So Manly

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Mit einer großen Schüssel Popcorn im Arm kuschelte sich Kirishima neben seinen Freund, der seine Decke auch über ihn ausbreitete und den Laptop zu sich heranzog.Sie hatten die letzten Wochen viel trainiert und gelernt, weil ihr Abschluss immer näher rückte. Deswegen wollten die beiden angehenden Helden Vollgas geben. Aber heute hatten sie sich dafür entschieden, einen ruhigen Abend zu verbringen. Kein Lernen, kein Training, keine große Runde, nur sie beide und ein guter Film. Oder eher Kirishima hatte sich dafür entschieden und Bakugou bearbeitet.So etwas kam viel zu selten vor, fand er. Aber das war wohl eben auch der Preis, wenn man mit Bakugou Katsuki zusammen war. In der Regel kannte der so etwas wie Pausen nicht und Ausruhen war seiner Meinung nach etwas für Weicheier. Ohne Frage, ihre Zukunft war wichtig und Kirishima selbst trainierte auch hart und viel. Aber diese Pause und Zeit für seinen Partner war ebenfalls wichtig. Trotz all der Heldenausbildung waren sie eben immer noch Teenager. Teenager, die sich eigentlich Zeit füreinander nehmen sollten und nicht darüber sprechen sollten, welche Attacke am sinnvollsten gegen welchen Gegner einzusetzen war. Deswegen gab es heute einen Abend ganz ohne all das. Und weil Bakugou ihn liebte und nicht traurig sehen wollte, hatte er nach anfänglichem Murren auch zugestimmt. Er hatte ihnen sogar Popcorn selbst gemacht. Glücklich kuschelte sich Kirishima an Bakugou, der seine Hand in den Haaren des Anderen vergrub. Da konnte Bakugou noch so oft behaupten, er brauchte keinen Abend Auszeit. Dass er gerade entspannte, war deutlich erkennbar. "Okay, welcher Film, Kackfrisur?", wollte der Blonde wissen und klickte sich durch die Onlineauswahl. "Oh, wir könnten den Crimson Riot...?" "Nein! Den haben wir schon drei Mal geguckt!", unterbrach Bakugou ihn sofort, was den Rothaarigen seufzen ließ. Da hatte sein Freund leider Recht. Sie hatten sich extra deswegen darauf geeinigt, dass sie weder Crimson Riot noch All Might Filme schauen würden.Also musste ein anderer Film her. "Dann ein Actionfilm! Oder Material Arts!", schlug Kirishima freudig vor. Er liebte Actionfilme und Material Arts Streifen waren einfach so männlich. Doch schon wieder seufzte sein Partner, weswegen er den Kopf zu ihm umwandte. "Auch nicht gut?", wunderte sich Kirishima und stupste Bakugou mit der Nase gegen die Wange. "Die Filme sind so dämlich. Es passiert immer das Gleiche. Ich gucke sie nur, weil du sie magst", erklärte der Blonde und entlockte nun Kirishima ein Seufzen. Das gestaltete sich ja als sehr viel schwieriger als gedacht. "Was möchtest du denn gucken?", erkundigte sich Kirishima allerdings durchaus kompromissbereit."Horrorfilme!" Und prompt war diese Kompromissbereitschaft auch schon rum. Er mochte keine Horrorfilme, die waren eben gruselig. Nicht, dass er nicht wusste, dass das alles gespielt war. Aber mit Dingen wie Geistern und so spaßte man einfach nicht, fand Kirishima.Mit Bakugou hatte er allerdings noch nie darüber gesprochen, wie ihm gerade bewusst wurde, als der ihn entgeistert anstarrte. "Hast du etwa Angst?", zog er ihn auf, weswegen Kirishima hastig den Kopf schüttelte. "Nein, das wäre total unmännlich!", protestierte er sofort und erntete ein Lachen von dem Blonden. "Du hast Angst", stellte er fest und grinste amüsiert. "Und sowas will Profiheld werden", neckte Bakugou ihn weiter, weswegen der Rothaarige eine Schnute zog. Es passte ihm gar nicht, dass sein Freund sich über ihn lustig machte."Das Eine hat mit dem Anderen gar nichts zu tun!", beschwerte er sich. "Ich kann gegen Schurken kämpfen. Aber Geister und sowas sind was ganz Anderes!", fügte er hinzu und beobachtete leicht verärgert, wie Bakugou die Augen verdrehte. "Geister gibt es nicht", kommentierte er auch prompt. Sachlich und faktenbezogen wie immer. "Das kannst du gar nicht wissen!", beteuerte Kirishima. Es gab genug übernatürliche Geschichten und irgendeine Erklärung musste es dahinter ja geben. Geister waren also gar nicht so abwegig, fand er. "Ich fass es nicht, dass wir über so einen Kack diskutieren", seufzte Bakugou dann und sah wieder zu Kirishima. Scheinbar war er wirklich darum bemüht, den Abend harmonisch verlaufen zu lassen. Denn er gab seinem Freund einen kurzen Kuss, bevor er einen Vorschlag machte: "Du suchst einen Film aus und dann ich, okay?"Zuerst begannen sie mit den Film, den Kirishima aussuchen durfte und dazu hatte er einen Film gewählt, den Ashido empfohlen hatte. Sie hatte in den höchsten Tönen davon geschwärmt. Wobei es vielleicht auch schon ein Fehler gewesen war, sich auf dieses Feedback zu verlassen. Denn natürlich handelte es sich um einen Mädchenfilm.Schon nach den ersten zehn Minuten war Bakugou abgrundtief genervt und schien sich nur mit seinen schneidenden Äußerungen zurückzuhalten, weil Kirishima tatsächlich sogar Gefallen an dem Film gefunden hatte.Er war selbst ein wenig überrascht, denn natürlich kam es nicht so häufig vor, dass er sich schnulzige Liebesfilme ansah. Dazu war er eigentlich viel zu männlich. Aber jetzt, wo der Film einmal lief, wollte er auch unbedingt wissen, wie er zu Ende ging."Katsuki, nein...", wisperte er gegen die Schulter seines Freundes, an die er sich schmiegte, während er den Film gebannt verfolgte. Das Popcorn hatte er längst vergessen, so sehr hatte der Film ihn in seinen Bann gezogen und gerade war an Essen gar nicht zu denken! Bakugou schnaubte ungläubig auf seine Reaktion hin. "Sie hatten es so verdient, ein Happy End zu bekommen", fügte Kirishima leise hinzu.Er konnte es nicht leugnen: Der Film nahm ihn mit. Eine ganze Stunde lang hatte er dabei mitgefiebert, ob die weibliche Hauptperson endlich ihre große Liebe für sich gewinnen würde, obwohl der Mann ihrer Träume einer anderen versprochen war. Und in dem Moment, wo sie sich endlich bekamen, passierte ein tragischer Autounfall. "Nur weil dieser Kerl betrunken Auto gefahren ist... Sie standen einfach nur am Straßenrand...", brachte der Rothaarige getroffen hervor. Niemals hätte er damit gerechnet. Er hatte gedacht, dass Mädchenfilme immer ein Happy End hätten! Das hier war überhaupt nicht Happy. Das war einfach nur End!"Eijirou, krieg dich ein, das ist ein Film", gab Bakugou gefühlskalt wie eh und jäh zurück, was Kirishima nun wirklich gar nicht verstehen konnte. Er hatte doch die gleichen Szenen gesehen wie er. Er hatte doch auch das unfassbar schöne Liebesgeständnis gehört und den Kuss im Regen gesehen und war dann Zeuge davon geworden, wie ein leichtsinniger, besoffener Autofahrer auf dem Gehweg gefahren war. Der Mann hatte die Frau gerade noch aus dem Weg schubsen können...Und nun betrachtete Kirishima unendlich traurig, wie sich die Beiden im strömenden Regen voneinander verabschiedeten, bevor der Mann leblos in den Armen seiner Liebsten zusammensackte. "Nein...", wimmerte Kirishima, der noch auf Rettung in letzter Sekunde gehofft hatte. "Das ist soooo unfair", jammerte er mit brüchiger Stimme und konnte nun auch die Tränen nicht mehr zurückhalten, gegen die er schon die ganze Zeit ankämpfte. Aber sie hatten nun endgültig gewonnen und liefen ihm über die Wangen, während Kirishima den Abspann mit der traurigen Musik verfolgte. Wieso gab es jetzt nicht wenigstens ein fröhliches Lied? Er war doch sowieso schon total am Boden zerstört! Was Ashido bloß an diesem Streifen so toll fand? Wieso guckte man etwas, was einen traurig machte? Das war doch verrückt! Bakugou schien das alles vollkommen kalt zu lassen. Er wirkte sogar eher gelangweilt und streckte sich gähnend. "Meine Fresse, krieg dich ein. Diese dämliche Romantikkacke...", brummte er und hielt dann inne. Er warf einen erstaunten Blick auf seinen immer noch vollkommen aufgelösten Freund, der sich an dessen Arm klammerte, als wäre der ein Rettungsseil. "Scheiße! Weinst du?", rief Bakugou mit sehr viel Erstaunen in der Stimme aus, weswegen Kirishima sich hastig und verlegen über die Augen fuhr. Wie unmännlich von ihm wegen einem Mädchenfilm zu weinen! "Nein", log er deswegen auch schnell und blinzelte beschämt, als Bakugous Hand sein Kinn umfasste und ihn zwang, ihn anzusehen.Der Blonde starrte ihn erstaunt an. "Verdammt, Stachelbirne, du weinst ja wirklich!", stellte Bakugou fest und schien nicht mal recht zu wissen, wie er damit umgehen sollte. Es war nicht so, als hätte er ihn noch nie weinen sehen. Und in der Regel tröstete er Kirishima dann auch. Aber der Rothaarige musste ja selber ebenfalls zugeben, dass das nun überraschend kam. "Du heulst wegen eines Films!?" Bakugou schüttelte den Kopf, während sich Kirishima immer dümmer vorkam. Aber alleine wenn er an die Abschiedsszene dachte, dann musste er direkt wieder weinen. Verlegen wischte er sich über die Augen. "Es war eben wirklich traurig", verteidigte er sich. "Aber es war nicht echt!", warf Bakugou unwirsch ein. Natürlich hatte er da auch recht, aber, was wenn es echt gewesen wäre? "So etwas kann trotzdem auch in echt passieren...", fand Kirishima mit belegter Stimme, was ihm ein Augenrollen von Bakugou einbrachte. "Dass sich zwei Leute über Jahre hinweg lieben und sie ihm kurz vor seiner Hochzeit erst alles gesteht? Das war dämlich! Die Handlung war zum Kotzen! Diese Idioten, sowas von verdammt dumm! Das Ende war auch total... Scheiße! Eijirou, jetzt hör auf zu heulen!", befahl Bakugou, der mitten in der unschönen Rezension des Filmes innegehalten hatte, weil Kirishima schon wieder zu weinen begonnen hatte.Überaus peinlich berührt wandte sich dieser von seinem Freund ab, während der ihm wortlos ein Taschentuch reichte. Und dann gleich noch ein weiteres, als er bemerkte, dass eins nicht ausreichte. "Ich meinte auch nicht den ganzen Film. Aber... aber." Er begann herum zu drucksen, weswegen Bakugou ein besorgteres Gesicht machte. "Was aber?", hakte er nach. "Wenn das du und ich gewesen wären? Fändest du es dann auch noch dämlich?", schloss Kirishima und sprach aus, was ihm am allermeisten fertig machte. Bakugous Augen wurden größer und tatsächlich schien ihn Kirishimas neuste Aussage sprachlos zu machen. Das war auch mal etwas Neues. Letztendlich fing er sich aber doch, auch wenn er nach wie vor ungläubig dreinschaute. "Du hast dir vorgestellt, das könnten wir sein?!" Kirishima nickte und streckte die Hand nach einem weiteren Taschentuch aus. Es war doch bestimmt nicht abnormal, dass man sich selbst in die Situation hineinversetzte. "Das ist noch viel schwachsinniger, du Idiot! Wir würden nicht bei sowas drauf gehen! Du sowieso nicht. Du bist wie ein verdammter Fels! Und was mich klein kriegt, muss erst noch erfunden werden", gab Bakugou voller Selbstbewusstsein zurück, was Kirishima leise auflachen ließ.Vielleicht hatte sein kluger Freund ja recht und er benahm sich ja wirklich gar unnötig überemotional. Also atmete er tief ein, um sich zu beruhigen. "Versprochen?", murmelte er und schmiegte sich in die Hand, die Bakugou an seine Wange legte."Idiot, ich kann dir das nicht versprechen. Aber ich kann dir versprechen, dass ich nicht vorhabe abzukratzen", gab der Blonde zurück und legte auch die andere Hand an Kirishimas Gesicht. "Manchmal vergesse ich, dass du wirklich ein dummer Schwachkopf bist, der sich viel zu viele Gedanken macht", seufzte er und lehnte seine Stirn gegen die von Kirishima, der nun schon wesentlich beruhigter die Augen schloss. Er ließ sich von Bakugou auf die Stirn küssen, was wohl als Zeichen dafür gedacht war, dass Bakugou es nicht weiter schlimm fand, dass sein Freund manchmal ein sentimentaler Idiot war.Kirishimas Atem ging noch ein wenig uneben, aber so langsam bekam er sich wieder unter Kontrolle. Natürlich hatte Bakugou verdammt Recht und natürlich war es dumm, sich so etwas auszumalen. Und das auch noch wegen einem blöden Schnulzenfilm. Verlegen lachte der Rothaarige leise auf, als er sich soweit wieder gefangen hatte. "Das war echt peinlich", stellte er fest und wischte sich die letzten Tränenspuren aus dem Gesicht. "Kannst du laut sagen. Du hast geflennt wie ein Mädchen!", stimmte Bakugou ihm zu, weswegen Kirishimas Wangen sich rot färbten. Er konnte das nicht mal abstreiten."Du weißt, was das heißt?", erkundigte sich der Blonde bei ihm. "Nie mehr Mädchenfilme?", vermutete Kirishima. "Das sowieso! Die verwandeln meinen männlichen Freund in einen Schlappschwanz. Aber das meinte ich nicht", entgegnete Bakugou. "Wir härten dich jetzt ab und gucken einen Film, den ich aussuche!"Und da Bakugou so entschlossen aussah und irgendwie ein ungutes Grinsen zur Schau stellte, ahnte Kirishima direkt Böses. "Aber keinen Horrorfilm...", bat er zaghaft und auch ein wenig verlegen, weil es eben auch peinlich war, wenn man als fast fertig ausgebildeter Held noch Angst vor Horrorfilmen hatte. Bakugou schnalzte ungehalten mit der Zunge "Wie oft denn noch, du musst keine Angst davor haben!", fuhr er ihn an, bevor sein Grinsen zurückkehrte. "Aber wenn du solche Panik hast, kannst du dich ja wieder ganz unmännlich an mir festhalten", forderte er Kirishima mit etwas heraus, das er natürlich nicht auf sich sitzen lassen konnte. "Hey! Das ist gemein! Nur weil ich einmal geweint habe!", beschwerte Kirishima sich. "Bei einem Mädchenfilm!", feixte Bakugou mittlerweile wohl sehr amüsiert darüber, jetzt wo sein Freund nicht mehr weinte. "Weil ich dich eben liebe!", fuhr Kirishima unbeirrt fort. "Ugh! Komm mir nicht so, Idiot. Der Film hat dein Hirn mehr zerstört als deine Haare es tun!", stöhnte Bakugou auf und musterte dann irritiert das Grinsen seines Freundes. "Aaauuußerdem erinnere ich mich bestimmt an tausend Situationen, in denen ich dich gerettet habe", schloss Kirishima seine kleine Retourkutsche. "Ha?", brachte der Blonde irritiert hervor. "Ständig schubse ich dich aus der Schussbahn oder werfe mich vor dich", erklärte Kirishima breitgrinsend. Denn wenn Bakugou ihn ärgerte, dann konnte er das sehr wohl auch zurückgeben. "Das liegt an deiner Fähigkeit, Weichbirne! Und außerdem ich brauche deine Hilfe nicht!", begann Bakugou natürlich prompt sich zu verteidigen. "Und in Kamino..." "Wir reden nicht über Kamino!", fauchte sein Freund aufgebracht und verlegen zugleich, bevor er genervt abwinkte, während Kirishima weiterhin grinste."Also gut, dann rettest du mir eben ein paar Mal den Hintern", gab Bakugou genervt zu, was er vermutlich bei niemand anderem tun würde. Denn das war immerhin ein Zeichen von Schwäche und die zeigte Bakugou kaum jemandem. "Was grinst du denn jetzt so?", fuhr er den Rothaarige genervt an. "Laut dem Mädchenfilm, heißt das, ich bin der Mann in dieser Beziehung", strahlte Kirishima begeistert und belustigt zugleich.Denn natürlich war rein gar nichts unmännlich an Bakugou. Im Gegenteil. Er war sogar überaus männlich und Kirishima liebte das an ihm. Trotzdem lief sein Partner rot an, genauso wie Kirishima es erwartet hatte. Aber dann durfte Bakugou ihn eben auch nicht ärgern! "Das wars! Wir gucken wirklich nie wieder so einen Scheiß! Kapiert?", tobte der Blonde und wählte, vermutlich aus purem Trotz, den nächstbesten Horrorfilm aus, den der Bildschirm anzeigte, was Kirishimas Grinsen verschwinden ließ. Und als Bakugou auch noch das Licht löschte, rückte er automatisch näher an ihn heran."Wer ist jetzt der Mann? Hm?", triumphierte der Blonde. "Können wir uns darauf einigen, dass wir beide männlich sind? Und vor allem diesen Film nicht gucken? ... Und das Licht wieder anmachen?", bat Kirishima flehend und erntete ein Lachen von Bakugou. "Nein", entgegnete er zufrieden und legte dann den Arm um Kirishima. "Jetzt beschütz ich dich", fügte er hinzu und küsste den roten Schopf, als der Film begann.

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