The taste of honey

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Der Wind wehte durch meine Haare und das Bonbonpapier knisterte leise in meiner Hand. Es war beruhigend, obwohl es so viele Schmerzen herbei trug. Schmerzen in meiner Seele und Schmerzen in meinem Herzen. Tief sitzend und niemals heilbar.

Warum war es denn nur passiert? Warum war es ihr passiert? Meiner kleinen Yui. Die, die mir doch so sehr am Herzen lag, wie kein anderer Mensch auf dieser nun leeren Welt. Es war, als würde jemand versuchen mir alles zu nehmen, was mir Freude bereitet und das war nun mal nur meine kleine Yui.

Wie sie gelacht, wenn ich mit ihr gespielt hatte. Wie sie geschlafen hat, nachdem ich ihr eine Gute Nacht Geschichte erzählt hatte. Oder wie ich sie getröstet hatte immer dann, wenn sie Angst und Trauer verspürte... All diese Erinnerungen schmerzten bittersüß.

Ich sah in meine Handfläche. Dort lag noch immer das kleine Bonbon aus Honig, welches sie mir gestern gegeben hatte. Es war ihr letztes gewesen und ich hatte es bekommen. Sie hat gelächelt dabei. Yui war so großherzig gewesen und so süß...

Doch nun war sie nicht mehr. Man hat sie mir genommen. Man hat mir alles genommen und ihr auch.

Ich starrte in die Ferne, zum Horizont, wo gerade die letzten Lichter der Sonne verschwanden und es dunkel wurde. Ihr hätte es gefallen. Yui hätte gelächelt und fröhlich gequiekt, dass sie diesen Moment nie vergessen würde.

Ich hätte ihn auch nicht vergessen. Kein bisschen. Denn die Zeit mit ihr, war die beste Zeit. Ohne sie, wäre es öde, monochrom. Es war grau.

Ich schluckte traurig. Ein Kloß steckte ihn meinem Hals. Diese Trauer, verspürte ich überall in meinem Körper- von oben bis unten. Nur weinen konnte ich nicht. Nicht mehr.

Also schweifte meine Augen Blickes leer umher bis sie wieder auf das winzige Bonbon in meiner Hand trafen.

Ich lächelte kurz und öffnete knisternd das Bonbon und schob es in meinen Mund. Der warme, wohlige Geschmack des vollen Honigs breitete sich aus, es war so süß, genau wie sie.

Ich schloss die Augen, nahm noch einmal die kühle Abendluft auf und nahm Anlauf. Der Anlauf in den frei gewählten Tod. Dann sprang ich mit ein paar großen Schritten Anlauf von dem Dach des Hochhauses hinab in die Tiefe - mit dem Geschmack des Honigs im Mund und den Gedanken an das Mädchen, welche ich bald wieder sehen würde, vor meinen Augen.

Gloomy Time Killers #Wattys2014Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt