24. Ich brauche dich!

1.1K 38 3
                                    

Ich wachte auf, weil ich dachte, ich hätte das scharrende Geräusch eines Schlüssels im Schloss gehört. Aber ich hatte mich wohl getäuscht. Ich richtete mich vorsichtig auf, denn Florian, der ja neben mir lag, schlief noch seelenruhig. Ich stand auf und ging hinüber zu Phil. Als ich mich neben ihm auf der Matratze niederließ, öffnete er die Augen und sah mich an.
"Guten Morgen. Wie geht es dir?" fragte ich ihn leise, um Florian nicht zu wecken.
"Die Kopfschmerzen sind noch da. Aber deutlich besser als gestern. Der Schwindel ist zum Glück ganz verschwunden." Antwortete er ebenso leise.
"Das hört sich doch gut an." Ich versuchte mich an einem Lächeln.
"Musstest du dich gestern ernsthaft wieder schützend vor mich stellen? Ich hätte das garantiert auch alleine geschafft. Du weißt garnicht, welche Angst ich um dich hatte. Als du abgestürzt bist, ist mir fast das Herz stehen geblieben." Mir liefen wieder Tränen über die Wangen. Phil sah betroffen zu Boden. Es vergingen einige Sekunden, ehe er antwortete.
"Ich kann mir vorstellen, wie du dich gefühlt hast. Mir wäre es nicht anders ergangen. Aber glaub mir. Ich wollte dich nur schützen. Ich hätte es nicht ertragen, wenn dir etwas Schlimmes zugestoßen wäre. Ich kann nicht zulassen, dass dir etwas passiert." "Aber dafür musstest Du dich in Gefahr begeben? Was hätte ich denn machen sollen, wenn Du im schlimmsten Fall gestorben wärst?" Die Flut an Tränen nahm stetig zu.
"Ich wusste, was ich tat. Ich habe mir schon gedacht, dass der Griff nicht halten würde. Ich hab mich im Sprung schon darauf vorbereitet und konnte mich etwas abfangen, bevor ich mit dem Kopf gegen die Wand geknallt bin. Und selbst wenn ich gestorben wäre. Hätte das doch keinen großen Verlust bedeutet. Du hättest noch immer Florian an Deiner Seite gehabt. Wenn Du gestorben wärst, wäre das unendlich schlimmer gewesen. Du bist ein wunderbarer Mensch, der die Welt so viel besser macht. Außerdem hätte es für mich keinen Unterschied gemacht. Wenn du gestorben wärst, dann hätte mein Leben jeglichen Sinn verloren." Er sah mich an und lächelte traurig und zugleich glücklich. Er hob seine Hand, legte sie an mein Gesicht und wischte mir unendlich sanft die Tränen von der Wange.
"Du glaubst vielleicht, dass dein Tod kein großer Verlust gewesen wäre. Aber für mich wäre er das. Ich brauche dich. Mein Leben wäre nach deinem Tod genauso sinnlos. Phil. Du bist für mich wie die Luft zum atmen. Ohne dich würde ich ersticken." Phil sah mir in die Augen. Gefühlte Stunden saßen wir so da und hielten den Blickkontakt zum anderen. Die Welt um uns herum schien still zu stehen. Nichts war wichtig genug um uns in diesem Moment stören zu können.
Mein Herz war so unendlich leicht. Endlich hatte ich ihm gesagt was ich für ihn empfand. Und er erwiderte meine Gefühle sogar. Mein Herz klopfte wie wild. Ich löste unseren Blickkontakt und mein Blick wanderte zu seinen Lippen. Sie sahen so weich aus. Meine Kehle fühlte sich ganz trocken an. Ein kribbeln breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Ich sah wieder in Phil's Augen. Sie waren Rehbraun und ich fragte mich, ob ich in meinem Leben schonmal so wunderschöne Augen gesehen hatte. Ich kam zu dem Schluss, dass es nicht so war. Phil öffnete den Mund. Es sah so anmutig aus, wie seine Lippen sich teilten. Dann sagte er ganz leise, so dass ich ihn fast nicht verstehen konnte: "Ich hoffe, du wirst mich dafür jetzt nicht hassen."
Ich verstand nicht, was er meinte.
Doch da kam er mir mit seinem Gesicht immer näher. Unsere Blicke waren weiterhin ineinander verschränkt. Seine Lippen teilten sich und instinktiv wusste ich, was er wollte und kam ihm entgegen.
Meine Brust schien vor Glück zu bersten und als unsere Lippen aufeinandertrafen, explodierte ein Feuerwerk in meinem Körper und ich lächelte in unsere ersten Kuss hinein.

Der Amoklauf, der mein Leben veränderteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt