Kapitel 7

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(Leser Sicht)

Das Jahr der Wiederholung klappte deutlich besser, als das Jahr davor. Durch die Unterstützung meiner Freunde und meiner festen Entschlossenheit lernte ich die Themen des Unterrichts sehr schnell und meine Noten waren gut. Ich lernte weiterhin jeden Tag fleißig in der Bibliothek und die anderen kamen auch immer, wenn sie gerade etwas Zeit hatten, zu mir und halfen mir beim Lernen.
Die Zeit verging jedoch viel zu langsam für mich und ich quälte mich durch dieses Jahr, auch wenn ich noch viel Spaß mit den anderen hatte. Die Freundschaft wurde immer besser und fester, es war, als würden wir uns schon ewig kennen, dabei waren es am Ende der Ausbildung gerade mal zweieinhalb Jahre, was für Shinigami nun wirklich nicht viel Zeit war.
Mittlerweile waren neben Grell, Ronald und Othello auch noch Eric und Alan hinzu gekommen. Gerade saßen wir alle zusammen in der Kantine und aßen zu Mittag. Leider musste ich heute erfahren, dass Alan an der sogenannten Krankheit ,,Thorns of Death" erkrankt ist und die Aussicht auf Heilung schlecht aussieht. Alan erklärte mir, dass diese Krankheit jeden treffen kann. Man kann sie bekommen, wenn sich eine Seele, die zum Sterben bestimmt ist, sich wehrt; rachsüchtig wird. Dann manifestiert sie sich in Form von Dornen, die sich langsam im Körper ausbreiten und sich Stück für Stück zum Herz vorarbeiten, bis man daran letztendlich stirbt. Es ist keine Heilung bekannt, doch es gibt Gerüchte, dass man diese Krankheit besiegen kann, wenn man dafür tausend reine Seelen sammelt und opfert, was bedeutet, dass man eben so viele unschuldige Menschen töten müsste. Doch das wollte Alan nicht, er würde sich seinem Schicksal einfach hingeben.
Ich bemerkte, dass Eric es wirklich fertig machte, dass Alan unter dieser Krankheit so leiden musste. Ich hatte so den leisen Verdacht, dass er insgeheim versucht, diese tausend Seelen für Alan zu sammeln. Denn es wurde schon herum erzählt, dass er Menschen zum Spaß töten würde, doch ich glaubte nicht, dass es einfach nur zum Spaß war. Ich machte mir wirklich Sorgen um Alan und ich wusste nicht, ob diese Methode ihn wirklich heilen könnte. Doch Othello, der bei diesem Gespräch ebenfalls dabei war, erklärte uns, dass es tatsächlich funktionieren kann. Es gab schon einmal jemanden, der diese Krankheit überlebt hatte. Othello sah mit einem leichten Lächeln zu mir.
,,Achtung, das könnte dich interessieren. Der, der diese Krankheit hatte und überlebt hat ist niemand anderes als der, der als Statue in der Bibliothek steht."
Ungläubig sah ich ihn an.
,,W-was!? Wirklich jetzt?"
Er lachte.
,,Ja, wenn ich es dir doch sage."
Stimmt ja.. Ich habe Adrian nie gefragt, woher seine Narben stammen.. Das würde es erklären. Er hat die Krankheit überlebt.. also hat er.. tausend Seelen gesammelt, also tausend unschuldige Menschen getötet.. Ob er dabei wohl Hilfe von jemanden hatte?
,,Othello, woher weißt du das?"
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf.
,,Nun ja, ich kannte ihn ja noch. Ich war schon hier, als er noch als aktiver Shinigami hier gearbeitet hatte. Meine Güte, er ist jetzt schon seit fünfzig Jahren nicht mehr hier. Dabei hätten es beinahe schon siebzig sein können.."
Ich seufzte und ließ meinen Kopf nach hinten fallen.
,,Oh je, und ich bin nicht mal drei Jahre hier.."
Die anderen lachten nur.
,,Tja, dann hättest du dich eben nicht umlegen sollen."
meinte Ronald nur und ich lachte ebenfalls leicht.
,,Jaa.. Ich denke, ich hätte es lassen sollen. Aber hey, dann hätte ich euch nicht kennengelernt. Und so habe ich jetzt die Chance, die Probleme von damals zu lösen und ihn wieder sehen zu können. Und da ich nun ebenfalls ein Shinigami und kein Mensch mehr bin, wäre unsere Beziehung auch nicht mehr verboten, soweit es natürlich nochmal funktioniert.."
Grell zog mich zu sich und umarmte mich fest.
,,Ach, das klappt sicher schon wieder. Und wenn nicht, trete ich diesem Kerl höchstpersönlich in seinen Hintern, damit er wieder zu sich kommt! Das lasse ich nicht zu, dass er dich einfach so abserviert, nachdem du ihn auf eine so schreckliche und traurige Weise verlassen musstest. Aber sag mal, mir fällt gerade ein, das Ausbildungsjahr ist doch bereits wieder vorbei, oder? Hast du schon die Prüfungsergebnisse?"
Ich löste mich schnell aus Grells Umarmung, stand auf und hielt einen Zettel in die Luft. Sofort riss Grell ihn mir aus der Hand und las, was darauf stand, während die anderen gespannt auf das Ergebnis warteten. Dann sprang Grell mich voller Freude an und umarmte mich wieder fest.
,,Du hast es geschafft! Herzlichen Glückwunsch!!"
Die anderen kamen nun auch dazu und umarmten mich alle. Ich lachte und versuchte mich vergebens aus der Umarmung zu befreien, da sie mich alle beinahe erdrückten.
,,Leute, lasst mich los, ihr erdrückt mich ja."
Langsam lösten sich alle wieder von mir und lachten.
,,Also das muss gefeiert werden. Heute Abend, Bar?"
meinte Ronald und sofort stimmten alle zu. Ich sah schnell auf die Uhr.
,,Leute, die Pause ist gleich vorbei. Ich würde sagen, die Raucher gehen jetzt noch alle eine rauchen und die anderen können entweder mit gehen, hier bleiben oder schon mal mit arbeiten anfangen. Othello, ich würde danach mit zu dir ins Labor, wenn es in Ordnung ist. Ich habe ja heute nichts mehr zu tun und bei den anderen würde ich sicher nur stören."
Othello nickte.
,,Na klar, kommst einfach mit, dann kann ich dir wieder neue Infos an den Kopf werfen."
Ich verdrehte meine Augen und seufzte, dann lachte ich leicht.
,,Oh je, so wie jedes Mal, wenn ich bei dir im Labor bin. Vergiss aber dabei nicht, noch zu arbeiten, ja? Du erzählst mir immer so viel, dass ich bald ohne jegliche Weiterbildung in der Forensik anfangen kann."
meinte ich lachend. Er blickte leicht verlegen zur Seite.
,,Was denn? Ich finde meinen Job eben so faszinierend, dass ich es mit anderen teilen möchte und da du mehr als andere in dem Labor vorbei kommst, erzähle ich dir eben alles..."
Ich kicherte. Jeder nahm sein Tablett und räumte es auf. Dann sammelten sich die Raucher Ronald, Eric und ich und gingen nach draußen. Die anderen entschieden sich dazu, uns einfach zu folgen. Nachdem wir eine geraucht hatten, verteilten wir uns alle zu unseren Arbeitsplätzen und ich folgte Othello ins Labor.
,,Weißt du, er hat damals auch geraucht. Und das nicht gerade wenig."
meinte Othello und ich wusste sofort, wen er meinte.
,,Waaas? Echt jetzt? Ich habe ihn nie rauchen sehen, warum hat er wieder aufgehört?"
,,Nun ja, du hast doch vorhin mitbekommen, dass er dieselbe Krankheit hatte wie Alan. Zu dieser Zeit hatte er aufgehört, gegen Ende der Krankheit, als die Dornen bereits seine Lungen angegriffen hatten. Die Schadstoffe, die in Zigaretten drin sind hätten sich nur schneller im Körper verteilt und er war bereits schon sehr geschwächt. Er hat es damals nur ganz knapp geschafft, dem Tod zu entkommen."
,,Hm, verstehe.. Hat er.. wirklich tausend Menschen dafür getötet?"
,, ... Ja, hat er.."
,,Wurde ihm von jemandem geholfen?"
,,Nein. Es ist verboten, Menschen zu töten, die nicht auf der Liste stehen. Selbst, wenn jemand an dieser Krankheit erkrankt ist, gibt es selten Leute, die ihnen versuchen wollen, zu helfen. Denn, wenn man gegen die Regeln verstößt, kann es passieren, dass man länger als andere seine Strafe abarbeiten muss. Und niemand möchte länger als nötig als Shinigami leben. Schließlich hatten wir alle damit gerechnet, einfach aufzuhören zu existieren, wenn wir uns das Leben nehmen. Doch so einfach funktioniert das eben nicht."
,,Ich verstehe."
Ich seufzte, als wir gerade im Labor ankamen.
,,Du kanntest ihn also von früher. Erzähl mir doch ein bisschen mehr, von dem, was du weißt."
Othello nickte und erzählte mir alles, was er noch von damals wusste. Ich erhielt einiges an neuen Informationen, manche waren sehr interessant, manche traurig, andere wiederum sehr lustig. Die Zeit verging und wir trafen uns alle abends pünktlich in der Bar. Wir setzten uns wie immer direkt an den Tresen und jeder bestellte sich etwas zu trinken. Es dauerte nicht lange, bis die Bar sehr voll war; auch andere, die ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hatten sammelten sich hier. Zusammen feierten wir alle bis früh in den Morgen und gingen dann nach und nach heim. Wie die anderen an diesem Tag arbeiten wollten war fragwürdig, jeder hatte wirklich viel getrunken und Schlaf würde keiner genügend abbekommen.
Ich schlief an diesem Tag bis zum frühen Nachmittag, als ich auf die Uhr blickte war es etwa 14 Uhr. Ich entschied mich dazu, aufzustehen und in die Bibliothek zu gehen. Dort angekommen führte es mich irgendwie wieder zu der Statue. Ich blieb vor ihr stehen und blickte nach oben.
Hach.. Jetzt kann ich theoretisch wieder in die Menschenwelt.. Aber ob ich es wirklich schaffe, einfach zu ihm zu gehen? Hat er sich in dieser Zeit überhaupt wieder geändert? Würde er sich freuen, wenn ich wieder da wäre? Denkt er überhaupt noch an mich? Oh man, jetzt verlässt mich doch tatsächlich der Mut.. Nein, ich kann das nicht! Ich trau mich nicht, einfach zu ihm zu gehen.. Ich habe Angst.. Was, wenn er mich vergessen hat? Oder noch immer so abweisend ist, weil er noch immer so sehr auf die Rache fixiert ist? Ob der Laden noch läuft? Hach, ich mache mir zu viele Gedanken.. Was mache ich jetzt? Ich sollte mich irgendwie ablenken.. Vielleicht gehe ich einfach wieder zu Othello ins Labor. Er hat bestimmt wieder einiges über seine Arbeit zu erzählen.
Also verließ ich die Bibliothek wieder und machte mich auf den Weg zum Labor. Dort blieb ich, bis es Abend wurde. Wir verließen zusammen das Labor und machten uns wieder auf den Weg in die Bar. Irgendwie trafen wir uns dort immer öfter. Auch die anderen trafen kurz darauf ein. An diesem Abend tranken wir nicht so viel. Ich hatte das Bedürfnis, meinen Freunden von meiner Sorge zu erzählen und sie hörten mir aufmerksam zu.
,,Also wie gesagt, ich werde dafür Sorgen, dass ihr wieder zusammen sein könnt und wenn ich ihm dafür wortwörtlich in den Hintern treten muss!"
meinte Grell aufgebracht und fest entschlossen, was mich etwas zum Lächeln brachte. Alan seufzte und sah zu mir.
,,Also ich kann deine Sorge verstehen. Wenn sich jemand in kürzester Zeit so sehr verändert und man ihn kaum wieder erkennt. Zudem hast du ihn jetzt zweieinhalb Jahre nicht mehr gesehen und weißt nicht, was in der Zeit alles passiert ist. Du hast nun Angst, dass es schlimmer oder nicht besser geworden ist. Doch gleichzeitig hoffst du, dass er wieder so ist, wie du ihn kanntest, bevor er sich verändert hat. Du kannst dir doch auch noch etwas Zeit lassen, du musst nicht jetzt sofort zu ihm gehen. Bereite dich mental darauf vor und dann entscheide selber, wann du gehen möchtest."
Ich nickte lächelnd.
,,Ja, das klingt nach einem Plan. Ich werde es so machen, danke Alan. Danke an jeden von euch. Ihr seid wirklich gute Freunde. Ich bin so froh, euch kennen gelernt zu haben."
Wir redeten noch eine Weile über unterschiedliche Themen, bis es langsam wieder spät wurde und jeder nach Hause ging.
Im Laufe der nächsten Woche machte ich mir etliche Gedanken darüber, wie das Wiedersehen mit Adrian werden könnte.
An einem Tag, als ich nachmittags gerade mal wieder in der Bibliothek war, kam eine Gruppe Neulinge an. William und Grell waren dazu beauftragt worden, diese etwas herumzuführen. An dem Gesichtsausdruck der beiden konnte ich erkennen, dass sie nicht wirklich Lust darauf hatten. Ich gesellte mich zu ihnen.
,,Hey. Soll ich euch vielleicht etwas begleiten? Ich könnte euch vielleicht etwas helfen, ich sehe doch, dass ihr kein Bock darauf habt."
bot ich ihnen an. Grell umarmte mich sofort und nickte.
,,Ja, das wäre super! Ich habe nämlich wirklich überhaupt keine Lust mehr auf diese.. Kinder.. Wir laufen schon ewig mit denen umher.."
Ich lachte leicht.
,,Hey, zu mir warst du nicht so am Anfang. Gib ihnen doch auch eine Chance."
,,Naja, du warst eben.. Ich weiß nicht, ich wusste einfach, dass wir schnell gute Freunde werden. Die anderen sind einfach so.. anders. So langweilig eben."
William räusperte sich kurz und blickte uns genervt an.
,,Können wir jetzt bitte weiter machen? Sonst werden wir niemals fertig."
Wir nickten beide und liefen dann mit der ganzen Gruppe weiter. Ich übernahm die Führung in der Bibliothek und erklärte den neuen alles, was ich in den letzten Jahren gelernt hatte, Grell und William liefen einfach hinterher.

(Undertakers Sicht)

Undertaker x (Shinigami) ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt