Kapitel LV: 16 wird man nur einmal!

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Das Leipziger Anwesen ein letztes Mal vor den Umbaumaßnahmen zu sehen, war ein komisches Gefühl. Nicht zuletzt, weil wir Großes vorhatten. Die Begehung und Besprechung mit unserem Hamburger Chris und der Bauleitung dauerte insgesamt fast zwei Stunden, weil wir jedes noch so kleine Detail für die gefühlt hunderten Zimmer besprechen mussten.

Ich fand trotzdem meine Zeit mich kurz an die Arbeit zu setzen, während Jan den Rest übernahm. Danach waren wir mit dem Leipziger Christopher in seinem zweiten Restaurant, mit ihm und Matthias verabredet, wobei sich der ‚Schuppen' wie Jan so schön sagte, als gehobenes Restaurant entpuppte, in das ich in meiner leicht zerschlissenen Jeans und dem flauschigen Pullover nicht so richtig rein passen wollte. Zumindest wenn man die Blicke der restlichen Gäste betrachtete, die uns argwöhnisch musterten – aber so war das wohl, wenn man auf einen Samstagabend in ein derartiges Lokal ging. Bei den Preisen für die Getränke war ich mir persönlich nicht mal sicher, ob ich überhaupt etwas trinken wollte. Dagegen war das Cinco in Berlin gefühlt ein Schnapper.

Christopher umarmte uns beide, genauso wie Matthias und schließlich auch die beiden Mädels. Gerade mit Svenja hatte ich in den letzten Wochen engeren Kontakt gehabt. Sie hatte viel Feedback für den ersten Blogpost bekommen – es lief also gut.

„Setzt euch. Ihr seht ein wenig müde aus", meinte Christopher und deutete auf die freien Stühle, winkte, sodass jemand herankam und uns zwei Karten reichte. Ich warf einen Blick auf das viele Besteck und seufzte auf. Zu schick für mich.

„Viel zu bedenken, wenn man so finale Absprachen macht", erwiderte Jan und lächelte dann leicht, legte eine Hand auf mein Bein.

„Zum Glück sind wir zu zweit."

„Das kann ich mir vorstellen. Ich habe mir erlaubt schon einmal Wein zu bestellen für uns drei. Gibt es etwas wogegen ihr allergisch seid?", fragte Christopher uns.

„Nein", erwiderte ich und musterte die Karte. Zwei Menüs – ein veganes und ein nicht veganes. Mehr gab es nicht.

„Dann würde ich euch das nicht vegane empfehlen, der Hirsch und das Reh", meinte er lächelnd, während seine Frau mir einen zwinkernden Blick zu warf.

„Es schmeckt jedenfalls", warf sie ein, bekam dafür einen liebevollen Kuss auf die Wange.

„Dann nehmen wir das wohl", meinte Jan schlichtweg und legte die Karten weg, danach den Arm um meinen Rücken. Er merkte vielleicht, wie unwohl ich mich fühlte. McDonald oder Currywurst war mir einfach lieber, da wurde ich dann auch nicht schief angeschaut, weil ich mein Fleisch nicht roh essen wollte.

„Und wie ist es gelaufen?", fragte Matthias nach, nahm nebenher einen Schluck seines Wassers, als auch schon der Wein gebracht wurde.

„Gut. Viel zu tun. Ich bezweifle, dass die Bauarbeiter den Zeitplan einhalten können, spätestens wenn es in den Außenbereich geht. Und die Scheune muss komplett isoliert werden", warf Jan ein, fing dann an zu erzählen von den einzelnen Räumen und dem Konzept, während ich mich dankbar in seine Berührung reinlehnte und einfach nur versuchte das Gespräch auszublenden. Das machten die anderen Beiden auch und das fühlte sich irgendwie richtig an. Einfach nur auf ihn konzentrieren, auf seine Berührung, auf die Art, wie er sein Weinglas probeweise an seine Lippen führte und spätestens als der erste Gang kam, mir einen liebevoll auffordernden Blick zu warf, dass auch ich anfangen sollte.

„Dich haben wir ja selten so still erlebt", warf Matthias schließlich zum Ende hin ein. Das Essen war vorbei, das Dessert schon längst in unseren Mägen. Katha und Svenja lächelten dümmlich in der Gegend herum – ich ahnte, dass für heute Abend noch etwas geplant war.

„Ich kann auch mal folgsam sein", konterte ich und warf dann einen Blick zu Jan, der mich sanft musterte und dann den Arm wieder um mich legte.

„Manchmal kann sie das, das stimmt. Und ihr habt sie bisher auch fast ausschließlich auf der Arbeit kennengelernt. Nicht nackt mit kleinen Kätzchen Ohren und einem flauschigen Plug im Hintern", fügte er hinzu, ließ mich dabei rot werden. Absolute Demütigung, während die Herren in der Runde zufrieden lachten.

„Nicht wahr, Kleines?", hakte Jan nach, als ich nichts sagte, nur verlegen den Blick senkte. Eigentlich wollte ich nicht antworten, gleichzeitig hatte ich das Verlangen ihn so doll zu treten, dass ich die Rückfahrt fahren musste. Ich tat beides nicht, hob meinen Blick und sah in seine Augen.

„Ja, Daddy. So bin ich nur für dich", antwortete ich schließlich, sah wie Zufriedenheit sich über seine Züge legte. Er hatte gepokert, nicht gewusst, ob ich mitmachen würde. Aber ich machte es für ihn mit.

„Du hast sie besser in der Hand, als ich es gedacht habe. Wollt ihr nicht mitkommen? Wir wollen gleich zu einem Bekannten, der eine kleine Szene-Party veranstaltet. Nicht groß, vielleicht zwanzig Mann. Aber ihr würdet gut dazu passen.", schlug Matthias vor, legte dabei fragend den Kopf schief.

„Ich fürchte, Ela hat kein Outfit dabei, das angemessen wäre", erwiderte Jan deutlich, aber die Beiden ließen sich nicht beirren.
„Sie könnte nackt gehen. Das steht ihr ganz herausragend. Und die Klamotten wird sie ohnehin nicht lang brauchen. Das kleine Spiel bei euch im Haus war sehr anregend", stieg nun auch Christopher mit ein, sah dabei zu, wie Jan mein Kinn forsch nach oben zog und meinen Blick suchte. Ich wollte nicht, ganz und gar nicht. Und wie auch immer er das machte, er schien das zu verstehen.

„Ich denke, wir passen. Ein anderes Mal", antwortete mein Partner schließlich, ließ mich los, nur um seine Hand erneut auf meinen Oberschenkel zu legen und ihn sanft zu drücken.

„Seit wann richtet sich ein Master nach seinem Sklaven?", hakte Christopher nach, warf es Jan dem Tonfall nach fast schon vor. Dessen Gesicht wandelte sich von der einen zur anderen Sekunde. Das erste war der Freund gewesen, das zweite war der Master und der duldete auch von anderen Mastern keine Zurechtweisungen dieser Art.

„Seitdem meine Frau diese Woche fast 60 Stunden gearbeitet hat und nicht minder auf dem Zahnfleisch geht als ich. Sie hatte im Gegensatz zu euren Kleinen keine Zeit sich darauf vorzubereiten, was ich ihr durchaus zugestehen möchte. Insbesondere wenn sie vor einer Runde fremden Menschen nackt Dinge tun muss, die sie eigentlich nicht gern vor Anderen macht", kam Jans Zurechtweisung harsch, vielleicht auch ein wenig schroff aus seinem Mund. Christopher schürzte die Lippen, nickte aber schließlich.

„Wir würden euch dennoch gern dabeihaben. Es hat uns Spaß gemacht."

„Ich weiß das zu schätzen, Christopher. Und auch wenn ich unsere Treffen genieße, sollte ich vielleicht noch einmal betonen, dass wir nur in Ausnahmefällen mit anderen Partnern spielen. Wenn die nächste Party ansteht, könnt ihr uns aber gern informieren. Ich werde dann abwägen, ob es sich einrichten lässt."

Ich warf einen zögerlichen Blick zu meinem Partner, beugte mich dann hinüber und küsste ihn auf die Wange. Da hatte Christopher etwas abbekommen, was eigentlich nur halb an ihn gerichtet gewesen war. Jan stand unter Strom.

„Die nächste Party ist glaube ich in – Moment", Matthias scrollte kurz auf seinem Handy," in neun Wochen. Vielleicht habt ihr bis dahin ja doch Lust gewonnen teilzunehmen. Gerade Svenja kam nach unserem Treffen nicht mehr aus dem Schwärmen heraus."
Überrascht warf ich einen Blick zu ihr, wobei sie nur niedlich grinste und leicht rot wurde. Ihr hatte das gefallen – dabei hatte mir vor Allem Jan gefallen, der mich gehalten hatte.

Jan schürzte die Lippen und nickte schließlich.
„Schick mir die genauen Daten und das Thema. Ich werde nachschauen", beließ er das Thema dabei.

„Welches Thema ist denn heute Abend?", hakte ich nach, um Jan ein wenig der Aufmerksamkeit zu nehmen, die gerade so drückend auf ihm lag.

„Bondage", meinte Svenja und grinste wieder.

„Gefesselt am Boden?", hakte ich nach.

„Nee, ein Freund – Daniel – versteht sich so richtig im Bondage. In der Regel werden ein paar Sklaven ausgewählt und dann an die Decke gehängt. Es ist berauschend", schwärmte sie, warf dann zögerlich einen Blick zu Matthias, den das wohl amüsierte.

„Hast du schon mal von der Decke gehangen?", hakte sie schließlich nach, ließ mich leicht den Kopf schütteln.

„Nicht so."

„Das erste Mal ist immer komisch, aber irgendwie kommt dann dieses Gefühl auf, dass dich wie in Watte packt und dann bist du high", warf nun auch Katha ein, lehnte sich dann an ihren Mann. Ich ahnte, dass die beiden zu späterer Zeit fliegen würden.

„Aber das würde ich auch nicht mit Fremden erleben wollen. Es war für mich wichtig, dass Christopher derjenige war."

Jan seufzte leise auf.
„Shibari ist in der Tat nicht ganz ungefährlich. Das erste Mal sollte immer in einer gesicherten Situation stattfinden", erwiderte er deutlich besänftigt und warf dann einen Blick auf die Uhr. Es war spät und eigentlich hatten wir noch nach Hause fahren wollen – er hatte extra nur kurz an dem Wein genippt.

„Wir fahren morgen früh, Daddy", holte ich ihn aus seinen Gedanken. Ein Nicken, ehe er aufseufzte.

„Ja, das sollten wir. Trotzdem sollten wir jetzt gleich los. Ich bin kaputt und du auch."

„Das passt sich, denn wir müssen auch los", erwiderte Christopher und nickte einem Kellner zu, der daraufhin anfing, die leeren Teller abzuräumen.

„Zahlen?", hakte Jan nach, aber Christopher grinste nur.

„Ich lade euch ein. Als Entschuldigung für mein kleine Fauxpas."

„Den verzeihe ich dir auch ohne, dass du uns einlädst. Das musst du nicht tun."

„Aber ich möchte es", erwiderte Christopher, blieb hartnäckig. Jan kniff kurz die Augen zusammen, nickte dann aber.

„Danke, Christopher. Kleines?"

„Danke Christopher", erwiderte auch ich und bekam von dem mittelmäßig attraktiven Mann daraufhin ein Zwinkern.

Es war im Hotel kein Problem noch eine Nacht zu bleiben. Und so war ich regelrecht froh, als ich das weiche Bett unter mir fühlte und Jan an meine Seite kam, mir kurz durchs Haar strich.

„Danke, dass du mich nicht mitgeschliffen hast, obwohl du gewollt hättest", meinte ich leise, fing an ihn sanft am Oberarm zu streicheln. Das genoss er sichtlich, brummte leise auf, während seine Augen dem Weg meiner Hände folgten.

„Dein Wohl geht vor meiner Lust. Du hast mit der Arbeit und der Kleinen viel geleistet diese Woche, viel zu viel, um genau zu sein. Und wenn du das erste Mal von der Decke hängst, so richtig hängst, dann möchte ich, dass nur ich da bin und vielleicht unsere engsten Freunde zur Absicherung. Kein anderer Mann, der dich begutachtet, anfässt und deine Grenzen nicht akzeptiert. Ich mag Christopher und Matthias, aber sie leben eben sehr offen. Seitdem ich dich habe, genieße ich das Spiel nach wie vor auch mit anderen, bevorzuge es aber, dich fast ausschließlich für mich zu haben."

„Du bist doch nicht etwa eifersüchtig, Daddy?", neckte ich ihn, wurde dafür im Nacken gepackt und unter einem Kreischen an ihn herangezogen.

„Wenn es um dich geht, absolut. Sie dürfen wissen, dass du mir gehörst, aber nicht mehr. Du bist mein."

„Wie ihr wünscht, mein Herr", erwiderte ich grinsend, bekam einen amüsierten Blick zugeworfen.

„Demut steht dir gut, Kleines. Und so gern ich dich jetzt bestrafen würde, weil du uns erst ignoriert hast und dann einfach dazwischen geredet, werde ich viel lieber mit dir unter die Dusche springen, den Staub aus dem Anwesen von uns waschen und dann mit dir die neue Staffel von Star Trek anfangen. Da haben wir einfach zu lang drauf gewartet."

„Oller Geek", kicherte ich und küsste ihn kurz auf den Hals. Das war sein Zeichen, denn er packte mich, stand auf und trug mich ins Bad, damit wir uns beide für eine Folge intergalaktische Ordnungshütung fertig machen konnten. Ein wenig Frieden für uns.
Sobald wir wieder Zuhause waren und Amber bei uns hatten, wurde es mit der Anspannung weniger. Jan und ich hatten ein wenig Haushalt zu machen, all das, was die Putzfrau am Donnerstag eben nicht machte. Der Alltag holte uns also wieder ein und irgendwie war das gar nicht schlecht.

Jan hatte Matthias und Christopher für das Treffen in neun Wochen abgesagt. Er hatte keine Lust auf die Party – jetzt schon nicht. Mir schien, insbesondere im Laufe der Woche, dass er noch immer an unserem Gespräch zu knabbern hatte. Auch wenn ich keinen Kommentar mehr zum Thema Kinder gemacht hatte, schaute er mich immer und immer wieder so komisch an, dass ich mir unschlüssig war, wie ich ihm helfen konnte. Dabei konnte ich das wahrscheinlich nicht einmal richtig.

Zum Glück wurde es mit dem Beginn des März ein wenig besser. Das Wetter taute auf und wir nahmen uns wieder mehr Zeit für uns. Leipzig lief und auch in Dragun war es aktuell relativ ruhig, neben dem Tagesgeschäft. Das ließ uns ein wenig Puffer für uns – und vor allem für mich, denn in den letzten Wochen hatte der Kontakt zu Lea immer weiter abgenommen und das nagte in gewisser Weise doch sehr an mir.

Jan schaffte es trotzdem immer wieder mich aus der Reserve zu locken. Er fesselte mich, brachte immer mehr und mehr Spielzeug von der Scheune mit hinüber, schickte mich durch Wellen von Orgasmen, bis ich kaum noch gehen konnte und auch wenn Sex jetzt nicht mehr jeden Tag an der Tagesordnung stand, war er nach wie vor ein guter – und vor allem gutlaufender Teil - unseres Lebens.

Es war ein Samstagmorgen, an dem ich kopfschüttelnd in der Scheune stand und das Chaos vor uns bewunderte. Jonas hatte Geburtstag. Sein 16. Geburtstag um genau zu sein und da die Wohnung von Steffi nicht sonderlich groß war und wir eine riesige Scheune, fertig umgebaut mit schicken Holzdielen und einem eigenen Klo besaßen, hatte Jan sich als großzügiger Onkel entpuppt. Er hatte ihm schon vor ein paar Tagen angeboten seine Geburtstagsfeier bei uns stattfinden zu lassen. Der Tag war also ein reines Chaos.

Am Nachmittag würden die Jungs auf ein Stück Kuchen vorbeikommen und irgendwann nach dem Abendbrot würden Steffi, Josi und Ole uns mit einem großen Haufen 15- bis 18-Jähriger allein lassen. Martin war ein Schatz gewesen und hatte extra für uns seinen großer Grill angekarrt, den er noch irgendwo samt Schwenkrost rumliegen hatte und sich netterweise auch gleichzeitig bereiterklärt uns den Grillmeister zu machen.

Ich hatte am Donnerstag bereits angefangen Dinge vorzubereiten. Wir hatten die festen Tische und Stühle aus dem Club geholt, was für die Menge an Gästen ein unglaublich großer Aufwand gewesen war, der allein durch die zwei Kleintransporter, bewerkstelligt worden war, hatten die Scheune ausgeräumt und geputzt. Am Freitag hatte ich angefangen diverse Kuchen zu backen und Salate vorzubereiten und fragte mich mittlerweile, wo ich die Stühle richtete und Jan dabei zu sah, wie er das dritte Schloss im Dungeon umdrehte, damit auch wirklich niemand von den Gästen auch nur einen Blick drauf werfen konnte, ob Jan wirklich nur ein zuvorkommender und unterstützender Onkel sein wollte, oder ob das seine Art war, einen Blick auf Jonas zu haben, der den Abend selbstverständlich an Jo hängen würde – verliebt und jung, wie sie eben waren.

„Ich habe die großen Pflanzenkübel vorn weggeräumt, damit dir da keiner reinkotzt", meinte Martin an mich gerichtet, zwei Kisten Cola hereinschleppend, wofür ich ihm ausgesprochen dankbar war. Jan hatte es sich natürlich nicht nehmen lassen die Party zu bezahlen und so sehr ich es Jonas auch gönnte, fragte ich mich schon, was mein Partner im Schilde führte. Vielleicht wollte er auch nur sicherstellen, dass Tobi nicht mitbekam, wo die Party stattfand und ein weiteres Mal versuchen würde seinen Sohn zu kontaktieren, der definitiv keine Lust hatte auf irgendwelche besoffenen Gespräche. Das war ihm auch kaum zu verübeln, wo er nur schwer darüber hinweggekommen war, dass sein schwulenfeindlicher Vater seine Mutter demoliert hatte.

„Du bist ein Schatz, Martin", lächelte ich ihm entgegen und bekam dafür diese ausgesprochen attraktiven Fältchen um seine Augen zu sehen, die sich immer zeigten, wenn Martin sich ehrlich freute.

„Das habe ich gehört!", kam es von der großen offenstehenden Flügeltür. Immerhin waren draußen gute 25 Grad, die auch am Abend nicht weniger werden sollten – es würde also eine Art verfrühtes Sommerfest werden. Sarah stand dort, in einem leichten Kleidchen, welches um ihren mittlerweile sehr schlanken Körper flatterte – sie hatte einfach doppelt so viel Sport gemacht wie ich, was ich ihr insgeheim ein wenig krumm nahm, wo wir uns doch immer gemeinsam zum Yoga quälten. Nebenher piekte sie sich das flatternde Haar aus dem Mundwinkel, leicht unzufrieden drein schauend, aber auch sie grinste schließlich verspielt. Sie meinte es offensichtlich nur halb ernst, während sie einen Blick zu Jan warf, der langsam zu uns rüberkam und die noch nicht fertigen Stühle mit gerunzelter Stirn begutachtete.

„Was hast du gehört?"

„Die beiden flirten miteinander", verkündete die Schwarzhaarige gespielt empört, schlenderte dann aber zu mir hinüber, nur um die Arme um mich zu schlingen. „Dabei bin ich die Einzige, die das darf. Verstanden, Martin?"

„Ja, Liebling", brummte der weniger unterwürfig hervor und eilte dann nach draußen, um die weiteren Kisten zu holen. Ich war ihm ausgesprochen dankbar dafür, musste ich mich doch noch um das restliche Brot und die frischen Dips kümmern. Außerdem waren da noch zwei Kuchen, die fertiggemacht werden mussten und wir mussten noch eindecken – ein Riesenaufwand.

Umso glücklicher war ich, dass unsere Freunde uns bei den Vorbereitungen halfen. Ohne Sarah und Martin hätten wir das ganze niemals fertig bekommen, sodass Jonas, als Sarah schon mit Martin weg war – der würde später noch einmal dazu kommen – aus dem Staunen nicht herauskam, als er die fertige Halle sah und dann erst Jan und schließlich mir, völlig überwältigt um den Hals fiel. Eine schöne Geburtstagsüberraschung, die nur halb eine gewesen war.

Auch Josi und Steffi schienen ein wenig überwältigt, aber da Jan von Anfang an klar gemacht hatte, dass er sich den Hut aufsetzte – also im Grunde eigentlich mir – hatten sie sich nicht eingemischt und uns nur völlig baff beim Essen des Kuchens bewundert, wie wir das gestemmt hatten. So richtig klar war mir das auch nicht, immerhin hatten wir mitten auf dem Hof nun den riesigen Schwenkgrill, wo es zu später Stunde, wenn das Fleisch leer war und in der Scheune aus den Boxen laute Musik dröhnen würde, auch Marshmallows geben würde. Dazu noch eine anständige Bowle, diverse Biersorten – das harte Zeug musste man sich selbst mitbringen. Auch wenn es nur ein 16. Geburtstag war, wir waren immerhin auf dem Lande und da Jonas den halben Fußballverein eingeladen hatte, wollten wir ihm gern eine Party schmeißen, von der sie noch vier Dörfer weiter berichten würden.

Tatsächlich verging die Zeit ab dem Zeitpunkt ein wenig wie im Flug. Während Jonas und Jo sich oben für die Party fertig machten, finalisierten Jan und ich die Technik in der Scheune, sprangen selbst unter die Dusche, sodass als die ersten Gäste gegen 19 Uhr eintrudelten, sogar Martin schon gemächlich das Feuer geschichtet hatte, damit es anfangen konnte zu brennen.

Aus den anfangs angedachten zwanzig Personen wurden dann binnen weniger Stunden immer mehr, sodass wir nach dem Essen bei fast vierzig Personen waren. Aus meiner anfänglichen Panik, die Jan, der sich grundsätzlich mit mir im Hintergrund hielt und lieber in einer Ecke sich darum kümmerte, dass nichts aus dem Ruder lief, mit einer warnenden Hand im Nacken einfach unterband, wurde mit immer höher steigendem Alkoholpegel und immer lauterer Musik schließlich irgendwann das Gefühl von tiefer Zufriedenheit. Um 22 Uhr konnte ich schließlich sagen: Das Essen war gut weggegangen, obwohl nicht jeder einen Stuhl ergattert hatte, hatte man sich arrangiert und ein wenig verteilt. Der Pegel war gut dabei, aber niemand lag bisher kotzend in der Ecke und nachdem Martin uns allein gelassen hatte, gönnten Jan und ich uns schließlich auch zwei Cocktails und drei Shots mit Jonas und Jo.

Insbesondere Jo war für mich dabei eigentlich das Highlight des Abends. War er bisher bei uns zu Hause immer ein wenig auf Distanz geblieben, zeigte er sich in der Gruppe seiner Freunde deutlich anhänglicher, hatte Jonas ständig auf dem Schoß, den Arm um ihn gelegt, besorgte ihm Getränke, kümmerte sich darum, dass er nicht fror, wenn er nen Abstecher nach draußen machte und so weiter – es war schön zu sehen, wie zufrieden die beiden miteinander waren. Und obwohl Jan die beiden nicht aus dem Blick ließ, hatte ich das Gefühl, dass auch er sich immer weiter entspannte.
Das lag aber vielleicht auch an den Shots, denn Jonas beste Freundin Mareike hatte es sich zum Ziel gemacht uns beide gut abzufüllen, immerhin kannte sie Jan auch schon deutlich länger, als die meisten anderen. Und so kam sie immer und immer wieder mit Pinnchen vorbei, die ich ab einem gewissen Zeitraum nicht mehr trank und sie lieber heimlich austauschte – das bekamen die anderen beiden nicht mit, so betrunken waren sie schon. Jan hingegen kippte immer mehr und mehr, dass ich irgendwann kichernd neben ihm saß und munter beobachtete, wie bei ihm langsam die Lampen angingen.

Als schließlich die Musik wechselte und etwas nicht ganz unserem Geschmack Entsprechendes aus den Lautsprechern drang, die Leutchen sich mittlerweile auf eine Art improvisierte Tanzfläche zwangen, nahmen wir dann schlussendlich Reißaus. Jonas wusste, dass wir drüben in unserem Zimmer waren. Wenn etwas los war, waren wir immer erreichbar.

Und so schlenderten wir nach draußen, schauten nochmal nach, ob auch wirklich niemand am Feuer lag, aber das war dann mittlerweile auch aus gegangen, sodass wir uns keine großen Sorgen machen mussten und stattdessen noch eine Runde durch den Garten drehten. Ich dachte, um die Sterne anzuschauen, aber da hatte ich wohl eher falsch mit meinem Daddy kalkuliert. Der schaffte es in einer nicht ganz so sanften Bewegung mich an den nächstbesten Apfelbaum zu drücken, seine Hüfte an meinen Bauch, meine Hände über meinem Kopf.

Seine Augen wirkten in der Dunkelheit der Nacht noch viel dunkler als noch wenige Minuten zuvor, während er mich erstaunlich klar musterte und dann seine Lippen auf meine legte.

„Brave kleine Sklavin", raunte er mir entgegen, ein wenig zusammenhangslos, was ich aber nur mit einem leisen Seufzen kommentierte, weil seine Lippen mein Ohr fanden, mich dort zart liebkosten, nur um dann einen zarten Weg über meinen Hals hin zu meinem Schlüsselbein zu finden. Die Gänsehaut ließ nicht lange auf sich warten, während meine Brustwarzen unangenehm gegen den Spitzenstoff meines BHs drückten. Ich war eben doch seine Sklavin und meine Lust war die seine.

„Wem gehörst du, Kleines?"

„Dir, Daddy", antwortete ich heiser, schloss kurz benommen die Augen, weil ich seine Erektion an meinem Bauch fühlen konnte, gleichzeitig die Rinde, die sich in meinem Rücken an die stofffreien Stellen drückte, meine Arme leicht aufkratzte. Ein süßer Schmerz, der so nebensächlich wurde, unter den heißen Lippen, die sich immer und immer wieder auf mich legten.

„Fuck, ja. Du gehörst deinem Daddy. Und dein Daddy nimmt sich, was ihm gehört."

Ein heiseres Seufzen entwich mir als Antwort, während Jans Hand den Weg unter meinen Rock fand, ihn kurzerhand einfach nach oben schob, um seine Hand zwischen meine Beine zu drängen. Ich hatte keine Ahnung was es gewesen war, ob es seine Anwesenheit war, die Feierlaune, oder der kurze Dirty Talk. Es war aber auch egal, denn ich war feucht, als er sich in mich drängte, mir ein selbstgefälliges Grinsen schenkte und mich dabei musterte.

„Willst du mehr? Willst du, dass Daddy dich fickt, Kleines?"

„Ja, bitte", entfloh es meinen Lippen, ehe ich einen weiteren Kuss bekam, den Jan nutzte, um an meinem Slip zu reißen – der sich kurzerhand verabschiedete. Etwas geschockt sah ich auf den Stoff in seiner Hand, zog zischend die Luft ein, weil das doch ordentlich in meine sensible Haut geschnitten hatte, aber Jan schien sich nicht davon beirren zu lassen, dass ich noch immer verwirrt zu dem kleinen Fetzen starrte. Immerhin war ich davon ausgegangen, dass zerrissene Slips eigentlich nur in Fantasiewelten gab. Das war mir noch nie passiert. Aber für Jan schien es nicht einmal erwähnenswert zu sein. Ein weiteres Mal fing er meinen Mund mit seinem ein, drückte mir die schwere, nach Berliner Luft schmeckende Zunge in den Mund, bis ich wimmernd nachgab und meine Hüfte an seinem Bein rieb, nur halb mitbekam, dass sich seine Hose bereits verabschiedet hatte.
Sekundenlang drehte es sich um mich herum, als unsere Münder sich endlich wieder trennenten und ich an den heißersehnten Sauerstoff kam, ihn aber fast im gleichen Moment keuchend wieder ausstieß. Die Dehnung, die sich so plötzlich in mir breit machte, die süße Lust, die durch mich hindurch zuckte, nahm mir den Atem ein weiteres Mal, während Jan fast schon fahrlässig unter meinen Hintern griff und mich schrammend über den Baumstamm nach oben drückte, bis er mich auf der richtigen Höhe hatte.

„Oh fuck", entfloh es mir ein wenig hilflos, noch ehe er sich erneut aus mir herauszog, um sich wieder in mich zu stoßen und damit den Takt anfing anzugeben. Meine Hände kippten automatisch nach unten, griffen in sein volles Haar, nur um ihn enger an mich heranzuziehen. Die Lust zog mich mit sich, ließ mich in einem schwer definierbaren Strudel des leichten Schmerzes und der extremen Erregung zurück, die mich auf einmal fest im Griff hatte.

Wir sprachen kein Wort, schauten uns nicht einmal richtig in die Augen, während Jan sich immer härter und tiefer in mich trieb, diese Enge und dieses Prickeln in mir aufbaute, das meinen Orgasmus ankündigte. Ich war so kurz davor zu kommen und doch, bevor ich ihn heiser anflehen konnte mich anzufassen, kam er schon in einem lauten Stöhnen in mir, sackte merklich gegen mich, dass ich blinzelnd die Augen öffnete, und versuchte mich zu orientieren.

Aber mein Partner ließ mich nur langsam den Baumstamm hinunterrutschen, dass mein Hintern nun auch die raue Rinde fühlte, ehe er sich aus mir entzog und seine Hose fahrlässig richtete, mich deutlich betrunken angrinste.

„Sorry, Kleines. Manchmal ist wohl doch nur Daddy dran."

„Bitte? Aber, aber Daddy", gab ich von mir, fühlte gleichzeitig seinen Daumen an meinen Lippen.

„Na, na. Wenn Daddy sagt es reicht, dann reicht es auch", lautete seine Antwort, ehe er umständlich nach meinem Slip griff und mich dann am Arm packte. Frustriert ließ ich mich von ihm durch die Terrassentür hineinführen, brauchte, um mich im dunklen Haus zurecht zu finden, ehe er mich direkt einfach die Treppe hoch schob und mich ins Bad schickte.

Ein frustrierter Blick in den Spiegel, zeigte mir ein Gesicht, dass ich lange nicht mehr gesehen hatte: Große Augen, die gefrustet vor lauter Lust, die nicht herauskonnte, Tränen wegklimperten. Die Haare wild, das Make-up mittlerweile hinüber. Mein Rock hatte einen Großteil der Rinde abbekommen und ein Blick in den Spiegel zeigte mein Rücken, der ebenfalls viel der harten Schicht des Baumes trug. Einen kurzen Augenblick überlegte ich selbst Hand anzulegen oder Jan anzumaulen, entschied mich dann aber zu einer kurzen Dusche, um wenigstens den Dreck abzubekommen.

Als ich schließlich ins Bett fiel, lag mein Partner bereits – ohne Hose, ansonsten noch vollständig angezogen – laut schnarchend dort und nahm meinen Platz ein. So ein Sackgesicht.

Aber Karma is a bitch, wie ich so gern zu sagen pflegte. Und das war sie wirklich, denn mitten in der Nacht wurde ich wach und anstelle des warmen Körpers meines Partners, der sich sonst im Schlaf meist an mich drängte und mich festhielt, empfing mich nur die kühle, leere Bettseite. Was mich im ersten Augenblick verwirrte, brachte mir im fast gleichen Moment eine gewisse Art der Schadenfreude, denn aus dem Badezimmer kam Licht und ein kurzer Blick dorthin zeigte meinen Partner, der offensichtlich seinen Mageninhalt hatte loswerden müssen und schließlich neben dem Klo eingeschlafen war.

Kurz überlegte ich, ihn dort liegen zu lassen und rein aus Gehässigkeit jedes Mal, wenn er sich am nächsten Tag beschweren würde, wie sehr ihm sein Rücken weh tat, auf meinen fehlenden Orgasmus zu verweisen, aber ich wäre keine gute Partnerin gewesen, hätte ich das durchgezogen. Und so angelte ich nach unserem Bettzeug, legte seine Decke auf den Boden, rollte ihn, der irgendwo im Halbschlaf leise vor sich hinmurmelte und gleichzeitig die Hand wieder gen Klo ausstreckte, hinauf auf den Stoff, bettete seinen Kopf auf das Kopfkissen und legte meine Decke über ihn. Kurz war ich am Überlegen mir einfach eine Kuscheldecke ins Bett zu holen, aber als sich seine Augen öffneten und er mich so wehleidig ansah, entschied ich mich dagegen, schlüpfte stattdessen neben ihn unter die Decke und zog ihn in meinen Arm.

„Wehe du kotzt mich an", warnte ich noch einmal und schloss dann die Augen – ganz in der Hoffnung eine ruhige Nacht zu haben. Als ob.

Die Hand in meinem NackenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt