Ich hatte das Gefühl, dass ich schon stundenlang frierend auf meiner Matratze lag und versuchte zu schlafen. Phil war bestimmt längst im Reich der Träume und ich verfluchte mich, dass ich ihn nicht wenigstens nach seiner Jacke gefragt hatte. Warum musste ich auch immer so starrköpfig sein?
Plötzlich legte sich eine weitere Wolldecke über mich. Ich sah hoch und sah Phil über mir stehen. Er hatte gerade seine Decke über mir ausgebreitet. Er sah mich an: "Wenn du frierst, dann sag doch was. Du musst wenigstens versuchen zu schlafen und das geht einfach besser, wenn man nicht friert"
"Danke" nuschelte ich und kam mir in diesem Augenblick vor, wie ein kleines dummes Kind. Aber ich war froh über die zweite Decke. Mir wurde damit zwar nicht muckelig warm, aber immerhin fror ich auch nicht mehr. Ich schloss die Augen und driftete bald in einen unruhigen Traum ab.
Ich träumte von den Ereignissen des letzten Tages. Von dem Streit mit meiner Mutter, meinem Fußmarsch zu meinem Vater, bei dem ich nicht ankam, weil ich vorher Phil begegnete und wir entführt wurden. Ab dieser Stelle wich der Traum jedoch von der Realität ab. In meinem Traum wurde ich nun gefesselt und musste erst mit ansehen, wie Phil gefoltert und anschließend erschossen wurde.Ich erwachte schreiend aus diesem Traum. Ich war schweißgebadet und zitterte am ganzen Körper.
Phil's Gesicht tauchte in meinem Blickfeld auf. Seine Lippen bewegten sich aber bei mir kam kein Ton an. Mein Herz klopfte so laut, dass ich keine anderen Geräusche wahrnahm. Phil strich mir mit einer Hand beruhigend über den Rücken, mit der anderen Hand tastete er an meinem Handgelenk nach meinem Puls.
Ich merkte, wie mein Herzschlag etwas nachließ und ich auch wieder andere Geräusche wahrnehmen konnte.
Phil sprach mit ruhiger Stimme mit mir und versuchte mich weiter zu beruhigen.
Nach einiger Zeit realisierte ich endlich, dass es nur ein Traum war und Phil nicht gefoltert und erschossen worden war, sondern sehr lebendig neben mir saß und gerade versuchte mich zu beruhigen.
Die Erleichterung darüber trieb mir die Tränen in die Augen und ich fing an zu schluchtzen. Phil sah mich an und nahm mich dann in den Arm.
Das machte in diesem Moment alles nur noch schlimmer und ich bekam einen regelrechten Heuelkrampf.
Ich konnte mich garnichtmehr beruhigen. Ich heulte und heulte und Phil hielt mich einfach fest an sich gedrückt. Nach einer gefühlten Ewigkeit versiegten meine Tränen und ich schluchzte nur noch leise vor mich hin.
Phil löste seine Umarmung etwas und sah mich an. "Willst du drüber sprechen?" fragte er mich. Doch ich schüttelte nur den Kopf. Ich wollte diesen Traum einfach nur vergessen und hoffte, dass er zukünftig nicht noch wahr werden würde.
Ich atmete einmal tief durch. "Geht's wieder?" fragte Phil.
Ich nickte "Ja. Ich glaub schon."
Oh Gott. Meine Stimme klang grausam. Von der ganzen Heulerei war ich nun total heiser."Komm. Wir sollten noch etwas schlafen. Wer weiß was der morgige Tag noch bringt." meinte er und wollte schon aufstehen.
Plötzlich hatte ich Angst alleine zu sein. Ich griff nach seiner Hand, die noch immer auf meiner Schulter lag und hielt sie fest. "Kannst du hier bleiben?" fragte ich ihn. Irritiert sah er mich an. "Ich bleib doch hier. Wir sind doch eh eingesperrt. Den Raum kann ich also nicht verlassen. Ich wollte nur zurück auf meine Matratze."
Ich sah ihn einfach nur an und sagte nichts mehr. Ich kam mir gerade ziemlich blöd vor. Ich wollte ihm nicht erklären, dass ich das nicht so gemeint hatte, sondern wollte, dass er mich einfach nicht losließ.
In diesem Moment machte es bei ihm 'klick'.
"Ach. So hast du das gemeint. Sag das doch, anstatt mich mit diesem Dackelblick anzusehen." Er grinste mich an. Ich versuchte sein Lächeln zu erwidern, scheiterte aber kläglich.
Sein Lächeln verschwand. Stattdessen trat ein Ausdruck von Sorge und Verständnis in sein Gesicht. "Hey. Ich kann mir vorstellen, dass du unglaubliche Angst hast. Mir geht es nicht anders. Natürlich bleib ich hier, wenn du das möchtest. Wenn irgendwas ist, dann sprich mit mir. Wir sitzen beide im selben Boot und wenn wir uns gegenseitig eine Stütze in dieser Situation sein können, dann sollten wir diese Verantwortung auch wahrnehmen. Mag sein, dass ich in diesem Moment der Starke bin und du meinen Zuspruch brauchst. Aber auch ich bin nur ein Mensch und es wird vielleicht der Augenblick kommen, in dem ich deine Unterstützung brauche."
Den letzten Satz ließ er in der Luft hängen.
Ich sah ihn einen Moment an.
"Die wirst du dann auch haben. Ich bin eigentlich nicht so. Die letzten Tage waren emotional sehr anstrengend." sagte ich. "Danke, dass du für mich da bist." fügte ich dann noch hinzu. Meine Stimme hatte schon fast wieder ihren normalen Klang. Mein Lächeln in Phils Richtung gelang mir nun wesentlich besser. Auch Phil lächelte mich an. "So und jetzt sollten wir wirklich mal noch etwas schlafen. Ich hol nur kurz meine Jacke. Dann komm ich wieder zu dir. Ist das Okay?" fragte er mich und ich nickte bestätigend.
Ich legte mich schonmal unter die Decken und spürte plötzlich die bleierne Müdigkeit, die sich auf mich legte, wie ein zusätzliches Gewicht.
Phil kam mit seiner Jacke wieder und legte sie über meinen Oberkörper. Ich rutschte ein Stück zur Seite, damit er Platz hatte und sich auch hinlegen konnte.
Er schlüpfte zu mir unter die Decken, drehte sich um und legte einen Arm um mich.
Ich kuschelte mich tiefer in die Decken und die Umarmung und endlich wurde mir auch schön warm. So wärmten wir uns gegenseitig.
Als ich einschlief, fühlte ich mich durch Phil's Umarmung beschützt und fiel in einen tiefen und friedlichen Schlaf.
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Der Amoklauf, der mein Leben veränderte
FanfictionIn dieser Geschichte geht es um ein Mädchen, das zuhause viele Probleme hat. Sie erlebt einen Amoklauf an ihrer Schule. Durch den Amoklauf lernt sie Franco Fabiano und seine Kollegen kennen. Als sie gemeinsam mit einem Arzt entführt wird, scheint al...