"Worauf gehen wir zuerst?", fragte ich Yoongi und sah ihn erwartungsvoll an.
"Worauf immer du willst."
"Wirklich?" Ich sah ihn ungläubig an.
"Ja, wirklich. Wir haben mehr als genug Zeit. Also worauf willst du?"
"Auf die Achterbahn!"
"Muss das wirklich sein?", fragte mich Yoongi jetzt allerdings und sah dabei nicht gerade glücklich aus.
"Ja, das muss es. Ich bin noch nie Achterbahn gefahren."
"Na, wenn das so ist."
Wir machten uns also auf den Weg zur Achterbahn und zum Glück war die Schlange nicht allzu lang, sodass wir schon bald in den Sitzen saßen und festgeschnallt wurden. Yoongi hatte seit einer geraumen Weile schon nichts mehr gesagt, aber ich ignorierte das fürs erste einfach mal und freute mich stattdessen auf die Fahrt.
Und schon ging es los!
Zuerst fuhren wir langsam eine steile Strecke hoch, doch als wir oben angekommen waren, stürtzten wir in die Tiefe und das Kribbeln, das ich dabei in meinem Magen verspürte, war einfach ein wunderbares Gefühl. Allerdings schien Yoongi das nicht so zu sehen.
Der Weißhaarige hatte nämlich nach meiner Hand gegriffen und zerquetschte diese gerade halb, was schon irgendwie süß war. Außerdem schrie er sich gerade die Kehle aus dem Hals, was jetzt nicht gerade angenehm war, aber ich würde es überleben.Ich genoss also die weitere Fahrt, auch wenn es durch den Wind und die ohnehin schon niedrigen Temperaturen recht kalt war, und war schon fast traurig, als diese endete. Yoongi schien genau das Gegenteil zu empfinden, denn er ließ meine Hand los und atmete ein paar mal tief durch, bevor er aufstand und schon fast fluchtartig den Wagon verließ.
Ich folgte ihm und als ich ihn fand, wusste ich auch schon, wo wir als nächstes drauf gehen würden und ich konnte mir ein leichtes Lächeln nicht verkneifen.
"Können wir jetzt bitte aufs Riesenrad gehen?"
"Vergiss es. Wir werden nicht auf das Riesenrad gehen. Das ist doch total l-langweilig und so."
"Aber ich war noch nie auf einem", sagte ich mit meinem Hundeblick.
"Du darfst auch aussuchen, was wir als nächstes fahren."
"N-nagut, dann lass uns zum Riesenrad gehen."
"Dankeee!"
Also machten wir uns auf den Weg zum Riesenrad, ich im Hüpferschritt und voller Energie, er eher unmotiviert. Auch hier gab es eine Schlange, doch als wir dann endlich drankamen, bekamen wir eine Gondel für uns alleine, da hinter uns eine Gruppe war und die zusammen in eine wollte.
So setzte ich mich auf die eine und Yoongi auf die andere Seite und ich genoss die Aussicht, als wir immer höher und höher stiegen. Nach einer Weile wurde mir die Stille allerdings zu drückend, die sich in der Gondel ausgebreitet hatte, weshalb ich anfing zu reden."Weißt du, ich war erst einmal in einem Freizeitpark und das einzige, was ich da gemacht habe, war in ein Labyrinth zu gehen. Meine Eltern waren der Meinung, das der Freizeitpark zu kindisch und nicht auf unserem Niveau war, warum sie dann überhaupt mit mir dahin gegangen sind, weiß ich allerdings nicht. Jedenfalls waren sie schon immer so. Alles, was kleinen Kindern Spaß macht, war entweder zu kindisch oder nicht auf unserem Niveau oder ich könnte dreckig werden und den guten Anzug zerstören. Naja, jedenfalls freue ich mich, dass das heute geklappt hat und ich endlich richtig in einen Freizeitpark gehen kann. Und danke, dass du mitgekommen bist. Ich denke alleine, hätte es nicht so viel Spaß gemacht. Aber warst du eigentlich schon einmal in einem Freizeitpark und wenn ja, was ist dein Lieblingsgerät?"
Aber ich bekam keine Antwort. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Yoongi die ganze Zeit starr auf den Boden der Gondel schaute und seine Hände in die Bank gekrallt hatte. Oh Gott, ich hatte zwar schon vermutet, dass er Höhenangst hatte, aber ich hätte nicht gedacht, dass sie so schlimm ist. Ich wusste nicht, was ich tun konnte, um ihm zu helfen, also tat ich einfach das erste, was mir in den Sinn kam.
Ich stand auf und ging vorsichtig, sodass die Gondel nicht all zu sehr wackelte, auf die andere Seite, um mich neben Yoongi nieder zu lassen. Dort angekommen, fing ich an, ihm hoffentlich, beruhigende Worte zuzuflüstern, legte sanft meine Hand auf seine und strich vorsichtig mit meinem Daumen über diese.
Nach ein paar Sekunden drehte Yoongi dann die Hand, auf der meine lag, um, sodass seine Handfläche nach oben zeigte, und verschränkte unsere Finger miteinander. Ich ließ das ganze einfach passieren, da ich wirklich wollte, dass es ihm besser ging.
Er richtete seinen Blick leicht auf, um mir in die Augen zu schauen und fragte dann schon fasst flehend: "Kannst du bitte einfach weiter reden?"
Ich nickte leicht und ein dankbarer Schimmer flackerte kurz in seinen Augen auf. Er hielt meinen Blick noch kurz fest, senkte diesen dann jedoch auf unsere verschränkten Finger und auf meinen Daumen, den ich weiterhin beruhigend über seinen Handrücken fahren ließ.
Ich senkte meinen Blick auf die selbe Stelle und fing dann an zu erzählen.Auch wenn ich die Aussicht gerne gesehen hätte, war mir Yoongi einfach gerade wichtiger und natürlich hätte ich während des Erzählens einfach nach draußen schauen können, aber das schien mir, warum auch immer, einfach nicht fair. Er konnte die Aussicht wegen seiner Höhenangst nicht genießen, also konnte und wollte ich die Aussicht auch nicht genießen.
Ich wollte einfach gerade für Yoongi da sein und mich nicht ablenken lassen. Ich hoffte einfach, dass ich ihm wenigstens ein bisschen mit meiner Anwesenheit und meinen Geschichten helfen konnte. Und so erzählte ich davon, wie ich mit dem Tanzen angefangen hatte, dass ich es liebte unter der Dusche zu singen, dass meine Eltern mir allerdings beides, das Tanzen und das Singen, verboten hatten, als ich schon klein war.
Ich erzählte ihm auch, dass mich aber niemals jemand vom Tanzen abhalten würde, weshalb ich auch heimlich nach der Schule auf der Straße tanzte. Ich erzählte ihm auch, dass meine Eltern es allerdings geschafft hatten, mir das Singen teilweise wegzunehmen, da sie mir immer, wenn ich ihnen als kleines Kind etwas vorgesungen hatte, gesagt hatten, dass ich mich grausam anhörte. Ich erzählte ihm, dass ich durch meine engsten Freunde die Freude am Singen wiedergefunden hatte, mich aber trotzdem nie getraut hatte vor Fremden zu singen. Dann sagte ich, dass ich ihm wirklich dankbar war, dass er mir das Angebot mit dem Vocalpart gemacht hatte und mich so über meinen eigenen Schatten springen ließ.
Ich erzählte ihm auch vom Backen und, dass ich mir das bestimmt niemals wegnehmen lassen würde, da es das einzige war, was ich zu einem gewissen Zeitpunkt in meinem Leben machen konnte, um mich abzulenken. Das war der Zeitpunkt, als meine Eltern mich quasi zu Hause eingesperrt hatten, als sie Felix und mich in meinem Zimmer erwischt hatten.
Sie waren schon immer der Meinung, er wäre schlechter Einfluss gewesen und hatten mir verboten, mich mit ihm zu treffen. Und als er sich dann mit gerade einmal zwölf Jahren geoutet hatte, dachten meine Eltern er würde mich mit seiner "Krankheit" anstecken. Ich erzählte ihm, dass ich zu dem Zeitpunkt, als ich quasi ein Gefangener meiner eigenen Eltern war, die Freude am Singen noch nicht wieder entdeckt hatte und es für mich keine Möglichkeit gegeben hatte zu tanzen, weshalb ich überglücklich war, als ich Mina beim Backen helfen konnte und etwas zu tun bekam.
All das erzählte ich ihm, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob er überhaupt mitbekam, was ich da erzählte, aber scheinbar schien das Reden irgendwie zu helfen, denn Yoongis Schultern entspannten sich nach einer Weile und sein Atem beruhigte sich und auch der Griff um meine Hand wurde lockerer, allerdings ließ er sie nicht los.
Das tat er auch nicht, als wir wieder unten angekommen waren und wenn ich ehrlich war, hatte ich es auch vergessen und bemerkte gar nicht, dass wir händchenhaltend aus der Gondel stiegen. Scheinbar hatte er es auch vergessen oder es störte ihn nicht.
Jedenfalls ging er, sobald wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, zielstrebig auf ein gruselig aussehendes Gebäude zu, was mich Böses ahnen ließ. Denn in dem Gebäude befand sich offensichtlich eine Geisterbahn und Yoongi stellte sich natürlich direkt in die Schlange.
Wofür hatte ich das denn bitte verdient?~♡~

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Sing für mich! || Yoonmin
Fanfiction"Darf ich vorstellen? Das ist Agust D." ~ Agust D, ein recht erfolgreicher Rapper, sucht eine Person für den Vocalpart in seinem neuen Song. Wie gut, dass er Jimin, einen Jungen aus reicher Familie, der für sein Leben gern tanzt und singt, kennenler...