9

163 12 1
                                    

Ich spürte, sobald ich meine Augen schloss, wieder seine Hände auf mir und roch den Geruch von Alkohol. Ich fühlte mich angewidert und benutzt. Ich schlug meine Augen wieder auf. Ich konnte jetzt nicht schlafen. Also stand ich auf, ging ins Badezimmer und versuchte währenddessen nicht auf meine besten Freunde zu treten, die auf Matratzen um mein Bett herum lagen.

Sie hatten darauf bestanden in meinem Zimmer zu schlafen und nicht, wie sonst immer, in den Gästezimmern. Sie wollten mich einfach nach dem Geschehenen nicht alleine lassen und ich war ihnen echt dankbar dafür. Wir hatten noch lange geredet als wir bei mir angekommen waren und sie hatten mich beruhigt, in die Arme genommen und waren einfach für mich da gewesen. Dafür war ich ihnen so unglaublich dankbar.

Doch irgendwann hatte sie dann die Müdigkeit übermannt und sie waren schlafen gegangen. Bei mir war allerdings nicht ans Schlafen zu denken. Ich konnte mich an jede Berührung des Fremden erinnern und es ließ in mir die Galle hoch kommen. Ich fühlte mich schmutzig, weshalb ich, sobald ich den Weg zum Badezimmer ohne jemanden auf zu wecken gemeistert hatte, mich meiner Klamotten entledigte und mich unter die Dusche stellte.

Durch die späte Stunde dauerte es etwas bis das Wasser warm wurde, doch sobald es eine einigermaßen auszuhaltende Temperatur hatte, stellte ich mich unter den Wasserstrahl und fing an mit Seife und einem Schwamm meinen Körper abzuschrubben.

An den Stellen an denen seine Hände gelegen hatten, schruppte ich besonders lange und am liebsten würde ich auch meinen Mund mit Seife auswaschen, aber normales Ausspülen musste wohl reichen.

Ich stand bestimmt eine halbe Stunde unter der Dusche und fühlte mich, als ich diese verließ zwar besser, aber nicht viel. Die Berührungen waren gar nicht mal das Schlimmste. Die Erinnerungen, die Erinnerungen an ihn, die dadurch zurück kamen, waren noch viel schlimmer.

Ich hatte fast zwei Jahre gebraucht um ihn vollständig zu vergessen und dieser fremde Mann im Club hatte alles wieder aufgewühlt.

Mir stiegen Tränen in die Augen, doch ich unterdrückte sie. Ich hatte schon viel zu häufig wegen dieses Wichsers geweint und er hatte es nicht verdient, dass ich noch eine weitere Träne um ihn weinte, er hatte nicht einmal einen weiteren Gedanken verdient.

Ich schüttelte also meinen Kopf und versuchte an etwas anderes als ihn zu denken und das erste was mir in den Sinn kam, war der gutausehende Junge mit den schneeweißen Haaren, wie er mich anlächelte, mich ermutigte vor ihm zu singen, mich meine Angst, vor anderen zu singen, überwinden ließ und mir die Chance gab anderen meine Stimme zu zeigen. Und obwohl ich davor ja eigentlich Angst hatte, war ich glücklich darüber sein Angebot angenommen zu haben, da ich  hoffte dadurch diese Angst, dass ich nicht gut genug war oder einen Ton verfehlte, weshalb ich ausgelacht werden würde, zu überwinden.

Ich wusste nicht, warum gerade er das erste war an das ich dachte, wahrscheinlich weil er mich vor einer Vergewaltigung gerettet hatte, aber es störte mich nicht. Als ich nämlich in den Spiegel sah, hatte ich ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Definitiv besser als zu weinen.

Ich trocknete mich fertig ab und zog meine Klamotten wieder an. Danach drückte ich etwas Zahnpasta auf meine Zähne und putzte mir die Zähne, um den widerlichen Geschmack weg zubekommen. Damit fertig, stieg ich wieder über die Matratzen und legte mich in mein Bett. Nach kurzer Zeit schlief ich dann auch endlich ein, ohne einen weiteren Gedanken an den Fremden aus dem Club.

~~~

Ich wurde wach, weil sich jemand, beziehungsweise Jin, auf mich warf und dieser nicht einmal daran dachte von mir runter zu gehen. Das war aber okay für mich. Jin weckte uns alle immer so. Also legte ich meine Arme um ihn und wünschte ihm einen guten Morgen. Er tat mir gleich und setzte sich dann auf. 

"Wow Jiminie, du siehst ja selbst gut aus, wenn du aufwachst. Wie geht das? Kannst du es mir beibringen?"

Auf diese Aussage von dem Älteren musste ich leicht schmunzeln. Er gab mir nie einfach so Komplimente, irgendetwas musste er also von mir wollen.

"Was ist los, Hyung? Was willst du diesmal von mir?"

"Alsoooo, Namjoonie hat mir gerade eben geschrieben, dass er heute Abend eine Hausparty gibt und ich wollte dich fragen ob du mitkommst. Ich habe zwar schon Taehyung und Jungkook gefragt, aber könntest du trotzdem bitte mitkommen?"

Er setzte seinen Hundeblick auf und sah mich damit bittend an. Normalerweise konnte ich, wenn Jin mich so ansah, nie 'Nein' sagen, allerdings wollte ich nach gestern erstmal nicht auf Partys gehen. Jin schien das in meinen Augen zu sehen und setzte wieder zum Sprechen an.

"Erstens, geht man, wenn man mit Taehyung und Kookie auf eine Party geht, quasi allein, weil die sich dann sofort eine Ecke oder ein Sofa suchen, um da rumlecken zu können. Du weißt das Jimin, wir waren ziemlich häufig zusammen unterwegs. Und zweitens würde ich natürlich auf dich aufpassen, damit so etwas nicht noch einmal passiert. Du bist doch mein kleines Baby und niemand tut meinem kleinen Baby weh. Das habe ich vor drei Jahren geschworen und gestern war ich abgelenkt. Das tut mir übrigens unglaublich Leid. Ich hätte nicht mit Namjoon mitgehen dürfen und bei dir bleiben sollen. Entschuldigung."

"Apropos Taekook, wo sind die überhaupt?...  Zu deiner Frage: Ich komme nur mit, wenn du mir versprichst, die ganze Zeit bei mir zu bleiben. Und zu gestern: Ich gebe dir nicht die Schuld. Du hast mir vor drei Jahren geholfen aus dem Loch zu kommen, in das ich wegen ihm gefallen bin, und das hätte ich ohne dich niemals geschafft. Seitdem warst du immer bei mir und hast mich beschützt. Also gib dir nicht selbst die Schuld."

"Danke. Also, dass du mir nicht die Schuld gibst. Das ganze hat mich wahnsinnig gemacht. Und natürlich bleibe ich die ganze Zeit bei dir. Wie könnte nicht. Wenn ich könnte würde ich 24/7 bei dir bleiben und auf dich aufpassen. Achja, und Taekook sind duschen."

"Okay, dann komme ich mit. Ich hab dich lieb."

"Ich dich auch."

Und mit diesen Worten schlang Jin seine Arme um mich und erdrückte mich während der Umarmung fast. Aber das war mir egal. Jin's Umarmungen waren die besten.

~♡~

Sorry, dass so lange nichts mehr kam. Die Klausurphase und eine kleine Schreibblockade sind schuld.

Tut mir leid 

Sing für mich! || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt