[3] - Einsam und alleine

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Nach diesem Vorfall sind zwei Wochen vergangen. In diesen Wochen brachte mir Scaramouche viele neue Sachen bei:

Wie man sich bei fremden benimmt, weil ich meist nervös schien. Wenn das der Besucher mir anmerkte, trat er auf mein Fuß und das holte mich dann meistens heraus. Aber es gab auch mehr Sachen wo er mir die Manieren und Aufrichtigkeit gelehrt hatte.

Am Tisch, wenn auch Besucher da waren, musste ich aufrichtig sitzen und das Besteck richtig beherrschen können. Er saß dann fast immer neben mir und wenn ich ein Fehler getan hatte, stach er mir heimlich mit einer Gabel in meine Seite. Schon mies, wenn ich nicht das richtige getan hatte. Aber wenn wir alleine, nur unter uns waren, war es ihm egal wie ich aß. Aber auch dort übte ich aufrichtig zu essen.

Dann brachte er mir noch weitere wichtige Dinge bei: Zähne putzen, Gesicht waschen, Pflegeprodukte, die ich wissen musste, und wie man sich verteidigen kann. Bei den Kampfkursen, die er mir gab, endete es meistens schlimm. Ich trug dann Verletzungen, die er mir mit Absicht wieder verpasste. Doch nur, wenn ich irgendwas falsch getan hatte.

Nur für mich, wie er mich behandelte war es verständlich. Für die anderen Fatui Anhänger, waren es wohl andere Hinsichten. Ich bekam auch mehr mit, wie grausam Scaramouche sein konnte. Da war ich auch einmal dabei, aber ich konnte ihn beruhigen. Was mir das Herz zerbrach war, wie schlimm die alle ihn in den Schatten stellten. Viele Gerüchten sagten, das er ein rücksichtsloser, machtgieriger Sadist wäre. Andere erzählten wie gefühlskalt er sein könnte und von anderen Menschen die Seele zerbrach und zum Schluss umbrachte.

Manchmal da dachte ich, ob er es mit mir auch anstellen würde, aber seine Augen.. Eigentlich wenn man genauer hinsah, wusste man wie einsam und kalt seine Seele war. Wie meine damals, nur bei mir war das alles offensichtlich zu sehen. Ich glaube ich hatte Mitleid mit ihm..

Schon vor einigen Tagen dachte er, das ich das Gefühl ihm gegenüber empfand. Er war so wütend auf mich, dass er zu weit gegangen ist.. Ich glaube er wollte meine Stimme nur hören.. Meine andere Stimme..

Was mich trauriger machte war, dass je gesünder ich wurde, umso weniger ließ er sich bei mir blicken, aber Tartaglia meinte, er hätte viel um die Ohren und kaum Zeit für mich. Ich fühlte eine kleine Zuneigung zu ihm. Trotz allem was er mir bisher alles angetan hatte. Er war der jenige, der mich aus dieser Welt gerettet hatte.

Aber wenn wir schon beim Graf sind, dann muss ich zugeben unsere Beziehung zueinander ist besser geworden. Wenn ich bei ihm war, musste ich mich kaum sorgen, wie viel Unsinn ich bereitet. Es war lustig, wie wir unsere Zeit vertrödelten. Wir hielten es als ein kleines Geheimnis, weil da sonst dieser Junge kommt und seine Wut an mir raus lässt. Tartaglia wusste auch davon, er hatte mir erzählt wie ich die erste Woche immer gequält geschrien hatte. Aber er war auch nicht der einzige, der davon wusste.

Heute war wieder Scaramouche außer Haus und ich saß vor Tartaglia. Er bearbeitete seinen Schreibkram. Ich störte ihn ungern, weshalb ich einen Brief versuchte zu schreiben. Einfach so aus reiner Langeweile. Aber wenn ich meine Schrift mit seiner verglich, sah meine ganz klitschig und schlampig aus.

Ich änderte mein Plan um: das Blatt drehte ich zur Rückseite und schrieb das ganze Alphabet auf. Ich kreiste die Sachen ein, die von meiner Hinsicht schöner werden könnte.

Den Grafen ließ ich weiterhin ungestört. Ich stand auf und suchte mir ein Buch aus seinem Bücherregal raus. Ich wollte mir den Inhalt nicht durchlesen sondern suchte mir das aus, was am schönsten geschrieben wurde. Als ich eins fand, setzte ich mich an sein Bürotisch und schrieb fast ähnlich wie die Bustaben im Buch davon ab.

Ich sah nach dem nochmal zu den Grafen, dieser weiter beschäftigt war. Ich brauchte noch ein Blattpapier, aber wollte ihn ungern stören.

„Tsuru, brauchst du was?", fragte er mich wie immer durchschaut. Ich nickte mit den Kopf, dies er nicht sah. Er hob stattdessen seinen und warf ein Blick auf mein Blatt, das voll geschrieben war, „Ah, du brauchst noch ein Blatt! Sag es doch, Kleines!", er holte aus einer Schublade ein neues weißes Blatt, welches ich an mich nahm und eifrig die neuen Schriftzeichen lernte. Also die schöneren.

„I love being yours, Scaramouche"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt