Am Weihnachtsball

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Die Wärme im Labor ließ frischen Schweiß über mein Gesicht laufen und ich beschloss ein erfrischendes Bad zu nehmen, welches nach Bratapfel roch. Es blieben mir noch exakt drei Stunden bis zum Beginn der Geschenkübergabe. Ich wusch mir die Haare mit einem Shampoo, welches auf dem Badewannenrand stand, auch dieses duftete weihnachtlich. Als ich aus der Badewanne stieg, trocknete ich meinen Körper und meine Haare, diese ich lockte und die obere Haarpartie hochsteckte. Wissbegierig sah ich auf eine Uhr, die sich im Raum befand. Eine halbe Stunde blieb mir nur noch. Mit schnellen Schritten lief ich aus dem Badezimmer und zog mir mein neues Kleid an. Es saß immer noch perfekt und schmiegte sich wie eine zweite Haut an meinen Körper, genauso wie am ersten Tag, als ich es im Laden anprobierte. Die langen Ärmel aus schwarzer Spitze reichten mir bis über die Ellenbogen. So wie ich war, mit dem Wichtelgeschenk, lief ich in die große Halle und kam rechtzeitig an.
Die Halle war kaum wieder zu erkennen. Von der Decke flog der Schnee leicht durch den Raum. Die Wände färbten sich eisblau. Es sah sehr winterlich und kalt aus, was mir bei dem Gedanken eine leichte Gänsehaut verpasste. Die langen Tische waren nun runde Tische, die sich im Raum verteilten. Es sah einfach nur wunderbar magisch aus. Mit jeder Minute traten immer mehr Lehrer und Schüler in die große Halle. Sie gesellten sich als Gruppe an einen der vielen runden Tischen oder stellten seitlich zur Tanzfläche und unterhielten sich. Seit dem Mittagessen hatte ich nichts mehr zu mich genommen und das machte sich bei mir bemerkbar. >>Hmm.<<, sagte ich und legte meine Hand auf meinem knurrenden Magen. Plötzlich legte sich ein Schatten über meinem Tisch, an dem ich zuvor platz nahm. Mit einem Blick zu der Quelle erkannte ich Hagrid, der mich von oben herab ansah. Sein Haar war gekämmt, was nicht jeden Tag vorkam. >>Hungrig?<<, fragte er mit seiner kräftigen Stimme. Ich nickte. >>Dumbledore, der Gute, hat nh tolle Liste erstellt. Schau auf die Karte vor dir aufm Teller und sag, was du willst.<< Der Halbriese setzte sich auf einen größeren Stuhl und zeigte mir, wie es ging. Er sprach zu der Karte und sein gewünschtes Essen erschien auf seinem Teller, glaubte ich. Denn es war ein Essenswunsch, welches ich noch nie zuvor gesehen hatte. Auch ich sprach meinen Wunsch aus und das Essen tauchte vor meinen Augen auf. Köstlich sah es aus und es schmeckte sehr gut.
Nun erhob sich Dumbledore und sprach: >>Ich bin sehr über Ihre Anwesenheit erfreut. Ich wünsche uns allen eine tolle Zeit. Lasst uns heute das Negative in eine Kiste sperren und draußen vergraben. Und nun dürfen Sie Ihrem Wichtel kennenlernen.<< In der Halle begann ein Gewusel und Lehrer und Schüler liefen hin und her. Meine Körpergröße war kein großer Vorteil um einen Menschen in dieser Masse zu finden. in meinem Kopf kam die Idee. Ich stellte mich auf meinem Stuhl und sah über die Köpfe der Schüler hinweg. Schnell fand ich ihn und lief hin. Er stand vor Professor McGonagall. >>Vielen Dank, Severus. Hiermit habe ich gar nicht gerechnet.<<, sagte sie. >>Das hat wohl niemand.<<, antwortete er. McGonagall schob mit ihrem Zeigefinger am Nasensteg ihre Brille höher, schob ihren Körper zur Seite, sodass sie mich hinter Snape wahrnahm: >>Ich glaube ihr Wichtel erwartet Sie.<< Anschließend drehte sie sich um und ging zu einem Kollegen. Der große Mann vor mir drehte sich 180 Grad um seine eigene Achse und stand nun unmittelbar vor mir. Seine Augen trafen meine und ich fühlte in diesem Augenblick wieder dieses Gefühl in meinem Magen. Aber es war ein schönes Gefühl. >>Frohe Weihnachten.<<, sagte ich und übergab ihn das Geschenk. >>Danke.<<, sagte er und lächelte kurz. Dieser Moment gerade zwischen uns war wie eine Ewigkeit in einer realen Millisekunde. >>Frohe Weihnachten, Miss Meryos.<<, riss mich eine laute, schrille Stimme ungemütlich aus meiner Situation, die ich ehrlich genoss. Ich löste mich von den Augen Snapes und sah Umbridge auf mich zu dackeln. Oh nein. Ich hatte die Befürchtung, dass sie mein Wichtel war. Ich schluckte schwer als sie vor mir stand: >>Frohe Weihnachten.<<
>>Ich bin Ihr Wichtel. Ist das nicht großartig? Ich hoffe es gefällt Ihnen.<<, sagte sie, grinste schelmisch und übergab mir einen vergilbten Briefumschlag. Ich bedankte mich und wollte es gerade wegstecken, als sie weiterhin noch vor mit stand und mich erwartungsvoll ansah: >>Nun packen Sie es schon aus!<< Sie wippte wie ein kleines Kind auf ihren Füßen. Verwirrt sah ich von ihr auf den Umschlag. Dieser wurde bereits benutzt, fiel mir auf. Ein gebrochener Siegel vom Zaubereiministerium klebte an der Rückseite und auf der Vorderseite stand ihre Anschrift. War ich nicht einmal einen neuen Umschlag wert? Dennoch klappte ich die Lasche des Briefes um und zog ein Stück Papier heraus. Ich las vor, was darauf stand: >>Eine Überweisung in eine geschlossene Abteilung in einer psychischen Klinik?<< Ich sah sie verwirrt an. War das gerade ihr ernst? >>Klasse, oder?<<, lächelte sie mich begeistert an. Ihr Gesicht widerte mich an. Tief atmete ich meine hoch gekommenen Gefühle aus und sprach tatsächlich noch zu ihr: >>Danke. Das werde ich gleich einlösen.<< Ich zog meine Mundwinkel unbequem in die Höhe. Ich spürte Hass in meinem Blut fließen. Mein Puls dröhnte in meinen Ohren. Gerade wollte ich nur weg und meine Gedanken sortieren. Mit großen, schnellen, konzentrierten Schritten ging ich aus der Halle, öffnete das Eingangsportal und begab mich hinaus an die frische Luft. Draußen schneite es sehr kräftig, eisige Winde zogen an meinem Gesicht vorbei und die Kälte biss sich in meine Knochen. Aber es tat gut. Mit nun leerem Kopf blickte ich über die Wälder, die ich gerade so wahrnahm, da der Sturm immer stärker wurde. Für einen kurzen Moment fühlte es sich für mich so an, als wurden meine Probleme von einem starken Windzug eingefangen und über das Quidditch-Stadion, weiter hinaus bis über die unendlichen Felder des Landes ziehen. Ich schloss die Augen und genoss diesen Augenblick bis sich die massige Tür hinter mir mit einem Knarren öffnete. Die Person stellte sich neben mich und strahlte eine unbedenkliche Wärme aus. Ich brauchte mich gar nicht umzudrehen, denn ich wusste, wer da war. Sein Duft verriet ihn. Es war schon komisch, dass es mir auffiel, aber es hinterließ ein gutes Gefühl in meinem Herzen. Seine Stimme bestätigte meine Vermutung: >>Danke für das tolle Geschenk. Ich habe wirklich nicht damit gerechnet.<<
>>Gerne.<<, sagte ich, >>Aber das kann man wohl nicht von jedem erwarten.<< Es herrschte eine kurze Stille und der Wind löste einige Strähnen meiner gemachten Frisur aus den Klammern und sie fielen mir an den Wangen hinunter. >>Ich habe etwas für dich.<<, unterbrach er diese. Ich drehte mich in seine Richtung und sah ihn fragend an. Aus seinem Umhang holte er eine kleine dunkle Schachtel heraus. Mit seiner warmen Hand nahm er meine kalte Hand und legte die Schachtel darauf. >>Wofür?<<, fragte ich. >>Ich habe gehört, was sie dir schenken wollte.<<, sagte er, >>Du gibst dir bei so vielem Mühe, aber wirst dementsprechend nicht richtig belohnt.<< Vorsichtig öffnete ich die Schachtel und eine bekannte Sache funkelte mich in dieser Dunkelheit an. >>Das ist doch die Kette aus diesem Laden, die -<<, stellte ich erstaunt fest. >>Die du einige Minuten lang mit großen Augen bewundert hast? Ja.<<, beendete er meinen Satz und bestätigte somit meine Frage. >>Wow. Vielen Dank. Ehrlich.<<, sagte ich und nun konnte ich meine Emotionen nicht mehr zurückhalten, denn es berührte mich sehr. Eine salzige, heiße Träne lief über meine kalte Wange. Mit seinem Daumen wischte er mir die Träne sofort weg und sah mich mit warmen Augen an. >>Kannst du mir sie anlegen?<<, fragte ich und legte ihm die Kette in seine Hände. Er nickte, ich drehte mich mit dem Rücken zu ihm und hob meine Haare hoch. Ich spürte die Kette um meinen Hals und seine Finger berührten zart meinen Nacken, wo er sie verschloss. Sanft ließ ich meine Haare über meinen Rücken fallen und wandte mich wieder dem Mann neben mir zu. >>Du siehst wundervoll aus.<<, sagte er mit weicher und bedachter Stimme. Solch eine Farbe hatte ich noch nie von ihm gehört. Mein glühendes Blut durchströmte meinen Kopf und ich sah auf meine Hände, wo mir auffiel, dass meine Fingerspitzen bereits bläulich gefärbt waren. >>Mein Vater hatte wohl recht.<<, stellte ich fest und verschränkte meine Arme vor meiner Brust, >>Ich bin eine Frostbeule.<<
>>Gehen wir wieder hinein.<<, sagte er und öffnete die schwere Tür.

Besuch auf Hogwarts | Severus Snape FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt