Es waren Wochen vergangen seit Shoyo Kenma das letzte Mal gesehen hat. Er hatte ihm ab und zu mal eine Nachricht geschrieben und ihm mitgeteilt, dass alles in Ordnung bei ihm war, doch hatte Kenma nie so richtig darauf geantwortet.
Manchmal fragte er sich, ob Kenma jetzt die Freundschaft beenden würde. Er hatte Angst seinen besten Freund zu verlieren, doch er konnte nichts tun. Kenma jetzt zu bedrängen, würde nichts bringen und es vielleicht sogar nur verschlechtern.
Shoyo musste sich ablenken. Er blickte auf das Gedicht, welches ihr Japanischlehrer gerade ausgeteilt hatte. >Wie kann ich es ertragen von Monika Minder<stand als Überschrift. Er ahnte Schlimmes. »Hinata-kun, lies es bitte einmal laut vor.«, verlangte sein Japanischlehrer.
Er stand auf und nahm das Blatt Papier in die Hand.
»Wie kann ich es ertragen,
dass noch eine Sonne lacht,
dass Morgen wieder kommt und dunkle Nacht.
Wie kann ich es ertragen,
dass alles weitergeht,
dass Uhren gehn und Glocken schlagen,
wie wenn der Wind gar nichts verwehte.
Wie kann ich es ertragen,
dass ich dein Auge nie mehr seh...«
Shoyo musste schlucken. Kageyama. Warum sprach dieses Gedicht so sehr über ihn. Er musste sich beherrschen. Er konnte jetzt nicht zusammenbrechen. Mit kratziger Stimme fuhr Shoyo fort:
»dass wie in deinen Lebenstagen
mein Herz zur Sonne geht.
Wie kann ich es ertragen?«
Er setzte sich schnell wieder hin und wischte sich über die Augen. Fuck, er durfte jetzt hier nicht heulen. »Vielen Dank, Hinata-kun. Nun, kann mir jemand anderes eine Deutungshypothese geben?«
Shoyo blendete seinen Japanischlehrer aus und blickte auf das Gedicht. Er spürte ein Stechen in seinem Herzen. Wie kann man sowas ertragen? Jeden Tag begegnet er Dingen, die ihn an Kageyama erinnern. Kein Tag ist eine Ausnahme. Shoyo hatte gelernt sich daran zu gewöhnen. Dieses kleine Stechen würde nie verschwinden...
~~~
Die Klingel, die den Unterricht beendet, erklang und Shoyo schreckte aus seiner Konzentration. Er hatte es geschafft den Rest des Unterrichts konzentriert mitzuarbeiten und Kageyama und Kenma völlig auszublenden. Shoyo packte seine Japanischsachen in seine Schultasche und nahm seine Trainingstasche unterm Tisch hervor. Zwischen dem letzten Unterricht und dem Volleyballtraining war immer ein bisschen Zeit, weswegen er sich Zeit ließ und erst aus dem Zimmer ging als schon fast alle seiner Mitschüler weg waren.
»Hinata-kun, warte kurz!«
Shoyos Japanischlehrer hielt ihn auf und winkte ihn zu dem Lehrertisch. Er drehte wieder um und ging zu seinem Lehrer. »Hinata-kun, ich wollte nur sagen, dass du in letzter Zeit immer sehr gut mitarbeitest und sich deine Leistungen auch rapide verbessert haben. Das ist wirklich gut. Mach weiter so!«
Shoyo nickte leicht und murmelte ein leises Danke. Er schlenderte wieder aus dem Klassenzimmer in Richtung Turnhalle. Sein Japnaischlehrer hatte es nicht gesagt, aber Shoyo wusste, dass er sich Sorgen um seine Noten gemacht hatte. Anfang seines dritten Jahres hatte er mehrere Wochen gefehlt und auch als er wieder da war, hatte er nicht gut mitgearbeitet und schlechte Leistungen erbracht.
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versprochen und gebrochen
Fanfic~~Ich schwöre das und dass ich dieses Versprechen niemals brechen werde.~~ Die wichtigste Person in Shoyos Leben war Kageyama. Sie kannten sich seit ihren Kindheitstagen und gaben sich ein Versprechen immer auf den anderen Acht zu geben. Doch dieses...