Der nächste Tag hielt eine Überraschung bereit. Aber leider nicht im positiven Sinne. Unser Entführer hatte seinem Handlanger Erik erlaubt, seine Spielchen mit uns durchzuführen. Bedingung dafür war, dass wir dabei vorerst nicht sterben sollten. Diese Regel galt ganz besonders für mich. Da aber auch Phil und Florian eine gewisse Wichtigkeit für unsere Entführer hatten, galt diese Regel auch für sie.
Wir wurden aus dem Raum und durch verschiedene Gänge geführt, bis wir in einem großen Raum ankamen, in dem sich doch tatsächlich ein Schwimmbecken befand. Waren wir in einem alten Schwimmbad und nicht wie angenommen in einer alten Lagerhalle? Ich sah nach links und sah eine Kletterwand. Eine mit vielen bunten Griffen, wie man sie in sämtlichen Kletterhallen finden konnte. War das hier vielleicht mal eine Multifunktionshalle gewesen? Oder hatten sich unsere Entführer extra die arbeit gemacht und hatten die Kletterwand hier nachträglich angebracht? Aber nur um uns zu quälen und etwas Unterhaltung zu haben? Wenn diese Annahme stimmte, waren die beiden oder zumindest einer der beiden, verrückter als ich dachte. Und das machte mir immer mehr Angst.Unser Entführer besprach sich noch kurz mit Erik. Dann ließ er uns alleine. Na toll. Jetzt hatte der Irre freie Hand. Er rieb sich die Hände und grinste hämisch.
"Sooo. Jetzt kann das Spiel beginnen. Wir wollen ja nicht, dass eure Muskeln vom ganzen rumsitzen verkümmern. Oder? Dafür habe ich mir ein spezielles Trainingsprogramm ausgedacht. Ihr werdet staunen." Das glaubte ich ihm auf's Wort. Ich traute ihm quasi alles zu.
Erik's Blick fiel auf mich.
Mein Kopf war wie leer gefegt, mein Herz raste und meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding.
"Wie wäre es mit einer Runde klettern?" fragte er mich grinsend. "Am Anfang wirst du auch noch gesichert. Wenn du etwas mehr Übung hast, kann man die Sicherung ja dann auch weglassen" man sah ihm an, dass es ihm Spaß machte uns Angst einzujagen.
Doch Phil schaltete sich dazwischen. "Sie darf die Schulter noch nicht in diesem Ausmaß belasten. Dann springt das Gelenk wieder raus. Selbst wenn sie gesichert ist, wird sie trotzdem ein Stück abstürzen, ehe das Sicherungsseil greift. Es ist mir egal, was Sie sagen. Aber das lasse ich nicht zu!!" Phil redete sich in Rage und Erik grinste immer breiter.
"Hach. Bist du immer mit so viel Herzblut dabei? Oder hängst du dich nur so rein, weil du auf die kleine stehst? Ja guck nicht so. Das sieht doch ein Blinder mit Krückstock, dass ihr ineinander verschossen seid."
Phil und ich tauschten einen peinlich berührten Blick. Ich hatte das Gefühl, meine Ohren würden in Flammen stehen, so warm fühlten sie sich plötzlich an. Ich sah schnell woanders hin, damit es nicht noch peinlicher werden konnte.
Jetzt mischte sich Florian ein. "Um mal zum Thema zurück zu kommen. Mein Freund hier hat Recht. Sie darf die Schulter noch nicht so sehr belasten."
Erik schien einen Augenblick zu überlegen. Dann sah er zu Phil und meinte: "Gut. Da du ja etwas an der Kleinen findest, kann ich doch bestimmt davon ausgehen, dass du dich an ihrer Stelle freiwillig meldest. Oder?"
Ich konnte Phil ansehen, dass er innerlich fluchte. Aber das half jetzt auch nicht mehr. Er seufzte resigniert und machte sich auf den Weg zur Kletterwand. Florian würde ihn Sichern, da ich meine Schulter noch nicht belasten durfte und auch zu leicht war, um im falle eines Sturzes Phil's ganzes Körpergewicht abzufangen. Phil und Florian legten die Klettergurte an und mich beschlich die leise Vorahnung, dass diese Kletterpartie nicht gut enden würde.
Als beide ihre Klettergurte angelegt hatten, begann Phil mit dem Aufstieg. Er sollte einfach bis nach ganz oben klettern und dann wieder runter kommen.
Auf halber Höhe waren plötzlich einige Klettergriffe locker. Das hatte Phil auch schon bemerkt und kontrollierte jeden einzelnen, bevor er sich endgültig festhielt. Doch dann kam er an eine Stelle, an der er nicht direkt weiterkam. Um den nächsten Klettergriff zu erreichen, würde er springen müssen und sich an dem Klettergriff festhalten, ohne ihn vorher kontrolliert zu haben. Aber anders kam er auch nicht weiter. Ich sah gebannt nach oben. Florian konzentrierte sich nun noch mehr auf die Sicherung des Kletterseils. Sollte Phil gleich abstürzen, würde ihn zumindest das Seil vor einem Sturz in die Tiefe bewahren.
Phil machte sich bereit. Ich hielt den Atem an und konnte fast nicht hinsehen. Phil stieß sich mit den Beinen von den Klettergriffen ab, auf denen er gestanden hatte, ließ mit den Händen die Klettergriffe los, an denen er sich eben noch festgehalten hatte und griff im Sprung nach dem neuen Klettergriff. Ich dachte schon, er würde abrutschen. Aber er bekam den Griff noch zu packen und hielt sich daran fest. Er schien auf den ersten Blick zu halten. Ich wollte schon aufatmen.
Doch da passierte es...
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Der Amoklauf, der mein Leben veränderte
FanfikceIn dieser Geschichte geht es um ein Mädchen, das zuhause viele Probleme hat. Sie erlebt einen Amoklauf an ihrer Schule. Durch den Amoklauf lernt sie Franco Fabiano und seine Kollegen kennen. Als sie gemeinsam mit einem Arzt entführt wird, scheint al...