eins

330 81 191
                                    

Die Musik dröhnt laut in meinen Ohren, als ich das stickige Haus betrete

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Die Musik dröhnt laut in meinen Ohren, als ich das stickige Haus betrete. Die Räume sind voller feiernder Menschen, die sich lautstark unterhalten, verrückt tanzen oder wild mit jemandem herumknutschen.

Die Stimmung ist ausgelassen; jeder hier ist gut gelaunt.

Aber ich komme mir trotzdem so unendlich fehl am Platz vor.

Ich hätte von Anfang an wissen müssen, das es keine gute Idee ist auf dieser Party aufzutauchen. Und spätestens als meine Schwester mir dieses verboten kurze Kleid vor die Nase gehalten hat, hätte ich dankend ablehnen und zurück in mein Bett kriechen sollen.

Ich gehöre hier einfach nicht hin und auch dieser erneute verzweifelte Versuch, ein Leben wie alle anderen Teenager in meinem Alter zu führen, wird daran nichts ändern.

Meine Welt ist eine völlig andere.

„Du siehst nicht so aus, als wärst du freiwillig hier."

Aus meinen Gedanken gerissen, blicke ich verwirrt nach links. Das Mädchen, das dort neben mir steht, sieht mich grinsend an. Sie hält mir auffordernd einen roten Plastikbecher entgegen und nach kurzen überlegen nehme ich den Becher entgegen.

„Eigentlich trinke ich ja nicht.", sage ich schließlich.

„Aber trotzdem hast du den Becher entgegen genommen.", kontert sie sofort.

Diesmal sehe ich sie genauer an. Sie hat schwarze kurze Haare und auffallend blaue Augen, die mich sofort in ihren Bann ziehen. In ihnen tobt ein Sturm, der mich zu verschlingen droht.

Ein Sturm, der mir die Kleider vom Leib reißt; mich völlig entblößt.

Es fühlt sich an, als würde sie bereits alles von mir wissen, nichts bleibt ihr verborgen. Aber komischerweise ist es mir nicht unangenehm.

„Es wäre unhöflich gewesen, wenn ich abgelehnt hätte." Ich lächle das fremde Mädchen leicht an.

Jetzt, ist sie es, die ihren Blick an mir herabgleiten lässt. Von meinen blonden, welligen Haaren, über mein enges schwarzes Kleid, bis hin zu meinen Füßen, die in schwarzen Doc Martens stecken. Sie lächelt leicht, als sie meine Socken bemerkt; weiß mit orangenen Blumen.

„Ich mag dein Outfit, Fremde. Passt zu dir." Sie nimmt einen Schluck aus ihrem roten Becher.

Ich brauche einen Moment um zu realisieren, dass sie das gerade wirklich gesagt hat. Sie hat mir ein Kompliment gemacht.

Ich versuche mich daran zu erinnern, wann jemand das letzte Mal so etwas nettes zu mir gesagt hat; es ist schon Ewigkeiten her.

Und ich bin überfordert, habe keine Ahnung wie ich damit umgehen soll. Also tue ich einfach das, was mir am nettesten erscheint. „Ich mag deins auch. Es ist sehr..." Ich sehe ihr rotes, knappes Samtkleid an, das den gleichen Ton, wie ihr Lippenstift besitzt. „...gewagt."

Sie beginnt laut zu lachen und augenblicklich färben sich meine Wangen rot. Habe ich etwas Falsches gesagt?

„Du bist nicht oft auf Partys, oder?"

Ich schüttele sofort meinen Kopf. „Ich mag Partys nicht. Ich mag es hier nicht. Es ist so laut und stickig. Man kann kaum einen klaren Gedanken fassen. Ich passe hier überhaupt nicht rein und eigentlich weiß ich auch gar nicht wieso ich dir das gerade erzähle."

Ihr Lächeln, das sie mir nun schenkt, ist warm und freundlich. Nicht so selbstsicher und überheblich wie in den vorherigen Minuten. „Wieso sind wir dann noch hier, wenn es uns beiden doch eigentlich gar nicht gefällt?"

Ich bin erneut von ihren Worten verwirrt. Ich hätte gedacht, dass sie es hier liebt. Alles an ihr passt so perfekt hier her; sie passt perfekt hier her.

Aber eigentlich kenne ich sie ja gar nicht. Vielleicht ist ihr Aufzug auch nur eine Maske, um zu verstecken, wie sie wirklich ist.

„Also?" Sie hält mir ihre Hand entgegen, als ich immer noch nicht antworte. „Wollen wir von hier verschwinden?"

Ich ergreife ihre Hand sofort. Ihre warme Haut trifft auf meine kalte.

Und als sie mich nach draußen zieht, weg von all den Menschen und der lauten Musik, da fühle ich mich seit langem das erste Mal wieder lebendig.

Rot-Oranger RegenbogenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt