Lacrymosa

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Inspiriert von dem Song Lacrymosa von Evanescence

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Es war ein kalter Tag mit tief hängenden Wolken, einer frischen Brise, leichtem Sprühregen und ohne die Farbe des Himmels. Ich würde ihn kein letztes Mal sehen. Meine Füße sackten im Schlamm des Boden ab. Die Ketten hingen schwer, die Fesseln schnitten mir das Blut ab, rieben an der Haut, verursachten Schmerz. Doch dieser Schmerz war nichts zu vergleichen mit dem unbändigem in mir drinnen. Dieses Leid, dieser Kummer, der Liebeskummer, der schuldig ist für meinen Tod. Die Todesstrafe stand mir bevor.

Dann blieb der Mann, welcher meine Ketten hielt, vor mir stehen. Ich tat es ihm nach, hielt meine nackten Füßen beieinander, bedeckt mit Schlamm waren sie. Benommen sah ich um mich. Eine Masse von Menschen, die zu mir starrten. Zu mir, ich, die die auf einer kleinen Bühne stand. Eine Bühne auf der bald das kleine Schauspiel des Todes vorgespielt wird, grausam, doch verlockend und süß.

"Dieses Mädchen wird wegen Gotteslästerung und Belästigung der Prinzessin, Lacrima von Rosental ..." Bei diesen verzückenden Worten hörte ich nicht mehr zu. Lacrima von Rosental, der schönste Name für das schönste Mädchen, meine Liebste. Es war wie der klebrigste Honig, der meine Gedanken versüßte und mir wieder einmal ein Lächeln auf die Lippen zauberte, auch wenn gerade mein Todesurteil vorgelesen wurde und ich weiß, dass ich sie nie wieder sehen würde. "-Zu Tode verurteilt wird. Erhebt irgendjemand Einspruch?" Alles war still, immerwährend still. Nur der Regen fiel sanft auf mich ein, während man seinen beruhigenden Klang vernehmen konnte. "Kein Einspruch?", wiederholte der Mann mit gekünstelter Überraschung , "Nun gut, dann-" "Ich erhebe Einspruch!" Wie von einem Dämon ergriffen sah ich auf, von der zarten Stimme hypnotisiert. Lacrima, meine Liebste, stand neben dem König in der vordersten Reihe, ihr Blick so feurig wie immer, ihr dunklen Haare hingen triefnass vom Regen hinab. Sie sah aus, wie an dem Tag, als ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Der Tag an dem ich mit meinem Vater im Schloss gewesen war und mit meinem Vater eine Torte für ein großes Fest gebracht hatten. Mein Vater war so überglücklich vom König eine Bestellung zu haben. Ich hatte ihm zu gesehen und durfte mit ins Schloss. Und da stand meine Lacrima mit noch triefenden Haaren vom Bad. Dieses Bild hatte sich so in meine Gedanken eingebrannt, ich konnte diese Schönheit nicht vergessen.

Ich hatte etwas getan, was ich nicht hätte tun sollen.

Die Masse der Menschen sah erschrocken zur Prinzessin. Gemurmel fuhr herum. Mein Blick, mein Lächeln, war auf Lacrima gerichtet. Tränen flossen herab, doch der Regen spülte sie fort, für immer. Meine Liebe...

"Dieses Mädchen", rief die Prinzessin mit fester Stimme, "ist zu unrecht verurteilt! Sie hat mir nichts getan. Sie hat auch nie über den heiligen Vater gelästert." Ihre Augen, solch einen Glanz. Ihr Ausdruck, so vernichtend schön. "Aber Prinzessin, dieses dreckige Kind ist in ihr Schlafgemach eingedrungen.", entgegnete der Mann neben mir entsetzt, "Sie hat versucht sie zu vergewaltigen! Wir akzeptieren keine Menschen in diesem Königtum, die ihres gleiches Geschlechtes lieben. Es ist nicht Gottes Wille, Prinzessin." Der Blick Lacrimas war noch immer fest, doch sie anwortete nicht. Ich sah auf den Boden, fasste meinen Mut zusammen. "Ich...", zitterte meine Stimme leise und ich schluckte noch einmal. "Es ist wahr...", begann ich noch ein mal, "Ich bin in das Schlafgemach eingedrungen. Und ich habe versucht die Prinzessin zu küssen. Ich war getrieben von unbändiger Liebe, die in mir seit Ewigkeiten schlafen. Und ja, ich liebe ein Mädchen und ich weiß, dass ich bestraft werden muss dafür. Ich weiß nicht warum und wieso ich Prinzessin Lacrima  liebe, doch ich weiß, dass ich sie aus tiefsten Herzen liebe." Ich atmete tief ein und sah auf. Man sah mich an. Ich zitterte. "Vielleicht ergreift der Teufel besitz von mir oder irgendein anderer Dämon, aber ich liebe sie, ich liebe sie so sehr..." Tränen flossen weiter hinab. "Und deswegen muss ich sterben. Dies soll meine Strafe sein." Der Mann neben mir nickte. "Das Mädchen wird sterben!"

"Nein!", rief sie, "Nein, sie darf nicht sterben, nein!" Sie stand auf, rannte los. Regen prasselte in ihr Gesicht. Ich wusste nicht was geschah, fassunglos, wortlos. "Meine Mina darf nicht sterben." Sie rannte das Podium hoch, an dem Mann vorbei, umarmte mich mit Tränen gefüllten Augen. "Ach, Lacrima, nicht weinen... Du weißt es ist besser für uns.", flüsterte ich leise. "Mina, ich liebe dich doch. Ich kann nicht ohne dich leben. Das würde alles keinen Sinn sonst mehr machen." Ich schwieg, musste weinen. Doch ein Lächeln weilte auf meinen Lippen. "Siehe zu mir...", wisperte ich. Meine Liebste sah auf, schön wie immer, und küsste mich so innig. Ein Kuss, der meine Sorgen wegblies, doch eigentlich nur noch vermehrte. So warm, so leidenschaftlich, unwert einen Kuss zu nennen.

"Satan hat von beiden Besitz ergriffen. Sie müssen sterben."

Der Regen prasselte weiter.

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Lacrima, ae - lateinisch für Träne

Mina soll auf irgendeiner Sprache Liebe bedeuten

Gloomy Time Killers #Wattys2014Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt