Morbid Times

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"Sie ist definitiv verrückt." Einer der Männer fuchtelte wild mit den Armen und wies auf eine zierlich Gestalt, welche zusammen gekauert in der Ecke saß. "Sieh sie dir doch an. Man sieht es förmlich an ihren Augen." Seine Stimme zitterte wütend und gereizt.

Die zierliche Gestalt starrte den angesprochenem Mann an, ihre kummervollen Augen waren erfüllt von unendlicher Sehnsucht und tiefster Trauer. Doch sieh rührte sich nicht, sagte nichts, sie tat nichts. Sie saß nur da und starrte den Mann unverwandt und mit träumenden Blickes an.

Dieser Mann nickte ruhig, seine Arme waren verschränkt und sein mageres Gesicht war vom Nachdenken geprägt. Er blickte zu ihr und dann wanderte sein Blick zurück zum gegenüberliegendem Mann. "Sie wird sich erholen. Noch ist sie in Trauer versunken. Verstehst du nicht, George? Sie hat ihn mit vollem Herzen geliebt. Sie waren jung, glücklich, gerade verlobt und jetzt... Jetzt ist Cath alleine, hat alles verloren. Ihre gesamte Existenz." Der Mann hielt inne und sah zu ihr hinüber. Die wässrige Augen des Mädchen sahen ihn an. Sie waren abwesend, doch sie sahen ihn an. "Wenn dir derartiges passieren würde, würdest du genauso reagieren.", flüsterte der Mann beinahe und lächelte dem Mädchen sanft zu.

Der Mann namens George hatte plötzlich eine steinernde Miene auf gesetzt. "Nein, da liegst du falsch, Chris. Ich sehe tote Menschen, jeden Tag. So etwas würde mich definitiv nicht in den blanken Wahnsinn treiben."

"Das ist etwas anderes. Ich meine, wenn jemand äußerst nahestendes verstirbt..." Chris verstummte und sah zu Boden. Er wollte keine Dikussion anfangen. Nicht vor ihr, ihrem künmerlichen Dasein

Auch George schwieg.
Alles war ruhig. Man hörte nur gelegentlich Tränen, welche auf den kalten Betonboden trafen.

Chris wechselte das Gesprächsthema. "Woher kanntest du Peter?" Es folgte ein trauriger Seufzer und eine angespannt Lage. Dieses Thema war dünnes Eis.

"Wir waren Nachbarn. Er war nett, immer höflich." George lächelte kaum merklich. "Einmal luden er und Cath mich und meine Familie zum Kaffee ein. Es war ein netter Nachmittag. Die beiden erzählten..." Er verstummt ganz plötzlich und sah zu dem Mädchen. "Jetzt ist sie allein. Ohne ihn."

Es folge unangenehme Stille, daraufhin ein Schluchzer, dann ein leise, heiserne Worte. "Nein...", flüsterte das Mädchen krächzend, "Nein." Zitternde stand sie auf. Ihre Augen waren rot und verquollen, ihre Haare zerzaust, ihre Wangen gerötet.
Leicht starr und unsicher ging sie ein paar Schritte auf die beiden Männer zu, welche verwirrt und irritiert von ihren Worten da standen.
"Ich bin nicht allein... Ich bin nicht allein. Er ist da. Er ist noch da!" Ihre Stimme wurde immer lauter, ihre Worte waren unterbrochen von der Trauer.
Ihre Augen... Ihre traurigen Augen gefüllt mit einer solch traurigen Sehnsucht, wie man sie nur von der Tragödie Romeo und Julias kannte.

Das zerbrechliche Mädchen sah zum Boden und senkte ihre Stimme wieder. "Ihr denkt ihr könnt ihn mir weg nehmen. Ihr denkt, ihr seid schlauer als ich." Ihr Blick wandelte sich zu Wut. "Aber nein, ihr irrt euch. Ihr könnt mich nicht von ihm trennen. Nichts kann das. Nicht der Tod, nicht der Irrsinn und vorallem nicht ihr. Ich höre seine Klagerufe klar und deutlich. Ich höre seine Liebe zu mir...", sie wurde leiser, "Er singt zu mir..." Sie brach ab. Ein Schluchzer gefolgt von der Ohnmacht viel über das Mädchen her.

Nun lag sie da, in Mitten ihrer Tränen, umhüllt von ihren Zorn, umrandet von verwirrt dreinblickenden Männer, welche nichts taten, als über das Unglück des Wahnsinns zu reden.

Gloomy Time Killers #Wattys2014Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt