Kapitel 8

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Omina

Er liegt auf dem Boden. Ich sehe Blut, überall, was soll ich tun, verlass mich nicht, wie kannst du mich alleine lassen. Ich sehe sein Blut an meiner Hand, schnitte ziehen sich über seinen ganzen Körper, überall. Das Blut sickert sogar schon durch seine roten Haare. "Nein, verlass mich nicht.", ich schrie aus ganzer Kehle, "NEIN, bitte lass mich nicht alleine.", meine Stimme versagte mir.

Ich schreckte hoch. Ich konnte kaum atmen. Ich spürte den kalten Schweiß auf meiner Haut und zitterte am ganzen Körper.

"Was ist passiert?", hörte ich eine verschlafene Stimme aus der Richtung von Katies Bett.

"Was war das?", kam es jetzt auch von, Angelina und Alicia.

"Nichts alles gut, ich habe geträumt, schlaft weiter.", brachte ich mit erstaunlich fester Stimme hervor.

"Sicher?", fragte Alicia.

"Ja, mir geht es gut."

"Na dann."

Ich wartete ein paar Minuten, bis alle wieder eingeschlafen waren. Ich schaute auf meine Armbanduhr. Es war gerade mal halb sechs, aber es war klar, dass ich kein Auge mehr zu machen würde. Also stand ich leise auf, zog mich an und verließ das Schlafzimmer so leise wie möglich mit einem Buch unter dem Arm und setzte mich auf das Sofa, das direkt vor dem noch leicht brennenden Kamin stand. Da das Licht nicht ganz ausreichte, beschwor ich ein kleines Feuer herauf das man in einem Einmachglas umhertragen konnte. Ich versuchte vergeblich mich auf mein Buch zu konzentrieren aber nach einer halben Stunde, in der ich immer wieder in Gedanken versunken war gab ich auf. Ich erhob mich und beschloss mich ein wenig im Schloss umzusehen. Ich drückte das Portrait von innen auf und kletterte durch das Portraitloch.

"Warum bist du denn schon hier unterwegs, solltest du nicht noch schlafen?", fragte die fette Dame im Portrait und unterdrückte ein Gähnen.

"Ich kann nicht mehr schlafen, ich wünsche ihnen noch einen guten Morgen.", sagte ich höflich und ging dann schnellen Schrittes davon.

Wo sollte ich zuerst hin gehen? Das Schloss war riesig und ich wanderte hier ziellos umher. Doch mein Gedankengang wurde unterbrochen, als ich um eine Ecke bog und ihn jemanden hineinlief.

"Oh, Verzeihung.", sagte ich als ich erkannte das es sich bei der Person um Professor Lupin handelte. "Ich habe sie nicht gesehen, Sir."

"Alles gut... Miss Black.", sagte er und ich nickte. "Was machen sie schon so früh hier."

"Ich... konnte nicht schlafen, also wollte ich mich ein wenig hier umsehen, Sir.", entgegnete ich wahrheitsgemäß.

"Habe ich sie heute nicht im Unterricht?", fragte er und sah mich an.

"Ich weiß es noch nicht. Uns wurden die Stundenpläne noch nicht ausgeteilt."

"Dann erzähle ich ihnen jetzt schon mal, dass sie heute eine Doppelstunde Verteidigung gegen die dunklen Künste haben."

"Dann sehen wir uns wohl da, Sir.", sagte ich und lächelte, ich mochte ihn, er kam mir vertraut vor, als hätte ich ihn schon mal getroffen.

"Darf ich sie etwas fragen, Miss Black?", fragte er.

"Ja, worum geht es?", wollte ich wissen.

"Folgen sie mir in mein Büro. Sie scheinen ja gerade nicht viel zu tun zu haben.", sagte er und ich folgte ihm leicht verwirrt.

Er öffnete die Tür zu seinem Büro und bot mir einen Platz vor seinem Schreibtisch an. Ich setzte mich folgte ihm mit den Augen als er Teewasser aufsetzte. "Tee?", fragte er. "Gerne" antwortete ich.

"Was wollten sie mich eigentlich fragen Professor?", fragte ich, während er mir einen Tee eingoss. Er roch würzig und als ich an der zerschrammten Tasse nippte schmeckte ich eine interessante Mischung aus Lavendel und etwas, das leicht erdig schmeckte, aber nicht schlecht.

"Ich wollte wissen, wie es ihnen geht?"

Ich blickte von meiner Tasse auf und starrte ihn verwundert an. Warum wollte ein Professor, den ich nicht einmal richtig kannte, wissen, wie es mir ging.

"Warum fragen sie."

"Nun es interessiert mich.", ich blickte ihn immer noch verwirrt an und hob leicht eine Augenbraue, "Ich sollte zur Aufklärung vielleicht erwähnen, dass ich ihren Vater kannte und mit ihm befreundet war, bevor... naja sie wissen ja."

Jetzt wurde mir klar, warum mir Professor Lupin bekannt vorkam. Ich hatte ihn schon einmal getroffen als ich noch jünger war und er meinen Vater besucht hatte.

"Ja", gab ich zurück, "Ich habe sie schon einmal getroffen, oder?"

"Ja, schon ein paar Mal, aber das ist lange her. Nachdem ihr Vater verstarb, habe ich den Kontakt zu deiner Mutter relativ schnell verloren.", erzählte er mir.

"Das ist schade", entgegnete ich, "sie wirken, wie jemand mit dem man sich gut unterhalten kann."

"Was für eine Sorte Tee ist, das?" fragte ich nach kurzem Schweigen, denn ich spürte plötzlich, wie Trauer in mir aufstieg, als ich an meinen Vater dachte.

"Ähm... eine Mischung aus Lavendel und Johanniskraut.", sagte er, kurz verwirrt vom Themawechsel, "Der Lavendel beruhigt die Nerven und das Johanniskraut hilft bei Trauer und Depression."

"Er schmeckt sehr gut.", gab ich zurück.

"Der Unterricht beginnt in einer Stunde, wenn sie wollen zeige ich ihnen noch mal den Weg zur großen Halle.", bot er mir an und ich war froh über das Angebot.

"Gerne, ich werde wohl noch etwas Zeit brauchen, bis ich die Wege alle selber finde."

Wir liefen eine Zeitlang schweigend nebeneinanderher. Professor Lupin wirkte müde aber auch ausgelassen oder doch eher bedrückt. Es war schwer seine Körpersprache zu lesen. Plötzlich brach er die Stille: " Sie haben mir immer noch nicht gesagt, wie es ihnen geht, Miss Black."

"Gut, denke ich.", ich wusste erst nicht was ich sagen sollte, doch dann sprudelte es aus mir heraus, "Ich war aufgeregt wegen der Hauseinsortierung und weil ich Angst hatte die Anderen würden mich nicht mögen... wegen des Nachnamens, sie wissen schon."

"Sie sind doch froh, dass sie nach Gryffindor gekommen sind, oder?", fragte mich Lupin und blickte mich aus dem Augenwinkel heraus an.

"Ja bin ich. Definitiv. Wäre ich nach Slytherin gekommen, wäre ich freiwillig wieder gegangen... Nicht wegen des Hauses, sondern wegen einer Person, die auch in Slytherin ist.", schob ich nach, da mich Lupin kurz schief angeschaut hatte. "Allerdings denke ich auch, dass wenn ich nach Slytherin gekommen wäre, ich die Erwartungen aller erfüllt hätte. Aber jetzt, wo ich nach Gryffindor gekommen bin..."

"Ich verstehe schon.", sagte Lupin als ich abbrach, "Wir sehen uns dann im Unterricht miss Black."

Als ich hinter Lupin, die Halle betrat, in der schon einige Schüler saßen, schlenderte ich auf den Gryffindor Tisch zu und setzte mich. Ich füllte mir eine Schüssel mit Porridge und gerade als ich anfangen wollte zu essen setzten sich eine Person zu mir.

"Hi, Angelina."

"Du warst heute als wir aufgestanden sind nicht mehr da.", sagte sie.

"Ja ich konnte nicht mehr schlafen und habe mich ein wenig im Schloss umgesehen."

"Und hast du schon den Weg herausgefunden, wie man zu Zaubertränke kommt?", fragte Angelina grinsend.

"Nein leider noch nicht", erwiderte ich und grinste ebenfalls, "Vielleicht kannst du mir ja den Weg zeigen."

"Sehr gerne. Ach, übrigens hier ist dein Stundenplan. Du hast ihn nicht gesehen, aber er lag auf deinem Nachttisch."

"Ah, danke ich hatte mich schon gewundert." 

Don't touch me.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt