Kapitel XLVII: Gefangen

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Ich hatte an diesem Abend gebraucht, wieder zu Jan zu finden, hatte mich geschämt und mich verkrochen. Aber er hatte mich meine Wunden nicht allein lecken lassen, hatte mich wie immer gehalten und sich um mich gekümmert.

Die folgende Woche wurde ausgesprochen schwer. Zum einen, weil mein Tattoo heilte und anfing zu pochen, zum anderen, weil das Orgasmusverbot wirklich gemein war – nicht zu guter Letzt, weil er auf seine Orgasmen nicht verzichtete und mich jeden zweiten Abend dafür einspannte, ihn zu befriedigen. Mal mit dem Mund, mal mit den Händen. Einen Abend nahm er mich sogar und untersagte mir das Kommen. Es war eine wirkliche Bestrafung, wenn auch nicht grenzwertig, und als diese Woche vorbei war, war ich mir sicher, dass ich nie wieder so bocken wollen würde.

Trotz Allem vergingen die Tage doch schneller als gedacht und es wurde langsam hektisch – wie immer vor Weihnachten. Zum einen fiel die Koordination an: Die Familie würde am 25. zu uns kommen, und zwar beide Familien. Am 26. wollten wir mit Raphael und Simon sowie Maria, Chris und Andre feiern – unseren Freunden aus Schleswig-Holstein, die mit ihrem Architektenbüro den Leipziger Umbau übernahmen. Dazu kam die Silvesterparty, die wir im Club organisierten und die Behördengänge für den Leipziger Club, die eben dummerweise genau in die Weihnachtszeit fielen.

In dem ganzen Trubel mussten wir dann noch arbeiten, hatten einen nicht mehr ganz so kleinen Hund, der mit jedem Tag gefühlt mehr Auslauf brauchte und mussten Geschenke sowie einen Tannenbaum besorgen – wobei Jan das glücklicherweise allein übernahm, sodass ich die Aufgabe zugewiesen bekam ihn zu schmücken. Zum Glück hatten Jan und ich ähnliche Geschmäcker und da er es irgendwie noch geschafft hatte, diese hölzernen Dinger vom Weihnachtsmarkt nachzubauen, war er dieses Jahr rot und braun geschmückt mit vielen hübschen Lichterketten.

Ich hatte am 23., der das Jahr auf einen Donnerstag fiel, die restlichen Utensilien im Regal ergattert, wobei ich mir relativ sicher war, dass die Kleinstadt zu Weihnachten die absolute Hölle war im Vergleich zu Berlin. Dort gab es so viele Läden – hier kratzte man sich über das letzte Glas Apfelrotkohl die Augen aus und was meine Lieblingsmarke anging, war ich absolut nicht bereit auf etwas anderes auszuweichen.

So trug ich zufrieden das lilane Glas in den zwei riesigen Ikea Tüten ins Haus und brachte alles auf dem Esstisch zu stehen. Das Wegsortieren würde eine Ewigkeit dauern, aber da wir Heiligabend Ente essen wollten, mit der Familie Gulasch und es dann für unsere Freunde ebenfalls ein drei Gänge Menü geben würde, hatte ich eben auch viel gebraucht. Neben den Süßigkeiten für die Jungs, die noch zu den Geschenken von Jans Neffen mussten.

Zufrieden dachte ich dabei an mein Geschenk für Jan. Wir hatten uns darauf geeinigt, nur eine Kleinigkeit zu besorgen und ich hatte mir viele Gedanken gemacht. Thomas war es gewesen, der mich dabei auf eine Idee gebracht hatte, die ich auch umgesetzt hatte. Leider war es nur nicht ganz so einfach gewesen jemanden zu finden, der es tatsächlich auch so umsetzen konnte, wie ich das denn genau wollte. Sabrina hatte mir schlussendlich jemanden vermitteln können und ich war wie immer froh, gute Freunde zu haben, die mich dabei unterstützen. Jan hatte nicht ein einziges Mal gefragt, was ich mir wünschte – er war sich also sehr sicher. Oder jemand, der Dinge auf den letzten Drücker besorgte, aber das glaubte ich eigentlich nicht.

So stressig der 23. auch gewesen war, der folgende Tag wurde auch nicht entspannter. Hatte ich mir Heiligabend eigentlich als gemütliches Fest vorgestellt, musste ich mich noch um die Goodie-Tütchen im Club für Silvester kümmern und kam erst gegen 15 Uhr dazu mich von Jan nach Hause fahren zu lassen. Danach musste die Entenbrust, die ich zum Glück schon vorbereitet hatte, erst einmal angebraten und dann in den Ofen gepackt werden, während Jan Amber und sein Telefon auf eine große Runde mitnahm – es war draußen dunkel und kalt und er hatte noch ein wichtiges Telefonat vor sich.

Als er wieder kam, hatte ich dafür schon den Tisch gedeckt, war kurz duschen gewesen und trug nun neben meinem Halsband ein süßes kleines Winterkleid mit langen Ärmeln und einer Strumpfhose. Nicht wirklich festlich, aber festlich genug, dass ich mich danach mit ihm aufs Sofa kuscheln konnte.

Jans Blick war sanft, während er mir eine der Strähnen aus dem Gesicht strich und nebenher einen Blick zum Ofen warf. Er war fast 1,5 Stunden unterwegs gewesen und die Ente brauchte noch ein paar Minuten, in denen ich die Kroketten fertig backen würde und den Rotkohl nun langsam erhitzte, auch den hatte ich am Vortag schon eingekocht, damit er nun möglichst saftig war und nicht mehr hart.

„Wird Zeit, dass wir ein paar Tage frei haben, hm?", hakte er leise nach und küsste mich auf die Stirn. Ich brummte leise auf, legte dann den Kopf in den Nacken.

„Deine Nase ist ganz kalt", erwiderte ich. Er warf mir nur einen amüsierten Blick zu und vergrub diese daraufhin unter meinem lauten Quietschen an meinem Hals. Ein wenig Gerangel, dann zwinkerte er mir noch einmal zu. Auch er war von den hektischen Tagen ein wenig gestresst, sah ewig lange To-Do-Listen und hatte mir in den letzten fünf Tagen bestimmt 20 Mal gesagt, wie froh er war, dass ich ihm half. Er war wirklich am Überlaufen vor Arbeit.

„Darf ich die Geschenke schon hinlegen?", hakte er schlussendlich nach, nachdem er den Rotkohl kurz umgerührt hatte.

„Hmm, meins liegt in meinem Zimmer im Schrank. Aber nicht schütteln", wies ich ihn an, bekam dafür nur ein breites Grinsen. Er freute sich darauf – das hatte er schon mehrfach erwähnt.

Und so stand er wenig später neben mir in der Küche und half mir den Rest zu Ende zu kochen, dass wir daraufhin ein leckeres Essen hatten. Die Kerzen brannten und es war fast ein wenig romantisch – nur, dass Jan und ich eigentlich so gar nicht richtig romantisch waren. Amber war natürlich auch mit von der Partie, freute sich über eine Krokette und ein wenig Fleisch ohne Soße, während ich Jan einen tadelnden Blick zuwarf, aber mein Freund erwiderte den nur zufrieden und griff sanft nach meiner Hand. Wir hatten uns absichtlich nebeneinander hingesetzt und ich war froh, um den Körperkontakt, dass ich mich auch seitlich an ihn schmiegen konnte, bis er sich endlich dazu durchrang mich einfach auf den Schoß zu nehmen und mir eine Gabel vor den Mund zu halten – und ich liebte ihn allein schon dafür.

Danach ließ ich mich zum Sofa ziehen, schmiegte mich erneut an seine Seite und starrte auf den leuchtenden Baum, während Amber sich zufrieden vor dem Karmin drehte und die restlichen Tropfen aus seinem Fell brannte. Einfach nur Ruhe und schön.

„Bist du gar nicht neugierig?", hakte Jan nach und deutete auf die zwei Geschenke, sowie einen Briefumschlag, der im Tannenbaum steckte. Für die Jungs hatten wir ordentlich was besorgt und auch für die restliche Familie, die Geschenke jedoch noch nicht hingelegt. Es würde dauern, bis ich es ansehnlich arrangiert hatte, also musste es bis zum 25. warten. Da wir aber sowieso alles hatten, was wir haben wollten, hatten wir uns auf Kleinigkeiten geeinigt, die mein Interesse vom Tannenbaum aus, auf sich zogen.

„Doch, du nicht?", gab ich grinsend zu und bekam ebenfalls ein Grinsen zurück. Es war durch den ganzen Aufwand und das genüssliche Essen bereits 20 Uhr. Bescherung war also schon zeitlich ok, obwohl es schon irgendwie komisch war, allein mit ihm Weihnachten zu feiern. Sonst hatte ich immer mit meiner Familie gefeiert und da war die Bescherung meist etwas früher gekommen.

„Na komm", seufzte er schließlich geschlagen – und wahrscheinlich nervös, ob es mir denn gefallen würde- und holte dann ein kleines, fast winziges Päckchen unter dem Tannenbaum hervor, ließ mich die Augen zukneifen. Was das wohl war? Ein kleiner Plug? Neue Klammern für die Brüste?

„Ich hoffe, es gefällt dir", meinte er leise und überreichte es mir, küsste mich kurz vorher sanft auf die Lippen.

„Hmm. Soll ich?", hakte ich nach, wurde nun meinerseits nervös. Was, wenn es mir nicht gefiel? Ich konnte ihn unmöglich anlügen, dafür durchschaute er mich viel zu schnell. Ich wollte ihn aber keinesfalls verletzten. Und was, wenn er meins nicht mögen würde?

„Trau dich", erwiderte er zufrieden, lehnte sich genüsslich an die Sofarückwand und nahm einen Schluck seines Tees, während ich zaghaft das Papier öffnete und dann ein kleines Schmuckkästchen in der Hand hielt. Ein nervöser Blick zu Jan, der mir zuzwinkerte und mich dann aufforderte aufzumachen. Was mich dann entgegen lächelte, hatte ich nicht erwartet.

Es waren die Ohrringe vom Weihnachtsmarkt, die mir viel zu teuer gewesen waren. Allerdings in einer anderen goldfarbe, die deutlich besser zu meinem Halsband passen würde.

„Jan!", entfuhr es mir, aber er zuckte mit den Schultern.

„Du hast sie toll gefunden und wochenlang noch davon geschwärmt. Ich habe mir zum Glück, als du mit Raphael draußen warst, die Kontaktdaten des Juweliers geben lassen. Er hatte sie nicht in dieser Farbe, war aber bereit ein wenig abzuweichen", meinte er amüsiert und forderte mich dann mit einer sanften Bewegung auf sie rein zu machen.

Strahlend folgte ich dem, schenkte ihm einen innigen Kuss, während ich mich bedankte und ehe ich vor den Spiegel hopste. Sie waren wirklich perfekt. Nicht zu groß, nicht zu klein, saßen genau richtig. Edel, aber nicht zu auffällig und trotzdem ein Hingucker. Einfach genau so, wie man es sich wünschen würde.

„Die müssen so teuer gewesen sein. Wir haben doch gesagt, dass wir uns nichts großes schenken."

„Wenn ich richtig liege, dann sind sie ganz klein", erwiderte er und ließ sich noch einen innigen Kuss auf die Lippen drücken, ehe ich ihm ein verträumtes „Danke", entgegen hauchte und mich dann an ihn kuschelte. Das war viel zu viel – insbesondere im Vergleich zu meinem Geschenk.

„Mein Geschenk ist wirklich nur ganz klein", erwiderte ich schließlich zögerlich, aber er nickte nur ab.

„Du bist das einzige Geschenk, was ich brauche, Kleines. Alles andere, nehme ich mit, aber es hätte durchaus gereicht, wenn du dich nackt vor dem Baum gesetzt hättest", meinte er amüsiert und ließ mich leicht mit den Augen rollen.

„Das sagen alle Männer und sind dann enttäuscht."

„Keineswegs, ich liebe es, wenn du dich mir hingibst. Und egal was du mir schenkst, du hast dir Gedanken gemacht. Es wird mir gefallen. Na komm, hol mir das Päckchen und bring den Umschlag gleich mit", erwiderte er und ließ sich dann beides bringen. Mit einem Zwinkern öffnete er das Papier und runzelte dann verwirrt die Stirn, als er die kleine Box sah, in der das Geschenk lag.

Ein ungläubiger Blick, als er den Deckel anhob und das hölzerne Paddel dann herausholte. Es hatte auf beiden Seiten tief „Für Daddy" eingraviert und ich hatte mir von mehreren Seiten bestätigen lassen, dass wenn er mich damit schlug, der Abdruck auf meinem Hintern bleiben würde – nicht, dass ich auf so harte Schläge wirklich scharf war. Aber es war das einzige, dass er noch nicht hatte und irgendwie fand ich den Gedanken ein wenig erotisch, dass auf meinem roten Hintern ein „Für Daddy" stehen würde; immerhin war es ja auch immer für ihn.

„Für Daddy", erwiderte er leise und warf mir dann einen sanften Blick zu. Das hatte er durchaus verstanden, wie es gemeint gewesen war.

„Braves Mädchen, hm? Wo hast du das herbekommen?"

„Ah, da war so ein Tischler, der Sonderanfertigungen macht. Die online Anbieter haben sich alle geweigert", sagte ich mit leichter Schmolllippe.

„Gefällt es dir?"

„Das war eine süße Idee, mein Liebling", erwiderte er und schien nicht im mindesten enttäuscht. Ich war erleichtert, hatte mir schon Sorgen gemacht, dass es zu langweilig sein würde. Den eigentlichen Aufwand kannte er ja gar nicht, würde er auch nicht kennenlernen. Immerhin hatte es besonderes Holz sein müssen, dass nicht splitterte und die Gravur hatte besonders gefräst sein müssen, damit keine scharfen Kanten blieben.

„Danke, Kleines. Ich kann es nicht erwarten, es auszuprobieren auf deinem knackigen Hintern", warf er noch einmal hinterher und zog mich dann an seine Brust, küsste mich liebevoll.

„Aber nicht heute, oder?", hakte ich nach. Ein schiefer Blick von ihm, ehe er leicht den Kopf schüttelte.

„Warum denn nicht? Ich wollte schon immer mal jemanden am Tannenbaum fesseln und schauen, ob die Kugeln fallen", freute er sich, ließ mich aber tief einatmen. Er zog mich nur auf.

„Und der Umschlag? Wir hatten doch gesagt, nicht zu viele Geschenke", meinte ich kritisch, aber er zuckte nur sanft mit den Schultern und zog mich auf seinen Schoß, direkt an seine Brust, dass seine Wange an meiner lag.

„Das ist nicht von mir. Das kommt vom Weihnachtsmann", erklärte er leicht glucksend. Ich schüttelte den Kopf – war klar.

„Na komm, mach es auf", bat er mich und reichte ihn mir. Mit einem zögerlichen Blick nach oben öffnete ich das kleine Ding und fummelte dann einen Stapel zusammengefalteter Papiere heraus. Erst verstand ich nicht, sah den Namen eines großen Vergleichsportals und runzelte die Stirn.

„Bestätigung Ihrer Reisebuchung", las ich laut vor und warf dann einen Blick auf die Bilder. Eine große Hotelanlage. Trotzdem verstand ich nicht.

„Schau auf die Reisedaten, Kleines", raunte Jan in mein Ohr und erst da ging mir ein Licht auf. Eine Reise. In den Urlaub. Für ihn und mich Mitte Januar. Nach Ägypten.

„Das ist nicht dein Ernst!", entfuhr es mir, halb geschockt, aber absolut hingerissen. Ich hatte ihm erzählt, dass mein Sommerurlaub dieses Jahr weggefallen war, aber er hatte nur mit den Schultern gezuckt. Das war gut zwei Monate her und nun würden wir gemeinsam in den Urlaub fliegen. Nach Ägypten.

Die Bilder sahen unglaublich aus. Kleine Bungalows, viele verschiedene Pools, feiner Sandstrand. Und dann stiegen die Tränen in mir auf. Ich konnte nichts dagegen machen, ehe ich ihm um den Hals fiel und aufschluchzte. Er kümmerte sich so sehr um mich, trug mich auf Händen, es war schon nicht mehr akzeptabel.

„Na, na. Gefällt es dir etwa nicht?", fragte Jan sanft, die Arme um mich geschlungen, während ich heftig den Kopf schüttelte.

„Das war doch viel zu teuer!", entfuhr es mir, aber er küsste mich nur zärtlich auf die Wange.

„Es war nicht günstig, aber wir beide haben uns diesen Urlaub verdient und ich denke, jetzt wo wir es uns ausnahmsweise gönnen können, weil im Januar keine große Party im Club ansteht und auch Leipzig noch nicht dran ist, sollten wir uns die Zeit nehmen", erwiderte er leise.

„Du kannst das nicht einfach allein zahlen, ich gebe dir die Hälfte zurück", warf ich ein, strich mir die lästigen Tränen aus dem Gesicht, aber er schüttelte nur den Kopf.

„Nein, es ist bereits bezahlt. Sieh dich als meine Reisebegleitung an, die zu meinem Vergnügen mitkommt", brummte er und küsste mich noch einmal. Ich konnte es gar nicht fassen, sah wieder auf das Papier. Urlaub! Strand!

Jan angelte derweil nach meinem IPad, das auf dem Tisch lag und öffnete dann eine Seite darauf, hielt sie mir vor die Nase.
„Das ist das Hotel. Ich hoffe, es sagt dir ebenso zu wie mir."

Neugierig warf ich einen Blick darauf. 87% Weiterempfehlung, 5 Sterne. Die Flugzeiten waren zugegebenermaßen richtig Bescheiden. 3 Uhr nachts ab Berlin, aber das war auch das Einzige, was ich auszusetzen hatte. Selbst das Essen hatte herausragende Bewertungen, in dieser durchaus großzügig und Parkähnlichen Anlage, die so groß war, dass man mit einem kleinen Boot auf dem Hoteleigenen Kanal vom einen Ende zum anderen Ende transportiert werden konnte.

„Es ist hinreißend", nuschelte ich leise und schmiegte meinen Kopf an seinen Hals, ließ mich einfach nur festhalten. Ein kleines Paradies für mich.

„Aber, aber du bist doch kein Aktivurlauber, oder?", rutschte mir die Frage heraus, vor dessen Antwort es mir bereits graute.

„Wir werden essen, schlafen, schwimmen, dreckigen Sex haben, schnorcheln gehen und wieder essen. Jeden einzelnen Tag, Liebling. Reine Entspannung", erwiderte er und ich atmete erleichtert auf. Man sagte zwar immer, der erste Urlaub war entscheidend, ob ein Paar zusammenblieb, aber wenn das seine Vorstellung von Urlaub war, brauchte ich mir keine Sorgen machen.

„Und braun werden?", hakte ich zögerlich nach, fühlte, wie er zufrieden brummte.

„Himmel, du wirst mein knuspriges Hühnchen sein, nach den paar Tagen."

„Ey!", empörte ich mich, bekam dafür nur einen amüsierten Blick zurück. Jan war glücklich und das war alles, was ich gerade sehen wollte.
Den restlichen Heiligabend verbrachte ich genau an diesem Ort. Eng umschlungen mit dem Mann, den ich liebte, der mit mir zärtlich unseren Urlaub plante. Er hatte zwei Schnorchelreisen geplant, war aber offen auf meine Wünsche. Ich hatte mal von einer Quad-Safari gehört, aber Jan erklärte bereits, dass davon aktuell abgeraten wurde – in der Wüste versteckte sich manchmal der eine oder andere, der einem Touristen nicht immer wohlgesonnen war. Daher fiel das fort. Dafür diskutierten wir über Luxor, schauten, ob wir uns den kleinen zwei Personen Flug zu den Pyramiden gönnen wollten. Ich war absolut besessen, hatte meine Packliste schon fertig, obwohl es erst in drei Wochen losgehen würde. Aber es machte mich so glücklich, dass ich für einen kurzen Moment all den Weihnachtsstress vergessen konnte.

Der Schlug dafür die nächsten zwei Tage mit voller Wucht zu. Am ersten Weihnachtstag kam die Familie und damit war neben meiner Mutter, meiner Großmutter sowie meinem Bruder auch Jans Familie inklusive seiner Familie gemeint. Wir hatten Mühe und Not alle an den großen Tisch zu bekommen, obwohl sich glücklicherweise herausstellte, dass die Runde sich von Anfang an verstand.

Meine Mutter fand direkt einen guten Draht zu Jans Familie, währenddessen mein Bruder sich um Jans Neffen kümmerte. Selbst Julie schien sich mit ihrem Käppi ausgesprochen wohl zu fühlen. Von Jan einmal abgesehen, der den ganzen Abend – obwohl ich das Halsband nicht trug – einfach nur vor sich hin strahlte und mich tatkräftig beim Kochen unterstützte.

Als nach dem Gulasch erstmal kein Platz mehr für den Nachtisch war, ging es rüber zur Bescherung, wo insbesondere die Kinder gut abstaubten. Wir konnten uns allerdings auch nicht beschweren und über den großen, selbstgestrickten Poncho von Josi freute ich mich so sehr, dass ich ihn daraufhin mit dem Spaziergang von Amber gleich anziehen musste.

Als am 26. unsere Freunde uns dann besuchten, war mein Teil der Familie noch nicht wieder weg, wobei ihre Abfahrt spontan um eine Nacht verschoben wurde. Jan hatte damit kein Problem und es bereits geschafft meine Oma um den Finger zu wickeln, die deutlich angeheitert nach dem dritten Glas Wein neben Raphael saß und sich von ihm die Tücken des Clubinhabers erklären ließ. Ab und an warf sie eine Anekdote aus ihrer eigenen Club-Zeit ein, also den Festen, auf die sie sich heimlich immer geschlichen hatte. Maria hatte amüsiert daneben gesessen, hatte sich an Andre geschmiegt, während Chris mich nach jedem einzelnen Schritt des Essens ausgequetscht hatte. Er war offensichtlich hin und weg gewesen, wobei auch ich zugeben musste, dass ich mich selbst übertroffen hatte.

Mein Bruder hatte sich die Haare gerauft, hatte wegen seiner süßen Freundin eigentlich schon los fahren wollen, aber nicht gedurft. Und so hörte er Simon zu, der ihm munter von seinen Yoga Kursen am Vormittag erzählte. Eine ulkige Runde, aber ich fühlte mich unglaublich wohl, warf meinem Freund einen Blick zu, der nachdenklich den Arm um mich legte und einen Schluck seines Weins nahm.

Es dauerte gar nicht lange und meine Mutter und meine Oma verabschiedeten sich nach oben, ließen schlussendlich auch unsere Leipziger Architekten und guten Freunde aus Schleswig-Holstein abreisen, die ihren kleinen Jungen ins Bett bringen wollten. Maria war ausgesprochen happy gewesen, dass wir Elio so gut integriert bekamen und hatte sich sehr gefreut, geschweige denn Chris und Andre, die mich beide zum Abschied noch einmal drückten und dann ihren Kleinen getrost Richtung Autositz trugen.

Als wir wiederkamen hatte Amber sich schon auf meinen Platz gesetzt, freute sich den Schwanz wedelnd ganz offensichtlich darüber, dass Jan sich nun neben ihn setzte und ihn liebevoll kraulte. Blieb nur eben kein Platz für mich mehr übrig. Zwei Sekunden brauchte es für Jan, genau das zu realisieren, ehe er ein breites Grinsen zu mir hinüber warf. Während Weihnachten, während wir Besuch von den Familien hatten, war die Sklavin in mir weggebrochen. Zum einen gegenüber den Kleinen, zum anderen aber auch gegenüber meiner Großmutter. Ich hatte mein Halsband nicht getragen und wer nichts davon wusste, hatte vermutlich auch nicht die warnenden Blicke von Jan, die sanfte Hand, die sich mal in meinen Rücken legte, oder den warmen Griff in meinem Nacken bemerkt. Ich schon und ich war ausgesprochen glücklich mit dieser Lösung gewesen. Trotzdem war es ungewohnt ohne Halsband herumzulaufen – es fühlte sich mittlerweile ein wenig wie ein Teil von mir an.

„Schon scheiße, hm?", kam es flapsig von Leo, der noch immer neben Simon saß, sich nun sichtlich freute, dass mir kein Platz geblieben war. So, wie kleine Brüder es eben taten. Jan aber sagte nichts, löste nur das Kissen hinter Amber vom Sofa und legte es gewohnt zwischen seine Beine. Und ich warf meinem Bruder den arrogantesten Blick zu, den ich drauf hatte, ehe ich mich genau dort niederließ, meinen Kopf an Jans Bein gelehnt, seine Hand in meinem Haar, weil er mich dort leicht kraulte.

Raphael zeigte mir ein ausgesprochen attraktives Grinsen, ehe er sich entspannt nach hinten lehnte und einen Arm um Simon legte, der ganz offensichtlich auch mit dem Gedanken spielte nach unten zu rutschen. Sekunden vergingen, ehe er von Raphael das nonverbale Go bekam und sich zu mir gesellte, im Gegensatz zu mir jedoch kniend und seinem Partner zugewandt.

„Nicht euer Ernst", kam es deutlich überfordert von Leo, der mit einem Mal nicht mehr so glücklich drein schaute. Aber ich ahnte bereits, woran das lag.

„Bist du mit Maisie noch nicht weiter?", flötete ich ihm regelrecht entgegen, bekam dafür einen bösen Blick von meinem Bruder.

„Was meinst du mit noch nicht weiter?", hakte Raphael nach, unterbrach mich dabei neugierig mit Blick in Richtung Leo, der sich etwas steif durch die Haare fuhr – so versuchte er immer cool zu wirken.

„Doch, klar.. wir haben krasse Fortschritte gemacht", gab er abweisend von sich, was Jan ein leises, aber amüsiertes Schnauben entlockte.

„Keine Lügen, Leo. Du musst nicht darüber reden, wenn du dich damit nicht wohl fühlst, wobei du ja eindeutig siehst, dass wir vier durchaus dieser Vorliebe nachgehen, insofern bräuchtest du dich dafür nicht schämen", kam es von meinem Partner, der sich zu mir ein wenig nach unten gebeugt hatte. Ein sanfter Griff in mein Haar und ich kippte nach hinten weg, ließ mir einen Kuss geben. Vielleicht mehr Provokation gegenüber Leo, als tatsächlich der Wunsch nach Nähe, aber es half, denn die Fassade meines Bruders bröckelte zögerlich.

„Ist ja gut. Nein, sie – es ist schwer zu beschreiben", gestand mein Bruder schließlich leise, biss sich auf die Unterlippe. Das machten wir beide gern.

„Sie steht auf die härtere Gangart und du nicht?", mutmaßte Raphael an seiner Seite, musterte ihn aufmerksam, aber keinesfalls bedrängend. Das mochte ich so sehr an ihm.

„Ja und nein. Maisie steht auf Dominanz und ein wenig auch auf Schmerz und ich finde das auch heiß, also, so rein theoretisch. Sie hat mir da schon viel beigebracht. Aber ich weiß immer nicht wie ich die Dinge machen soll, wie ich das tatsächlich umsetzen soll. Ich möchte das wirklich gern mit ihr machen, aber am Ende trau ich mich nicht, weil ich Angst habe, dass ich was falsch mache. Dass ich zu fest knote, oder dass ich falsch schlage. Ich hab sie einmal übers Knie gelegt und keine Ahnung, das war auch sehr heiß, aber ich wusste dann nicht, wann ich aufhören soll und ich finde das mit dem Safeword sowieso scheiße", versuchte er zu erklären, riss damit wahrscheinlich schon viel mehr an, als ihm lieb war.

Raphael brummte hingegen langsam auf, musterte ihn.

„Das ist schwer, nicht wahr? Da erst einmal hinein zu finden. Es geistern so viele Sachen im Internet. Videos, Anleitungen, Geschichten, die die Erwartungshaltung gerade bei Einsteigern oftmals nach oben drücken. Als Sub ist es leichter sich anfangs anzupassen, weil man zwar Vertrauen muss, aber man muss nicht Handeln. Als Dom ist es schwer, weil du auf einmal Ideen haben musst, wissen, wo du lang willst. Du musst deinen Partner lesen, musst die Verantwortung übernehmen und schauen, dass trotz dessen, dass du an erster Stelle stehen sollst, er irgendwie auch an erster Stelle steht", fasste er zusammen, ließ Leo damit einen ungläubigen Blick zu ihm werfen.

„Ja, und wenn man das online betitelt, dann wird man gleich als möchtegern Dom abgestempelt", gab er zu, ließ auch Jan hinter mir brummen.

„Das ist meist das Problem. Online tun sie alle so, als wüssten sie, wo es längst geht. Erst offline kann man erkennen, ob derjenige wirklich weiß, was er tut, oder ob er nur wild drauf los schlägt", erklärte mein Bär ihm.

Raphael nickte zustimmend: „Weißt du, ich war anfangs auch sehr verunsichert. Mir war unterbewusst immer klar, dass ich Dom sein will, aber ich habe mich zuerst unterworfen, habe mir zeigen lassen, was einen guten Sub ausmacht und warum. Als ich dann geswitcht bin auf die dominante Position hatte ich ein Verständnis dafür, was wichtig ist. Aber das können nicht alle. Jan war nie wirklich Sub, er war immer Dom, aber er hatte eine Art Lehrmeister. Es gibt viele Wege nach Rom, aber du musst halt den Richtigen für dich finden", meinte er verständnisvoll, dass Leo leise seufzte.

„Ich weiß, aber das ist echt schwer. Zum einen werde ich wegen meines Alters nicht ernst genommen und ich will zum Beispiel nicht einfach in nen Club gehen. Ohne Maisie ist das kacke, aber mit Maisie auch, weil ich ihr nicht das geben kann, was sie gern hätte. Außerdem traut sie sich aktuell nicht richtig vor Anderen, was ich auch verstehen kann."

„Es müssen auch nicht die Anderen in einem Club sein", warf ich ein, dass Leo mir einen fragenden Blick zuwarf.

„Ich fand das anfangs unvorstellbar, dass ich vor Anderen was mache und Jan und ich spielen immernoch nicht richtig vor den anderen im Club. Aber manchmal finden sich Konstellationen, die eben passen, beispielsweise mit Freunden, denen man vertrauen kann", versuchte ich zu erklären und warf damit einen Blick zu Raphael, der sanft lächelte.

„W-was? Ihr?", kam es schockiert von Leo, dass ich leise kichern musste. Auch Raphael räusperte sich amüsiert, sah zu Jan, der vermutlich auch grinste.

„Mit allen drei, Ela?!"

„Na, nicht gleichzeitig", gab ich die Schulter zuckend von mir und fühlte Jans Hand wieder an meinem Kopf, wie er mich zärtlich kraulte. Ein wenig Bestätigung.

„Weißt du, es ist wichtig, dass du Maisie zuhörst, dass du verstehst, was sie sich wünscht und was sie braucht. Das muss nicht immer dasselbe sein, kann es aber. Und wenn ihr das festgelegt habt, wenn du verstanden hast, wonach sie sich sehnt, dann kann man langsam anfangen. Und wenn du Hilfe brauchst, dann fragst du einfach. Oftmals hilft dir das Internet weiter, zum Beispiel, wenn du bestimmte Knoten suchst, die leicht zu öffnen sind. Und dann probierst du es vorsichtig mit ihr aus, schaust, wie sie darauf reagiert. Am Anfang die Hände, dann vielleicht die Füße. Vielleicht schnürst du ihren Brustkorb ein, wenn ihr das gefällt, fixierst sie am Bett. Es ist schwer zu glauben, weil das im Internet meist so kommuniziert wird, aber es gibt kein Muss im BDSM. Es ist Sex und der soll Spaß machen, also machst du genau das, worauf ihr beide Lust habt, und da darf keiner drüber richten, ob das jetzt richtig oder falsch ist, solang du in eurer beider Grenzen bleibst", kam es von meinem Dom.

Ich konnte an seiner Stimme hören, dass er geswitcht hatte, aber das machte mir nichts aus. Nach all den vielen Tagen ohne richtigen Sex, einem Orgasmus für mich, und den stressigen Weihnachtstagen, prickelte es regelrecht in mir, wenn er diese Tonlage einlegte, wenn seine Hand sich nun von hinten um meinen Hals legte, einfach um mich darauf zu fokussieren, dass ich die Augen schloss und leicht dümmlich grinsend mich in seine Berührung lehnte.

Leos Augen hatten sich auf mich gelegt, wie ich feststellte, als ich wieder zu ihm herüber sah, musterten mich einerseits besorgt, aber auch neugierig. Er kannte diese Seite an mir nicht, aber ich sah, dass ihm die Ebene gefiel. Die Schüchternheit war aus seiner Stimme gewichen, während er den Kopf nachdenklich zur Seite legte.

„Das hört sich leichter an, als es ist", gab er schließlich zum Besten, sah zu Simon rüber, der ebenfalls sein Gesicht zufrieden an Raphaels Oberschenkel vergraben hatte und den Moment genoss. Wir kannten unseren Platz und wir liebten ihn.

„Dann lasst uns rüber gehen", schlug Raphael vor, dass ich die Stirn runzelte. Ebenso wie Leo, der keine Ahnung hatte, was er meinte.

„Rüber?"

„Hmm, Jan hat drüben in der Scheune ein fertig eingerichtetes Studio. Wir haben dort schon diverse Partys veranstaltet. Wenn du möchtest werfen wir einen Blick rüber. Simon bietet sich bestimmt gern als Versuchsobjekt an und wenn ich richtig liege, Ela auch."

„Ela auch?", schluckte Leo, sichtlich desinteressiert daran mich nackt zu sehen, dass ich mein Gesicht ganz automatisch an Jans Oberschenkel vergrub. Sex mit meinem Bruder ging gar nicht.

„Keine Sorge, nicht nackt und kein Sex vor dir. Aber es gibt gewisse Schnürungen, die bei Frauen einfach durch den Körperbau mehr Sinn machen als beim Mann. Keine grundlegenden Unterschiede, aber man kann schon drauf achten. Das kann ich dir an Ela besser zeigen", erklärte Jan schlicht, „wenn du möchtest, natürlich."

„Jetzt gleich?", hakte Leo nach.

„Du könntest morgen nach Hause fahren und ihr zeigen, wie gut du fesseln kannst, Leo. Oder schlagen", schlug ich ihm vor, selbst noch ein wenig am Zögern.

„Könnt ihr mir das zeigen?", hakte er zögerlich nach, sichtlich hin und her gerissen, ob er so viel preisgeben sollte, oder ob er das Angebot einfach als zu gut empfand.

Raphael brummte amüsiert auf.
„Wenn du möchtest, können wir das. Eine kleine Einführung, ein wenig Fesseln, ein wenig den Flogger schwingen. Nicht wahr, Simon?", hakte er nach in Richtung seines Sklaven, der sichtlich zufrieden war mit dem Angebot.

„Ja, Sir. Es wäre schön, wenn wir heute Abend in die Scheune gehen könnten", lautete seine Antwort, die ich nur mit einem Grinsen kommentierte und einen Blick zu Jan nach oben warf. Der musterte mich ebenfalls, zwinkerte dann einmal.

„Geh dein Halsband holen, Ela", lautete seine schlichte Anweisung, der ich auch zu gern nachkam. Amber würde drüben bleiben und der Rest war bereits im Bett – da brauchten wir uns keine Sorgen machen, dass wir gestört wurden. So flitzte ich schnell in Jans Büro zu seinem Schreibtisch, musste nicht einmal hinschauen, ehe ich es zu ihm brachte, mich dann mit dem Rücken zu ihm vor ihn kniete, nur damit er mir es umlegen konnte. Und so dumm es auch war: Ich hatte es vermisst. Dieses Gefühl, wie das Leder sich an meinen Hals schmiegte, der leichte Druck, der nicht unangenehm war, diese Enge, die mich daran erinnerte, zu wem ich gehörte. Der Verschluss, der hinten direkt über meiner Wirbelsäule lag und in meinen Hinterkopf drückte, sobald ich den Kopf in den Nacken legte. Ich fühlte mich damit mittlerweile auch einfach wohl, ebenso wie mit dem Ring, den ich an meiner Hand trug.

Auch Jan schien den Moment kurz zu genießen, strich noch einmal zärtlich über das Leder, hauchte mir dann einen Kuss auf die Schläfe, dass ich mich an ihn lehnte. Nur kurz die Liebe mitnehmen, ehe er mir auf die Beine half. Auch Raphael stand auf, winkte Simon an sich heran.

„Stehst du auf Männer, Leo?"

„Wieso?", hakte mein Bruder etwas perplex nach, stand ebenfalls auf, allerdings mit zusammengekniffenen Augen, als fürchte er etwas.

„Weil ich Simon tatsächlich gern bespielen würde, heute. Wir hatten lange keine Session mehr, keine in der Umgebung. Aber auch wenn du anfangs gern mitmachen darfst und ich dir Dinge zeige, möchte ich dich vorwarnen."

„Wieso das?", kam es Leo über die Lippen, dass ich grinste.

„Raphael kann ein ziemlich strenger Dom sein", grinste ich ihm entgegen, bekam dafür einen tadelnden Blick von Raphael.

„Kitty", warnte er mich, aber ich schlenderte, weil Jan gerade dabei war die Jacken zu holen, einfach zu ihm rüber und drückte dem Langhaarigen einen Kuss auf die Wange.

„Du bist ziemlich hardcore, Sir, wenn du willst. Aber nicht so hardcore wie mein Mann."

„Ach, hat dich euer letztes Vergnügen eines Besseren belehrt?", hakte Raphael zufrieden nach, legte dabei den Arm um mich, dass ich schüchtern grinste. Klar hatte Jan das mit Raphael besprochen, wie sie eben auch alles besprachen und das war für mich einfach okay. Er fragte auch im Nachhinein noch nach, ob das okay war, ob das zu viel gewesen war und Raphael hatte durch seine jahrelange Erfahrung mittlerweile wohl auch einen guten Blick dafür.

„Es hat sie anhänglich gemacht wie eine Schmusekatze. Auch wenn sie mir die Härte nicht zugetraut hat. Komm, Kleines", meinte Jan, reichte Raphael Simon und seine Jacken, dann ebenfalls Leo seine, nur um mir dann seinen großen Mantel über die Schultern zu hängen und selbst in seine Jacke zu schlüpfen. Ich schlüpfte in meine Boots, ließ mir die dicken Wollsocken geben, die er mir immer an die Füße packte, wenn wir drüben waren und ich nicht in meinen Schuhen bleiben sollte.

„Wofür das?", hakte Leo nach, runzelte die Stirn, dass ich breit grinste.

„Die Scheune ist kalt. Wir müssen da gleich erstmal die Heizpilze anmachen. Und keiner soll sich erkälten", erklärte ich schlicht, folgte dann Jans Aufforderung und schmiegte mich seinen Arm. Ein letzter Blick zu Amber, der uns traurig hinterher schaute, dann machten wir uns auf den Weg über den Hof.

Es war komisch Leo dabei zu haben, als Jan die Scheune aufschloss, mir einen sanften Blick zu warf. Auch Leo schien sich unsicher, wie er sich verhalten sollte. Nur Raphael und Simon hatten wie immer kein großes Problem damit. Während Raphael Simon noch einmal ins Bad schickte, half er Jan die Heizpilze anzumachen. Ich blieb hingegen bei Leo stehen, der etwas geflasht war.

„Wow, das ist riesig und das ist, das ist ein fertig eingerichtetes Studio. Wofür sind die Fliesen?"

„Einläufe, Doktorspielchen und so", gab ich schulterzuckend zu und musterte seinen neugierigen Blick. Er sah ein wenig aus wie in einem Spielzeugladen als kleiner Junge: Als wolle er alles einmal anfassen.

„Sowas macht ihr auch? Doktorspielchen?", hakte er nach, eher fasziniert als angeekelt. Ich grinste zögerlich, sah zu Jan hinüber, der gemächlich durch den mittlerweile stimmungsvoll beleuchteten Raum schlenderte, sich seine Bühne suchte, so wie immer, um schließlich bei mir anzukommen und mir den Haarreif mit den Katzenöhrchen auf den Kopf zu setzen. Das hatte ihm so gefallen, dass er einen zweiten Haarreif gekauft hatte, nur für die Scheune. Der Originale lag ja noch bei Raphael.

„Die Bandbreite ist groß. Gemacht wird, was Spaß macht und ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber eine Partnerin zu haben, die sich auf das Spiel mit Wasser einlässt, ist sehr anregend. Zumal ein sauberer Einsatzort auch recht optimal ist für Analsex", umschrieb Jan es eher trocken und zog mich dann zu einem Kuss heran. Ich brummte leise auf, wurde rot, als seine Finger über meinen Körper fuhren – nicht einmal aufreizend, aber das Orgasmusverbot und die Abstinenz hatten ihr Übriges getan. Wäre Leo nicht dabei gewesen, hätte ich mich von mir aus nackt neben Simon gekniet.

„Ich glaube, davon sind Maisie und ich noch weit entfernt", meinte Leo nachdenklich und musterte dann Raphael, der souverän wie immer, dabei war das Andreaskreuz umzubauen, Seile rauszusuchen und andere Materialien.

„Trau dich, Leo. Die Dinge beißen nicht. Aber es hilft schon mal eine Gerte in der Hand gehabt zu haben, das Seil zu fühlen, sich zu überlegen was Maisie sich wünscht und warum sie es wünscht."

„Warum, wie meinst du das?"

Jan wog den Kinn nachdenklich hin und her, musterte mich dabei, als würde er nach einem Beispiel suchen.
„Deine Schwester beispielsweise mag es übers Knie gelegt zu werden. Man könnte meinen, sie steht dabei auf den Schmerz. Davon ausgehend würde ich wahrscheinlich eher die Peitsche nehmen, wenn ich sie ans Andreaskreuz kette, nicht?"

Leo musterte mich, nickte dann, während ich mir unsicher war, ob ich wirklich das Anschauungsobjekt für meinen Bruder sein wollte.
„Ja, ihr weh tun, damit sie high wird."

„Das wäre aber falsch, weil sie nicht übers Knie gelegt wird, wegen des Schmerzes, sondern weil sie auf das Wissen steht, dass es jemanden gibt, der sie beherrscht, der über ihr steht, der sie tadelt. Sie hat wohl oder übel einen Vaterkomplex."

„Daddy issues", brummte ich zustimmend, sah mit rosa Wangen zu Jan nach oben, dessen Blick nun wieder zu mir wanderte. Ein sanftes Streichen über meine Wange, ehe sein Daumen sich auf meine Lippen legte – und ich verstand. Mit einer betont sinnlichen Bewegung öffnete ich meinen Mund, sog den Daumen hinein, was ihn wiederum leise zufrieden brummen ließ.

„So ist es brav, Kleines. Für wen machst du das?", hakte er nach, die Tonlage wechselnd. Er switchte von der Augenhöhe mit Leo zu meinem Daddy und auch wenn mein Bruder nach wie vor neben mir stand, versuchte ich ihn weitestgehend auszublenden.

„Für dich, Daddy", gab ich also zurück, den Daumen frei lassend, ehe er sich für einen mindestens genauso sinnlichen Kuss zu mir nach unten beugte.

„Und wenn du dich jetzt nackt in die Mitte knien solltest? Würdest du das machen, weil du das anregend findest, oder weil du weißt, dass ich es heiß finde?"

„Nur für dich", antwortete ich leise, fühlte sein Griff an meinem Halsband, wo er einmal dran ruckte, mach dann fest an sich zog und sich gleichzeitig zu Leo wandte. Es prickelte dennoch in mir, so, wie ich es gewohnt war. Ich wollte ihn so gern auf mir fühlen, in mir fühlen, wollte ein wenig fliegen.

„Also nehme ich nicht die Peitsche, also lasse ich ihr die Möglichkeit sich mir zu fügen, mich glücklich zu machen, dabei zu kommen. Schmerz gehört dazu, genauso wie Halt. Du musst wissen was Maisie will, aber nicht die Technik sondern die Beweggründe dahinter. Gefällt ihr der Schmerz? Gefällt ihr das Dienen? Mag sie den Grund dahinter. Demütigung?", hakte er nach, dass ich einen Blick zu Simon wagte, der zögerlich eintrat – einmal wieder in nackt.

„Das weiß ich noch nicht", gestand Leo, runzelte die Stirn, als er Simon sah. Das war auch mein Zeichen von Jan.

„Zieh dich aus. Nicht ganz, behalte deine Unterwäsche an, Ela. Aber ich will, dass er sieht, wie ich dich fessel."

„Ja, Daddy", entfloh es leise meinen Lippen, ehe ich dem Nachkam. Scham in meiner Unterwäsche hatte ich vor meinem Bruder noch nie gehabt – das könnte sich mit Seilen und Vibrator jedoch ändern.

Glücklicherweise hatten die Heizpilze schon ein wenig geleistet, sodass es zwar frisch war, aber nicht eiskalt, als ich wieder neben Jan trat, ihn aufmerksam musterte. Er und Raphael hatten sich beraten, hatten Seile rausgesucht und Leo erklärt welche Unterschiede es gab, was man nutzen konnte und wofür.

„Bevor du sie von der Decke hängen lässt, brauchst du Erfahrung und das meine ich wirklich ernst. Arme festbinden ist okay, aber richtig schweben lassen ist gefährlich. Im schlimmsten Fall schnürst du einen Nerv ab oder den Blutfluss. Dann kann sie Ohnmächtig werden und du hast das Problem. Eine Ohnmächtige aus den Seilen zu bekommen, ohne, dass sie verletzt wird, ist ausgesprochen schwierig", ermahnte Raphael ihn, dass selbst ich für mich abspeicherte das nicht ohne seine Hilfe zu erledigen.

„Ist gut, also würde ich das Seil nehmen?"

„Korrekt. Für den Brustkorb. Komm her, Kitty", meinte Raphael und tippte vor sich auf den Boden mit seinem Fuß, dass ich mich brav hinstellte, ihm in die Augen sah. Er zwinkerte, strich mir gekonnt unter der Brust längst ohne mich wirklich unsittlich zu berühren. Das erregte mich trotzdem und Jan offensichtlich auch, der etwas weiter entfernt stand und sich mehr oder weniger unbemerkt die Hose richtete. Er gehörte eben auch mir.

Raphael grinste leicht, sah meinen Blick.
„Siehst du wie sie auf ihren Mann fixiert ist? Du musst wissen, was du möchtest, was dir lieb ist. Es gibt Master, die bevorzugen es, wenn ihre Sklaven auf den Boden starren. Und es gibt welche, die es bevorzugen, wenn die Aufmerksamkeit ihrer Partner konstant auch visuell auf ihnen liegt. Ela braucht die Möglichkeit dich zu sehen. Augenbinde geht nur dann, wenn du Körperkontakt hältst. Es ist wichtig, dass du das vorsichtig testest bei Maisie. Es gibt als Sklave nichts Schlimmeres, als wenn du gefesselt und verunsichert in der Dunkelheit liegst, deinen Master nicht siehst und auch nicht fühlst und dabei noch neu bist. Du musst ihr körperlich deine Präsenz klar machen, wenn ihr nicht gerade auf einer psychischen Ebene spielt. Selbst wenn du sie bestrafst und ihr die Aufmerksamkeit verweigerst, die sie haben will, lass sie niemals wirklich allein. Sowohl körperlich nicht als auch im Kopf. Deine Verantwortung", erinnerte der Langhaarige Leo an seine Pflichten, deutete mir dann an die Arme hinter den Kopf zu heben, ehe er Jan das Seil reichte.

Und insgeheim, so heiß Raphael auch gerade war, war ich dankbar, dass er das an Jan abgab, dass es mein Mann, mein Dom war, der mir liebevoll die Lippen auf die Wange drückte, mir die Möglichkeit gab kurz an seinem Hals zu schnuppern und seinen Duft einzuatmen, ehe er das Seil unterhalb meiner Brust um den Brustkorb legte, es hinter mir verdrehte und dann wieder nach vorn zog. Nach und nach schnürte er mich ein, zeigte Leo dabei, welcher Knoten notwendig war, welchen er lassen sollte, ohne mich in meiner Bewegung einzuschränken. Das Gefühl war dennoch da, zeigte mir recht eindrucksvoll die Macht, die Jan über mich hatte.

Währenddessen hielt ich meine Augen geschlossen, genoss einfach nur seine Wärme, die starken Hände, die mich nebenher streichelten und neckten, meine Brustwarze reizten, nur um dann über meine Rippen zu fahren, hinunter bis zu meinem Bauch, ein Ruck an meinem Slip, dass ich ein heiseres Seufzen nicht unterdrücken konnte und zurück wieder zu den Seilen. Meine Gliedmaßen blieben frei und dennoch schaffte Jan es mich mit einem einzigen Seil so einzuschnüren, meine Brüste zurecht zu drücken, mir das Gefühl zu geben, dass ich gehalten wurde.

Es war stramm, fast schon eng, teils recht unangenehm und trotzdem war es das Kribbeln in mir, das direkt in das Dreieck zwischen meinen Beinen zog – es erregte mich aufs Äußerste, ganz gleich, dass ich dabei die Augen geschlossen hielt und nur auf Jans dunkle Stimme achtete.

„Siehst du? Sie ist weg, genießt es", kam es von links von Raphael, während Jan sich ganz offensichtlich hinter mich stellte, mich von hinten umarmte um seine Lippen auf meinen Hals zu drücken.

„Nicht wahr, Kleines? Wie feucht bist du?"

„Ziemlich feucht", gestand ich leise, hoffte, dass nur Jan es gehört hatte und sehnte mich trotz meiner Scham gleichzeitig danach, dass er seine Finger dorthin schob, testete, wie viel Wahrheitsgehalt wirklich daran war.

„Das ist schön, Kleines. Nur für mich, hm? Behalt deine Augen geschlossen und spreiz deine Beine ein wenig, weiter. So ist brav, Ela. Achtung, kalt", warnte er mich vor, ließ mich gleichzeitig aufkeuchen, als der Stoff zwischen meinen Beinen gelüftet wurde und kalte Luft sich über meine erhitzte Haut schob. Kurz darauf folgte ein Finger, neckte meine Klit, was mir ein heiseres Wimmern entlockte und Jan ein amüsiertes Schnauben.

„Stillhalten", forderte er von mir, ehe sich etwas kälteres in mich drängte. Mit verzogenem Mund kippte ich das Becken, brummte missmutig auf, weil es so komisch gebogen war und nur mit etwas Druck an Ort und Stelle rutschte. Dabei war ich um so verwirrter als es halb in mir saß und gleichzeitig auf meiner Klit lag, der Stoff zwischen meinen Beinen wieder zurechtgerückt wurde.

„Was ist das?"

„Dieser neue Paarvibrator, den du unbedingt ausprobieren wolltest. Man kann ihn auch Solo benutzen, in dir von innen und von außen, weil er zwei Teile hat. Kein Sex heute für dich, Kleines. Nicht vor Leo, aber wir beide setzen uns gleich in die dunkle Ecke ohne Spots, wenn Raphael ihm zeigt, wie man Sklaven anständig schlägt und da du dich so brav an unsere kleine Abmachung zur Abstinenz gehalten hast, bekommst du heute einen Orgasmus als Belohnung."

„So oft wie du gekommen bist, müssten mir fünf gehören", antwortete ich grinsend, kicherte leise auf als er neben meinem Ohr schnalzte und mein Gesicht zu seinem drehte. Leo war scheinbar schon nicht mehr in Hörweite, so leise wie wir redeten.

„Na, na. Wir wollen doch nicht gleich gierig werden, oder?", kam es nicht weniger amüsiert aus seinem Mund. Ein kurzes Funkeln in seinen Augen, ehe er mir die Lippen aufdrückte, mich zu einem hinreißenden Zungenkuss verführte. Er war so unglaublich sanft nach meiner letzten Bestrafung geworden und dennoch liebte ich es, genoss ihn einfach an meiner Seite, wie er mich tatsächlich wenig später seitlich versetzt in die Ecke zog, wo uns keiner sehen konnte.

Leo war entgegen meiner Erwartung tatsächlich sehr interessiert und unglaublich neugierig, diskutierte mit Raphael über die Seile, ehe sie Simon gemeinsam festmachten, der nicht weniger erwartungsvoll darauf gewartet hatte als ich selbst.

„Komm, andersherum", forderte Jan mich auf, dass ich breitbeinig über seine Beine kletterte, ihn ansehen konnte und dennoch eng an ihn geschmiegt saß, den Kopf nur seitlich nach rechts drehen musste, um die anderen im Blick zu haben, die uns vollends vergessen hatten.
Ein Griff zwischen meine Beine und der Vibrator lief, drückte auf meine Klit, dass meine Stirn an Jans Schulter sank, seine Lippen mein Ohr fanden, um mir liebevoll zu zu hauchen, wie brav ich doch war. Und trotz dessen, dass ich Vibration als eines der angenehmsten Dinge empfand, konnte ich binnen weniger Sekunden fühlen, dass das Gerät der letzte Scheiß war. Der Vibrator drückte falsch, war unangenehm, dass ich das Gesicht verzog.

„Was ist?", hakte mein Partner nach, zog mein Gesicht nach oben, während ich schon zu meinem Schritt griff. Das Ding musste raus.

„Der ist scheiße."

„So schlimm?", fragte er, richtete seinerseits noch einmal das Gerät, aber ich zog es direkt heraus, sah frustriert zu unserer kleinen Show hinüber. Raphael hatte Simon bereits aufgewärmt, schlug nun langsam, aber beständig und Simon wimmerte leise vor sich hin.

„Es geht nicht. Das Ding tut weh."

„Hmm, ansehen, Ela", forderte Jan mich auf, wartete, bis ich dem Nachgekommen war. Gleichzeitig fühlte ich seine Hand zwischen meinen Beinen, Finger, die sich sanft in mich drängten und sein Handballen, der sich gekonnt auf meine Klit legte. Ein heiseres Stöhnen entfuhr mir, ließ mich auf meine Unterlippe beißen, während Jan ein fast schon gehässiges Grinsen abgab.

„So ist das also, hm? Das gefällt dir, mein kleines Kätzchen. Zieh deinen BH ein wenig herunter, zeig mir deine hübschen Brüste."

„Hier?", gab ich zögerlich von mir, sah wieder zu Leo, der uns den Rücken zugewandt hatte. Aber Jan schnalzte nur leise.

„Genau hier, Ela. In unserem Zuhause. Oder möchtest du, dass ich aufhöre?", hakte er nach, drückte sich damit noch einmal gegen meine Klit, ehe er andeutete seine Hand zurückzuziehen. Entsetzen rutschte durch meinen Kopf, dicht gefolgt von der Lust, die alle Bedenken auslöschte. Er sollte bloß nicht aufhören!

„Nein, bitte nicht. Bitte, ich will kommen."

„Dann zeig sie mir."

Nur zögerlich kam ich dem nach, fuhr mit meinen Fingern über die sensiblen Brustwarzen, die sich unter der Berührung aufstellten, mir eine heiße Gänsehaut bescherten, während Jans Lippen ihren Weg zu meinem Hals fanden, mich dort reizten, obwohl seine Hand wieder ihre Arbeit aufgenommen hatte. Und es dauerte gar nicht lang, bis alles weg war. Leo, Simon und Raphael, selbst die kalte Scheune war weg, hinterließen nur den starken Körper vor mir, der mich fest an sich drückte und die Finger in mir, die mich gekonnt in den Wahnsinn trieben.

„Mehr?"

„Bitte, bitte ja", nuschelte ich leise keuchend, lehnte mich wieder enger an Jan heran, der nur zufrieden die Lippen verzog.

„Ich weiß, Liebes. Du willst kommen, hm?"

„Bitte, bitte Jan", ächzte ich leise. Aber die Situation störte mich, das leise Sein, ihn nicht richtig in mir zu haben.

„Was ist?", hakte er nach, hatte wohl mitbekommen, dass sich in mir etwas dagegen sträubte.

„Ich will dich in mir", gab ich beschämt nach.

„Aber ich bin in dir."

„Nein, richtig."

Heiterkeit floss durch seine Augen, Amüsement bis hin zu Lust, ehe er sich aus mir löste, nebenher nach dem großen Wintermantel griff, der hinter mir gelegen hatte und seine Hände dann unter meinen Po schob.

„Halt dich fest", warnte er mich, dass ich überrascht aufquietschte, als er mich hoch hob und ich meine Beine um ihn schlingen musste, um nicht herunter zu fallen.

„Dein Rücken."

„Mein Rücken ist gut, wenn du darauf achtest, dass die Tür mir nicht ins Kreuz fällt", brummte er leise angestrengt, trug mich in das viel zu grelle Licht des Flurs, während ich tatsächlich die Tür festhielt, dass sie leise zu fiel, nebenher mein Gesicht beschämt an Jans Hals vergrub. Einfach viel zu hell. Aber das Licht verschwand nach wenigen Schritten, Sekunden, in denen Jans Hände trotz des Tragens nicht aufgehört hatten mich zu reizen. Und ich verstand, als wir plötzlich neben dem Traktor standen in der Dunkelheit des anderen Raumes.

„Hier?", nuschelte ich leise, fühlte aber so gleich seine Lippen auf mir. Ein zögerliches Grinsen, ehe er mich an die Wand hinter uns drängte, mein rechtes Bein hoch zog, damit er sich dort besser platzieren konnte.

„Ich fürchte, ja, Liebes. Bis in unser Schlafzimmer schaffe ich es nicht mehr", gab er gequält zu, ließ mich nebenher seine Jeans öffnen, woraufhin seine Erektion auch schon heraussprang und Himmel, es fühlte sich an wie Jahrhunderte, dass ich ihn das letzte Mal in mir gespürt hatte. Obwohl ich wusste, dass Jan in den meisten Sessions gern darauf verzichtete, dass ich mich um ihn kümmerte, kam ich nicht umhin einmal über seine Länge zu streichen, das Flattern seiner Augen zu beobachten, als er unter der Lust zuckte. Er war nicht weniger erregt als ich.

„Wenn du so weiter machst, dann komme ich noch bevor ich in dir bin", warnte er mich zischend, hatte derweil seinen Unterarm über meinem Kopf abgestützt und seine Stirn daran gelehnt. Sein ganzer Körper strotzte vor Anspannung, das sah auch ich.

„Dann musst du mich nehmen", kam es leise über meine Lippen. Ich wollte eigentlich nicht aufhören, genoss die Macht, das Gefühl viel zu sehr, aber er unterbrach es, hielt meine Hand fest, um mir dabei in die Augen zu sehen.

„Leg dich hin. Dort auf die Jacke. Wenn das Plastik vom Pool unter dir liegt, ist der Boden nicht so kalt", forderte er mich auf, dass ich zwar kurz zögerte, aber trotzdem die drei Meter mit ihm ging, mich dabei an ihn drängte. Er durfte nicht weg gehen, sollte nicht aufhören mich nebenher zu berühren.

„Achtung", nuschelte er leise, hielt mich fest, während ich nach unten sank, nur um dann mindestens genauso schwerfällig auf mir zu landen. Sekundenlang schauten wir uns in die Augen, grinsten uns in der halben Dunkelheit leicht dümmlich an, weil die Situation so skurril war – wann hatten wir schon mal wo anders Sex? Und dennoch verging die Lust nicht, sammelte uns wieder ein, während seine Lippen meine in einen innigen Kuss verwickelten, seine Finger noch einmal testeten, dass ich nach wie vor feucht war. Und dann war er endlich in mir.

„Fuck", entfuhr es meinem Hals viel lauter als notwendig, während auch Jan heiser stöhnte und sich endlich so positionierte, wie ich es wollte.

Das Gefühl war berauschend, anders, als wenn er mich einfach bespielte. Ein wenig, als hätte ich normalen Sex vermisst, während er sich in mich drängte, mich ausfüllte, die Nervenenden meines Körpers so sehr reizte, dass ich das Gefühl hatte zu zerfließen.

Auch Jan hielt es nicht lange aus, stöhnte bereits nach seinem ersten Eindringen so heftig, dass ich kurz Sorge hatte, er würde einfach kommen. Aber er riss sich zusammen, legte seine Lippen auf mein Ohr und schickte damit neben den ekstatischen Blitzen, die sich durch meinen Unterleib zogen, auch noch eine Gänsehaut über meinen Körper. Genug, damit ich in einer kleinen Explosion kam – heftig krampfend und wahrscheinlich laut schreiend. Und schlussendlich dauerte es auch nicht lang, ehe Jan mir kehlig stöhnend folgte, laut schnaufend einfach auf mir landete, mich unter sich begrabend.

Stille legte sich auf uns, während wir um Atem rangen, es kaum schafften unsere müden Körper zu bewegen und dennoch die Zweisamkeit genossen. Ich liebte es, wenn wir beide so waren: Müde, selig und vereint.

Dennoch löste sich Jan nach einiger Zeit. Langsam und bedacht, dass ich leise seufzte, als er aus mir rutschte, gleichzeitig über seine Brust fuhr, um ein paar Tattoos nachzumalen. Das wiederum brachte ihn dazu leise zu brummen, ehe er auf seine Knie nach hinten sank.

„Wir haben viel zu selten Vanillasex", brummte er leise, fuhr mit seiner Hand über meinen Bauch, hoch zu meiner Brust, um sie ebenfalls sanft nachzumalen. Und ich seufzte nur zufrieden auf, rekelte mich unter seinem dunklen Blick, der in der Schwärze der Nacht, kaum zu erkennen war.

„Manchmal habe ich das Gefühl, wir haben grundsätzlich viel zu wenig Sex", kommentierte ich das, setzte mich schließlich auch langsam auf, ehe Jan mir hoch half. Er hatte seine Hose schon geschlossen, sich mit einem Taschentuch gesäubert, es bei mir gleich getan und legte mir einfach den großen Mantel um den Körper, ehe er mich fest an sich heran zog.

Besorgte Augen musterten mich, während seine Hand sich um meinen Hinterkopf legte, meinen Kopf damit in die gewünschte Position brachte, dass ich ihm in die Augen sah.

„5-mal Sex die Woche ist meines Wissens nach über Durchschnitt. Findest du wirklich, dass wir zu wenig Sex haben?", hakte er sanft nach, wobei ich seiner Stimme die Besorgnis durchaus anhören konnte. Er hatte sichtlich Sorge, dass er nicht reichte.

„So ist das nicht gemeint. Ich liebe unseren Alltag und wir haben wirklich häufig Sex und intensiven Sex vor allem, aber – weißt du was schön wäre?", versuchte ich es zu umschreiben, musterte seinen fragenden Blick.

„Wenn wir einfach mal einen Tag im Bett lägen, nackt. Wenn ich nichts anderes zu tun hätte, als dich anzufassen, als immer und immer wieder mit dir zu kommen. Wenn ich mich nur an deinen nackten Körper kuscheln müsste. Einfach mal nur einen Tag lang im Bett, nur wir beide", gab ich seufzend zurück, dass er die Lippen sanft verzog.

„Das machen wir in Ägypten, Liebling. Du und ich und unser Bett und wir werden uns Essen aufs Zimmer bestellen, werden kuscheln, schmusen, Sex haben und einfach nur beieinander sein", versprach er mir, dass ich zufrieden aufbrummte und ihn zu einem Kuss nach unten zog. Das war eine wirklich schöne Aussicht.

„Lass uns rüber gehen, wir sollten ins Bett", bat ich ihn leise, dass er nickte und mich gekonnt durch die Dunkelheit aus dem großen Raum in den Flur brachte – der anstelle hell erleuchtet zu sein, dieses Mal im Dunkeln lag. Ein kurzes, verwirrtes Stocken von Jan, ehe er mich die 10 Schritte weiter zur Haupttür brachte, nur um dann einmal daran zu rütteln – es war abgeschlossen.

Ganz offensichtlich waren die anderen drei vor uns fertig geworden und da sie uns nicht gefunden hatten, hatten sie abgeschlossen. Wahrscheinlich in dem Gedanken, dass wir schon drüben waren.

„Scheiße", entkam es Jan, der noch einmal an der Tür rüttelte und dann den Lichtschalter im Flur betätigte. Eingesperrt.

Die Hand in meinem NackenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt