Die Zugfahrt./Kapitel 3

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Die Woche, die ich mit meiner Mutter im tropfenden Kessel verbracht habe, fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Lediglich zum Essen habe ich mein Zimmer verlassen. Meine Mutter hat darauf bestanden, jeden Tag mit den Wealsey zu essen, sie wollte unbedingt, dass ich mich mit ihnen anfreunde, um mein Ankommen in Hogwarts nicht noch schwerer zu gestalten.

In der zwischen Zeit war sogar der berühmte Harry Potter in dem Pub angekommen. Lediglich von meiner Mutter erfuhr ich, dass er der einzige Mensch war, der jemals den Todesfluch überlebt hatte. Ich war relativ froh darüber, dass sich mich nicht dazu gedrungen hatte, mit ihm zu reden. Jedoch erfuhr ich, das er im selben Jahr war wie ich. Genauso wie das sonderbare Mädchen, welches nur einen Tag vor Harry eintraf. Sie schienen eine eingeschworene Gruppe zu sein. Jedoch waren die Streitereien zwischen dem Mädchen, dessen Name Hermine war, und Ron Weasley nicht überhörbar. Aus meinem Zimmer hörte ich beinahe täglich, wie Ron sich über ihre Katze beschwerte, sie wolle seine Ratte umbringen. Verübeln konnte ich es ihm nicht, wenn jemand mein Haustier umbringen wollen würde, hätte ich keinesfalls anderes reagiert.

Dann war der Tag gekommen, der Tag, vor dem ich mich so sehr fürchtete, der Tag, an dem jeder merken würde, wessen Tochter ich bin. Ich hätte es nicht verhindern könne, das war mir klar. Jedoch von einer Wende in dem Fall, wie eine plötzliche Fassung des frei laufenden Sträflings und unsere Rückkehr nach Amerika, war ich nicht abgeneigt. Bis zu dem Betreten des großen Kings Cross Bahnhof habe ich mir so sehr gewünscht einfach aufzuwachen, dass alles nur ein Albtraum war.

Zusammen mit meiner Mutter suchten wir unseren Weg durch die Menschenmasse. Einige gingen gelassen, andere standen unter großen Druck ihren Zug noch rechtzeitig zu erwischen. Und mittendrin stand ich, ohne nur eine Ahnung zu haben, wo wir hingingen. "Gleis neun drei Viertel" stand groß auf meinem Zugticket, doch zwischen Gleis Neun und Zehn stand nur ein Pfeiler,

"Du kannst ein bisschen Anlauf nehmen", sagte meine Mutter.

"Durch die Wand?" fragte ich verwirrt.

"Ja, einfach darauf zu laufen. Ich weiß, zum ersten Mal kann es sehr angsteinflößend sein-"

"Ich hab doch keine Angst" sagte ich empört zu ihr und lief los. Kurz vor dem Pfeiler schloss ich meine Augen. Ich dachte, dass ich jeden Moment mit voller Kraft gegen den Pfeiler donnern würde, doch da war nichts, nur lautes Gepolter, Gelächter und Gerede. Ich öffnete meine Augen und stand vor einem weiteren Gleis. Dort wartete ein großer alter Zug, mit der Aufschrift "Hogwarts Express"

Der Steg war gefüllt mit Schülern und deren Eltern. Sie schoben ihren großen Kofferwaagen durch die Gegend. Auf einigen stand, wie bei, ein Käfig. In manchen saßen Eulen und in anderen waren Katzen. Doch am auffälligsten war ein Junge mit seiner Kröte.

"Der Zug fährt in knapp 15 Minuten ab." Meine Mutter legte ihre warme Hand auf meine Schulter, "Du weißt, dass ich dich unendlich liebe. Du bist ein starkes und wunderbares Mädchen, lass dir von niemanden einreden, dass du ein schlechter Mensch bist. Du bist nicht wie dein Vater, zeig das jeden, der etwas anders glaubt." Sie atmete einmal tief durch, bevor sich ihrer Stimme erneut hob, "und schreib mir mindestens einmal in der Woche, damit ich weiß, dass es dir gut geht und wenn irgendwas ist, kannst du auch mit den Lehrern reden-"

"Ich weiß", sagte ich um sie zu unterbrechen "Das sagst du mir schon seitdem wir losgegangen sind." Ich drehte mich zu ihr um, "ich hab dich auch lieb" sagte ich als ich sie ein letztes Mal umarmte.

"Jetzt geh in den Zug, bevor ich mich noch umentscheide", sagte sie mit einem traurigen Lächeln. Ich nahm meinen Koffer und den Käfig meiner Eule. Bevor ich in den Zug stieg, drehte ich mich ein letztes Mal um. Mit einem leichten Lächeln stand meine Mutter da und nickte vorsichtig.

Die geheime Tochter (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt