Ich wachte auf, weil sich mein Kopfkissen bewegte. Ich wunderte mich. Seit wann führen denn Kopfkissen ein Eigenleben? Dann wachte mein Gehirn auch endlich auf und mir wurde klar, dass das gar kein Kopfkissen war, sondern der Arm von Phil. Ich hob den Kopf und linste zu ihm rüber.
"Oh tut mir Leid. Ich wollte dich nicht wecken. Aber mein Arm ist komplett eingeschlafen und so langsam wurde das unangenehm" sagte er zu mir. Er setzte sich hin und rieb über seinen Arm. Der hing total kraftlos an seiner Seite und wirkte so, als würde er nicht zum Körper dazu gehören.
"Kein Problem" meinte ich. "Ich bin dir sehr dankbar, dass ich deinen Arm als Kopfkissen missbrauchen durfte. Ich hätte diese Nacht sonst vermutlich kein Auge zu gemacht."
"Das hab ich doch gerne gemacht. Wir passen aufeinander auf. Schon vergessen?" Er sah mich mit einem süßen lächeln an und mir wurde wieder ganz warm ums Herz. Irgendwas war da zwischen uns. Aber keiner von uns sprach es aus.
Ich sah zu Florian herüber. Er schlief noch eingerollt unter seinen Decken. Er hatte die Szenerie zwischen uns nicht mitbekommen.
Gut so. Dachte ich mir. Es reicht ja auch, dass Phil und ich nicht wirklich sicher sind, was das zwischen uns ist. Wenn Florian das mitbekommt und uns ausfragt und aufzieht, dann würde ich einen zu viel bekommen.
Wir saßen eine zeitlang schweigend nebeneinander. Ich genoss die Anwesenheit von Phil und er meine hoffentlich auch.
Irgendwann öffnete sich die Tür zu unserem Gefängnis und unser Entführer schob einen Laib Brot und drei Flaschen Wasser rein.
Danach wurde die Tür wieder geschlossen. Wir beschlossen, dass es an der Zeit war, Florian zu wecken. Ich ging zu ihm rüber. Sein Gesichtsausdruck wirkte etwas angespannt. Ob er gerade einen Albtraum hatte? Ich rieb ihm über den Oberarm und sprach ihn an: "Florian. Wach auf. Du musst auch etwas essen und trinken." Er reagierte nicht. Schläft er wirklich so fest? Ich rüttelte an seiner Schulter. "Florian!!" dieses Mal sprach ich ihn sehr energisch an. Aber er reagierte immernoch nicht.
Ich sah zu Phil hinüber, der schon auf meine vergeblichen Weckversuche aufmerksam geworden war.
"Der schläft tief und fest" teilte ich ihm mit. In dem Moment kam mir ein Gedanke. Ich fühlte mit der Innenseite meines Handgelenks an Florian's Stirn. "Fuck! Phil er hat Fieber. Glaub ich zumindest."
Phil kam zu mir und prüfte nun seinerseits Florian's Temparatur.
"Du hast recht. Er hat Fieber. Mist. Wir hätten früher nach ihm sehen sollen. Florian!" Phil sprach Florian nochmal an. Da reagierte er endlich und bewegte sich. Seine Augenlider flatterten und er sah uns an. Seine Augen wirkten fiebrig und er reagierte auch nur sehr langsam.
"Was ist los? Könnt ihr mich nicht in ruhe lassen? Ich hab Kopfschmerzen und auch sonst tut mir alles weh"
"Flo du hast Fieber. Aber gut, dass du wenigstens mit uns sprichst. Ist dir sehr warm oder eher kalt?" fragte Phil.
"Mir ist gerade eher kalt. Könnt ihr mich nicht einfach noch etwas schlafen lassen? Dann geht es bestimmt nachher wieder" Florian sah uns flehend an. Phil seufzte und willigte in Florian's Vorschlag ein, nötigte ihn aber noch dazu, etwas Wasser zu trinken.
Danach ließen wir Florian erstmal schlafen, kontrollierten aber in regelmäßigen Abständen seine Körpertemparatur.
So ging dieser Tag ereignislos vorüber. Unser Entführer ließ sich erst am Abend wieder blicken, als er uns das Essen und neues Wasser brachte. Phil reagierte geistesgegenwärtig und trug ihm auf, fiebersenkende Medikamente, Handtücher und noch mehr Wasser zu besorgen. Er schien sich doch ernsthaftere Sorgen um Florian zu machen. Nachdem unser Entführer gegangen war, sah ich Phil fragend an. "Handtücher? Wofür?"
"Wenn das Fieber weiter steigt, können wir ihm mit nassen Handtüchern Wadenwickel machen und so seinen Körper zusätzlich kühlen. Für den Fall, dass das Medikament nicht anschlägt. Ich glaube nämlich nicht, dass unser Entführer die ganze Zeit hinter der Tür steht und darauf wartet, dass wir was brauchen."Als die Nacht anbrach, einigten wir uns darauf, dass wir abwechselnd schlafen und bei Florian Wache halten würden.
Phil bestand darauf, dass ich zuerst schlafen sollte. Er sagte, er würde mich schon wecken, wenn er müde wird.
Ich legte mich widerspruchslos hin, weil ich wirklich todmüde war. Innerhalb kürzester Zeit war ich eingeschlafen.
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Der Amoklauf, der mein Leben veränderte
FanfictionIn dieser Geschichte geht es um ein Mädchen, das zuhause viele Probleme hat. Sie erlebt einen Amoklauf an ihrer Schule. Durch den Amoklauf lernt sie Franco Fabiano und seine Kollegen kennen. Als sie gemeinsam mit einem Arzt entführt wird, scheint al...