12: mein Psychopath

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Und schon kam die junge Mutter rein, die mir noch vor ein paar Tagen gedankt hat, ihren „Mann" ohnmächtig geschlagen zu haben.
Ihre Gestalt wirkt wie ein kleiner Fisch in einem riesigem Ozean. Überall drohen gefahren.
Außen so unheimlich zerbrechlich, doch innen eine wahre Kämpferin.
Ich ziehe vor ihr den Hut, wie auch immer dieses Mädchen zu einer Frau geworden ist, aufgegeben hat sie nie.
Die Sicht eines Adlers, mit den Instinkten eines Killers.
Diese Frau, egal wie alt sie auch scheinen mag, ist eine verborgene Überlebenskünstlerin.

„Bitte komm mit, ich begleite dich nach oben."

Und schon stehen wir im Fahrstuhl, kein Ausgang in Sicht. Die leise Radiomusik peitscht in meine Ohren, während des lauten Aufatmens.
Alles in mir brennt, sowie die tief schwarzen Flecken an meinem Becken, da dieser Stoß um Stoß, immer doller an den Rand des Beckens schlug.
Er hat mich vergewaltigt. Mich, die Kämpferin, die dachte, immer eine zu bleiben. Doch jetzt möchte ich mich nur in ein kleines Loch verkriechen, so erniedrigt hat dieser Menschenhändler mich.

„Sobald wir oben sind, muss ich dich kurz durchchecken. Danach noch ein paar Fragen und wir sind fertig."

Nach dem Nicken meinerseits wurde es wieder still im Raum.
Ich kann kaum noch stehen von diesem Mistkerl.
Aber das schlimmste sind nicht die blauen Flecken oder die Tatsache, dass ER mich vergewaltigt hat, es ist alleine der Gedanke, dass nur ich an diesem Chaos schuld bin.
Ich bin geflohen und habe mich ihm nicht gefügt. Andererseits wäre Jess unter Umständen sonnst verkauft worden. Egal wie oder wer, es wäre immer schief gelaufen.
Allerdings glaube ich ihm kein Stück, dass er Jess frei lassen wird.

Alleine der Gedanke, ihn nochmal in mir zu spüren bereitet mir Gänsehaut.
Dieser Psychopath ist ein reiner sadist, steht auf die Leidenschaft, jemanden zu foltern, sowie schaden zuzufügen.
Verbrennt doch alle in der Hölle!

Nachdem wir im Zimmer ankamen, setzte ich mich auf das seidige Bett und versuchte meine Tränen wegzuwischen. Diese mentale Phase verging allerdings mit der Tatsache, das seine Handlangern mein Gewand ausziehen wollte.

„B-bitte nicht."

„Ich muss aber, mach es doch nicht schwerer als es sowieso schon ist Lia"

Woher kennt sie nur mein Namen?
Ohne weiteres zog ich, wie mir befohlen, mein Gewand aus und ließ sie machen. Am Ende bekam ich einige Pflaster, wenige Salben und ein stärkeres Schmerzmittel.
Sie ließ mich alleine.
Der frische Wind zog vom Fenster hinüber zu mir, dem Mädchen, dass sehr wahrscheinlich bald aufgeben wird.
Soll ich weitermachen?
Soll ich mich ihm fügen?
Oder soll ich weiter rebellieren und das Spiel so umdrehen, wie ich es geplant hatte?
Soll ich ihn verführen und ihn machen lassen.
Soll ich ihn langweilen, so dass er sich eine andere holt?
Aber leicht wird dieses Ziel nicht zu erreichen sein. Wenn es so weiter geht, bin ich bald das Opfer, wenn ich es nicht schon längst bin.
Das Lam und der Wolf. Beide vereint, doch zum Tode verurteilt.

„Komm schon Lia du schaffst das."

Mit dieser Aufmunterung stieg ich in die glänzend weiße Dusche ein und schalte diese an. Das eiskalte Wasser plätschert auf meinen verschwitzten, geschändeten Körper und entzieht mir meine letzten Tränen.
Erst mein Kopf, dann mein unruhiger Oberkörper, bis zu meinen zittrigen Beinen.
All dass ist mein Leben.
Ob ich es verdient habe ist egal, nur das hier und jetzt ist wichtig.
Mein Ziel ist es nicht Rache zu üben, mein Ziel ist es hier lebend raus zu kommen.
Und somit einigten sich meine inneren Gedanken mit meinem Bauchgefühl, das Spiel, wie geplant, umzudrehen und ihn zum armen Lam zu formen.

Sobald ich aus der Dusche entfloh und ein Handtuch um meinen, mit Hämatomen bestückten Körper, gelegt hatte, setzte ich mich nun auf den kalten Boden und sortiere noch einmal meine Gefühle.
Mein Kopf muss frei sein.
Ich muss denken können und nicht an sein ständiges süffisantes Grinsen denken.
Schon klopft es an der abgeschlossenen Tür.

ℙ𝕤𝕪𝕔𝕙𝕚𝕔 𝕖𝕪𝕖𝕤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt