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Zwanghaft hielt ich die Tränen zurück, denn die kleinen Glassplitter in meinen Handflächen verursachten höllische Schmerzen. Sofort schoss das Blut aus der nun offenen Haut und nun endlich bekam ich ihre Aufmerksamkeit.

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Entgeistert sahen die beiden erst mich und dann die Verletzungen an. Ihnen war klar, dass zu viel Blut meinen Körper verließ. "Aish! Hyeji, was machst du denn?", nervte ich Taehyung und kramte in seinen Hosentaschen - erfolglos.

Stattdessen wollte Jimin mir ein Tuch reichen, welches mein Freund jedoch abschlug und mich von ihm wegzog. "Wir fahren nach Hause", beschloss er. "Das muss sich ein Arzt ansehen", warf mein Vorgesetzter allerdings ein.

"Das geht Sie nichts an!", schnauzte die Person, die mich zur Tür drängte. Ich bekam nichts mit davon, aber anscheinend rief Jimin die Security, die meine Begleitung abführten. "Jimin! Sag, dass sie ihn loslassen sollen", brüllte ich, doch erhielt kein Aufmerksamkeit.

Stattdessen brachte er mich gegen meinen Willen von dort weg in den zweiten Stock, wo es ruhiger war. Unterwegs schimpfte ich immer wieder, er solle mich gehen lassen, aber er entgegnete nur, dass ich verarztet werden müsse.

In einem stillen Raum mit einem Sofa, auf das ich mich setzten sollte - was ich nicht tat - blieb er endlich stehen. "Jimin, bitte lass mich gehen. Er wird uns umbringen."

"Ich kümmere mich um deine Wunden und wenn du dann immer noch so unbedingt zu ihm willst rufe ich dir ein Taxi und du fährst heim", erklärte er, doch das befriedigte mich nicht. "Du verstehst das nicht, ic-"

"Richtig, ich verstehe es nicht und es geht mich auch nichts an, aber ich kann nicht zu sehen, wie er dich zerstört und wie Dreck behandelt", fuhr er mich an, aber ich antwortete nicht. "Du hast Angst vor ihm und das verstehe ich auch, aber ich kann dir helfen", wurde er wieder ruhiger.

Es klang wie ein Angebot, das ich sicher abschlagen würde. Egal wie er helfen wollte, es würde zu Nichts und wieder Nichts führen. Man konnte Taehyung nicht besiegen. Es war unmöglich.

"Jimin, mach das jetzt einfach und lass mich in Ruhe", wies ich auf meine Hände hin, die er schon völlig zu vergessen schien. "Hyeji, du brauchst keine Angst haben", gab er nicht nach.

Weil ich nicht reagierte seufzte er und begann sich um die wichtigeren Sachen, wie meine Verletzungen zu kümmern. "Du solltest dich hinsetzten, das könnte wehtun", riet er mir und ich habe es so gemacht.

Wegen der Schmerzen die entstanden als er die Glasteilchen nach und nach aus meiner Haut zog verzog ich mein Gesicht. Bevor er sich an das Desinfektionsspray machte blickte er mir nochmals in die Augen, was mich komischerweise fesselte.

Ich war so gefesselt, dass ich überhaupt nicht mitbekam, dass er bereits fertig war. Wie lange hatte ich ihn einfach nur angestarrt? "Fertig", verkündete er und stand auf.

"Ich rufe dir ein Taxi-", ich sprach rein:"Nicht nötig, ich werde zu Fuß gehen. Es ist nicht weit von hier." Richtete ich mich ebenfalls auf. "Bist du dir sicher?" Ich nickte. Ihm war es alles andere als lieb, aber er wollte nicht noch nerviger sein.

Er streifte seine Anzugjacke von seinen Armen und legte sie mir über mit den Worten:"Dann nimm die wenigstens noch mit. Es ist kalt draußen und du solltest um diese Uhrzeit nicht so rumlaufen." Zu beginn verwirrt fiel mir wieder mein Dressing ein.

Abrupt zupfte ich an dem Stoff, weil er wieder ein wenig verrutscht war. "Du solltest sowas nicht wegen ihm tragen müssen", murmelte er, was ich kommentarlos ließ. Wir verabschiedeten uns und ich machte mich auf den Heimweg.

*

"Was hast du mit diesem Penner gemacht?", attackierte Tae mich kaum war ich zu Hause. "Wieso trägst du das?", schien ihn die erste Frage komplett egal gewesen zu sein, als er das Jackett über meinen Schultern entdeckte und riss es sofort weg.

Hoffentlich zerstörte er es nicht. Es sah ziemlich teuer aus.

"Er hat sich nur um die Wunden gekümmert und mir seine Jacke gegeben, weil es draußen kalt ist", beruhigte ich ihn, doch er machte nur "Pff". "Du wirst diesen Idioten nie wieder sehen! Ist das klar!?" Voller Angst zuckte ich zusammen.

"Taehyung, bitte beruh-", er brüllte dazwischen:"Ob das klar ist!?" Ich konnte doch nicht einfach nicht mehr bei der Arbeit auftauchen. Ich hatte einen Arbeitsvertrag unterschrieben.

Meine glasigen Augen blinzelten voller Furcht während ich "Ja" mit zitternder Stimme antwortete. Im Badezimmer eingeschlossen brach ich vor Verzweiflung in Tränen aus. Was sollte ich jetzt nur machen?

"Hyeji! Ich will schlafen", meckerte Taehyung aus dem Schlafzimmer. Um leiser zu sein presste ich meine Lippen zusammen und vergrub mein Gesicht in den schmerzenden Händen. Die ganze Nacht lang blieb ich dort und schlief auch auf dem kalten Boden ein.

𝐓𝐎𝐗𝐈𝐂 || p.jm/k.th ff ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt