ZU VIELE GEFÜHLE

783 46 2
                                    


Kageyama kommt zurück.


Dieser Satz schwirrt in Shoyos Kopf. Er begriff es nicht. Er las die Nachricht nochmal. Und nochmal. Das ist nicht wahr. Kageyama kommt zurück. Warum? Das kann nicht sein. Das Engegefühl kehrte in seine Brust zurück. Er musste schlucken. Seine wirren Gedanken. Sie schnürten ihm die Kehle zu. Shoyo war überfordert. Was passierte gerade? Er verstand es nicht. Kageyama.... Ist das wahr? Kommt er zurück? Was, wenn... Wenn er zurückkommt..., dann... Er wusste nicht, was er fühlen sollte. Freude? Kageyama kam zurück. Angst? Kageyama kam zurück? Hass? Kageyama kam zurück. Liebe?


Tränen stiegen ihm in die Augen. Er wollte nicht weinen. Wusste auch gar nicht warum? Doch sie liefen ihm über die Wangen. Langsam. Sein Herz schlug wie wild. Es übertönte all die Umweltgeräusche. Shoyo musste hier weg. Das war sein einziger Gedanke. Weg von dem Ort. Weg von den Gedanken. Weg von allem. Er wollte allein sein.


Er rannte los. In irgendeine Richtung. Rannte so schnell er konnte. Nur weg von der Nachricht und seinen Gefühlen. Er wollte alles hinter sich lassen. Die Menschen starrten ihn an, wichen erschrocken zur Seite und warfen ihm verwunderte Blicke hinterher. Shoyo war das egal. Er wollte rennen. Nur rennen. Wollte den stechenden Schmerz in seiner Lunge spüren und das Verlangen nach Luft zu schnappen. Er wollte das erstickende Gefühl spüren, wenn man nicht mehr kann. Er wollte den Schmerz, um alles andere zu übertünchen.


Er rannte und rannte. Seine Beine wurden schwer. Er rannte. Sein Haar war ganz zerzaust. Er rannte weiter. Er schnappte nach Luft und hechelte. Doch er rannte weiter. Sein Kopf schmerzte. Ihm war wieder übel. Er rannte weiter. Er fühlte sich so schwach. Seine Beinen würden jeden Moment nachgeben. Seine Lunge blutete. Jedenfalls fühlte es sich so an. Er rannte. Noch ein Stück. Und noch ein Stück. Er rannte....und wurde langsamer.


Shoyo röchelte nach Luft. Er würde sterben. Das dachte er. So fühlte es sich an. Vielleicht wünschte er sich das auch. Er fiel aus seine Kniee und fasste sich an die Brust. Schwer hob und senkte sie sich. Seine Augen tränten. Sein Hals fühlte sich wund an, blutenden. Seine Atemzüge wurden langsamer. Er beruhigte sich, nahm einen tiefen Atemzug nach dem anderen. Konzentrierte sich nur auf das Verlangen nach Luft und den Schmerz. Für einen Moment hatte er es geschafft. Shoyo hatte an nichts denken können. Dann brach alles wieder über ihn hinein.


Kageyama kommt zurück.


Es brüllte in seinem Kopf. Schrie, damit er nicht vergaß. Shoyo schrie zurück. Ein reines Chaos in seinem Kopf. 

Warum? Warum! Das darf nicht sein. Er! Warum? Bitte! Nein. Es ist... Warum?

Er schlug mit der Faust auf den Boden. »Fuck«, schrie er. Seine Hand schmerzte. Er stand auf und lief los. Sein Kopf war ein einziges Wirrwarr. Unübersichtlich. All seine Ordnung... hinüber. Es war als hätte eine Bowlingkugel das sorgfältig wieder aufgebaute Kartenhaus komplett überrollt.


Er wusste nicht, wo er war. Er sah nur die Bushaltestelle, auf die er sich zu bewegte und den Bus, der zufälligerweise gerade kam. Er stieg ein und setzte sich irgendwo hin. Er umklammert sein Handy. Er krallte sich so fest, dass seine Hand leicht zitterte. Er starrte auf einen Punkt in der Rückenlehne des Sitzes vor ihm. Er hörte nichts. Es war alles wie ausgeblendet. Seine Gedanken wirbelte herum und veranstalteten einen Lärm, der nicht auszuhalten war. Er konnte nichts verstehen. Außer einen Satz, der immer wieder wiederholt wurde.

versprochen und gebrochenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt