Rose in December

11 3 0
                                    

Weiße Flocken fielen auf meinen dunklen Mantel hinab und glitzerten darauf, wie die Sterne in der schwärzesten Nacht.
Leise atmete ich eine Wolke aus winzigen Eiskristallen aus und rieb mir die Hände. Langsam wanderte mein Blick gen Himmel, welcher liebgekost wurde von kleinen, kalten Schneeflocken.
Mir war kalt, eiskalt. Mein Körper befiel mir, mich zu bewegen, doch blieb stehen- nur für ihn.
Mein Blick wanderte wieder hinab zum verschneiten Boden, während dessen ich mir eine rote Strähne aus dem Gesicht schob.
Ein Lächeln umspielte zaghaft mein Lippen, wie jedes Mal, wenn ich an ihn dachte... Oder die Rose sah.
Bei dem Gedanken an die Rose, huschte meine dunkles Augenpaar zu meiner Tasche, die ich über die Schulter geschwungen hatte. Die Rose ruhte dort drin und ihr weinrotes Köpfchen sah zögernd hinaus. Eisblumen zierten ihre eleganten Blätter und ließen sie zum Glänzen bringen.
Langsam zog ich die zage Blume aus ihren Gefängnis und hielt sie gen Licht der Abendsonne. Ihr langer, dürrer Stiel lag kalt und starr in meinen Fingern, die sie umspielten, geauso wie das weite Lächeln auf meinen roten Lippen.
Sie war die Rose, die meine Liebe erzählte. Sie war die Rose, welche er mir gegeben hatte an dem Abend...
Es schien für mich als wäre es schon Ewigkeiten her, doch dieser Abend waren erst wenige Stunden vergangen. Dieser letzte Abend waren Stunden des Glückes und der Freude. Stunden meiner Liebe, Stunden seiner Liebe...
Ein kalter Windstoß wirbelte den leichten Puderschnee um mich herum auf und ließ ihn tanzen, tanzen in die Abemdsonne hinein.
Wie lange stand ich hier nun schon? Ich wusste es nicht, für mich wirkte es wie eine Unendlickeit, eine Unendlickeit des Wartens und der Kälte. Mittlerweile waren meine Hände, die Rose fest hielten, schon taub, genauso wie meine Wangen, doch das Lächeln war nicht aus meinem Gesicht gefegt. Ich atmete tief durch, eine Wolke aus Eiskristallen flog an mir vorbei. Der Wind pfiff an mir vorbei.
Die Sonne senkte sich immer weiter, ich war noch immer alleine. Er kommt nicht, sagte ich mir plötzlich. Überrascht von mit selbst, senkte ich Hand und Kopf, das Lächeln verschwand. Aber warum? Er hatte es mir doch versprochen. Ein Zittern huschte über meine Lippen die sich verzogen. Nicht weinen, flüsterte ich mir zu, doch es half nicht. Warme Tränen flossen über taube Wangen. Ich kniff meine Augen zusammen, in der trügerischen Hoffnung, dass der Tränenfluss enden würde. Vergebens.
Warum..., flüsterte ich, Warum?! Ich fiel auf die Knie, die Rose fest an mich gepresst. Immer wieder wiederholte ich das Worte, unterbrochen von Schluchzen, welches immer lauter wurde. Ich drückte die Rose immer näher an mich heran, ich merkte wie sich ein Stacheln in meine tauben Finger bohrte.
Dann hörte ich ein leises Knacken. Ruckartig hörte ich auf zu weinen, schaute entsetzt und verzweifelt auf. Nein!
Ich spürte, wie im nächsten Moment mein Körper auf den weichen Schnee aufschlug und ich die Rose losließ. Kälte griff nach mir, griff nach meinem Herzen.
Die Rose landete nur wenige Längen enfernt. Ihre Schönheit wurde nun von unschuldig weißen Schnee umspielt. Ihre Schönheit... gebrochen. Gebrochen von der Verzweiflung, welche unendliche Liebe nach sich zog.
Gebrochen lag sie da.
Kristallene Tränen fingen wieder an zu fließen, die Eiseskälte war vergessen. Ich hob meine Hand und spreizte die Finger nach der Rose. Doch tropfte warmes Blut aus meinem Finger hinab. Hinab auf das Symbol der Liebe, umrandtet von kalter Unschuld. Die zarten Eisblumen, die die Rose umspielten, färbten sich schlagartig tiefrot. Ich zog meine Hand zurück. Zurück, damit der verwundtbaren Rose nicht noch mehr passierte. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Mantel, versteckte meine Tränen und blieb liegen, umzingelt von kaltem Schnee, pfeifendem Wind und unendlicher Trauer.



















Vielleicht waren es gestern keine Stunde seiner Liebe gewesen... Nur meine... Oh, wie ist doch die Liebe trügerisch!

Gloomy Time Killers #Wattys2014Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt