Nothing else matters

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Mit mieser Laune hämmerte Kirishima auf den Controller in seinen Händen ein, um seine Spielfigur zum Sieg gegen Kaminari zu führen. Doch auch diese Runde entschied der Blonde für sich. Genervt warf Kirishima daher den Controller von sich weg, was ihm einen schockierten Blick seines Kumpels einbrachte. "Okaaay... Ich hab bis jetzt nichts gesagt, aber wenn du Dinge wirfst, wird es Zeit", seufzte der auch prompt und setzte sich auf dem Sofa im Gemeinschaftsraum so hin, dass er Kirishima nun ansehen konnte. "Was ist los?", erkundigte Kaminari sich mit einem aufrichtig besorgten Gesichtsausdruck.Ertappt sah der Rothaarige weg. Er hatte zwar echt miese Laune, aber er wollte auch wirklich nicht darüber sprechen. Denn es gab ja nichts, was man dagegen tun konnte. Oder jedenfalls nichts, was Kaminari dagegen tun konnte."Nichts. Darf man sich nicht aufregen, wenn man zehn Mal in Folge verliert?", gab Kirishima zurück. Selbst in seinen Ohren klang seine Stimme gereizt. Es wunderte ihn daher weniger, dass nun auch Sero seinen Manga beiseitelegte und Ashido ihr Handy senkte. "Ihr hört das auch, oder?", wandte sich Kaminari an seine Freunde, die bekräftigend nickten. "Ja, wenn er jetzt noch flucht, dann hat Bakugou endgültig auf ihn abgefärbt", stimmte Sero sofort zu. Alle lachten. Alle bis auf Kirishima.Es war wohl eigentlich als Witz gemeint, aber genau diesen Namen wollte er jetzt lieber nicht hören. Er suchte Ablenkung. Der sonst so fröhliche Schüler senkte den Blick und versuchte nicht an den Nachmittag zu denken, der so eskaliert war. "Wo wir gerade von ihm sprechen? Wo ist Bakugou?", erkundigte sich Ashido und sah dabei natürlich Kirishima an. "Ja, ihr beide seid unzertrennlich. Wo ist deine schlechtere Hälfte?", wollte nun auch Sero wissen, weswegen Kirishima genervt den Kopf auf die Sofalehne legte und an die Decke starrte. "Woher soll ich das denn wissen?", entgegnete er und hörte, wie Ashido verwundert die Luft einzog.Es folgte ein kurzes Schweigen, das schließlich von Kaminari unterbrochen wurde. "Hattet ihr Streit oder so?", hakte er vorsichtig nach. "Unsinn! Mit Kirishima kann man sich nicht streiten!", widersprach Sero. "Ist Bakugou wegen irgendwas ausgerastet?", vermutete daher Ashido.Doch Kirishima schüttelte den Kopf. "Ich bin ausgerastet..." Erneut schwiegen seine Freunde, dieses Mal vermutlich noch überraschter, bis Kaminari schließlich leise und gestellt lachte. "Ja, der war gut!" Er klopfte Kirishima auf die Schulter. "Mal ehrlich, Kumpel, du kannst uns sagen, was wirklich passiert ist, wenn du drüber reden willst." "Du musst aber nicht!", fügte das Mädchen der Gruppe schnell hinzu. Ob reden wirklich helfen würde? Sie konnten Bakugou eben nun mal auch nicht ändern oder Kirishima sonst wie weiterhelfen. Der Rothaarige seufzte schwer. "Keine Ahnung, Leute. Ist echt super nett von euch, dass ihr helfen wollt..." "Ist doch klar! Wenn du so drauf bist, dann zieht einen das selbst ja voll runter, Mann. Das macht mir richtig Sorgen", erklärte Kaminari und klopfte ihm dieses Mal freundschaftlich auf die Schulter. Leicht wandte Kirishima den Kopf, um seinem Kumpel ein Lächeln zu schenken. "Und wenn du Bakugou gegenüber ausgerastet bist, dann muss er ja ziemlich was verbockt haben." "Hat er hoffentlich nicht, sonst muss ich ihn mir vorknöpfen!", mischte sich Ashido ein. Nun doch schon ein wenig durch seine Freunde aufgeheitert richtete sich Kirishima auf dem Sofa wieder auf. "Danke, ist echt nicht nötig... Vielleicht übertreibe ich auch...", begann er."Heute ist eigentlich unser Jahrestag." Die Augen der Anderen weiteten sich. "Und den verbringst du mit mir vor der Playstation?!", rief Kaminari überrascht aus. "Wenn ich das mit Kyouka abziehen würde, würde sie mich lynchen." Und das glaubte Kirishima ihm auch gut und gerne. Jirou wusste eben, was sie wollte. Bakugou leider aber auch und nur war das wohl gerade nicht Kirishima. Er lachte freudlos auf. "Tja, man kann seinen Jahrestag aber nicht mit wem verbringen, der lieber arbeiten gehen will", erklärte er das Hauptproblem und erntete damit mitleidige Blicke. "Oh, Kirishima...", murmelte Ashido betroffen und tätschelte mitfühlend seinen Arm. "Vielleicht war es halt aber auch dumm von mir, zu denken, dass Katsuki sich frei nimmt. Seit er den Praktikumsplatz hat, arbeitet er sowieso ständig. Und wenn wir uns sehen, will er trainieren oder lernen. Das ist echt frustrierend. Aber ich denk mir dann, dass wir ja nur noch ein paar Wochen haben bis zum Abschluss. Also ist es ja richtig, sich jetzt voll reinzuhängen und sein Bestes zu geben. Gerade Katsuki gönnt sich da natürlich keine Auszeit und ich unterstütze das ja auch...", erzählte der Rothaarige immer noch geknickt weiter.Natürlich traf es ihn, dass sie kaum Zeit miteinander verbrachten. Aber wie könnte er Bakugou wirklich böse sein, wenn er doch wusste, dass sein Partner hart daran arbeitete seinen Traum zu verwirklichen? "Du bist einfach zu nett für diese Welt", seufzte seine Mitschülerin. "Aber ich dachte, er nimmt sich heute halt einfach Zeit... Ich hab bei Fat Gum vor Wochen schon gesagt, dass ich keine Zeit habe und den Tag frei brauche. Ich hab in dem Diner einen Tisch reserviert, wo wir unser erstes Date hatten. Und ich hab ihn gebeten sich den Tag auch frei zunehmen." "Scheint ja gut funktioniert zu haben...", brummte Sero. "Dann hat er mir heute gesagt, dass es da einen Fall gibt und er unbedingt dabei sein will. Sie haben ihn angefordert und natürlich konnte Katsuki nicht nein sagen. Ich meine, wenn sie den großen Dynamight schon bitten, weil seine Fähigkeiten so super sind und sie ihn brauchen... Wie könnte er dann ablehnen?", schloss Kirishima, während seine Stimme vor Sarkasmus triefte, was seine Freund scheinbar ein wenig schockierte.Kaminari starrte ihn aus großen Augen an. "Alter, du bist echt sauer!", stellte er überrascht fest. So kannten sie ihn natürlich nicht. Kirishima wäre ja selbst von sich überrascht, wenn er nicht so verletzt wäre."Ich versteh ja, dass er jede Chance mitnimmt und wenn dieser Fall echt so wichtig ist, dann will er die Möglichkeit nutzen. Ich kapier das alles. Aber es ist unser Jahrestag. Und nein, den kann man nicht um einen Tag verschieben!", regte sich Kirishima nun doch wieder auf, obwohl sein Freund gar nicht in der Nähe war. "Hat er das echt vorgeschlagen? Autsch! Bakugou ist echt manchmal hart drauf", stöhnte Kaminari auf. Kirishima zuckte hilflos mit den Schultern. "Ich bin jedenfalls wütend geworden und auf ihn eingeredet und er ist irgendwann auch echt wütend geworden. Hat was davon geredet, ob ich nicht hinter ihm stehen würde. So ein Schwachsinn! Ich steh immer voll hinter ihm!" "Alter, Details, die ich nicht..." "Jetzt nicht, Kaminari!", beschwor Sero ihren gemeinsamen Freund, weswegen dieser sofort verstummte. "Ich halte immer zu ihm, halte seine Launen aus, unterstütze ihn immer. Und wenn ich dann einmal angefressen bin, weil er sogar an unserem Jahrestag keine Zeit für mich hat, dann stehe ich plötzlich nicht hinter ihm?", erboste sich Kirishima weiter. Eigentlich war er bis zu dem Moment des Gespräches nur traurig und verärgert gewesen, ab dann war er aber richtig wütend geworden.Beruhigend legte Ashido ihm eine Hand auf die Schulter. "Kirishima, das war bestimmt nur daher gesagt. Wir alle wissen, dass du Bakugou in allem unterstützt. Bakugou weiß das selber bestimmt am besten." "Ja, der kann froh sein, dass ein so lieber Kerl wie du, es so lange schon mit ihm aushält", stimmte Kaminari ihr direkt zu. "Ich glaube, er hat einfach nur damit gerechnet, dass ich wie immer sage, dass es kein Problem ist. Ich war auch kurz davor das zu sagen. Aber dann wurde mir was klar...", sagte Kirishima leise und niedergeschlagen. "Es wird immer so sein. Wenn wir aus der Schule raus sind sogar noch schlimmer. Katsuki wird seinen Job immer über mich stellen. Das wusste ich von Anfang an. Ich mein, mir war das klar, als ich ihn nach einem Date gefragt habe. Der Kerl hat einfach diese Vision in seinem Kopf und die will er erreichen. Dagegen hab ich gar keine Chance. Also bin ich nie seine oberste Priorität", sprach der Rothaarige das aus, was ihm am meisten bedrückte. Als ihm das nämlich bei dem heutigen Gespräch noch einmal wieder direkt vor Augen geführt worden war und er realisiert hatte, dass es sogar schlimmer werden würde, sobald sie keine Schüler mehr waren, war er erst recht wütend geworden. Und deswegen fühlte er sich auch schlecht. "Aber es ist so unfair auf etwas wütend zu sein, was immer klar war. Katsuki hat ja nie ein Geheimnis draus gemacht. Er kann eben auch nichts dafür. So ist er einfach", seufzte Kirishima und spürte Ashidos Arme um seine Schultern.Während er sich trostsuchend gegen sie lehnte, ergriff Sero das Wort. "Du bist enttäuscht. Zu Recht. Aber darüber solltet ihr nochmal sprechen, wenn ihr beide nicht so aufgebracht seid", sagte er leise. "Da hat er Recht. Du solltest später mit Bakugou reden, wenn er zurück ist", stimmte die Pinkhaarige zu.Daran hatte er natürlich auch schon öfter gedacht. Kirishima holte sein Handy hervor. Die Hoffnung, dass sein Partner ihm mittlerweile geschrieben hatte, wurde direkt zerschlagen. "Eigentlich müsste er doch auch bald mal wieder auftauchen, oder?", wunderte sich Kaminari, der ebenfalls sein Handy gecheckt hatte. "Oder war es eine große Sache zu der er musste?" Kirishima schüttelte den Kopf. "Ich glaube, die wollten eigentlich nur den Fall besprechen." Jedenfalls hatte Bakugou das gesagt. "Naja, dann schreib ihm doch mal. Dann kannst du ja auch nicht großartig stören", ermutigte Sero ihn, weswegen Kirishima ein wenig nervös den Chatverlauf seines Partner aufrief und eine kurze Nachricht tippte. Nicht so überschwänglich freundlich wie sonst, aber hoffentlich ein wenig versöhnlicher.Leicht rüttelte Ashido an ihm, als er sein Handy kurz darauf ernst anstarrte. "Schau nicht so betrübt. Ihr kriegt das nachher wieder hin. Bakugou kann gar nicht ohne dich!", prophezeite sie ihm, wohl weil sie ihn beruhigen wollte. Doch Kirishima schüttelte den Kopf. "Die Nachricht wird nicht übertragen", wunderte er sich mit besorgtem Blick. "Vielleicht hat er das Handy aus?" "Oder keinen Empfang?" Aber noch bevor Sero und Kaminari weitere Mutmaßungen anstellen konnten, schallte Urarakas Stimme durch den Raum."Kirishima-Kun!" Überrascht von der Dringlichkeit ihrer Stimme wandte er sich auf dem Sofa um und sah zu der Tischgruppe hinüber, an der sich einige Schüler versammelt hatten. Sie starrten auf ein Handy, das Hagakure hochhielt. Es dauerte nicht lange, bis Kirishima realisierte, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Dazu musste man nur einen Blick auf einen vollkommen blassen und erstarrten Midoriya werfen. Sofort setzte sein Herzschlag aus und ihm wurde flau im Magen. Ein mehr als ungutes Gefühl bereitete sich in ihm aus, während er langsam aufstand und wie in Trance zu den Anderen herüber ging.Mechanisch streckte er die Hand nach dem Handy aus, das ihm ohne zu zögern gereicht wurde. Besorgte Blicke ruhten auf ihm, während sein Blick auf den Display fiel."... festgenommen. Der Nachwuchsheld wird gerade im Krankenwagen notärztlich versorgt...", schallte die Stimme des Reporters aus dem Handy. Kirishima wurde übel. Wenn man ihn hierher rief, dann bedeutete das, dass der Nachwuchsheld...?"Ist das...?", presste er hervor. "Bakugou", stimmte Iida ihm ernst zu. Kirishimas Blick war jedoch weiterhin auf den kleinen Bildschirm gerichtet, der mittlerweile den Ort des Geschehens zeigte. Ja, das sah eindeutig nach Bakugou aus. Die Markise eines Geschäftes brannte noch und wurde von der Feuerwehr gelöscht. Die Häuserfassade zeigte viele verkohlte Stellen, teilweise Löcher in den Wänden, während die Straße eindeutig große Krater aufwies. Bakugous Explosionen. Die gesamte Straße sah furchtbar aus. Der Schauplatz war ein einziges Chaos.Schaulustige standen mit Handys herum, um die Szenerie zu filmen und jeden einzelnen davon verfluchte Kirishima. Wie konnten sie das Ganze nur filmen, wenn sein Freund in diesem Krankenwagen lag und...?"Oh Gott...", brachte er hervor und ließ das Handy sinken, das zuletzt Blutlachen auf dem Straßenpflaster gezeigt hatte. Ihm wurde übel. So viel Blut... Aber das konnte unmöglich von Bakugou stammen. Bakugou war viel zu gut in dem was er tat! Er wurde bestimmt nur wegen ein paar kleiner Schrammen im Krankenwagen behandelt und fand das ganze Aufsehen darum lächerlich. Es musste einfach so sein! Pinke Arme schlangen sich um Kirishima um ihm Halt zu geben, den er gerade auch dringend benötigt. "Vielleicht solltest du dich setzen, Kirishima", vernahm er die tonlose Stimme von Todoroki, bevor er auf einen Stuhl nieder gedrückt wurde. Hilflos sah er zu seinen Freunden. "Das war nicht Katsukis Blut, oder?", erkundigte er sich mit leiser Stimme. "Ich... ich weiß nicht, Mann...", gab Kaminari hilflos zurück. Auch er war in den letzten Sekunden deutlich blasser geworden. "War es bestimmt nicht!", entgegnete Ashido und warf Kaminari einen wütenden Blick zu. "War es..." Alle wandten den Blick zu Midoriya um, der sich auch endlich zu Wort meldete und nicht weniger mitgenommen wirkte als Kirishima. "Wir haben den ganzen Bericht gesehen..." Kirishima nicht. Weil er zu sehr damit beschäftigt war, sich über seinen Freund aufzuregen. Er krallte seine Finger haltsuchend in Ashidos Arme. "Es war eine Eilmeldung", fiepste Uraraka. In ihren Augen standen Tränen, registrierte Kirishima vage und beklommen. "Sie haben von einem plötzlichen Überfall bei einer Bank gesprochen. Der Schurke hatte anscheinend eine Fähigkeit, die einem die Wahrnehmungssinne raubt. Er hatte die Bank schon ausgeraubt...", erläuterte Yaoyorozu mit bebender Stimme."Kacchan war wohl zufällig in der Straße. Er hat es mit dem Schurken aufgenommen." Natürlich hatte er das. Bakugou würde nicht einfach verschwinden, wenn er so etwas mitbekam. Bakugou Katsuki scheute doch keinen Kampf.Kirishimas Verstand konnte all die Informationen gar nicht verarbeiten, die ihm mitgeteilt wurden. Alles, was er wusste war, dass Bakugou anscheinend alleine in einem Kampf geraten war und das auch noch mit einem Schurken, dessen Spezialität überaus stark klang. Faktisch verstand er, was ihm gesagt wurde. Aber verarbeiten konnte er es nicht. Oder wollte es nicht."Der Sicherheitsdienst der Bank hat einen Notruf gesendet, nach dem der Schurke aus dem Gebäude verschwunden ist. Bis dahin hat Bakugou es alleine mit ihm aufgenommen." "Der Nachrichtensprecher sagt, dass Kacchan ihn unschädlich gemacht hatte, bevor die Polizei eingetroffen ist." Eine Welle von Stolz überkam Kirishima, der bisher von einem zum nächsten Klassenkameraden gesehen hatte, während sie den Medienbericht wiedergaben, von dem er nur das Ende gesehen hatte."Natürlich hat er das!" Sein Freund war der Beste! Aber das ganze Blut... Sofort zog sich sein Herz wieder schmerzhaft zusammen. Bakugous Blut, hatte Midoriya gesagt. Aber Bakugou war stark. Es war bestimmt nur eine leichte Verletzung... "Er hat ordentlich was abbekommen", murmelte Kirishima betroffen und hoffnungsvoll zugleich. Sie sollten ihm sagen, dass sein Freund nur leicht verletzt war und er sich keine Sorgen machen musste."Die haben gesagt, dass er ins Krankenhaus gebracht wird und Vorort schon versorgt werden musste", wisperte Uraraka. Aber ihre Unterlippe bebte. Wieso war sie so aufgewühlt? Das war kein gutes Zeichen... "Es bringt nichts, es zu beschönigen. Kirishima-Kun, hat ein Recht darauf, es zu erfahren." Selbst Iidas Stimme wirkte nicht so autoritär wie sonst. "Die haben gesagt, er wurde angeschossen", informierte der Klassensprecher ihn. Schweigen breitete sich zwischen den Schülern aus, das nur leise durch Ashido unterbrochen wurde, die Kirishima mit zitternder Stimme zu wisperte, dass alles gut werden würde, während dieser das Gefühl hatte, als hätte Todoroki ihn einmal komplett schockgefroren.Ashidos Worte erreichten ihn kaum, er hörte sie wie durch eine dicke Watteschicht. Er spürte nicht, wie sie ihn umarmte. Da war nur eisige Kälte und Panik. Panik, die sich durch alles fraß. Panik um Bakugou. Angeschossen...Unbändige Schuldgefühle gesellten sich zu seiner Panik. Angeschossen... Wenn er dabei gewesen wäre, hätte er sich davor werfen können. Er behauptete doch, dass seine Spezialität perfekt zu Bakugous passte und im entscheidenden Moment, war er nicht da!Und dann war da noch dieser dämliche, vollkommen unnötige Streit. Jetzt war Bakugou im Streit aufgebrochen und nun war er schwer verletzt und das Letzte, was Kirishima ihm an den Kopf geworfen hatte, war, dass er doch verschwinden solle. Der Rothaarige ballte die Fäuste fest zusammen, was eigentlich schmerzen müsste, aber auch das bekam er nicht mit. Er bekam auch nicht mit, dass er weinte. Erst, als Yaoyorozu ihm ein Taschentuch reichte, registrierte er die Tränen auf seinem Gesicht."Er wird wieder! Mach dir keine Sorgen!" "Das ist Bakugou, den kriegt nichts unter" "Medien bauschen doch immer alles auf!" "Der ist doch im Nu wieder fit." Seine Klassenkameraden versuchte ihn aufzumuntern oder sich selbst Mut zu zusprechen. Wer wusste das schon? Sie wirkten alle durch den Wind. Es war auf jeden Fall lieb gemeint, aber es erreichte ihn nicht.Wie konnten sie sagen, dass alles gut werden würde, wenn sie gar nicht richtig wussten, was passiert war? Eine Schusswunde konnte doch alles Mögliche bedeuten! Bei so viel Blut allerdings... Kirishima befürchtete das Schlimmste.In all dem Durcheinander, das sich um ihn herum abspielte, war sein Blick auf Midoriya geheftet. Im Gegensatz zu allen anderen und seiner sonstigen Natur, war er bedenklich still. Er war der Einzige, der halbwegs verstehen musste, wie es in Kirishima aussah. Midoriya und Bakugou kannten sich immerhin schon aus dem Kindergarten. Und auch, wenn Kirishima diese mehr als seltsame Freundschaft nie so ganz nachvollziehen konnte, wusste er, dass Midoriya viel an seinem Freund lag. Gerade sah er so aus, wie sich Kirishima fühlte. Geschockt, erstarrt, panisch. "Ich fahre ins Krankenhaus", hörte sich Kirishima plötzlich selbst sagen, seine Augen dabei nach wie vor auf Midoriya gerichtet, während er aufstand. Zwar rannen ihm nach wie vor Tränen über die Wangen, aber das hielt den Rothaarigen nicht davon ab, entschlossen zu wirken. Auch Midoriya erhob sich und nickte zustimmend."Ich rufe ein Taxi!", informierte Sero sie, während Kaminari aus dem Raum verschwand und Ashido weiterhin an Kirishimas Seite blieb und ihm so sorgenvoll beobachtete, als fürchtete sie, er würde jeden Moment umkippen. "Ich werde die Lehrer informieren", sagte Iida zu niemand Bestimmten, ehe er verschwand, und dafür Kaminari zurückkehrte. Eine Sporttasche, die sehr nach Bakugous aussah hing über seiner Schulter und in dem anderen Arm trug er eine Trainingsanzugsjacke und Kirishimas Schuhe. Anscheinend war er in Bakugous Zimmer gewesen. "Hier, du willst nicht in deinen Crocs ins Krankenhaus. Ich weiß nicht, wem von euch die Jacke gehört, aber wird schon passen", erklärte er und schob Kirishima die Sachen zu. Der hatte nicht einmal die Kraft dazu, die nette Geste zu kommentieren, sondern zog sich mechanisch die Jacke über, die nach Bakugou roch. Es war nicht Kirishimas.Kaum, dass er sich umgezogen hatte, umfasste Ashido seinen Arm. "Wir warten unten auf das Taxi." Er ließ sich von seiner Freundin durch das Gebäude ziehen und wartete auf das besagte Taxi. Seine Gedanken allerdings waren ein einziges Chaos.Er war wahnsinnig vor Sorge um seinen Freund. Er hasste, dass sie sich gestritten hatten. Er hasste Bakugou dafür, dass er nicht bei ihm geblieben war, wo ihm nichts passiert wär. Er hasste sich, weil er nicht darauf bestanden hatte, dass Bakugou blieb oder dass er nicht bei ihm gewesen war. Und er wollte nichts lieber, als sich entschuldigen. Sich einfach nur entschuldigen und seinem Freund versichern, dass er natürlich hinter ihm stand.Das Taxi fuhr vor. Schweigend stiegen Midoriya und er ein. Doch auch Sero, Ashido und Kaminari quetschten sich in das Auto. Als Midoriya ihnen einen fragenden Blick zu warf, erwiderte Ashido ihn feurig. "Bakugou ist auch unser Freund! Wir machen uns auch Sorgen! Und wir lassen Kirishima nicht alleine!", stellte sie auf die unausgesprochene Frage hin klar. Dankbar drückte Kirishima ihre Hand, was sie sofort erwiderte. Die gesamte Fahrt über, die schweigend verlief, hielt er ihre Hand fest, was ihm ein wenig Halt bot. Vor dem Krankenhaus angekommen sank Kirishimas Herz noch tiefer, als er das große Gebäude anstarrte, wie eine Maus eine Schlange. Da drin konnten ihn die schlimmsten Nachrichten erwarten, die er sich vorstellen konnte. Kein Wunder, dass seine Beine ihren Dienst aufgaben und Ashido ihn regelrecht ins Innere ziehen musste. In der Notaufnahme trafen sie auf Bakugous Eltern und während Midoriya schüchtern grüßte und seine anderen Freunde sich höflich vorstellten, drängte sich Kirishima an allen vorbei. "Wie geht es ihm?", wollte er ohne Begrüßung oder Höflichkeitsfloskeln wissen. Wen kümmerte denn das alles gerade auch? Der Junge, den er liebte, war anscheinend gerade im OP und er musste wissen, dass alles gut werden würde."Die Ärzte behandeln gerade seine Schusswunde. Schulter. Ein wenig tiefer und...", die Stimme von Masaru brach ab und Kirishima ballte die Hände zu Fäusten. Ein wenig tiefer... Ein wenig tiefer und er hätte sich nicht mehr entschuldigen können... "Aber sie sagen, dass er nicht in Lebensgefahr ist. Sie holen die Kugel raus und geben ihm Blutreserven. Katsuki ist zäh, der übersteht das", verkündete dessen Mutter mit so viel Nachdruck, dass keiner ihr widersprechen wollte. Kaminari schlang dem Arm um Kirishimas Schultern. "Siehst du, alles wird gut!" Stumm und voller Erleichterung nickte er. Aber richtig erleichtert würde er erst sein, wenn er seinen Freund mit eigenen Augen sehen würde. "Sie warten außerdem darauf, dass die Wirkung der Spezialität nachlässt."Die Schüler sahen aus großen Augen zu Bakugous Vater auf. "Die Spezialität des Schurken?", wisperte Ashido leise und entsetzt. "Dann ist die Wirkung noch nicht aufgehoben?", hakte nun auch Sero nach, während Kirishima versteinerte. Mitsuki schüttelte den Kopf. "Noch nicht. Sie sagten, sie verhören den Schurken, sobald er zu sich kommt. Katsuki muss ihn ordentlich erwischt haben... obwohl er ihn nicht sehen konnte." "Nicht... sehen?" Midoriyas Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.Der Boden schien zu wanken und Kirishima krallte sich am Shirt von Kaminari fest. "Der Schurke konnte Sinneswahrnehmungen blockieren. Die Ärzte aus dem Krankenwagen sagen, Katsukis Sehvermögen ist ausgesetzt. Laut der Bankangestellten, scheint der Schurke aber nur jeweils einen Sinn bei einer Person auslöschen zu können. Im Moment warten sie darauf, dass sich die Angestellten davon erholen", schilderte Masaru.Worte, die er inhaltlich verstand und die doch nicht richtig bei ihm ankamen. "Er kann nicht sehen?", presste er mühsam hervor und hatte das Gefühl sich gleich übergeben zu müssen. Auch ihm wurde direkt schwarz vor Augen bei der Vorstellung, sein Freund könne nichts mehr sehen.Der Rothaarige war froh, dass Kaminari ihn stützte und zur Bank im Wartebereich dirigierte, auf die er sich erschüttert sinken ließ.Bakugou konnte nichts sehen... Sein Freund, der alles genauestens beobachtete, einschätzte und bewertete, konnte nichts sehen! Das war eine Katastrophe. Kirishima stützte seine Ellenbogen auf die Knie, um sein Gesicht hinter den Händen zu verbergen. Und wenn er sich vorstellte, welche Panik in Bakugou aufgestiegen sein musste, als die Spezialität eingesetzt hatte! Kirishima biss sich schmerzhaft auf die Unterlippe.Er hoffte nur, die Wirkung dieser Spezialität war nicht dauerhaft, sondern verflog bald wieder. Hoffentlich, bevor Bakugou wieder zu sich kam... Er wäre außer sich, vermutlich sogar panisch, wenn er nicht sehen könnte.Und wenn es permanent wäre... Daran durfte Kirishima eigentlich gar nicht denken, denn dann wurde ihm noch übler. Jemand ohne Sehvermögen würde niemals Nummer Eins werden. Nicht mal Profiheld... nicht mal ein normaler Held. Dann wären auf einen Schlag alle Zukunftsträume seines Freundes zerplatzt.Mit zittrigen Händen fuhr sich Kirishima durch die Haare. Ihm war gerade vollkommen egal, wie viele Jahrestage oder Verabredungen sein Freund absagen würde, Hauptsache er könnte ein Profiheld werden, Hauptsache er würde wieder vollkommen gesund werden. Alles andere war Kirishima egal!"Eijirou, du kennst Katsuki doch. Der ist viel zu dickköpfig um das nicht zu überstehen", vernahm er die Stimme von Bakugous Mutter neben sich und sah auf. "Ich weiß... Aber..." "Kein Aber. Ein Aber würde er dir übelnehmen", entgegnete sie mit einem grimmigen Lächeln, weswegen Kirishima beklommen nickte.Oh ja, das würde er ihm übel nehmen, wenn er da wäre...Als er Schritte hörte, richtete sich Kirishima kerzengerade auf. Ebenso taten es ihm Bakugous Eltern und Midoriya gleich. Kaminari, Sero und Ashido hielten sich weiterhin im Hintergrund, aber auch sie richteten ihre komplette Aufmerksamkeit auf den Arzt, der erschöpft wirkte. "Die Kugel ist raus, die Wunde genäht und das Blut transferiert. Er ist stabil und wird keine bleibenden Schäden davon tragen. Er wacht bald auf. Möchten Sie zu ihm?", erkundigte er sich bei den Eltern, die ihm folgten, während Kirishima und die anderen zurückblieben.Erleichtert ließ sich der Rothaarige zurücksinken.Wieder rannen Tränen über sein Gesicht. Es ging ihm gut... Er würde wieder gesund werden. Als man Kirishima endlich selber zu Bakugou ließ, war der schon wieder bei Bewusstsein und eigentlich hatten die Ärzte weiteren Besuch, abgesehen von seinen Eltern, nicht erlauben wollen. Bakugou würde Ruhe brauchen.Da aber Kirishima selbst, genauso wie Ashido und zu seiner Überraschung auch Bakugous Mutter sich dafür eingesetzt hatten, nahm er nun auf der Bettkante seines Freundes Platz. Er hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber Midoriya, der jedoch abgewinkt und schnell erklärt hatte, er würde den Blonden mit seiner Anwesenheit nicht aufregen wollen.Besagter Patient sah tatsächlich ziemlich blass und mitgenommen aus und unter dem Krankenhausoberteil lugte ein großes Pflaster hervor, das die beinahe tödliche Wunde verdeckte. Einzig und alleine die Tatsache, dass Kirishima sich fest vorgenommen hatte, nicht zu weinen, sondern männlich und aufmunternd aufzutreten, hielt ihn davon ab wieder in Tränen auszubrechen."Die beschissene Frisur erkenn ich auch verschwommen", murmelte Bakugou, scheinbar noch immer mitgenommen von dem Narkosemittel. Es war offensichtlich, dass er sich anstrengte, damit seine Augen fokussierten. Taten sie aber scheinbar noch nicht richtig, wenn er verschwommen sah. Zum Glück hatten Bakugous Eltern Kirishima darauf vorbereitet, dass das Sehvermögen nur langsam zurückkam, ansonsten wäre er nun sehr geschockt gewesen. Aber immerhin kam es zurück und das war das Wichtigste.Kirishima gab ein leises Lachen von sich. "Hey...", wisperte er. "Selber hey", gab sein Freund zurück und drückte schwach die Hand, die Kirishima in seine geschoben hatte.Es sollte den Rothaarigen wohl erschrecken, wie wenig Kraft Bakugou aufbringen konnte, aber trotzdem drückte er die andere Hand ganz fest, als wolle er sie nie wieder loslassen und neigte sich noch näher über den Jungen, den er fast verloren hätte."Es tut mir so leid!", brachte er hervor und konnte dann doch die Tränen nicht mehr zurückhalten. "Eijirou..." "Ich dachte die ganze Zeit, dass das Letzte, was wir besprochen hatten, dieser dämliche Streit war!" Selbst, wenn Bakugou nicht erkennen konnte, dass er weinte, hörte er es vermutlich. Eigentlich wäre es Kirishima peinlich, dass er so weinerlich wirkte, aber sein Freund wäre beinahe gestorben! Da durfte auch ein echter Mann weinen.Der Blonde seufzte. Ein leichtes Ziehen an seiner Hand brachte Kirishima dazu, sich näher an Bakugou zu setzen. "Du bist ein Idiot... Hör auf zu weinen", murmelte Bakugou. "Ich hab mir Sorgen gemacht! Die Medien..." Bakugou stöhnte auf und unterbrach seinen Freund. "Die Medien?! Verfluchte Scheiße! Schon wieder?!" Vermutlich würde er seinen Unmut am liebsten rausbrüllen, aber dafür war seine Stimme viel zu schwach. "Reg dich nicht auf. Die feiern dich gerade. Die Augenzeugenberichte klingen total cool und männlich! Katsuki, du musst der Wahnsinn gewesen sein", entgegnete Kirishima hastig und verheult zu gleich, bevor sich sein Freund weiter darüber aufregen konnte, dass in den Medien erneut ein Bericht über ihn kursierte, in dem er angeschlagen war. Denn Kirishima wusste natürlich, dass er das hasste. Er verabscheute jegliche Erinnerung an die beiden Ereignisse, die ihn als Opfer hatten dastehen lassen. Schnaufend schien sich Bakugou wieder zu beruhigen, ganz im Gegensatz zu Kirishima. Denn jetzt, wo er auch noch bildlich vor sich hatte, wie mitgenommen sein sonst so starker und schier unbesiegbarer Freund war, war es schwer, sich zu beruhigen."Die haben gesagt, du hast den Kerl blind erwischt", brachte Kirishima hervor. Wäre er nicht so besorgt um Bakugou, wäre er vermutlich noch viel beeindruckter. "Hatte ja auch keine andere Wahl. Der Dreckskerl hatte irgendwie die scheiß Fähigkeit, dass ich nichts mehr sehen konnte." Und obwohl Bakugou es vermutlich nicht wollte, erschauderte er, was Kirishima dazu brachte, die Arme fest um ihn zu schlingen. Nun tropften seine Tränen auf Bakugous gesunde Schulter. Er hatte ja gewusst, dass sein sonst furchtloser Freund Angst gehabt haben musste."Das wird wieder!", wisperte Kirishima. "Den Bankangestellten geht es auch schon wieder gut. Die sagen, du müsstest bald wieder ganz normal sehen können..." Es machte Kirishima fertig, Bakugou derart verwundbar zu sehen. Das war einfach nicht richtig. "Natürlich wird das wieder!", schnaubte Bakugou. "Als ob mich sowas aus der Bahn wirft!" Schön, dass sein Partner so viel Selbstvertrauen an den Tag legte, obwohl er sich in einer denkbar schwachen Lage befand. Aber das war eben Bakugou. Vermutlich wollte er am liebsten sofort dieses Krankenhausbett verlassen und weiter trainieren. Kirishima allerdings schmiegte sich besorgt an ihn. Bakugous Unermüdlichkeit in allen Ehren, aber ihm saß der Schock noch in den Knochen. "Als wir das Video gesehen haben... und das ganze Blut...", murmelte Kirishima, das Gesicht in Bakugous Haaren vergraben. "Idiot, mir geht's doch gut!" "Dir geht es nicht gut!", widersprach Kirishima heftig. "Ein paar Zentimeter tiefer und du wärst... du wärst..." Kirishimas Stimme versagte und er drückte Bakugou noch fest an sich. "Und ich dachte mir nur, dass ich, wenn ich da gewesen wäre..." Er schluchzte mittlerweile regelrecht."Dann hättest du auch nichts sehen können und rein gar nichts tun können", entgegnete Bakugou und strich ihm langsam durch die Haare. Kirishima wusste ja, dass sein Partner recht hatte. Aber es war trotzdem schlimm zu wissen, dass er alleine gewesen war."Es war wie Kamino... Nur schlimmer!", schniefte der Rothaarige. Daran hatte er die gesamte Zeit denken müssen. Damals hatte er es nicht geschafft Bakugou im Sommercamp zu helfen und nun, wo er viel erfahrener war, war er wieder nicht da gewesen. Es machte ihn schlichtweg fertig. Sanft strich Bakugou weiter durch seine Haare. "Eijirou, beruhig dich..." "Und dann auch noch der Streit. Dass du gedacht hast, ich würde nicht hinter dir stehen. Und ich dachte die ganze Zeit, dass ich dir hätte sagen müssen, dass das nicht stimmt und ich voll hinter dir stehe." "Weiß ich doch. Wusste ich auch schon, als ich es ausgesprochen hab. Ich war wütend und hab dir Dinge an den Kopf geworfen", murmelte Bakugou scheinbar selber ein wenig betroffen. "Hätte ich nicht tun sollen. Das war unfair", fügte er beinahe so etwas wie eine Entschuldigung hinzu, weswegen Kirishima leise schniefte. "Ich hätte dir gar nicht so eine Szene machen sollen. Ich weiß doch, wie wichtig es dir ist...."Beruhigend kraulte Bakugou seinen Nacken. "Schon gut, Kackfrisur. Ich hatte es schon vergessen, als ich aus dem Zimmer bin", gab er zurück.Kirishima nickte leicht. Es war gut, dass wenigstens dieser Streit beigelegt schien. Überhaupt war das natürlich vollkommen unwichtig im Moment. Wichtig war Bakugou."So wird das ablaufen, oder? Wenn wir aus der Schule sind? Dass man sich ständig Sorgen um den anderen machen muss...", stellte Kirishima betroffen fest. Das war keine besonders rosige Aussicht, wenn er ehrlich war. Auf Stunden wie die letzten konnte er wirklich verzichten. Es reichte ihm vollkommen, dass er nun bereits zwei Mal diese Sorge um Bakugou hatte durchstehen müssen!Der Blonde allerdings schob ihn ein bisschen von sich weg, sodass sie sich anschauen konnten, auch wenn Bakugou scheinbar immer noch nicht im vollen Besitzer seiner Sehfähigkeit war. "Wir werden nun mal beide Helden und je besser und bekannter wir werden, desto mehr wollen uns an den Kragen. Und je besser wir werden, desto gefährlicher werden auch die Einsätze. Das weißt du doch", begann er. "Das ist auch nichts Neues. Wir hätten schon direkt in diesem Kampf im USJ damals drauf gehen können.... Oder in Kamino... Oder du bei deinen ersten Einsätzen mit Fat Gum", fuhr Bakugou sanft fort. Zittrig atmete Kirishima tief ein. "Das macht es ja nicht besser... Wenn das passiert ist, als wir Schüler waren... was passiert, wenn wir Profis sind?" Bakugou schnaubte. "Frag dich lieber, was wir mit den Schurken machen, die jetzt schon keine Chance gegen uns haben", entgegnete er und tätschelte Kirishimas Wange, weswegen dieser sein Gesicht in die Handfläche des Anderen schmiegte. So langsam aber sicher und vor allem, weil Bakugou tatsächlich soweit wohlauf war, wie man nach einer Schussverletzung eben sein konnte, beruhigte sich das Gemüt des Rothaarigen wieder. "Bereust du's?", erkundigte sich Bakugou leise. Erstaunt richtete sich Kirishimas Blick auf Bakugou, der jedoch seine Bettdecke musterte. "Dass du keinen ätzend langweiligen Freund hast, um den du dir keine Sorgen machen musst?"Sofort schüttelte Kirishima heftig den Kopf. "Was redest du denn da! Natürlich nicht! Ich will gar keinen anderen, Katsuki!", rief Kirishima aus. "Wäre es dir dann lieber, wenn ich kein Held werden würde?", hakte Bakugou weiter nach und wieder schüttelte Kirishima entschieden den Kopf. Sorge hin oder her, er liebte Bakugou. Den Bakugou, der alles daran setzte Nummer Eins zu werden. Sein Bakugou war unweigerlich ein Held. "Ich kann mir dich gar nicht anders vorstellen. Das gehört einfach zu dir", stellte der Rothaarige fest, weswegen Bakugou zufrieden grinste, als hätte er genau auf diese Antwort gehofft."Gut, dann musst du wohl damit klar kommen, dass ich ab und an mit ner Schramme nach Hause komme." "Das ist keine Schramme, Katsuki!", widersprach Kirishima. Wann würde sein Freund endlich aufhören die Schusswunde herunter zu spielen? "Und ich damit, dass du auch gefährlich lebst", ließ sich Bakugou gar nicht beirren. Kirishima seufzte. Da hatte sein Freund natürlich recht. Denn auch seine Spezialität hatte Grenzen und es gab so viele Arten, wie er sich trotzdem verletzen könnte. Natürlich hatte aber auch Kirishima nicht vor, seinen Traum davon ein Profiheld zu werden zu begraben. "Können wir uns wenigstens versprechen, dass wir nicht mehr streiten, wenn einer zur Arbeit muss?", bat er Bakugou deswegen leise und sah ihn flehentlich an. Dieser Fakt machte ihn immer noch ganz krank. "Klar...", stimmte Bakugou sanft zu und richtete sich etwas mehr auf. Kirishima kam ihm auf halber Strecke entgegen und küsste ihn vorsichtig, als wäre Bakugou aus Glas.Schnaubend ließ der von Kirishima ab. "Okay, wann komm ich hier raus? Die haben gesagt, ich komm zu Recovery Girl und dann ist alles wieder normal. Dann behandelst du mich verdammt nochmal nicht mehr so, als geh ich kaputt", beschwerte er sich, wobei Kirishima deutlich erkannte, dass Bakugou nicht wirklich angefressen deswegen war. Es handelte sich hierbei bestimmt gerade nur wieder um sein Ego."Also sie sagen, sie fahren dich morgen zur UA zurück. Kaminari hat dir ne Tasche gepackt, damit du morgen was zum Anziehen hast", fiel Kirishima dann ein, was bei Bakugou zu einem überraschten Blick führte. "Oh und ich soll dich von ihnen grüßen. Sie warten eigentlich draußen. Wir durften nicht alle rein", erklärte er, weswegen Bakugou ihn verblüfft anstarrte."Die Schwachköpfe sind hier?" "Jepp. Ashido, Sero, Kaminari und Midoriya", bestätigte er. "Verdammter Deku... Sogar der?" Bakugou schien aufrichtig erstaunt zu sein. Hatte er denn nicht erwartet, dass seine Freunde auftauchen würden? "Haben sich eben alle Sorgen gemacht", erklärte Kirishima und wurde Zeuge eines seltenen kurzen Lächelns Bakugous, das sein stoischer Freund, vermutlich nicht hatte unterdrücken können. "Idioten!"Es klopfte leise an der Tür und Kirishima war schon darauf vorbereitet, dass man ihn nun aus dem Zimmer schmiss. Stattdessen betrat aber eine Krankenschwester den Raum."Sie haben die Rettungswagen Sanitäter gebeten, das hier einzusammeln?" Kirishima unterdrückte ein Prusten. Sein Freund hatte mit Sicherheit niemanden nett gebeten, so viel stand fest. Neugierig musterte er jedoch die Tüte, die Bakugou überreicht wurde.Als die Zimmertür sich wieder schloss, drückte dieser ihm die besagte Tüte auch schon in die Hände. "Für dich." Erstaunt starrte Kirishima auf die Tüte und begann dann langsam den Inhalt hervor zu holen. Mit einem Geschenk hatte er in dieser Situation am allerwenigstens gerechnet.Er brauchte nicht lange, um zu erkennen, um was es sich handelte. Ungläubig sah er Bakugou an. "Das ist die Crimson Riot Figur, die ich seit Jahren suche!", rief er aus. "Woher...? Wie...?" Kirishima hielt inne, als ihm wieder einfiel, was die Krankenschwester gesagt hatte. "Das hast du in diesem Viertel gemacht! Deswegen warst du alleine unterwegs", erkannte er. "Bist du nach der Arbeit...?""Idiot, ich war gar nicht arbeiten! Ich konnte dir nur nicht sagen, wieso ich dringend weg musste. Dieses verdammte Ding wurde erst heute geliefert", unterbrach Bakugou ihn, weswegen Kirishima ihn sprachlos musterte.Das hieß, dass Bakugou nur wegen ihm...? Daran durfte er nicht mal denken! "Jetzt gib dir nicht die Schuld daran, Schwachkopf", brummte der Blonde auch prompt und strich Kirishima über den roten Schopf, weswegen der leise auflachte. "Na du hast gut reden..." "Du bist nicht Schuld, verdammt nochmal! Dieser verdammte Schurke ist Schuld und sonst niemand! Das ist dir klar, oder?", schnaubte Bakugou. Zögerlich nickte Kirishima. "Dann wolltest du nicht lieber arbeiten, als mit mir zusammen sein?", fragte Kirishima leise. "Heute? Spinnst du?", brummte Bakugou, weswegen Kirishima übers ganze Gesicht strahlte. Die Antwort war so schnell und eindeutig gewesen, wie er es gar nicht erwartet hätte. Vor allem nicht nach dem anscheinend vollkommen unnötigen Streit. "Dir ist die Arbeit gar nicht wichtiger als ich?", wisperte der Rothaarige vollkommen ergriffen. Er hatte sich deswegen so sehr über Bakugou aufgeregt. Dabei hatte er nur ein Geschenk für ihn besorgen wollen. Der heimliche kleine Romantiker, der jetzt ganz verlegen auf seine Bettdecke starrte. Unbändige Freude darüber, dass er nicht bei Bakugou hinten anstand, breitete sich in ihm aus. Kirishima strahlte über das ganze Gesicht. "Ich dachte, du liebst deinen Job", murmelte er verlegen. "Tu ich auch! Idiot! Dich lieb ich aber auch." Kirishima schluckte. Das war so simpel und männlich und gleichzeitig so ergreifend. "Ich liebe dich auch, Katsuki", wisperte er. "Was auch immer, Stachelbirne...", murrte Bakugou ausweichend, was Kirishimas Grinsen nur noch mehr verstärkte. "Ich hab's mir zwar anders vorgestellt. Aber...: Alles Gute zum Jahrestag, Eijirou."

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