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"Hyeji?", riss Jimins besorgte Stimme mich aus meinen grauenvollen Gedanken. "Huh?", blickte ich zu ihm. "Alles in Ordnung?" In meinen Augen lag zu viel Furcht, dass ich es hätte verleugnen können. So oder so, sie hätten mich verraten. "Nein."

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Vermutlich überrascht davon, dass ich ehrlich war sah er mich an. "Was ist los?", hakte er noch immer ein wenig irritiert nach. "Nichts, es ist nur-", die Wahrheit war ihm sicher sowieso bewusst, also konnte ich mir eine weitere Lüge und die damit verbundene Belastung sparen. "-was wenn es schief läuft?"

Hätte ich mich sofort jetzt auf den Heimweg gemacht, hätte ich Taehyung möglicherweise noch beruhigen können, aber desto mehr Zeit verging, desto mehr Wut staute sich wahrscheinlich in ihm auf.

"Ich werde alles geben, was ich kann, damit dir nichts passiert. Solange ich lebe wird weder er noch irgendjemand anderes dir wehtun, okay?" Seine Augen waren wieder so vollkommen und behutsam, dass ich nicht anders konnte als schüchtern zu nicken, aber der Gedanke ließ nicht los, er klammerte an mir, streckte seine Arme nach mir aus.

Auf einmal zog er mich in seine Arme, was alle Täuschungen in mir zurückwies. Ich konnte ihn plötzlich nicht mehr belügen. Ich konnte nicht anders als diese elende Maske endlich abzulegen und ehrlich zu sein. Auch meine Tränen hielt ich nicht mehr zurück.

Zu Beginn schien er etwas überfordert zu sein, strich mir schließlich aber mütterlich über den Hinterkopf und drückte mich fester an sich. "Wir kriegen das hin", flüsterte er. Womit hatte ich das - ihn nur verdient? Ich hatte ihm nichts zu bieten und dennoch gab er mich nicht auf.

*

Auch wenn es ein bisschen komisch sein mochte lagen wir zusammen auf der Couch - ich in seinen Armen und es fühlte sich keinerlei unangenehm oder komisch an. Ganz im Gegenteil, in diesem Moment tat es mir so gut wie lange nichts mehr es tat. Endlich hatte ich mal wieder das Gefühl es oder etwas wert zu sein.

Mein Ohr lag auf seiner Brust und verfolgte seinen Herzschlag genaustens. Eigentlich müsste sein Herz soviel größer sein. Es dürfte nicht mehr in seinen Körper passen.

"Willst du darüber reden, was gestern passiert ist?", brach er die Stille. Ich wollte nicht, aber ich wusste es würde mir helfen, dennoch überwand ich mich nicht, schüttelte den Kopf und vergrub mein Gesicht in seinem bereits durchnässten T-Shirt.

Mir war klar, ich musste es ihm früher oder später erzählen, aber dieser Augenblick in dem es sich richtig und sicher anfühlte war noch nicht gekommen. Nicht weil ich ihm nicht vertraute, nein, viel mehr weil ich mir selbst nicht vertrauen konnte.

Es fühlte sich nicht echt an. Ob ich es aber jemals als wahr empfinden konnte? Auch wenn er mich immer grob und respektlos behandelt hatte, konnte ich es nicht glauben. Das war etwas anderes. So schroff war er gewöhnlich nicht.

War er nun völlig benebelt oder steckte mehr dahinter? Ich wollte es nicht herausfinden und auch nicht drüber nachdenken, aber Letzteres gelang mir natürlich wieder nicht.

Stunden vergingen die wir so auf dem Sofa verbrachten und langsam machte sich ein schlechtes Gewissen in mir breit. Jimin opferte hier immerhin kostbare Lebenszeit für mich. Ich würde nicht sagen, er verschwendete sie, da es mir half, aber ihm brachte es rein gar nichts. Er wurde nicht mal ein klein bisschen schlauer aus mir. Auch wenn ich mich ein Stück weit geöffnet hatte war ich noch immer ein geschlossenes Buch und das war es, was ihn beunruhigte.

Irgendwann beschlossen wir unsere Kuscheleinheit zu beenden und machten uns an das Kochen des Abendessens. Anstatt einen Film zu schauen setzten wir uns jedoch auf die Terrasse, genossen die noch warmen Temperaturen und unterhielten uns einfach.

Aber nicht über Taehyung. Ihn versuchte ich genauso gut wie Jimin aus dem Spiel zu lassen, wobei es an dem Punkt als ich ihm von meinem Studium erzählte holprig wurde, da wir zu dieser Zeit zusammenkamen.

Kurz vor Mitternacht mussten wir uns Gespräche wegen Müdigkeit meinerseits abbrechen. "Geh schlafen, ich räume das hier auf."

Ich lag bereits im Bett, bekam allerdings kein Auge zu. Zu groß war die Angst jemanden in meinen Träumen zu begegnen. Hundemüde kroch ich aus den Federn, um mir von unten ein Glaswasser zu holen.

Eigentlich schlich ich extra, da ich dachte, Jimin würde bereits schlafen, allerdings brannte im Wohnzimmer noch Licht, weswegen ich dieses auf dem Rückweg betrat. Und dort saß er mit seinem Handy in der Hand.

"Was machst du noch hier? Du wolltest doch schlafen", legte er umgehend vom Handy auf. "Ja, ich habe nur was zum Trinken geholt", hielt ich demonstrierend das Glas hoch. Wir musterten uns gegenseitig schweigen, als er erfasste:"Du kannst nicht schlafen, oder?"

Er ließ mir keine Zeit zu antworten, weil er sich sowieso sicher war und winkte mich zu sich rüber. Unentschlossen machte ich die Schritte in seine Richtung und nahm neben ihm Platz, als er dort hin klopfte.

Sorgfältig legte er mir die Decke über und bedeutete mir, mich hinzulegen. "Jetzt kannst du schlafen. Ich bleibe wach", sagte er dabei leise. Auch wenn ich anfangs etwas skeptisch war schlief ich doch noch ein. Ob es nun daran lag, dass er bei mir war oder nicht.

𝐓𝐎𝐗𝐈𝐂 || p.jm/k.th ff ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt