Who cares?

88 7 1
                                    


Who cares?



Kirishima konnte nicht von sich behaupten, dass das Fach von Midnight sein Lieblingsfach war, aber ab und an hatte sie wirklich gute Themen und hilfreiche Tipps auf Lager. Heute schien so ein Tag zu sein, weswegen er gespannt zuhörte, wie die Lehrerin ihnen letzte Tipps für ihren Abschluss in einigen Wochen mitgab."Wenn ihr keine Schüler mehr seid, seid ihr für euch selbst verantwortlich. Das heißt auch für eure Außenwirkung, euren Ruf." Schmunzelnd schielte Kirishima zu seinem Freund hinüber, der sicher besonders gut darin sein würde, seinen Ruf durch sein Gemüt zu gefährden. "Das, was ihr bisher erlebt habt, war noch nichts im Vergleich zu dem, was euch als Profihelden erwartet", fuhr die Lehrerin fort. UA Schüler waren immer besonders beliebt bei den Medien. Das war schon immer so gewesen. Aber da ihre Klasse auch wirklich viel in Geschehnisse mit Schurken verwickelt worden war, waren sie auch schon direkt zu Beginn ihrer Heldenlaufbahn ins Rampenlicht gerückt. Scheinbar würde es aber zunehmen, sobald sie die Schule beendet hatten."Ihr werdet auf der Straße erkannt und seid ein Vorbild. Egal ob im Heldenkostüm oder nicht." Kirishima schluckte. Na, ob er so ein gutes Vorbild sein würde, wusste er ja nicht. Aber er würde sich auf jeden Fall bemühen. Immerhin wusste er ja schließlich, wie wichtig es für Jüngere sein konnte, ein Idol zu haben. Ob er irgendwann mal für jemanden so ein Vorbild sein würde, wie es Crimson Riot für ihn war, war zwar fraglich, aber er wollte auf keinen Fall Gefahr laufen, dass er mit schlechtem Verhalten Jüngere irgendwie negativ beeinflusste.Wobei er sich da eigentlich auch weniger um sich selber Gedanken machte, als um seinen Freund. Erneut sah er zu Bakugou hinüber, der so desinteressierte wirkte wie immer. Kirishima seufzte leise. Vielleicht sollte der Blonde jetzt genauer zu hören. Denn er ging stark davon aus, dass Bakugou viele Fans bekommen würde. Er würde definitiv zur Spitze der Helden gehören und sein Bekanntheitsgrad würde enorm sein. Da könnte es nicht schaden, wenn er sich ein wenig freundlicher in der Öffentlichkeit präsentierte. Wobei Endeavor ja auch nicht gerade ein Strahlemann war und er war die amtierende Nummer Eins."Gerade, weil ihr Schüler der UA seid und ihr viel Potential habt, wird die Öffentlichkeit ein besonderes Interesse an euch haben. Macht euch das bewusst, wenn ihr die Schule verlasst und überlegt euch jetzt schon, was von eurem Privatleben ihr mit der Öffentlichkeit teilen wollt. Ihr kreiert ein Image. Das muss wohl überlegt sein. Denn es kommt nicht nur auf euer Können an, sondern auch auf euer Image!"Kaminari vor ihm prustete plötzlich los. "Bakugou, dann bist du geliefert", rief er dem anderen Blonden zu, der sich wütend zu ihm umdrehte. "Du bist geliefert, Pikachu!", fuhr er Kaminari an, während kleine Explosionen in seinen Handflächen tanzten.
Seufzend lehnte sich Kirishima zurück. Oh ja, Bakugou würde sich wirklich schwer damit tun, ein halbwegs anständiges Bild in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Aber vielleicht musste er das ja auch gar nicht. Vielleicht liebten die Leute ihn so wie er war? Das könnte Kirishima ihnen nicht verdenken."Der ist sowieso unten durch, sobald die Medien spitzkriegen, dass er mit einem Kerl zusammen ist", warf Mineta ein und schüttelte angewidert den Kopf.Von all ihren Klassenkameraden war er so ziemlich der Einzige gewesen, der ihre Beziehung nicht positiv aufgefasst hatte. Wobei das die Untertreibung des Jahrhunderts war. Während sich ihre engsten Freunde mitsamt Midoriya für sie gefreut hatten, waren einige andere überrascht gewesen, hatten die Neuigkeit jedoch schnell und ohne Probleme akzeptiert.Nur Mineta hatte immer wieder kundgetan, dass es gegen die Natur wäre. Ob Bakugou nicht eines der Mädchen, die ihn heimlich in der Mensa beobachteten lieber wollen würde? Ob Kirishima nicht fand, dass es unmännlich wäre, schwul zu sein? Er hatte immer wieder Argumente gefunden, die keiner hören wollte und war nicht müde geworden, sie ihnen mitzuteilen.Außerdem hatte jedes Zeichen von Zuneigung, welche Bakugou in der Öffentlichkeit ohnehin kaum zeigte, angewidert kommentiert oder sie angefaucht, es zu unterlassen.Weder Kirishima noch Bakugou hatten viel auf die Meinung des nervigen Mitschülers gegeben und sie hatten auch selten auf die gemeinen Äußerungen reagiert, was bei Bakugous Gemüt ein regelrechtes Wunder war. Er war der Meinung gewesen, dass der Abschaum ihre Aufmerksamkeit nicht wert war. Dafür waren ihre Freunde regelmäßig wütend geworden. Nicht selten hatte Ashido vor Wut getobt oder Sero ihren Mitschüler eingetapt. Auch Iida hatte mehrfach gewütet und den Kleineren zurechtgewiesen.Aufgehört hatte Mineta allerdings erst, als Bakugou endgültig der Geduldsfaden gerissen war und er Mineta mit einer Explosion aus dem Gemeinschaftsraum herausgeschleudert hatte.Aber nun schien der Mitschüler wieder voll auszuholen und das obwohl sich Bakugou mehr als wütend auf seinem Stuhl herum drehte und Midoriya schon erschrocken aus der Schussbahn rückte."Was hast du gesagt, du kleiner Penner?!" "Katsuki!", versuchte Kirishima seinen Freund zu beruhigen, obwohl er selber wütend zu Mineta starrte. Es war leicht zu vergessen, dass Einige es nicht normal fanden, wenn zwei Jungen miteinander gingen, wenn man so eine gute Klassengemeinschaft hatte. Deswegen traf es Kirishima immer wieder hart, wenn er daran erinnert wurde, dass es nicht überall als so normal angesehen wurde."Das hat überhaupt nichts damit zu tun, ob sie gute Helden werden können!", erboste sich Ashido. "Du bist nur neidisch", mischte sich Jirou mit finsterem Blick ein, was Mineta allerdings ignorierte und dafür Bakugou ansah. Kirishima fragte sich unweigerlich, ob der Kleinere einen starken Todeswunsch hatte. Denn lange konnte das nicht gutgehen. Nur, dass er Bakugou dieses Mal vollkommen recht geben würde. Jedes Wort aus Minetas Mund war wie ein Schlag."Liegt doch auf der Hand, dass ihr beide so keine Profihelden werdet. Die Mädchen wollen Superhelden anschwärmen. Können die sich bei euch ja voll sparen", fuhr Mineta unbeirrt fort. "Und nicht nur die Bräute. Männer werden euch nicht cool finden." Dieses Mal glitt sein Blick zu Kirishima, der ja bekanntlich viel Wert auf Männlichkeit legte. "Wer will schon ein Idol, dass eine Schwuch...!Die Explosion, die folgte war ohrenbetäubend laut und hatte selbst Kirishima überrascht. Während Midoriya sich mit einem schnellen Sprung gänzlich aus der Schussbahn gerettet hatte, hatte Todoroki einen Eiswall hinter Mineta entstehen lassen, der nicht nur Yaoyorozu, sondern auch Fumikage geschützt hatte."Ich bring dich um, du mieser kleiner...!" "Ruhe!", donnerte Midnight dazwischen und war im Begriff den Ärmels ihres Outfits aufzurollen, weswegen mindestens die Hälfte der Klasse die Luft anhielt. Keiner wollte Gefahr laufen außer Gefecht gesetzt zu werden."Dieses Mal war es aber wirklich nicht Bakugous Schuld!", erklärte Uraraka feurig und war aufgestanden, so wie einige andere in dem ganzen Chaos auch. "Genau! Sie haben doch gehört, dass Mineta ihn provoziert hat", stimmte sogar Kaminari zu, der sich meistens betont bedeckt gehalten hatten um nicht zwischen die Fronten bei seinen Freunden zu geraten.Midnight schlug mit ihrer Peitsche auf das Lehrerpult und brachte die Klasse damit zur Ruhe. "Setzen! Alle!", forderte sie, ehe ihr Blick auf Iida fiel. "Als Klassensprecher ist es deine Aufgabe, Mineta zu Recovery Girl zu bringen."Bakugou schnalzte ungehalten mit der Zunge. "Abschaum..." Er kochte immer noch, das war ihm deutlich anzusehen. Kirishima konnte nur zu gut verstehen, warum sein Freund wütend war. Niemand hörte sich so etwas gerne an.Es schürte unweigerlich Sorge in ihm, ob nicht ein Funke Wahrheit hinter den Worten des Mitschülers stecken konnte. Während die Lehrkraft Bakugou einen Vortrag darüber hielt, dass er sich genauso nicht zu verhalten hatte, hob Kirishima deswegen den Arm um auf sich aufmerksam zu machen."Hat er denn Recht?", unterbrach er die Lehrerin.Nicht nur die Heldin starrte ihn daraufhin an, sondern auch seine Klassenkameraden."Kirishima, du hörst auf den Schwachsinn?", seufzte Sero neben ihm. "Lass dir das doch nicht einreden!" Es war nett gemeint, aber woher wollten seine Klassenkameraden wissen, wie andere darauf reagieren würden?Deswegen waren seine Augen weiterhin auf die Lehrerin gerichtete, die nachdenklich die Arme vor der Brust verschränkte. Offenbar wollte sie keine vorschnelle Antwort geben."Unter Umständen hat er ein paar Fakten genannt, die zutreffen könnten", räumte sie ein und hob dann beschwichtigend die Hände. "Nicht, dass ich es ebenso sehe. Junge Liebe. Romantisch und tragisch!" Naja, er hoffte doch mal nicht, dass ihre Liebe tragisch war. Aber darum ging es ja auch gerade nicht. Kirishima war viel mehr an dem ersten Teil ihrer Aussage hängen geblieben."Sie denken also, wir könnten Nachteile haben?", hakte er mit großen Augen nach. Er hatte sich ja eine andere Antwort erhofft. Aber nun, wo sie es ausgesprochen hatte, kam er sich dumm vor, weil er selber nie einen einzigen Gedanken daran verschwendet hatte.Midnight tippte sich mit dem Zeigefinger gegen das Kinn. "Es stimmt schon, dass es gerade weibliche Fans enttäuschen könnte", musste sie zugeben, was ihr einiges an Protest von den weiblichen Schülerinnen einbrachte. "Ich finde die beiden süß!", beharrte Ashido felsenfest auf ihrer Meinung.Midnight jedoch ging nicht weiter auf die Mädchen ein. "Und für männliche Fans könnte es ebenfalls schwierig werden. Ältere könnten zu sehr an spießigen, gesellschaftlichen Erwartungen festhalten. Damit hatte ich selbst auch zu kämpfen", betonte die Profiheldin, weswegen sich Kirishima nicht sicher war, ob er mit ihr in einen Topf geworfen werden wollte. Immerhin polarisierte und eckte sie mit Absicht an, während er nur mit jemanden zusammen sein wollte."Die Jüngeren... Eine große Fangruppe gerade bei männlichen Helden könnten... verwirrt sein. Ihr wisst doch, Jungs, wenn man sich seiner eigenen Sexualität noch nicht bewusst ist..."Kirishima beschloss, diesem Vortrag lieber nicht zu folgen. Denn irgendwie verzettelte sich die Lehrkraft auch gerade und ein Vortrag über das Erkunden der eigenen Sexualität war sicher nicht das, was er mit seiner Frage hatte bezwecken wollen.Sein Blick glitt zu Bakugou, der finster vor sich hinstarrte. Prompt überkam Kirishima eine Welle der Sorge. Was, wenn all das stimmte und sie wirklich in der Öffentlichkeit Probleme bekommen würden?Für Kirishima war der Gedanke bereits unangenehm, aber wie ging es dann Bakugou? Ob es überhaupt okay war, wenn einer der besten Helden des Landes schwul wäre? Was, wenn Kirishima am Ende der Grund wäre, weswegen Bakugou seinen Traum nicht erreichen konnte?"Aber könnte es nicht auch sein, dass sie eine Art Vorbild werden?", warf Asui ein, weswegen Kirishimas Aufmerksamkeit sich wieder auf die Diskussion richtete. "In der Tat!", stimmte Midnight strahlend zu. "Wenn ihr in der Öffentlichkeit dazu steht, könnte das Andere ermutigen, auch zu sich zu stehen."Ungehalten donnerte Bakugou plötzlich seine Faust auf den Tisch. "Über was für eine Scheiße reden wir hier eigentlich?", fuhr er die Klasse an. Kirishima sah ihm deutlich an, wie unwohl ihm diese Diskussion war. Ihm selbst ging es da ja nicht anders und dabei hatte er sie versehentlich selbst angezettelt. Nur hatte er natürlich nicht gewollt, dass aus seiner Frage heraus eine solche Diskussion entbrannte, die Bakugou und ihn zum Mittelpunkt hatte."Kommt es nicht darauf an, wie die beiden als Helden sind?", meldete sich unerwartet Midoriya zu Wort, der die letzten Minuten damit verbracht hatte, sein Pult wieder an Ort und Stelle zu rücken. Nun senkte er verlegen den Blick. "Für mich wäre nicht wichtig, woher ein Held kommt oder mit wem er zusammen ist. Es kommt doch darauf an, dass er toll ist und das Richtige tut." Er musste nicht einmal erwähnen, dass er dabei an sein Idol All Might dachte. Das wusste Kirishima auch so. Denn immer, wenn Midoriya über sein Vorbild sprach, bekam er ganz leuchtende Augen.Entschlossen sah der Grünhaarige auf. "Ich glaube nicht, dass Kacchan und Kirishima-kun wollen, dass irgendjemand eine Meinung über sie bildet, weil sie zusammen sind. Egal, ob positiv oder negativ."Nachdenklich nickte die Lehrerin, während Kirishima ihm gedanklich zustimmte. Er wollte wirklich nicht, dass seine Beziehung ein großes Thema wurde. Vor allem wollte er nicht dadurch an Bekanntheit gelangen. Er wollte, dass er bekannt und beliebt wurde, weil seine Leistung und sein Handeln ihn ausmachten. Mit wem er zusammen war sollte doch sowas von egal für andere sein."Ihr könntet euch natürlich dafür entscheiden, es geheim zu halten", überlegte Midnight nun, weswegen Kirishima entgeistert nach vorne sah. "Wir sollen was?!", kam es ungehalten von Bakugou, der das aussprach, was Kirishima sich dachte. "Wenn ihr nicht Gefahr laufen wollt, dass es euren Werdegang in irgendeiner Weise beeinflusst, dann behaltet es für euch."Das hieß sie sollten lügen? Kirishimas Herz sank noch ein wenig tiefer. Keiner ihrer Freunde würde sich wegen so etwas Gedanken machen müssen. Bisher hatte er sich nie wirklich anders gefühlt im Kreis dieser Klasse. Aber nun wurde ihm sehr deutlich bewusst, dass sie sich hier in einer Seifenblase befanden, die nach dem Abschluss zerplatzte und sie sich der Welt stellen müssten."Die Leute lieben echte Männerfreundschaften. Die sind so voller Testosteron! Die Frauen stehen da drauf!", prophezeite die Lehrerin, was Kirishima nicht wirklich begeistern konnte. Sie schlug ihnen gerade wirklich vor zu lügen. Und das gefiel ihm nicht. Sie waren eben nun mal nicht nur Freunde. Genau genommen waren sie schon seit über zwei Jahren zusammen und hatten nicht vor, diesen Zustand zu beenden.Kirishima sah zu Bakugou hinüber, um zu prüfen, wie er die Situation sah, der starrte wieder nur wütend vor sich hin. Das war kein gutes Zeichen. Da konnte Kirishima nur hoffen, dass ihn der Verlauf der Stunde und die Tatsache, dass sie unliebsam im Mittelpunkt der Diskussion gestanden hatten, verärgerte und nicht, dass er sich ernsthaft darüber Gedanken machte...
"Ich bring diesen kleinen Pisser um!", fluchte Bakugou und ließ sein Tablett auf den Mittagstisch knallen, weswegen seine Miso Suppe überschwappte. "Du darfst das gar nicht an dich ran lassen! Dass Mineta ein Idiot ist, wissen wir doch schon lange. War doch klar, dass er nicht verstehen kann, dass zwei Jungs sich mögen", entgegnete Jirou anscheinend auch immer noch genervt.Kirishima schwieg betreten und linste zu seinem Freund hinüber, der nach wie vor innerlich zu kochen schien und begann das Ei in seiner Suppe aufzuspießen.Schweigend betrachteten die anderen Schüler ihn. Scheinbar schien keiner zu wissen, was er noch sagen sollte. Im Grunde war ja auch bereits alles ausgesprochen. Ihre Freunde standen hinter ihnen und zweifelten wohl auch nicht daran, dass sie ihren Weg gehen würden.Aber Kirishima selbst ließ das Thema einfach nicht los.Er wandte sich weiter zu Bakugou um. "Willst du es vielleicht wirklich lieber geheim halten?", bot er leise und niedergeschlagen an. Denn die Vorstellung gefiel ihm überhaupt nicht. Aber er wollte noch viel weniger, dass sie Probleme bekommen würden.Bakugou ließ seine Stäbchen sinken, während er sich langsam zu ihm umwandte. Kirishima hatte ja viel erwartet. Zustimmung, was das Schlimmste gewesen wäre, ein abfälliges Schnauben, vielleicht sogar Wut. Aber sein Freund sah ihn einfach nur an, als hätte er ihm eine Ohrfeige verpasst."Willst du mich verarschen?" Bakugous Stimme war nicht mal wütend. Er klang eher so, als würde er nicht begreifen, was ihm gerade gesagt worden war. Mit so einer Frage schien er wohl nicht gerechnet zu haben. Das war ihm deutlich anzusehen.Und dann verwandelte sich die Fassungslosigkeit langsam in Wut. "Wieso, Kackfrisur? Angst, dass ich dir dein verdammtes, männliches Image zerstöre?", fügte er schneidend hinzu und starrte Kirishima so böse an, wie er es von ihm eigentlich nicht gewohnt war.Irritiert blinzelte der Rothaarige. Bakugou verstand das ja vollkommen falsch! "Was? Nein!", brachte Kirishima geschockt hervor. Wie kam Bakugou bloß auf so eine dumme Annahme? Deswegen schlug er doch bestimmt nicht vor, ihre Beziehung geheim zu halten! Es ging doch nicht darum, dass er sich schämte. Er würde sich nie für Bakugou schämen. So gut musste Bakugou ihn doch wohl kennen!"Wegen dir!", entgegnete Kirishima und versuchte zu ignorieren, dass alle ihre Freunde ihn anstarrten. Ugh... Er hätte mit dem Thema warten sollen, bis sie alleine waren. Aber nun, wo er damit angefangen hatte, war es auch zu spät.Der Blonde starrte ihn immer noch voller Unverständnis an. "Du willst unbedingt an die Spitze und du hast doch gehört, was Midnight gesagt hat... Es könnte sein, dass es negative Auswirkungen auf unsere Karrieren hat", erklärte Kirishima und senkte den Blick. "Was ist, wenn du deinen Traum nicht verwirklichen kannst, weil du mit mir zusammen bist?", schloss der Rothaarige traurig.So weh es tat, das auszusprechen, war es aber eben genau das, was ihm durch den Kopf ging. Und er fühlte sich in der Pflicht, es anzubringen. So etwas war wichtig! Sie konnten es doch unmöglich nach dieser Diskussion totschweigen. Denn leider, war es ein reales Problem, wie Kirishima nun schmerzlich bewusst geworden war. Es war vielmehr naiv, dass sie sich erst kurz vor dem Abschluss damit beschäftigten.Was wäre, wenn sie jetzt nicht handelten, und Bakugou seine besten Jahre an ihn verschwendete? Was, wenn es irgendwann zu spät wäre, um es an die Spitze zu schaffen? Was, wenn sein Ruf sich nicht von dieser Beziehung erholen würde? Was, wenn sie es nicht schaffen würden, zusammen zu bleiben und sich trennten, aber Bakugous Karriere dennoch einen Knacks bekommen hätte?Das waren alles Dinge, die Kirishima durch den Kopf gingen. Er selber würde schon damit klar kommen. Er wollte nicht an die Spitze. Natürlich wäre es schön, wenn es keine Rolle spielen würde, mit wem er zusammen war. Aber wenn es seine Karriere negativ beeinflussen würde, dann wäre es eben so. Er wollte nicht zu den Besten des Landes gehören. Das hatte Crimson Riot ja auch nie.Kirishima wollte ein guter Held werden. Einer, auf den man stolz sein konnte und auf den man sich verlassen konnte und vor allem wollte er ein Leben ohne Bedauern führen. Er würde nie bedauern, dass er mit Bakugou zusammen war. Aber galt das auch für den Blonden? Selbst wenn es irgendwann karrieretechnische Probleme geben würde?"Idiot! Was faselst du für einen Scheiß?", beschwerte sich Bakugou bei ihm und knallte die Essstäbchen, die er bisher umklammert hatte, auf den Tisch. "Du denkst, ich mach mir Sorgen, dass ich wegen dir nicht die Nummer Eins werde? Und deswegen würde ich wollen, dass wir so tun als wären wir nicht zusammen?!", fasste er ungläubig und vor allem sehr wütend zusammen. Niedergeschlagen nickte Kirishima.Ohne zu zögern gab der Blonde ihm einen Schlag vor die Stirn. "Verdammter Schwachkopf! Das war sogar für deine Verhältnisse abnormal dämlich!", fluchte er und Kirishima zuckte zurück. Bakugou reagierte viel heftiger, als er angenommen hatte. Sehr viel heftiger sogar. "Mir ist verdammt egal, was die dämlichen Loser da draußen denken!"Bakugous Stimme war keinesfalls leise. Eher im Gegenteil. Im Nu waren sie im Zentrum der Aufmerksamkeit aller. "Hey, Bakugou, Mann... Die Anderen starren dich alle an", gab nun auch Kaminari vorsichtig zu bedenken und sah sich verlegen im vollem Raum um."Ist mir scheiß egal! Sollen sie starren!", polterte der Blonde jedoch zurück. "Falls du es noch nicht geschnallt hast, Dummkopf, mir ist egal, was andere von mir halten!" Das stimmte natürlich auch wieder. Bakugou gab selten etwas darauf, wie er bei anderen ankam. Er war einfach immer sein mürrisches oder wütendes Selbst."Ja, aber manchmal ist das gar nicht so gut. Weißt du noch, die Prüfung für die vorläufige Lizenz?", erinnerte Kirishima ihn, weswegen sein Freund wütend schnaubte. "Das war ja wohl was vollkommen anderes, als das hier!" Es hatte auch eigentlich nur ein Beispiel sein sollen. Vielleicht ein schlecht gewähltes..."Alle anderen starren wirklich...", murmelte Kaminari, der wohl von einer Woge Fremdschämen erfasst wurde und sich mitten im Zentrum aller Blicke befand, nur weil er bei Bakugou am Tisch saß.Der schnaubte jedoch und ignorierte ihren Freund weiterhin. "Was willst du tun, Eijirou? Schluss machen, für den Fall, dass irgendwelche Idioten es nicht gut finden könnten?", herrschte Bakugou Kirishima weiter an. Kaminari warf seufzend die Hände in die Luft. "Ja, klar, diskutiert das jetzt am besten hier aus. In der vollen Mensa... Warum nicht?", kommentierte er, während Kirishima nun seinerseits Bakugou wütend anfunkelte."Ich hab doch nie gesagt, dass ich Schluss machen will!", polterte Kirishima nun auch außer sich zurück. Woher nahm Bakugou das denn jetzt? Davon war nie die Rede gewesen!"Die sind wie eine Soap", wisperte ein Mädchen am Nebentisch gut hörbar, was sie aber beide ignorierten."Ich hab doch nur gesagt, vielleicht willst du es lieber geheim halten." "Kleiner Tipp. So geht geheim halten nicht. Alle hören euch zu", wies Kaminari ihn nervös auf etwas hin, was Kirishima aber gerade egal war.Er verstand einfach nicht, wie sein Freund, seine selbstlose Frage so negativ auffassen und ihm gerade einen Strick daraus drehen konnte? Hatte er keine Ahnung davon, wie schwer es ihm gefallen war, Bakugou genau das anzubieten?"Und dann? Hast du das mal weiter durchdacht?", schnaubte Bakugou stattdessen abfällig. "Nein...", gab Kirishima kleinlaut zu. Er hatte den Gedanken ja gerade erst gehabt, da hatte er noch keine Zeit gehabt ihn auszuarbeiten. "Natürlich nicht, Idiot. Dieser ganze lächerliche, kitschige Scheiß, auf den du so abfährst.... Kannst du knicken in der Öffentlichkeit! Überall behaupten, dass wir Freunde sind? Am Arsch mach ich das. Wir sind keine verdammten Freunde!"Das war Kirishima auch alles klar und es konnte ja auch nicht behaupten, dass ihm das gefallen würde. Natürlich würden diese Einschränkungen ihn auf Dauer nicht glücklich machen. Das wussten sie wohl Beide.Kleinlaut senkte er den Blick. "Ich hab's nur..." "Wenn du jetzt sagst, du hast es gut gemeint, lass ich dein Gesicht explodieren!", unterbrach Bakugou ihn genervt. Er wirkte so gereizt, dass Kirishima ihn nicht einmal darauf hinweisen wollte, dass das keinen Effekt auf ihn haben würde. Also schwieg er lieber."Ich werd Nummer Eins, weil ich der Beste bin!", stellte Bakugou klar und schlug seine Handfläche nochmal gegen Kirishimas Stirn. "Geht das in dein Erbsenhirn rein?" Schweigend nickte Kirishima, weswegen sich Bakugou schnaufend etwas zurücklehnte und wohl gerade versuchte sich zu beruhigen.Nach einem kurzen Moment, fasste sich Kirishima jedoch ein Herz. Er hasste es nämlich mit Bakugou zu streiten und er wollte wirklich nicht, dass sein Freund ihn so falsch verstand.„Es war wirklich nicht böse gemeint", seufzte der Rothaarige. "Ich würde mir nur Vorwürfe machen, wenn du wegen mir..." "Fängst du echt wieder an? Wenn überhaupt, dann wäre das wegen irgendwelcher unwichtigen Extras da draußen und deren beschissener Meinung. Und die puste ich alle weg!", knurrte Bakugou und musterte Kirishima ernst. "Aber wenn du mir jetzt ständig damit die Ohren volljammerst... Das kann ich nicht gebrauchen, Eijirou!", erklärte Bakugou entschieden und plötzlich wurde Kirishima noch etwas Anderes klar.Nämlich, dass er der Erste gewesen war, den Bakugou an sich heran gelassen hatte. Und dann noch einmal mehr über seinen Schatten gesprungen war, als sie zusammengekommen waren. Für sie Beide war es zwar die erste Beziehung, aber Bakugou hatte mehr riskiert als Kirishima, der generell offen auf alles und jeden zuging und Menschen schnell in sein Herz schloss. Bei Bakugou war das nicht so.Und so verletzt wie er ausgesehen hatte, hatte er wohl ernsthaft befürchtet, sein Vertrauen in seinen Freund würde gerade zu einem üblen Rückstoß werden.Dabei hatte Kirishima nicht vor Bakugous Vertrauen in ihn zu missbrauchen. Das Letzte, was er wollte war, dass der Blonde sich wieder in sich selbst zurückzog und noch weniger, dass er wegen ihm litt."Mache ich nicht", versicherte Kirishima daher sanfter als noch zuvor. "Versprochen! Und ich hab auch nicht vor, jemals Schluss zu machen oder dich zu enttäuschen."Bakugous finstere Miene hellte sich nur ein wenig auf, als er nickte. Offenbar lag ihm noch mehr auf dem Herzen. "Und wenn dir einer damit kommt, dass es unmännlich ist?", entgegnete er auch prompt mit Kirishimas größten Schwachpunkt, den dieser jedoch weglachte. "Es gibt nichts Männlicheres als mit einem total männlichen Kerl zusammen zu sein", fand er und schenkte seinem Freund ein leichtes Lächeln, was nach dem Streit ein wenig wackelig war."Gut!", schnaufte Bakugou und wandte sich wieder seinem Essen zu, wobei er versuchte zu ignorieren, dass alle ihn nach wie vor ansahen. Scheinbar war für ihn die Sache damit geklärt und auch Kirishima fühlte sich um einiges wohler, jetzt wo die Sorgen ihn nicht mehr plagen mussten.Allerdings konnte Kirishima die Blicke jetzt nicht weiter ignorieren, wo sie nicht mehr stritten, und senkte mit geröteten Wangen den Blick. "Ich hab's euch ja gesagt...", wisperte Kaminari. Ihr gesamter Tisch starrte verlegen auf das Essen vor sich, bis Bakugou schließlich erneut den Kopf hob."Wieso starrt ihr verdammten Statisten immer noch?!" Er warf böse Blicke in alle Richtungen, ehe er Kirishima am Kragen packte. "Habt ihr ein Problem damit?! Dass dieser Idiot mein Freund ist?" Einige Schüler ganz in der Nähe schüttelten hastig den Kopf, wobei sich Kirishima fragte, ob sie wirklich kein Problem damit hatten, oder einfach nur Angst vor Bakugou. "Gut für euch!", fauchte der allerdings, ehe er Kirishima einen Kuss auf die Lippen drückte, bevor er sich endlich seiner vermutlich mittlerweile kalten Miso Suppe zu wandte."Das war... überraschend ergreifend... irgendwie", gestand Kaminari, der sie Beide aus großen Augen anstarrte, bevor er sich zu seiner Freundin wandte, die die Augen verdrehte, ehe sie ihre Stimme erhob. "Habt ihr was dagegen, dass dieser Idiot meinFreund ist?", wollte sie tonlos wissen und warf dann Kaminari einen spöttischen Blick zu. "Zufrieden?", erkundigte sie sich bei ihrem sprachlosen und entsetzten Freund. "Nein!"

It has to be youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt