Shoyo kam es vor, als wäre er in der Zeit zurück gereist. Es war wie vor einem Jahr. Nur, dass die Rollen vertauscht waren. Über all die Nummern, Social Media und Apps, über die Shoyo versucht hatte Kageyama zu erreichen, versuchte nun Kageyama ihn zu erreichen. Shoyo war überrascht, all die Profile zu sehen, von denen er blockiert war. Nun kam er nicht drum herum, sich die Fotos auf Kageyamas Instagram anzugucken.
Es waren nur wenige neue Bilder hochgeladen. Alle alten Bilder von Kageyama und ihm waren verschwunden. Das traf Shoyo mehr als er gedacht hätte. Auf den neuen Bildern war oft ein Strand zu sehen. Es gab einige Landschaftsfotos und auch hin und wieder einen Volleyball. Kageyama hatte nur ein Foto von sich in dem letzten Jahr hochgeladen. Es war ein verwackeltes Ganzkörperbild von ihm wie er am Strand stand mit einem Stein in der Hand und in die Ferne blickte. Shoyo fragte sich wer wohl dieses Bild aufgenommen hatte. Dann fiel sein Blick auf die Bildunterschrift und er runzelte die Stirn.
Wie entschuldigt man sich am besten?
Was soll das denn jetzt heißen? Warum fragte Kageyama sowas Bescheuertes. Man musste einfach nur... einfach nur... Shoyo hatte keine Antwort. Er klickte auf die Kommentarspalte, um sich die Antworten anzusehen. Es wurde viel Müll geschrieben, aber ein paar Leute hatten die Frage auch ernst genommen.
Sei ehrlich mit deinen Gefühlen und versuch sie deinem Gegenüber auch richtig zu vermitteln. Halbherzig wird das nix.
Shoyo war überrascht. Das war... wirklich hilfreich. Er würde sich das merken. Sein Handy vibrierte und eine neue Nachricht von Kageyama ploppte auf. Shoyo ignorierte sie und schaltete sein Handy aus.
Er wollte sich nicht mit Kageyama beschäftigen. Er hatte ihm deutlich gesagt, dass er nicht zu ihm zurück gekrochen kommen sollte. Und das tat Kageyama gerade. Shoyo hatte die Nachrichten nicht gelesen, aber er hatte gesehen, dass er geschrieben hatte, dass er mit ihm reden wollte und dass er ihm dringend was zu sagen hatte.
Was kümmerte das Shoyo? Kageyama hätte viel früher mit ihm reden sollen. Er hätte ihm alles schon vor einem Jahr erklären sollen. Er hätte erst gar nicht weggehen sollen. Für Entschuldigungen war es zu spät. Viel zu spät. Shoyo hatte lange gewartet. Das ganze Schuljahr lang. Vielleicht hätte er ihm dann sogar noch verziehen. Doch jetzt war es zu spät. Er hatte mit ihm abgeschlossen und erwartete keine Entschuldigungen oder Erklärungen mehr.
Shoyo verbrachte seine Tage mit Trainieren und Lernen und mied sein Handy, da Kageyama echt hartneckig war und ihn mit Nachrichten bombardierte. Überall. Er machte sich nicht mehr die Mühe die Nachrichten anzuschauen und löschte sie einfach sofort. Jeden Tag war er ein bisschen mehr genervt, doch auch ein Samen Neugier wuchs langsam in seinem Herzen heran. Ein bisschen wackelte sein Entschluss Kageyama zu ignorieren, doch es war nicht genug. Kageyama zeigte jetzt mal seine ehrgeizige Seite, doch das änderte das letzte Jahr nicht. Gar nichts würde das letzte Jahr ändern. Es gab keine Hoffnung.
Ein paar Tage später hörte der Nachrichten Sturm auf. Shoyo war sogar ein bisschen enttäuscht. Hatte Kageyama jetzt aufgegeben? Shoyo sollte sich das nicht fragen, das wusste er, doch konnte er es nicht unterdrücken. Von Kageyamas anfänglichen Ehrgeiz war jetzt nichts mehr da.
~~~
An der Haustür wurde geklopft und Shoyo murrte genervt auf. Wer war das denn? Es war mitten in der Woche um die Mittagszeit. Shoyo entknotete die Decke und stand vom Sofa auf. Wer war dieser blöde Typ, der ihn zum Aufstehen zwang?
Es klopfte nochmal energisch an die Tür und dann erklang eine Stimme. Seine Stimme. Kageyamas Stimme. Shoyos Herz begann wild zu klopfen und er versteckte sich hinter einem Regal im Flur. Was machte er denn hier?
»Shoyo? Hörst du mich? Ich weiß, dass du da bist. Bitte.«
Kageyama klopfte wieder gegen die Tür.
»Es tut mir leid. Ich... verdammt ich weiß, dass ich Scheiße war. Ich... kann mir selbst nicht verzeihen. Aber... ich möchte mit dir reden. Es dir erklären. Mehr nicht.«
Shoyo Herz trommelt. Sein Körper war erstarrt und er wagte es nicht, sich irgendwie zu bewegen.
»Tut mir leid für die Störung. Ich hoffe du gibst mir die Chance. Wenn ja, du weißt ja wie du mich erreichen kannst.«
Dann Schritte und Kageyama war weg. Shoyo atmete laut aus. Er hatte die Luft angehalten. Was sollte er jetzt nur tun. Kageyama hatte wohl doch noch nicht aufgegeben. Sonst wäre er nicht extra zu Shoyos Haus gekommen. Sollte er ihm die Chance geben? Sollte er Kageyama anhören? Was wenn er ihn anlog? Aber gerade klang er sehr ehrlich...
Diese Gedanken folgten ihm noch den ganzen Tag und als er Abends im Bett lag, waren sie immer noch da. Shoyo wusste einfach nicht weiter. Seine Zimmertür wurde leise geöffnet und er sah wie sich Natsu rein schlich. »Hey«, flüsterte sie leise und kletterte zu Shoyo ins Bett. »Alles gut?, fragte sie.
Shoyo lächelte zart und sagte: »Nein.« Natsu erwiderte sein Lächeln und flüsterte: »Ich weiß. Man hat es dir heute angesehen. Was ist los?« Shoyos Lächeln erstarb und er blickte zur Decke. »Viel. Sehr viel.« Er überlegte wie er es in Worte fassen sollte und fragte dann einfach: »Was würdest du tun, wenn ein Freund dich irgendwie verletzt hätte und jetzt nach langer Zeit versucht sich zu entschuldigen. Würdest du ihn anhören?«
Natsu schaute ihn wissend an und antwortete mit warmer Stimme: »Ja. Ich weiß, dass es schwierig sein könnte, aber wenn ich ihn in irgendeiner Weise noch als Freund sehen sollte, dann ja. Weißt du, Menschen machen Fehler. Und manchmal brauchen sie einfach sehr lang um diese zu erkennen oder den Mut zu finden sich für diese zu entschuldigen. Man kann Niemanden verurteilten solange man nicht seine Geschichte und Sicht der Dinge kennt. Es kann ja auch alles nur ein Missverständnis gewesen sein, oder es gibt Gründe, die mitverantwortlich sind. Gründe, die dich vielleicht verstehen lassen. Also sprich mit ihm. Du wirst es nur bereuen, wenn du es nicht tust. Und du wirst ihn dann endlich verstehen können.«
Shoyo war irgendwie erleichtert. Hier war die Antwort auf seine Frage, was er tun sollte. »Danke«, flüsterte er und kuschelte sich an Natsu. Zusammen schliefen sie ein. Natsus Licht würde ihm wohl immer den Weg weisen.
Nach dem Trubel vom letzten Kapitel, erstmal ein bisschen Ruhe. Aber es geht auf das Ende zu! Es sind nur noch wenige Kapitel. Ich habe jetzt alles fertig geschrieben und bin eigentlich sehr zufrieden. Ich bin sehr gespannt, was ihr zu dem nächsten Kapitel sagen werdet ;)) Doch das erst nächste Woche.
Ich wünsche euch einen schönen Sonntag
Jeeeness
DU LIEST GERADE
versprochen und gebrochen
Fanfiction~~Ich schwöre das und dass ich dieses Versprechen niemals brechen werde.~~ Die wichtigste Person in Shoyos Leben war Kageyama. Sie kannten sich seit ihren Kindheitstagen und gaben sich ein Versprechen immer auf den anderen Acht zu geben. Doch dieses...