How it is supposed to be

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Gähnend und sich streckend schlurfte Kirishima leise zum Fenster, trotz Müdigkeit darauf bedacht, den schlafenden Bakugou nicht zu wecken. Es war nämlich ohnehin eine Seltenheit, dass er vor dem Blonden wach wurde. Aber heute war es so gewesen und Kirishima hatte einfach nicht noch länger still liegen bleiben können. Da könnte sein Freund auch noch so friedlich beim Schlafen aussehen und er ihn noch so gerne dabei betrachten, sein Bewegungsdrang war einfach stärker.
Es war eben ein Fluch, wenn man nicht wirklich still sitzen konnte und einem schnell langweilig wurde. Aber nur weil er nicht mehr hatte liegen bleiben können, hieß das ja nicht, dass auch Bakugou schon wach werden musste. Der schlief Kirishimas Meinung nach sowieso zu wenig und es war gut, wenn der Blonde endlich mal ausschlief.
Sich durch die Haare fahrend warf Kirishima einen Blick aus dem Fenster und erstarrte. Ungläubig blinzelte er, bevor er das Bild, das sich ihm bot, erfassen konnte.
Dann waren auch schon alle guten Vorsätze über Bord geworfen und er wirbelte zu Bakugou herum. "Katsuki! Wach auf!", rief er seinem Freund zu und war mit einem Satz auf dem Bett, wo er den gerade noch friedlich schlafenden Schüler wachrüttelte.
Dieser riss sofort die Augen auf und setzte sich auf. In der gleichen Bewegung hob er beide Hände, aus denen Funken stoben. "Was?!" Seine eigentlich noch verschlafenen Augen richteten sich nicht auf Kirishima, sondern an ihm vorbei. Bakugou schien den Raum zu scannen, bevor er seinen Blick auf seinen Freund richtete. "Was ist passiert?", wollte er alarmiert wissen, ließ jedoch die Hände sinken. Vermutlich, weil er erkannt hatte, dass keine akute Gefahr drohte. Stattdessen lag ein Ausdruck der Sorge auf seinem Gesicht.
Mit einem schlechten Gewissen, weil er seine Handlung nicht durchdacht und damit den Anderen erschreckt hatte, senkte Kirishima den Blick. So wollte sicher keiner geweckt werden und es war vermutlich kein Wunder, dass Bakugou von einem Angriff ausgegangen war. "Entschuldige... ich wollte dich nicht erschrecken... Es ist nichts passiert-passiert...", begann er zerknirscht und wurde Zeuge davon, wie sich in Bakugous Mimik erst Erleichterung zeigte und dann schließlich Wut.
"Warum zur Hölle weckst du mich dann, Idiot?", fauchte der Blonde aufgebracht und feuerte seinem Freund genervt eine kleine Explosion entgegen. Etwas, das er tatsächlich öfter tat, weil Kirishima ohnehin keinen Schaden nahm. Auch jetzt merkte der Rothaarige höchstens ein leichtes Kribbeln durch seine verhärtete Haut.
Sein schlechtes Gewissen hielt jedoch an. "Ich hab mich nur so gefreut..." "Worüber, Kackfrisur?", stöhnte Bakugou und ließ sich wieder in die Kissen sinken, was Kirishima mit einer Schnute quittierte. "Es schneit!", berichtete er dann allerdings trotzdem freudestrahlend, weswegen der Andere ungläubig die Augen aufriss. "Damit ich es richtig verstehe, Stachelbirne... Du weckst mich... weil es schneit?", fragte Bakugou leise und fast schon gefährlich klingend, wovon sich Kirishima jedoch in keinster Weise beeindrucken ließ. Sein strahlendes Lächeln blieb konstant. "Ja!", freute er sich.
Stöhnend legte sich Bakugou den Arm über das Gesicht. "Du bist so verdammt dämlich! Verschwinde!", murrte er, während Kirishima sich daran machte den Arm wegzuziehen. "Das ist nicht dämlich! Da draußen liegt Schnee! Das ist unser erster Schnee zusammen!" "Das ist echt dein Ernst, oder?", grummelte Bakugou und versuchte seinen Arm zu befreien. Aber was körperliche Kraft anging, war Kirishima ihm nun mal überlegen. "Lass mich los, du Vollidiot!"
"Katsuki...", jammerte Kirishima weiter. "Steh auf..." Mit einem extrem genervten Schnauben schlug dieser die Decke zurück und richtete sich auf. "Okay, okay. Damit du endlich Ruhe gibst, du Nervensäge!"
Kirishima sah dabei zu, wie sein Freund sich mit missmutiger Miene aus dem Bett erhob und ebenfalls zum Fenster ging. Kopfschüttelnd wandte er sich von der weißen Landschaft ab. "Wie alt bist du, Eijirou? Acht?", schnaubte er, als sein Blick auf das begeisterte Gesicht des Rothaarigen fiel. "Aber wenn wir wach sind, können wir auch genauso gut trainieren", fand Bakugou, weswegen Kirishima dann doch die Gesichtszüge entgleisten.
Er deutete demonstrativ auf das Fenster. "Aber es schneit! Katsuki, ich will raus in den Schnee!", quengelte er und kam sich selber schon fast vor wie ein Kind. Aber es schneite doch nun mal und es war wirklich der erste Schneefall, seit er mit Bakugou zusammen war. Die Chance auf eine super männliche Schneeballschlacht oder auf das Bauen eines Schneemanns ließ sich Kirishima da wirklich nicht nehmen.
Doch Bakugou wirkte leider ganz und gar nicht erfreut. Mit zusammengezogenen Augenbrauen musterte er den Schnee, bevor er sich wieder Kirishima zuwandte. "Ich mag Schnee nicht." Kirishimas Mund klappte angesichts dieser Nachricht auf und er war sprachlos, was selten genug vorkam.
"Glotz nicht so!", beschwerte sich der grimmige Teenager prompt. "Aber... aber? Jeder mag Schnee!", rief Kirishima verwundert aus und riss die Arme in die Luft, um seine Ungläubigkeit zu unterstreichen. "Tja, ich nicht." Bakugous Miene wirkte eisern.
"Das heißt, du gehst nicht mit mir raus?", murmelte Kirishima enttäuscht und warf einen letzten traurigen Blick auf die weiße Landschaft, bevor er sich wieder Bakugou zuwandte. "Geh doch mit Pikachu oder Schwarzauge raus..." "Das wäre aber nicht dasselbe..." "...oder Sojafresse... Die sind doch bestimmt auch alle ganz scharf auf diesen dämlichen Schnee." "Ich wollte aber mit dir in den Schnee..." "Das ist schon wieder so eine Romantikkacke, oder?", fluchte Bakugou, weswegen Kirishima verlegen mit den Schultern zuckte. Das konnte man wohl so bezeichnen. Denn trotz der männlichen Schneeballschlacht sah er sie beide vor seinem inneren Augen im Grunde eher knutschend im Schnee herumrollen.
"Aber wenn du wirklich gar nicht magst...", seufzte Kirishima mit einem letzten traurigen Blick aus dem Fenster und wandte sich schließlich vollkommen davon ab. Da vernahm er ein tiefes Seufzen.
"Ich hasse es, wenn du so scheiße traurig guckst...", beschwerte sich Bakugou, weswegen Kirishima seine Mundwinkel in eine lächelnde Position zwang, was den Blonden allerdings lediglich schnauben ließ. "Versuch es gar nicht erst, Dummkopf...", seufzte er und trat an Kirishima heran, um die Arme um ihn zu schlingen und ihn wieder zum Fenster zu drehen.
Sein Kinn ruhte auf Kirishimas Schulter während sie zusammen auf die weiße, glitzernde Oberfläche sahen. "Ich hasse Schnee, Winter, Kälte...", erklärte Bakugou leise, was Kirishima aufhorchen ließ. Sämtlicher Missmut war aus Bakugous Stimme verschwunden und er klang leise und ruhig. Kirishima liebte seine Stimme. Die normale Bakugou Stimme, die vermutlich nur wenige in dieser Form zu hören bekamen. "Warum?", erkundigte er sich leise und ließ seine Hände über die Unterarme des Anderen wandern, bis er bei seinen Händen angelangt war und es zeitgleich Klick in seinem Hirn machte. "Wegen deiner Spezialität!"
Bakugou gab ein zustimmendes Brummen von sich. "Du hast also doch lichte Momente, Idiot", zog er ihn gutmütig auf. "Wenn mir kalt ist, kann ich meine Spezialität nicht so gut einsetzen." Also das, was auch Kirishima sich schon gedacht hatte. Es war eigentlich logisch, dass Bakugou seine Spezialität nicht besonders gut einsetzen konnte, wenn er einfach nicht ins Schwitzen geriet und das war im Winter nun mal erheblich schwerer.
Verständnisvoll ließ Kirishima seine Finger über die Hände seines Freundes gleiten, bevor er sich in dessen Arme umwandte und ihm ein Lächeln schenkte. "Wenn du der Beste werden willst, dann darf dich das Wetter aber nicht aufhalten, Katsuki", gab er zu bedenken. "Ich glaube nicht, dass Midoriya Probleme mit dem Winter hat", fügte er hinzu und bemerkte, das gefährliche Augenbrauenzucken seines Freundes, das immer dann auftrat, wenn man den Mitschüler erwähnte.
"Das weiß ich auch!", fuhr Bakugou ihn ungehalten an, was Kirishimas Lächeln jedoch nicht vertrieb. "Dann sollten wir etwas daran ändern. Wir müssen dich ja nur draußen ins Schwitzen bringen", fuhr der Rothaarige unbeirrt fort. "Vielleicht legst du dir auch ein Winterdesign für dein Heldenoutfit zu", überlegte er weiterhin. Vermutlich hatte sein kluger Freund sich das auch schon gedacht oder sogar in die Wege geleitet. Aber wenn er ihn dabei unterstützen konnte, dann würde Kirishima das auf jeden Fall tun. Auch wenn er die Verbissenheit des Anderen nicht immer gutheißen konnte, wollte er ihm auf jeden Fall dabei helfen, das zu erreichen, was er sich vorstellte. "Wir können doch rausfinden, worauf du achten musst, wenn wir draußen trainieren", schlug er mit einem freudestrahlenden Lächeln vor, während Bakugou ihn erst ungläubig anstarrte, und dann leise seufzte, seine Miene sich aber entspannte.
Kirishima wartete auf eine Antwort seines Freundes, der ihm stattdessen allerdings einen Kuss aufdrückte. "Du bist so ein Idiot", fand er leise, weswegen Kirishima das Gesicht verzog. "Was hab ich jetzt wieder falsch gemacht?", wollte er überrascht wissen und versuchte herauszufinden, was Bakugou nicht gepasst haben könnte. "Gar nichts", entgegnete dieser schnell. "Das ist es ja, Eijirou. Du hast gar nichts falsch gemacht", versicherte er noch einmal und gab ihm einen weiteren Kuss, ehe er sich von ihm löste.
Prompt kehrte Kirishimas Lächeln zurück. "Dann gehen wir jetzt trainieren?", fragte er begeistert und voller Tatendrang. "Nein." Überrascht zog Kirishima die Augenbrauen hoch. "Aber du hast doch gesagt..." "Wir gehen erst einen beschissenen Schneemann bauen und machen eine verdammte Schneeballschlacht", verkündete Bakugou mit einem Grinsen.
Ungläubig hielt Kirishima inne. "Aber du hast doch gesagt, ..." "Und du hast so traurig geguckt. Ich kann das nicht leiden... Es ist einfach falsch... In dein Gesicht gehört ein dämliches Grinsen. Ich werd doch nicht Grund sein, wieso es nicht da ist, klar?" "Klar!", freute sich Kirishima mit einem breiten Grinsen, bevor er sich daran machte, sich für den Schnee anzuziehen.

Draußen angekommen stellten sie fest, dass sie nicht die Ersten waren, die sich in das kalte Weiß stürzen wollten. Schon von Weitem hörten sie die Rufe ihrer Klassenkameraden, die Kirishima mit einem Winken beantwortete.
"Wow! Kirishima-Kun, wie hast du Kacchan denn dazu überredet in den Schnee zu gehen? Er macht das sonst nie", rief Midoriya ihnen fröhlich zu. "Das geht dich nen Scheiß an, Deku!", erwiderte Bakugou prompt ungehalten, weswegen Kirishima ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter legte. "Katsuki..." "Und ich glaube, ich will gar nicht wissen, wie du ihn überredet hast", mischte sich Kaminari mit einem Grinsen ein, was Kirishima ein verlegenes Lachen entlockte.
"Was du wieder denkst!", ging Bakugou nun auf den Elektrohelden los und dieses Mal hielt Kirishima ihn nicht zurück, sondern beobachtete, wie sein Freund eine Schneeballschlacht mit seinem besten Freund begann. Eigentlich hatte sich Kirishima diesen Schneeausflug zwar anders vorgestellt, aber das hier war sogar noch besser. Denn Bakugou hatte Spaß. Aufrichtig Spaß, während er Kaminari mit Schnee bewarf.
Keuchend, aber siegreich, kehrte Bakugou letztendlich zu ihm zurück und schüttelte Schneereste von seinen Handschuhen. Ein Blick in das Gesicht des Rothaarigen führte zu einem zufriedenen Grinsen bei Bakugou. "So ist es richtig." "Hm?" "Du lächelst. So muss das sein", stellte Bakugou zufrieden fest, weswegen Kirishima leise lachte und die Arme um ihn schlang. "Du lächelst auch." "Tu ich nicht!" "Okay, tust du nicht", lenkte Kirishima ein und senkte seine Lippen auf die eindeutig lächelnden Lippen seines Freundes.

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