3 - Abendspaziergang

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"Hey, was machst du da?", fragte eine sanfte Stimme. Ich drehte mich um und sah Stiles. Oh Scheiße, wenn er es mich jetzt verpetzte, hätte ich ein Problem. Es waren nicht einmal 24 Stunden vergangen und ich baute Mist.

"Ein Zettel ist aus dem Fenster geflogen und ich wollte ihn zurückholen."
Ich. war. so. schlecht. im. Lügen.

"Achja, ich sehe keinen Zettel?", er sah sich um und schaute dann wieder mich an. Seine Augen trafen direkt auf meine. Er hatte so schöne Augen.. nicht ablenken lassen.

"Ja, er sollte irgendwo hier sein.", log ich weiterhin. Meine Hände schwitzten wie verrückt, was nicht gerade angenehm war.
"Geht man normalerweise nicht zur Tür hinaus?"

Anfangs schwieg ich, aber irgendwann musste ich nachgeben, schließlich konnte ich mich aus der Sache eh nicht mehr rausreden. "Ja ok du hast mich, ich wollte nur einen Spaziergang machen und mich ein wenig umschauen."

Er fing an zu grinsen: "Und da steigst du aus dem Fenster?", er musste sich das Lachen echt verkneifen.

"Ja und? Was dagegen? Niemand sollte davon etwas mitbekommen? Was wolltest du eigentlich hier?", ich war ein wenig genervt aber auch wütend auf mich selber, warum habe ich nicht einfach noch kurz gewartet ehe ich aus dem Fenster steige?!

"Ich musste mit Scott was bereden.
Willst du wirklich alleine hier draußen, im Dunkeln spazieren gehen?", er klang ein wenig besorgt.
"Wieso nicht? Ich denke nicht das hier jetzt irgendwelche Massenmörder rum rennen.", ich musste über mich selber lachen. Massenmörder? Hier? Bezweifelte ich.

"Glaub mir du würdest dich wundern was hier alles so rumläuft.", gab er lächelnd zurück. "Willst du mit mir eine kleine Runde in meinem Jeep drehen? Ich könnte dir ein bisschen was zeigen."
"Ja klar warum nicht."
Sein Jeep war zwar alt, was aber nicht hieß dass er schlecht aussah.

Zum ersten Mal spürte ich nicht dieses Gefühl als ich Stiles ansah. Es war als wäre die Dunkelheit in ihm, so komisch es auch klingen mag, verschwunden.
Einfach so?

Wir fuhren eine ganze Weile rum während er mir alles zeigte und dazu noch etwas erzählte. Er kannte sich hier wirklich prima aus.

-

Als er mich wieder zuhause ablieferte, bedankte ich mich bei ihm und kletterte wieder übers Dach in mein Zimmer.

Ich erinnerte mich daran, wie er mich ansah, als wir uns verabschiedeten, so verängstigt, als würde ihm etwas am Herzen liegen, aber ich wusste nicht was.

Meine Gedanken übernahmen langsam mein Bewusstsein, weshalb ich nicht einmal darauf achtete, was ich tat. Ich versuchte wieder durch mein Fenster zu kommen, blieb aber irgendwo hängen und krachte in meinem Zimmer auf den Boden.

"Scheiße", kam aus meinem Mund.

Meine Zimmertür ging sofort auf. Es war Scott, der hereinplatzte.
"Vic! Alles in Ordnung? Was machst du da und wie sieht dein Rücken aus?", er starrte mich geschockt an, während sich sein Mund öffnete und nicht mehr schloss.

Ich machte eine kurze Pause, weil ich zuerst alles verarbeiten musste, bis ich endlich die richtigen Worte fand: "Alles okay, ich bin nur ausgerutscht.", ich hatte einfach keine gute Notlüge parat.
"Und dein Rücken?" Für einen Moment hielt er inne, doch dann fiel es ihm ein.

"Das ist nicht dein Ernst. Du bist noch nicht mal 24 Stunden hier und kletterst schon aus dem Fenster. Was wolltest du draußen?"
"Wow, so viele Fragen. Ich bin überwältigt.", Ich war wirklich überwältigt und wusste nicht, was ich jetzt sagen oder tun sollte. Ausrede? Nützte jetzt auch nichts mehr.

"Oder du hast gerade keine gute Notlüge, richtig?“, Sein Kiefer verkrampfte sich, "Lüg jetzt nicht. Ich mache dir keine Vorwürfe. Erzähl es mir bitte."
"Okay, ich wollte spazieren gehen, aber dann hat Stiles mich mitgenommen und mir viel gezeigt-“,

"Stiles?!" er unterbrach mich.
"Ja, hab ich doch gesagt."
"Ich meine, Stiles?! Hör zu, Stiles ist ein wirklich guter Freund, aber du musst dich im Moment bitte von ihm fernhalten." Ich verstand nicht, sondern forderte ihn mit einer Handbewegung auf, mir hochzuhelfen.

Schließlich half er mir aufzustehen und setzte sich zu mir aufs Bett.
"Was? Warum? Er ist wirklich nett. Und du meinst, dass du es mir nicht übel nehmen wirst?"
"Ich weiß, aber es ist schwer zu erklären, außerdem nehme ich es dir nicht übel, aber du solltest vorsichtiger sein."
"Okay, werde ich." sagte ich mit ruhiger Stimme bevor er mein Zimmer verließ.

Okay, hier stimmte definitiv etwas nicht. Das Gefühl, das ich manchmal hatte, als ich Stiles ansah und jetzt sagt Scott, ich solle mich von ihm fernhalten. Das konnte kein Zufall sein. Alles passte in ein Muster. Ein Muster, welches mir den Kopf beschäftigte.

Ich habe das Problem, dass ich unendlich neugierig bin und deshalb hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, den Dingen auf den Grund zu gehen.

Aber das hatte erstmal keinen Vorrang.  Zuerst musste ich die Schule in den Griff bekommen.

his game | Void StilesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt