man erkennen das es ein strahlendes Orange war.


»Ich hab über die Zukunft nachgedacht... Wenn ich mal heirate, dann hab ich keinen Vater, der mich zum Altar führt.«


Sie schwieg. Dann blickte sie ihn traurig von unten an und sagte: »Das ist ein bescheuerter Grund, oder?« Shoyo drückte sie ganz fest an sich und flüsterte ihr zu: »Das ist ein genauso guter Grund wie jeder andere.« Er schob sie wieder ein Stück von sich weg, sodass er ihr in die Augen gucken konnte. »Du darfst immer weinen. Über jeden noch so bescheuerten Grund. Doch danach musst du auch wieder aufstehen und weitermachen. Weinen ist okay, solange es nicht das einzige ist, was man tut.«


Natsu blickte ihn frech an. »Als ob ich das tun würde! Du bist doch der, der immer weint.« Shoyo machte große Augen und ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. »Oya, da will wohl jemand Ärger.« Natsu quiekte als Shoyo sie durchkitzelte. Sie wehrte sich mit Händen und Füßen, doch Shoyo ließ nicht locker. Zwischen ihrem lauten Lachen und dem Luftschnappen, flehte sie ihn an aufzuhören, doch Shoyo grinste nur. »Das hast du verdient.«


Nach dem Shoyo doch irgendwann Erbarmen mit Natsu hatte, lagen sie wieder zusammen unter der dicken Decke. Natsu Kopf auf seiner Brust, die sich langsam hob und senkte. Sie malte mit ihren Fingern Kreise und Muster auf seinen Bauch. Shoyo konnte das Gefühl nicht beschreiben, welches er empfand als er Natsu so friedlich und ruhig bei sich liegen sah.


In dem letzten Jahr war Shoyo viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen und hatte Natsu ein wenig vernachlässigt. Er hatte natürlich einen guten Grund, trotzdem fühlte er sich schuldig. Er musste als großer Bruder für sie da sein. Das war seine Aufgabe, auch wenn seine Welt zusammenbrach. Und da er es nicht getan hatte, war er eine schlechte Person. Natsu verdiente einen besseren Bruder. Nicht jemanden wie ihn, der sie nur allein ließ. Natsu hatte recht. Shoyo weinte nur noch. Und was gab er für tolle Ratschläge, wenn er sie doch selbst nicht befolgte. Er hatte soviel geweint und war nicht wieder aufgestanden. Er hatte am Anfang so oft überlegt, alles zu beenden. Alles hinzuschmeißen und aufzugeben und...


»Sho?«


Natsu blickte ihn fragend an und riss ihn damit aus seinen dunklen Gedanken. Seine Atmung war schneller geworden und sein Blick hatte sich verfinstert.


»Weißt du, du bist der beste Bruder, den ich mir vorstellen kann.«


Shoyo musste schwer schlucken und Tränen stiegen ihm in die Augen. Als hätte Natsu seine Gedanken gelesen und ihn damit trösten wollen. Er fand keine Worte. Leise liefen ihm die Tränen über die Wangen. Natsu hatte ihren Blick wieder auf seine Brust gerichtet und spielte nervös mit ihren Fingern.


»Würdest du....«, sie blickte ihn an, »würdest du mich zum Altar führen?«


Shoyo musste trocken lachen und noch mehr Tränen flossen über seine Wangen. Wie konnte seine Schwester so ein Engel sein? Mit einem breit lächelnden, verheulten Gesicht antwortete er ihr: »ja..JA! Ja, auf jeden Fall!«

Natsu wusste es nicht, aber diese Worte bedeuteten ihm soviel. Plötzlich war alles egal. Kageyama, sein Vater... was spielten diese Personen für eine Rolle, wenn er Natsu hatte. Natsu würde ihn nie verlassen. Das wusste er. Sie würde immer auf ihn aufpassen, genauso wie er immer auf sie aufpassen würde. Wenn die ganze Welt ihn verlassen würde, hätte er immer noch sie. Sie war seine Heimat. Sein Zuhause. Sie war das letzte Licht, wenn alles andere erlöschen würde. Sie war seine Schwester.




Shoyo erwachte von einem leisen Flüstern. Licht fiel durch das große Fenster und er kniff sein Augen zusammen. Shoyo lag an Natsu angekuschelt in ihrem Bett. Sie waren wohl so eingeschlafen.


»Shoyo, Natsu.«


Er blickte zu ihrer Mutter auf, die am Bettrand stand und sie sanft weckte. Auch Natsu schien wach geworden zu sein und drehte sich zu ihrer Mutter. »Na kommt ihr beiden. Es ist schon spät und ihr wollt doch nicht zuspät kommen.« Shoyo warf einen Blick auf den Wecker auf Natsus Nachttisch und stellt entsetzt fest, dass es 7:28 Uhr war. Wenn er genau jetzt los gehen würde, könnte er noch pünktlich kommen, doch er war noch im Bett.


Shoyo sprang aus dem Bett. »Los, wir müssen uns beeilen. Wir müssen sofort losfahren.« Er war schon halb aus dem Zimmer gestürmt, als seine Mutter rief. »Sho-chan, sei unbesorgt. Ich werde euch zur Schule fahren. Wir könne also gemeinsam frühstücken.«

Leicht beschämt trottete er zum Zimmer zurück und musste lachen. Ohne seine Familie würde er immer wieder kopflos losrennen. »Sho, du lachst ja wieder.« Shoyo blickte zu seiner Schwester. »Ja«, er lachte und war glücklich.





Überraschung! Am Donnerstag schon ein Kapitel fragt ihr euch? Ich hab mich entschieden diese Szene als ein einzelnes Kapitel hochzuladen und da es so kurz ist, gibt es das heute schon und ihr kriegt Sonntag noch ein weiteres! (Ich komm fast mit dem Schreiben hinterher xD)

Aber jetzt will ich euere Meinung! Wer hat genauso geheult wie ich es hab?? Ich bin so stolz auf das Kapitel xD Ich kann mich jedes Mal zum heulen bringen... Aber ich liebe auch die Hinata Geschwister <3

Ich hoffe es hat euch gefallen :) Wir sehen uns Sonntag :P Jeeeness

versprochen und gebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt