Kapitel 12

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George

Ich legte mich neben sie in ihr Bett und wir lagen beide auf dem Rücken. Sie hatte ihren rechten Arm oben, um ihren Kopf gelegt und ihr linker Arm lag neben meinem. Ich hörte ihre ruhigen, gleichmäßigen Atemzüge und beobachtete eine Zeit lang, wie sich ihr Bauch mit jedem Atemzug hob und senkte. Die Wärme, die durch ihre schwarze Jogginghose und durch den Ärmel ihres grünen Pullovers drang, konnte ich durch meine Jeans und meinen blauen Strick-Pullover dringen spüren. Sie bewegte ihre Hand leicht und berührte meine, die Stelle, an der sie meine Haut streifte, kribbelte leicht und erfüllte mich mit einer Wärme, die mich lächeln ließ. Ich strich mit meinem Finger sachte über ihre Hand und schloss sie schließlich langsam in Meine. Auch wenn sie schlief, konnte ich spüren, wie sie meine Hand fester griff und plötzlich drehte sie sich auf die Seite. Die Hand, die eben noch über ihrem Kopf gelegen hatte, ruhte jetzt auf meiner Brust. Ich drehte meinen Kopf und sah ihr wunderschönes Gesicht, sie sah so niedlich aus, wie sie schlief und ich verspürte den Drang ihr einen Kuss zu geben. Ich hatte diese Art von Gefühlen noch bei niemandem gespürt, es war als sehnte sich etwas tief in mir nach Minas Gesellschaft, nach ihrer Berührung. Ich war mir nicht sicher als was ich es einordnen sollte. Doch mein Gedankengang wurde unterbrochen, denn da öffnete sie ihre Augen.

"Beobachtest du mich etwa?", fragte sie

"Soll ich nicht?", entgegnete ich leicht provokant und versucht nichts von dem was ich fühlte nach außen dringen zu lassen

"Ich habe nichts dagegen. Sah ich denn wenigstens gut aus?", fragte sie und ich wusste nicht was ich sagen sollte, da redete sie weiter, "Naja, ist mir eh relativ egal, du hast dich ja freiwillig zu mir gelegt." Ich lachte.

"Wenn wir noch raus gehen wollen, dann gehe ich mich wohl mal besser umziehen.", sagte sie, erhob sich aus dem Bett und tapste barfuß zu ihrem Schrank. Sie griff sich eine Hand voll Kleidungsstücke und ging dann ins Badezimmer.

Auch ich erhob mich aus dem Bett und zog meine Schuhe wieder an. Die Wärme, die mich unter der Decke umgeben hatte, entwich jetzt ins Zimmer. Ich zog gerade meinen Pulli zurecht als Mina aus dem Badezimmer trat. Sie trug jetzt auch eine blaue Jeans und einen Pulli in einem Lavendel-Farbton, ihre Haare hatte sie zu einem kurzen Zopf zurückgebunden.

"Können wir?", fragte sie und griff nach ihrem schwarzen Umhang, "Hast du keinen Umhang mitgenommen?

"Doch", gab ich zurück, "habe ihn aber im Gemeinschaftsraum liegen lassen."

Wir liefen nacheinander die Wendeltreppe der Mädchen nach unten und ich griff nach meinem Umhang, der über der Lehne eines der Sofas hing. Gemeinsam verließen wir den Gemeinschaftsraum und als wir vor dem Schlossportal standen sog ich die Luft ein, die Ende Oktober schon recht kühl war. Wir liefen auf den Wald zu und liefen am Rand entlang. Wir redeten über Vieles: "Hast du eigentlich Lust heute mit mir nach Hogsmeade zu gehen?"

"Klar", sagte sie, "aber du musst mit mir Federkiele kaufen gehen."

"Aber selbstverständlich, wenn du mit mir eine Runde in Zonkos drehst.", gab ich zurück

"Ja, gerne.", sagte sie und hackte sich bei mir ein

Wir liefen eine Weile schweigend weiter.

"Um wieviel Uhr geht es los?", fragte sie mich. Ich blickte auf meine Uhr, "In 13 Minuten."

Sie sah mich an, "Ich muss noch meine Einverständniserklärung abgeben."

"Na dann schnell", sagte ich und wir gingen schnellen Schrittes wieder auf das Schloss zu.

Als wir, wieder unten, ihre Genehmigung Filch gegeben hatten, der uns mürrisch musterte, ließ er uns gehen. Der Weg hinter dem Tor, durch welches man das Gelände verließ, war gesäumt mit Bäumen, die schon in herbstlichen Farben leuchteten. Doch, bevor man das Tor passieren konnte, musste man sich an zwei Dementoren vorbei bewegen die mir einen kalten Schauer über den Rücken jagten. Als wir auf derselben Höhe waren wie die Dementoren, griff Mina nach meiner Hand. Ich hielt ihre Hand weiter fest, auch nachdem wir das Tor passiert hatten, "'Tschuldige", nuschelte sie, doch weder sie noch ich machten Anstalten unsere Hände voneinander zu trennen. "Alles gut.", entgegnete ich nur und wir gingen weiter.

Auf dem Dorfplatz angekommen sahen wir uns um und gingen dann als erstes auf das Schreibwarengeschäft zu. Erst drinnen trennten wir unsere Hände voneinander und Mina suchte sich die Sachen zusammen, die sie brauchte. Als sie bezahlt hatte traten wir nach draußen in den Wind, der aufgekommen war.

"Sollen wir ins drei Besen?", fragte ich

"Können wir erst die heulende Hütte besuchen?", fragte sie und ich stimmte zu

Wir liefen auf die Hütte zu und als sie an den Zaun gelehnt dastand, ich ein Stück hinter ihr, kam dieses Gefühl wieder in mir auf. Ich sah ihren Rücken, der von dem schwarzen Umhang bedeckt war, der im Wind flatterte. Dieses Mal riss mich das Gefühl innerlich in zwei Hälften. Ich wollte sie, mehr als alles. Ich ging langsam auf sie zu, als sie sich auf einmal umdrehte. Jetzt standen wir zum dritten Mal, wieder nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, doch dieses Mal würde uns niemand unterbrechen. Ich blickte in ihr Augen, die so blau waren wie der Himmel und ich trat näher an sie heran.

"George", sagte sie leise mit ihrer wunderschönen, sanften Stimme.

Ich legte ihr einen Finger leicht auf die Lippen und sie verstummte. Ich drückte sie gegen den Zaun, an dem sie eben noch gelehnt hatte und stützte mich mit meiner rechten Hand daran ab. Ihre Hand strich meinen Rücken hoch und verharrte an meinem Hinterkopf. Ich spürte ihren heißen Atem auf meiner Haut und mein Inneres brannte förmlich vor Begierde. Schon seit dem Moment im Zug hatte ich gemerkt, dass ich sie mochte, doch das Gefühl, das ich sie wollte, mehr als alles andere, kam das erste Mal auf als ich sie nach dem Nachsitzen umarmt hatte. In den Wochen danach kam es immer stärker, immer wenn ich sie sah, ihr nah war, dann wollte ich ihr noch näher sein. Aber jetzt war ich ihr so nah und unsere Lippen berührten sich fast. 

Don't touch me.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt