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Der Abend lief wirklich gut und wir bekamen alle 5 Minuten Trinkgeld zugesteckt. Die anderen hatten eine Choreographie aufgeführt, bei der ich nur zugucken konnte, da ich ja noch nicht mit ihnen geübt hatte. Direkt danach begab ich mich aber wieder auf die Tanzfläche. Hoseok zwinkerte mir zu und zeigte unauffällig auf einen Typen, der am Rande des Publikums stand und sich mit Cap und Maske verhüllt hatte.

Das war meine Chance und solche Tänze brachten uns immer die meisten Zuschauer. Also tanzte ich unauffällig zu dem Typen rüber und zog ihn am Kragen in die Runde von uns Tänzern. Sofort hörte ich Gekreische und konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, während ich den Typen gegen einen Pfeiler schob.

Er sagte nichts, wehrte sich aber auch nicht und ich fragte mich, ob ich ihn überhaupt verlegen machte, oder ob er genau das wollte. Nur ein Teil seiner Augen war zu sehen, die mich aufmerksam verfolgen, während ich mich vor ihm hinkniete und meine kleinen Hände dabei über seine Oberschenkel wandern ließ. Es verwirrte mich, dass er so ruhig vor mir stand und das alles geschehen ließ.

Ich ließ mir fürs erste nichts anmerken und schwang meine Hüften, während ich mich wieder aufrichtete und nach seinen Händen griff, um sie genau an mein schwingendes Körperteil zu legen. Seine Augen musterten mich, als ich meine Arme um seinen Hals schlang und ihn weiter schamlos antanzte. Ich drehte mich zu Hoseok, welcher daraufhin auf und zu kam und ihn von mir wegzog, was ich ziemlich erleichternd fand, um ihn auch so lasziv anzutanzen.

Ich beobachtete die beiden und war einmal mehr beeindruckt, wie gut der Rothaarige seinen Job machte. Er ließ sich keineswegs einschüchtern und tanzte so lange weiter, bis der Typ doch seine Hand vor sein Gesicht hielt. Das spornte Hoseok an, ihn am Nacken zu packen und ihm einen Kuss auf die Maske zu geben, woraufhin ich in mich hinein kicherte.

Trotzdem spürte ich Zweifel in mir, da ich den anderen noch nicht so verlegen machen konnte. Ich musste Hoseok unbedingt fragen, ob es dafür besondere Tricks gab. Dieser schob den verlegenen Typen nun zurück ins Publikum und kam zu mir.
"Nicht schlecht!", merkte er etwas außer Atem an und trank Wasser aus einer der Flaschen, die immer am Rand bereit standen.

Ich nickte und merkte, dass der Typ immer noch nicht verschwunden war und mich vom Rand beobachtete. Fand er mich lächerlich, weil ich nicht so gut wie Hoseok war? Ich schüttelte mich und fing schnell an, wieder ein wenig Freestyle zu tanzen, bis der Abend zu Ende ging.

Seokjin erwartete mich bereits in unserem Zimmer und hatte gerade eine Maske auf sein Gesicht getan.
"Der beste Tipp gegen unreine Haut!", erzählte er mir, während er auf sie deutete. Ich lächelte ihn schief an und betrat unser Badezimmer, wo sich sogar eine Badewanne befand, die ich sogleich für meine erschöpften Muskeln vom Tanzen nutzte.

[...]

Ich hatte mir keinen Wecker gestellt, da meine erste Vorlesung an meiner neuen Uni zu einer recht menschlichen Zeit begann, wurde aber schon Stunden vorher wach. Meine innere Uhr übertrieb oft etwas, vor allem wenn ich vor einer Sache nervös war. Dann konnte ich auch nicht mehr schlafen und öffnete die Vorhänge des Zimmers, was mir der halbschlafende Seokjin wirklich übel nahm.

Ich beachtete ihn nicht und machte mich fertig für den Tag, ehe ich ihn an den Schultern rüttelte.
"Wenn wir jetzt losgehen, können wir noch in der Kantine frühstücken.", verriet ich ihm und direkt hatte er sich aufgesetzt.
"Essen ist immer gut.", begründete er das und zog sich nur schnell etwas anständiges an, bevor ich die Treppe und er den Fahrstuhl nach unten nahm und wir zusammen in das Uni Gebäude gingen. Ich hatte bereits meinen Rucksack dabei, damit ich danach direkt zu meiner Vorlesung konnte.

Wir nahmen uns beide Brötchen und Aufstrich, setzten uns an einen der Tische und begannen schnell zu essen. Ich ließ dabei meinen Blick durch die Cafeteria schweifen und lächelte leicht, als ich viele freundlich aussehende Studenten sah. Ob ich mich mit manchen von ihnen anfreunden könnte? Mein Lächeln wurde schnell unterbrochen, als Seokjin das Wort erhob.

"Der Typ dahinten guckt dich total gruselig an!", erzählte er mir mampfend und deutete mit dem nackten Finger direkt hinter mich. Überrascht drehte ich mich um und erstarrte. Ich konnte weder weiter kauen, noch atmen, denn alle meine Körperfunktionen verabschiedeten sich für einen Moment. Nur mein Herz schlug wie verrückt, als ich die blonden Haare entdeckte und die katzenartigen Augen darunter.

Er schien mitten in meine Seele zu starren und ich starrte eine ganze Weile zurück, ehe ich mich blitzartig umdrehte und seinen Blick noch im Rücken spürte. Das leichte Kribbeln in meinem Bauch brachte ich mit einem Schlag gegen meine Wange zum weggehen.
"Was ist denn jetzt los?"
Seokjin hatte auch aufgehört zu essen.

"Yoongi.. Yoongi ist hier.", hauchte ich und starrte mit geweiteten Augen auf den Rest meines Brötchens.
"Wer ist das denn?", fragte mein Zimmernachbar verwirrt und sah hin und wieder hinter mich. Bei dieser Frage machten meine Gedanken einen Sprung in die Vergangenheit und ich konnte die Bilder in meinem Kopf nicht mehr aufhalten.

Ich war damals zwölf und hatte gerade herausgefunden, was Sexualitäten überhaupt genau waren. Sofort hatte ich geguckt, welche Typen mir gefielen und dabei stach mir Min Yoongi ins Auge, der einige Jahrgänge über mir war. Leider wusste ich auch nicht, was Privatsphäre bedeutete und konnte über verschiedene Freunde alles über ihn herausfinden. Als ich allerdings an seine Nummer gekommen war, fand auch er über das ganze raus und betitelte mich als seinen 'Stalker'.

Er erfand Dinge dazu, dass ich zum Beispiel stundenlang vor seinem Haus gewesen war. So wurde ich schnell als 'der Stalker' in der Schule bekannt und vor allem von ihm deswegen gemobbt. Ich wusste nie genau, wieso. Wahrscheinlich, weil er nicht verstand, wieso ein anderer Junge in dem Alter für ihn schwärmte, oder es ihn einfach ungemein gestört hatte, was verständlich war.

Still falling for you || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt