Die Tage nach letzter Nacht

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Nach der Planung meines nächsten Kapitels habe ich festgestellt, dass die Szenenfolge des Filmes Teil 5 nicht mit meiner Geschichte hier übereinstimmen. Von daher, bitte ich euch über diesen „Fehler" drüber hinweg zu sehen. Dankööö!!
Und jetzt viel Spaß! <3

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Tage vergingen, die Nächte wurden kürzer und Severus ließ sich immer noch nicht blicken. Mittlerweile arbeitete ich regelrecht rund um die Uhr in seinem Büro. Was auch immer er in diesem Augenblick tat, war mir in erster Linie egal. Auch wenn das nach der vergangenen gemeinsamen Zeit brutal klingen mag, aber die Abschlussklasse hat für mich momentan oberste Priorität. Wenn ich nämlich mit diesem Problem zu unserer neuen Schulleitung gegangen wäre, die ach so großartige Dolores Umbridge, dann hätte sie persönlich die Klassen unterrichtet und das wollte ich den Kindern nun wirklich nicht antun. Sie müssen schließlich etwas lernen und nicht für ihre Fehler massiv bestraft werden. Mein Tagesablauf bestand hauptsächlich darin, die Kinder zu unterrichten und Tränke herzustellen.
Als ich an einem Nachmittag nach einer Zaubertrankstunde ein verletztes Kind, weil es zu viel Dampf vom Kessel eingeatmet hatte, zum Krankenflügel brachte, empfing uns dort Madame Pomfrey, die nach der Versorgung des Kindes mich zum verschlossenen Tränkeschrank nahm und ihn vor mir mit einem kleinen Schlüssel aus Metall öffnete. „Ich habe kaum noch heilende Tränke.", flüsterte sie mir zu und das stimmte wirklich. Der Schrank war wie ausgefegt. „Ich wollte Sie eigentlich nicht dazu bitten, weil Sie bereits mit anderen Aufgaben gut zu tun haben und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Snape Ihnen genug Arbeit in Auftrag gibt. Doch die Schulleiterin nimmt meine Anordnungen für Tränke nicht an und aus eigener Tasche kann ich das allein nicht finanzieren. Deswegen habe ich seit ein paar Tagen überlegt, wie ich es allein meistern könnte. Nur dazu fehlt mir die Zeit. Ein paar der Zutaten könnte ich beschaffen, denn ich habe bereits mit Professorin Sprout gesprochen und sie würde mit den jüngeren Schülern Heilkräuter und andere Pflanzen durchnehmen. Von deren Ergebnissen würden wir die Ernte erhalten. Da wäre eine Hürde geschafft. Hätte ich in der Zwischenzeit keine Patienten, die Verletzungen aufweisen– welche sich durch die zeitnahen Ereignisse massiv vermehrt haben –, denen unbedingt geholfen werden müssen, würde ich selbst ein paar Tränke brauen. Aber dazu komme ich nun leider nicht.", fügte sie hinzu. Ich dachte an meine Schulzeit und wie es gewesen wäre, wenn ich während meiner Schulperiode keine Krankenpflege erhalten hätte. Wer weiß, ob ich das alles hätte machen können, was ich jetzt tat. Sie zog mich aus meinem kurzen Gedankengut: „Und dabei würden Sie ins Spiel kommen. Würden Sie mir bitte helfen, Tränke anzumischen? Umbridge dürfte davon aber nichts erfahren. Wie Sie ja wissen, hat sie Verteidigung gegen die dunklen Künste verboten und der Schrank darf keine Heilmittel gegen solche Art von Verletzungen vorweisen." Sie nahm die letzten beiden Phiolen aus der unteren Reihe und ging zu einem Schüler, der auf einer Liege im Raum lag. Ich legte sie Türen des fast leeren Schrankes ins Schloss und lief zu ihr, die nun am Fußende einer schlafenden Schülerin stand und begutachtete sie. „Ich mach es.", entgegnete ich ihr. Sie lächelte und bedankte sich: „Das wäre eine sehr große Hilfe für uns. Ich stelle dir morgen früh eine Liste mit ein paar Zutaten und leeren Phiolen in einem Korb in deine Gemächer." Zur Bestätigung nickte ich und verabschiedete mich. Ja, so nahm der Alltag seinen Lauf. Von morgens bis abends war ich täglich im Labor, rührte Tränke an, füllte sie in die vorab beschrifteten Phiolen um, legte sie sanft in den Korb, deckte sie mit einem samtigen violetten Tuch ab, diese versteckte ich unter eins, zwei Büchern oder ein paar Blumen – eine Kleinigkeit vom Krankenbesuch für den Patienten – und brachte sie in den Krankenflügel.

Der Zeitraum zu den Prüfungen wurde von Tag zu Tag kürzer und meine Unterrichtsvorbereitungen immer aufwendiger. Am Freitag – und es waren noch circa zwei Wochen zu dem Examen – räumte ich den Unterrichtsraum und das Labor auf. Mittlerweile war das mein Freitagsritual: Drei Klassen das Brauen lehren, Hausarbeiten kontrollieren und aufräumen. Auch wenn die Schüler ihre verwendeten Zutaten wieder zurück in die Regale stellten, war es nie nach Severus' Vorstellungen und so ordnete ich sie, wie er es gerne gehabt hätte, erneut ein. Ich tat viel für ihn. Wahrscheinlich mehr als er es zu dem Zeitpunkt verdient hätte. Doch mein Bauchgefühl sagte, ich tat das Richtige und bisher konnte ich meinem Instinkt immer vertrauen. Im Labor brachte ich meine Unordnung auch wieder in Ordnung und füllte einige fertige Tränke in kleine Phiolen um, deren Ziel der Krankenflügel war. Sobald ich mit all dem fertig war, schimmerte schon der sichelförmige Mond am dunklen Nachthimmel und ließ mich die kommende Müdigkeit verspüren. Ich beschloss das Büro morgen zu putzen und so ging ich aus dem Labor, verschloss ihn und landete nach ein paar Ecken bereits in meinen Gemächern.
Als ich mich etwas frisch machte, stieg ich in meine Schlafsachen und legte mich in mein Bett. Oh, war das gemütlich, so sehr, dass ich schnell einschlief. Doch der ersehnte Schlaf hielt nicht lang an, denn ich vernahm einen unangenehmen Druck in der Blase. Also stand ich auf, entleerte sie und als ich wieder in meinem Raum war, verspürte ich Hunger. Das war das Ergebnis, weil ich am Abend nichts aß und so beschloss ich in die Küche zu gehen mit Hoffnung auf Reste bzw. etwas Essbarem.

Nur weit kam ich nicht, denn das Klappern einer Tür ließ mich und meine Ohren aufrechter stehen. Wenn man genauer hinsah, konnte ich beobachten, wie die Flamme der Fackel an der Wand im Rhythmus des Windes zitterte und erkannte ihre Ursprungsrichtung. Ich hörte, wie eine Tür ins Schloss fiel und beim präziseren Wahrnehmen war es die Tür zum Büro des Zaubertrankprofessors. Mit einer Rückkehr vom genannten Mann rechnete ich so schnell nicht. Könnten es Abschlussschüler sein, die die Lösungen für die Prüfungen suchten? Falls ja, dann waren die ziemlich dumm. Ich wäre die letzte Person, die sie vor ihnen bekommen würde. So beschloss ich nun leise zur Tür zu gehen und mit meinem Ohr an der dicken Holztür zu lauschen.
Eine kräftige, tiefe Stimme, die versuchte in dieser Nachtruhe leise zu sprechen, gelang in mein Gehör. Wer war in diesem Raum? Und mit wem unterhielt diese Person? Ich vergewisserte mich, dass ich gerade nicht selbst beobachtet wurde, wie ich hier an einer Tür stand und lauschte. Also kontrollierte ich kurz mit mehreren Blicken meine nahe Umgebung – keiner hier – und öffnete daraufhin die Tür und ließ vorerst nur einen kleinen Spalt offen. Schließlich wollte ich nicht in irgendeiner Schandtat hineinplatzen. Ein kalter, bläulicher Schimmer einer leuchtenden Deckenlampe kam zum Vorschein. Nun wurde die vorhin wahrgenommene Stimme lauter: „Das Leben ist nicht fair. Ihr verehrter Vater hat das gewusst. Jedenfalls hat er dafür gesorgt, so oft es geht." „Severus.", entfloh mir mein Gedanke lautlos über meine Lippen. Er war deutlich angespannt. „Mein Vater war ein großer Mann.", entgegnete ihm eine andere Stimme und es war Potter. Na ja, jedenfalls sprach er offensichtlich nicht mit sich selbst. Aber was suchte er zu dieser Zeit hier? Bei ihm? Diese Aussage gefiel dem Professor gar nicht. Er packte den Jungen an seiner Schulter, schubste ihn mit Schwung auf einen freien Stuhl und widersprach ihm währenddessen: „Ihr Vater war ein Schwein." Severus richtete seinen Zauberstab auf ihn. Das kann er nicht. Nicht auf einen Schüler! Dementsprechend schlängelte ich mich durch den nun weiter geöffneten Türschlitz in den Raum und packte ihn am Oberarm, doch gar in dieser Sekunde sprachen beide ihre Zauber aus.
„Legilimens.", sagte Snape.
„Protego.", entgegnete Potter.
Und schon erschien ein bekanntes Bild vor meinen Augen, Severus' als Schüler hier auf Hogwarts. Ich war in seinem Bewusstsein. Eine Gruppe aus vier älteren Jungen – sie haben wohl das gleiche Alter wie er – liefen ihn nach. Einer von ihnen mit einer runden Brille auf der Nase (und man könnte meinen er habe Ähnlichkeiten mit dem jungen Potter) lief, mit seinem Zauberstab auf Severus gerichtet, voran. Sie schikanierten ihn vor ihren Mitschülern auf übelste und amüsierten sich prächtig dabei. Während dieses ganze Prozedere drängte sich unangenehmes Gelächter in meine Sicht. Und als der junge Severus nun kopfüber durch einen Zauber an einem Ast hing, kam ich wieder zurück in die Realität.

„Es reicht", sagte Severus und lehnte sich vor Erschöpfung an das große Pult, „Ihr Unterricht ist endgültig zu Ende. Das wars. Raus!" Potter lief hinaus und bemerkte mich vor lauter Entgeisterung nicht. Severus stand noch mitten im Raum und starrte in die Ecke, die in seinem Blickfeld lag. Er hat mich immer noch nicht wahrgenommen, so beschloss ich also auf ihn zuzugehen. Auch als ich unmittelbar hinter ihm war, bewegte er sich keinen Zentimeter. „Sev...", entkam es mir leise und berührte dabei leicht seinen linken Ellenbogen. Mit einer Wucht zog er seinen Arm hoch und wimmelte meine Hand dabei ab.
„Es reicht jetzt!", sprach er mit einer gestressten Tonlage. Dabei drehte er sich um und nahm mich für heute das erste Mal wahr. „Ella?", sagte nun leiser und es kam mir so vor, als würde er seinen Augen gerade nicht glauben, dass ich hier stehe, „Was machst du hier?".
„Wie was mache ich hier?", fragte ich ihn unwissend, was er von mir jetzt verlangte. „Du musst doch wissen, warum du in meinem Büro stehst?!", entgegnete er meiner Frage.
Habe ich das gerade richtig verstanden? Nach all seiner fehlenden Zeit spricht er von seinem Büro? „In DEINEM Büro?", überfuhr es mich und betonte das deinem besonders sarkastisch, „Wenn es gar DEIN Büro wäre, wer hat es in letzter Zeit besetzt, wenn DU nicht da warst?" Selbst ich war gerade von meinem Gefühlsausbruch überrascht. Er sagte nichts. Mein Hals schwoll an, meine Sicht flimmerte und meine Hände zitterten. Schwer, aber dennoch machbar, kam mir ein leiser Satz über die Lippen: „Ich kann nicht mehr." Eine erste Träne entfloh aus meinen Augen und glitt langsam über meine Wange und tropfte lautlos zu Boden. Auf keinen Fall wollte ich jetzt in diesem Augenblick in Tränen ausbrechen und so atmete ich tief durch die Nase ein und langsam und kontrolliert durch den Mund wieder aus. Doch mein Prozedere half dieses Mal nicht, ich fühlte mich gar in diesem Augenblick hilflos und verloren und so flossen tausende Tränen über meine Wangen und mein Hals schloss mir beinah die Luft ab. Es fühlte sich endlos an und gar ich schon nichts sah, würde meine restliche Sicht noch dunkler und eine warme Hand drückte meinen Kopf an der dazugehörigen Brust. Sein Duft ließ mich geborgen und sicher fühlen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 23, 2023 ⏰

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