ABSCHLIESSEN

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»Tobio, wir müssen reden.« Seine Mutter stürmte mit seinem Vater ins Kageyamas neues Zimmer. Es war noch leer. Nur sein Bett und sein Schreibtisch standen darin sowie viele Umzugskisten. Er hatte sie nicht ausgeräumt. Hatte die Motivation dazu nicht. Er war einfach nur traurig. Und betäubt. Der Tod seines Großvaters war nur langsam in seinem Verstand angekommen. Immer wieder dachte er an alles Schöne. Das Training, das Coaching,... seine ganze Leidenschaft baute auf seinem Großvater auf und nun.. war er weg. Er hatte lange keinen Ball mehr angefasst. Wusste nicht, ob er das noch konnte. Er lag einfach nur den ganzen Tag im Bett und wälzte sich in Trauer. »Es geht um diesen Shoyo.«

Geschockt drehte er seinen Kopf zu seiner Mutter. »Was?« »Naja dieser Shoyo, dein "Fre...« SHOYO ! Ein Schwall von Gedanken brach über ihn hinein und damit auch Schuld. Schuldgefühle. Ihm war übel. »... möchten nicht, dass du mit einem Jungen zusammen bist. Wir sind zum Schluss gekommen, dass du diese Beziehung beenden sollst.«


Kageyama nahm nur die Hälfte wahr. Er starrte mit aufgerissenen Augen die Wand an. »Machst du das?« Er nickte abwesend. Er wollte allein sein. Jetzt nicht mit seinem Eltern reden. Er nickte abwesend und hoffte seine Eltern würden verschwinden. Und das taten sie auch. Seine Mutter legte ihm eine Hand auf die Schulter, durchwuschelte sein Haar und verließen dann sein Zimmer mit einem Lächeln. Warum lächelte sie? Für Kageyama war gerade eine Welt zusammengebrochen.


Er hatte sich gehen lassen. Wollte alles vergessen und war in Trauer versunken. Er hatte sogar ihn vergessen. Shoyo. Sein Hals war so zugeschnürt, dass es sich anfühlte als würde er keine Luft bekommen. Als würde er an seiner Schuld ersticken. Er hatte ihm nichts geschrieben. Ihm nicht Bescheid gesagt. Er war weggezogen und hatte ihn allein gelassen. Er hatte seine Versprechen gebrochen. Die Versprechen, die ihm in seinem Leben am wichtigsten waren. Nichts war wichtiger als Shoyo. Und doch...


Tränen flossen. Er weinte. Weinte, weil er sich hilflos fühlte. Weil er Angst hatte. Weil er sich schuldig fühlte. Weil er sich schlecht fühlte. Weil er sich selbst hasste. Weil er das verlassen hatte, was ihm die Welt bedeutete.


Er hatte sein Handy noch nicht wieder bekommen. Eigentlich. Doch er brauchte es unbedingt. Er musste Shoyo schreiben. Als seine Eltern auf Arbeit waren, hat er ihr Zimmer durchsucht und sein Handy in einer Schublade gefunden.


Als er es eingeschalten hatte, wurde es von Nachrichten überflutet. Nachrichten von... Shoyo. Sein Hals schnürt sich wieder zu und er zitterte leicht. Was hatte er getan. Langsam ging er auf WhatsApp und klicke auf die auf die 300 Nachrichten, die ihm Shoyo geschrieben hatte. Schuld. Soviel Schuld. Wie sollte er das jemals nur wieder gut machen. Er scrollt nach unten. Er scrollt Ewigkeiten und als er unten ankam, fiel ihm eine Nachricht ins Auge.


Ist es meinen Schuld? Bitte sag mir was ich falsch gemacht habe.


Nein! Shoyo gab sich selbst die Schuld? Kageyama musste schlucken. Er hatte jeden Fehler gemacht, den er hätte machen können und doch fragt sich Shoyo, ob es seine Schuld war. Er musste das richtig stellen. Er musste ihn trösten. Ihm sagen, alles sei gut. Dass ihn keine Schuld traf. Dass er der böse war. Dass...


Er hatte die Tastatur geöffnet und seine Finger schwebten darüber, doch.... sein Kopf, der gerade noch voller Entschuldigungen war, war jetzt wie leer gefegt. Stille. Nichts. Er wollte Befehle an seine Finger senden, irgendwas zu schreiben, doch es passierte nichts. Er starrte den Chat an. Shoyos Nachrichten. Die geöffnete Tastatur.

versprochen und gebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt