1: Der Anfang vom Ende

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Ohne auch nur im geringsten darüber nachzudenken, welche Folgen es hat, renne ich immer weiter ins nichts der Stadt, dessen Namen fast niemand kennt. Mein Atem geht stoßweise und zu allem Überfluss laufe ich bafuß, mit Glassplittern am ganzen Körper, auf eine Art Wald zu, indessen ein Fluss liegt. Die Orientierung schon längst verloren, sprinte ich an den ersten Bäumen vorbei und hoffe, die Blätter verdecken die Fußspuren meiner nackten Füße.

Meine tailienlangen, blonden Haare fliegen im kalten Sommerwind und hinterlassen einen leichten Schimmer, durch den Sonnenuntergang, der durch die Bäume im Wald fast unsichtbar scheint.

Die Stimmen hinter mir werden allmählich immer lauter, doch von meinem Körper nur unklar wahrgenommen, da dieser viel mehr mit der Tatsache kämpft, nicht durch die kaum aushaltbaren Schmerzen, sowie meinen um Luft ringenden Atem, in Ohnmacht zu fallen.

Hinter einen Baum versteckt, zerbreche ich allmählich und falle, ohne jegliche Kontrolle über meinen Körper, zu Boden. Meine Glieder schmerzen und erfrieren vom kaltem Waldboden, der mir außerdem eine Gänsehaut von meinen nackten Füßen, bis hin zu meinen hängenden Schultern bereitet.

Durch den Drogenkonsum auf der Party, auf der ich noch eben mit meiner besten Freundin Jess war und die Männer mit ihr wortwörtlich scharf gemacht habe, bin ich gerade mal in der Lage, das alles hier als höchste Gefahrenstufe einzustufen.

WARUM EIGENDLICH IMMER ICH? IST JA KLAR, DAS ICH IMMER DIE JENIGE BIN, DER SOLCHE TYPEN ABBEKOMMT... ABER WAS ZUM TEUFEL WILL DER BITTE VON MIR?

Ich meine mein schlanker Körper, mit Kurven an den richtigen Stellen, ist zwar einigermaßen gut gebaut und alles Andere lässt auch nicht gerade zu Wünschen übrig, aber durch mein Gelaber auf der Party, mit der ich gefühlt jeden Mann angemacht habe (natürlich nur zum Spaß), muss ich doch eher abstoßend, wenn nicht sogar schlampig gewesen sein. Aber NATÜRLICH ist dieser Typ ein Psychopat, der mich wahrscheinlich vergewaltigen, wenn nicht sogar meine Organe verkaufen will.

Wahrscheinlich übertreibe ich nur - Nein, ich muss übertreiben! Das kann und darf einfach nicht passieren!

Von weiten kann ich schon den langen Fluss erkennen, indem Jess und ich in Sommer immer schwimmen gingen. Bitte lass dieser Sommer nicht der Letzte für mich gewesen sein...

Ohne über meine Tat im klaren zu sein, wie leichtsinnig ich eigentlich gerade handle, renne ich dem, vom Schein des Sonnenuntergangs, gezierten Fluss entgegen.

Die männlichen Stimmen hinter mir verstummen langsam und auch sehen kann ich niemanden mehr. Das Einzige was ich noch wahrnehme ist ein klares: " Nein, hier ist sie nicht. Wahrscheinlich ist sie um den Wald herum gelaufen. "

Ein Hauch der Hoffnung und Erleichterung breitet sich in mir aus und lässt mich vor dem Fluss auf die Knie gehen.  Mein Spiegelbild verschwimmt etwas durch den frischen Ostwind, lässt meine nun glasig gewordenen, olivgrünen Augen aber trotzdem zur Geltung kommen.

Mein Gesicht ist von Dreck übersät, sowie meine Füße blutig vom Fenstersturz und der Tatsache, dass die Hälfte meines Körpers Schnittwunden hat und somit das Blut wortwörtlich runterläuft.

Ich spüre förmlich die Leere des Windes, die mir ein paar Strähnen in mein Gesicht wirft. Bin ich wirklich entkommen? Habe ich es wirklich geschafft der Hölle zu entfliehen?

Von Freudentränen übersät versuche ich aufzustehen, verharre jedoch in meiner Position, als ich die Umrisse mehrerer männlicher Gestalten wahrnehme. Haben sie mich schon die ganze Zeit beobachtet? Mein Herz fängt schlagartig an schneller zu schlagen und auch mein Körper bewegt sich langsam und vorsichtig in die Höhe.

Ich muss rennen! - Doch selbst mit aller Kraft, die ich noch habe, schaffe ich es einfach nicht. Mein Körper ist einfach zu überlastet und die Müdigkeit, sowie das Schwindelgefühl ist auch nicht mehr zu überbrücken...

ℙ𝕤𝕪𝕔𝕙𝕚𝕔 𝕖𝕪𝕖𝕤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt