9 Tribute habe den ersten Tag nicht überstanden. 9 von 24. Nach dem Aufstehen setze ich mich in einer Decke eingewickelt and den Abhang des Hügels und schaue mir den Sonnenaufgang an. Ich blinzle die Tränen weg, die sich bei dem Anblick in meinen Augen sammeln. Ich kann mein Glück gar nicht fassen, den Tagesanbruch des 2. Tages mit zu erleben.
Der Moment dauert nur kurz, dann kommen auch die anderen in die Gänge und drängen zum Aufbruch. Emerald teilt ein paar Energieriegel aus, dann packen wir alles zusammen und steigen den Hügel hinunter. Das Gras ist rutschig vom Morgentau aber mein Freund geht direkt hinter mir und hält mich fest, wenn ich ins Schlittern komme. Mein Freund. Manchmal koste ich die Worte ohne sie laut aus zusprechen und forme sie nur lautlos mit den Lippen, manchmal flüstere ich sie auch aber egal wie oft ich das mache, es fühlt sie komisch an. Wir kommen am Fuß des Hügels an, da nehme ich etwas aus den Augenwinkeln wahr. Einen Augenblick zaudere ich, ob ich den anderen bescheid geben soll, aber Emerald nimmt mir die Entscheidung ab. „Pst. Leute, seht mal. Da ist Rauch"
Hinter einem Felsen, nahe dem Hügel, den wir gerade hinuntergekommen sind, kringelt sich eine dünne Rauchfahne in die Luft. Der Junge aus 2 stellt sich neben mich. Er legt mir eine Hand auf die Schulter und runzelt die Stirn. „Emerald, wir gehen. Du und Lapis bleiben hier"
Lapis will etwas erwidern, schluckt ihren Stolz aber runter, als der hünenhafte Junge mit dem Speer in der Hand an ihr vorbei geht. Emerald zieht seinen Dolch und folgt ihm auf leisen Sohlen.
Lapis würdigt mich keines Blickes, ihre Aufmerksamkeit gehört ganz den beiden Jungen, die sich wie zwei Raubtiere, schnell und lautlos, den Rauchschwaden nähern.
Es dauert nicht lange, bis ein Schrei und ein dumpfer Aufprall das Schicksal des Tributen verkünden, der hinter dem Felsen sein Lager aufgeschlagen hat. Die Kanone, ertönt und besiegelt sein Schicksal. Wenig später kommen die Jungen zu uns zurück, Emerald hat sich einen neune Rucksack über die Schultern geworfen und im Gesicht des Jungen aus Distrikt 2 sind neu scharlachrote Flecken zu den alten braunen gekommen.
„Lasst uns abhauen, bevor sie die Leiche abholen".
„Wer war es denn?"
„Der Junge aus 12. „
„Na dann hast du ja keinen Grund den Helden raus hängen zu lassen"
Lapis boxt Emerald spielerisch in den Arm, worauf hin der Junge ihr die, ohne hin schon zerzausten, Haare noch mehr verstrubbelt.
„Mein kleiner Held lässt sich leider nicht bändigen, Laps"
„Halt's zusammen, Loverboy"
„Ich kann nichts versprechen"
Die beiden rangeln und scherzend voraus, mein Freund und ich folgen ihnen schweigend. Ich hatte erwartet, dass ich meine Gefühle wieder runterschlucken müsste und dass ich wieder angeekelt und entsetzt darüber sein würde, was der Junge, neben dem ich die Nacht davor geschlafen habe, getan hat, aber es ist mir gleich. Erschreckenderweise stören mich die frischen Blutspritzer nicht weiter.Wir verbringen den Tag wie schweigsam durch die Arena trottend, ähnlich wie den davor, mit dem Unterschied, das die Stille hin und wieder mit Späßen oder kurzen Gesprächen unterbrochen wir. Hauptsächlich dank den beiden aus 1, denen die Wanderung langsam zu langweilig wird.
Jede Stunde fühlt sich an wie die davor. Schmerzende Füße, Stein, Gras und gelegentliche Windstöße, die mich zittern lassen. Es dämmert schon als der Junge, der die ganze Zeit ausdauernd und stoisch neben mir hergegangen ist, ganz plötzlich stehen bleibt.
„Da hinten ist ein Wald.", seine Stimme ist rau und stockt vom langen Schweigen. Ich hebe den Kopf und kneife die Augen zusammen. Er hat recht. Ein ganzes Stück weiter rechts von uns lässt sich eine dunkelgrüne Linie erahnen, die auf einen Waldrand schließen lässt.
„Sage und ich werde uns das genauer ansehen. Ihr zwei macht einen Bogen in die andere Richtung und haltet nach Wasser Ausschau. Wir treffen uns morgen bei Sonnenaufgang bei dem Hügel dort."
Er deutete auf einen sanften Anstieg, weiter vorne. Es ist schwer aus zu machen, wie weit die Erhöhung von hier weg ist, aber ich schätze nicht mehr als 1 Stunde Gehzeit.
Die beiden andern schauen zwar skeptisch, verabschieden sich aber ohne zu murren bevor sich unsere Wege trennen. Mir ist etwas mulmig zu mute.
Wir erreichen den Waldrand schneller als ich dachte, der Weg ist mir zumindest nicht weit vorgekommen, auch wenn keiner von uns beiden ein Wort gesprochen hat. Ich versuche immer wieder einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen, aber ich kann darin keine Emotionen sehen, die seine Plötzliche Entscheidung, die Gruppe auf zu teilen, erklären würden.
Sein Schweigen macht mich nervös und ich spüre, wie meine Hände, trotz der Kühlen Luft zu schwitzen anfangen.
Als wir unter das dunkle Nadeldach treten, bricht er das Schweigen.
„Hab ich irgendwas falsch gemacht?" Er bleibt stehen und runzelt die Stirn. Jetzt stehen wir uns direkt gegenüber.
„Was?" Ich gebe mir nicht mal Mühe meine Verwunderung zu verbergen.
„Seit dem Beginn der Spiele habe wir kaum 2 Sätze mit einander gesprochen. Du ignorierst mich"
Ein Schauder läuft mir über den Rücken. Er ist verärgert. Ganz dünnes Eis.
„Ich...ich ignorier dich nicht"
„Was ist dann los?"
„Es..." es macht mir Angst, dass dich das Blut an deinen Händen nicht weiter zu stören scheint?
Es bringt mich zum Kotzen, was du mit mir machen könntest?
Die Wahrheit trägt gerade wohl kaum zur Deeskalation bei. Schnell Sage, gewinn ihn wieder für dich. Gib ihm ein gutes Gefühl. Sage etwas, na mach schon, irgendetwas.
„Es...es ist nur so..." ich seufze. „Ich hab Mundgeruch, bin verschwitzt und dreckig und habe Blutklümpchen in meinem Haar. Ich will nicht, dass du dich vor mir ekelst, wenn ich dir näherkomme."
Einen Moment lang wirkt er verdutzt, dann bricht er in schallendes Gelächter aus.
Zuerst bin ich verunsichert, aber dann bemerke ich, dass sich die Anspannung gelöst hat, die seinen Körper zuvor befallen hat.
„Du hast Angst ich könnte dich abstoßend finden? Ich DICH?" sein wiehern schreckt ein paar Vögel auf. „Sage Rosesleeve, ich habe mich nicht dazu entschieden mit dir die Hungerspiele zu verbringen, weil ich eine Dekorative Duftkerze um mich haben wollte. Du könntest bis zum Hals in Scheiße stecken und du wärst das schönste Mädchen auf der ganzen Welt für mich."
Er wischt sich mit dem Rücken seiner Hand über die Augen und schnappt nach Luft. Dann wird sein Tonfall ernster und der Blick in seinen Augen intensiver. „ Ganz abgesehen davon, dass ich immer noch nicht verstehe, wie ich an ein so attraktives Mädchen kommen konnte, ist es nicht dein Aussehen das mich dazu gebracht hat, dich in unsere Gruppe auf zu nehmen. Sage, wenn du mich ansiehst dann..."
Er senkt den Kopf. Dann... weißt du, ich bin es leid, diese Mischung aus Furcht und Bewunderung, mit der sie mich alle mustern. Meine Ma, die Leute aus meinem Distrikt, die Trainer...sogar die anderen Karrieros. Sie alle haben den gleichen Ausdruck in ihrem Gesicht, wenn sie mich anglotzen, dabei schauen sie mir nicht mal direkt in die Augen. Als wäre ich ein Raubtier oder sowas. Aber du...du bist da anders. Vom ersten Moment an, als du mir meinen Lorbeerkranz zurück gegen hast, hast du mir direkt in die Augen geblickt und in deinem Gesicht, da war so viel Wärme. Und dann ist da noch so viel mehr dazu gekommen. Freude, Begeisterung, Verständnis...Liebe."
Er läuft rot an. Das letzte Wort hat er geflüstert.
„Ich will dein Gesicht in meinem Leben haben, Sage Rosesleeve. Solange wie nur irgendwie möglich."
Jetzt bin ich baff.
Was zum Geier meint dieser Junge alles in dem Fleischlappen, der über meinen Schädel gespannt ist zu lesen?
Ich muss schlucken. Das ist Wahnsinn. Trotzdem....
Ich kann die Schmetterlinge nicht leugnen, genauso wenig wie mein rasendes Herz und das Leuchten meiner Wangen.
Noch nie in meinem Leben hat jemand so etwas zu mir gesagt.
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das Mädchen aus Distrikt 8
FanfictionWillkommen, willkommen, zu den 56. Hungerspielen! Die 17-jährige Sage Rosesleeve aus Distrikt 8 verfolgt eine nie dagewesen Strategie um die diesjährigen Spiele zu gewinnen...eine Beziehung mit einem Karriero! Der starke, schüchterne Junge aus 2 sch...