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Am Strand war wirklich viel los und ich staunte nicht schlecht, als ich das große Lagerfeuer sah, von dem Jin gesprochen hatte. Es standen viele von unseren Studenten hier, aber auch andere Touristen und alle tanzten entweder ausgelassen zu der Musik oder tranken einen Cocktail von der Bar, die ganz in der Nähe war.

Natürlich sah ich mich um, aber blonde Haare stachen mir nirgends in die Augen. Das war wohl auch besser so, dachte ich, als Jin mir einen 'Sex on the beach' reichte und meine Hand nahm, damit wir uns besser unter die Leute mischen konnten.

"Dahinten ist Namjoon!", sagte ich überrascht und schon war mein Mitbewohner losgelaufen. Schnellen Schrittes folgte ich ihm und lachte in mich hinein, als er dem Dozenten einen kurzen Kuss auf den Mund drückte. Die meisten hier schienen nicht in seinen Vorlesungen zu sein, sonst hätten sie ihn wohl jetzt verstört angeguckt.

Außerdem trug er eine Sonnenbrille, die seine Identität halbwegs schützte und ich musste sagen, dass ihm das bunte T-Shirt voller Blumen wirklich gut stand.
"Komm, trink was mit uns, Jimin!", forderte Namjoon mich auf und ich konnte mich nicht daran erinnern, ihn jemals so in Party Laune erlebt zu haben. Es war aber ganz amüsant, also stieß ich mit meinem Cocktail bei ihm an und trank einige herzhafte Schlücke davon.

Wir unterhielten uns ein wenig und es freute mich, dass die beiden sich nun lockerer in der Öffentlichkeit verhalten konnten, auch wenn es noch ein ziemliches Risiko beinhaltete. Wieder ließ ich meinen Blick über die Leute wandern, als er auf eine Gruppe Italiener fiel. Zumindest wirkte ihre gebräunte Haut und die dunklen Haare so, als ob sie von hier stammen könnten.

Mein zweiter Cocktail verschwand innerhalb weniger Minuten in mir und schon bald hatte ich Augenkontakt mit einem von ihnen. Da ich ja eigentlich hier war, um mir Ablenkung zu suchen, schlenderte ich einfach auf ihn zu, woraufhin er mich sofort ausgiebig musterte und eine Augenbraue hochzog.

Daran, wie er sein graues Tanktop in die Hose gesteckt hatte, konnte ich seine sexuelle Orientierung relativ gut erkennen, oder zumindest vermuten. Auch, als er mir, angekommen bei ihm, ein breites Zahnpasta-Lächeln schenkte, wusste ich, dass ich ihm gefiel. Nun, da ich direkt vor ihm stand, verließ mich aber mein ganzes Selbstbewusstsein wieder und ich merkte, dass ich noch ein paar Cocktails hätte abwarten sollen.

"Hi, where are you from?"
Er lächelte weiter während ich mich nur dafür verfluchte, in Englisch nie besonders gut aufgepasst zu haben.
"Korea.", antwortete ich also mit dem schlimmsten Akzent, weswegen sich bei mir innerlich alles zusammenzog.
"Would you like to dance with me?", fragte er als nächstes und hielt mir seine Hand hin, die ich schnell ergriff.

Es war eine verzweifelte und lächerliche Aktion von mir, aber der Typ sah wirklich nicht schlecht aus, also folgte ich ihm in die Nähe des Lagerfeuers und begann, locker zu tanzen. Tanzen konnte ich natürlich gut und das merkte auch er schnell, weshalb sich große Hände auf meine Taille legten und der Italiener mir einfach zusah, wie ich mich zur Musik bewegte.

Der Alkohol wirkte schnell etwas mehr, sodass ich meine Arme um seinen Nacken schlang und ihn anlächelte, auch wenn das Lächeln meine Augen nicht erreichte. Ich wusste nicht, was ich hier tat. Aber es konnte doch nicht sein, dass ich niemand anderen außer Yoongi mögen konnte!

In der Zeit zwischen unserem Schulabschluss und der Uni hatte ich auch ein paar Schwärmereien für Typen gehabt, doch es hatte nie lange angehalten..
"Are you okay?"
Verwirrt sah ich den Italiener an, als ich merkte, dass ich mit dem Tanzen aufgehört hatte. Schnell nickte ich also und bewegte mich weiter, als er eine Hand von mir nahm und in seiner Hosentasche kramte.

Neugierig beobachtete ich, wie er ein durchsichtiges Tütchen rausholte und schluckte stark, als mir der Inhalt auffiel. Dort waren zwei kleine Pillen drin, die eine golden und die andere lila.
"Are you in for an adventure?"
Er grinste und hielt mir das Tütchen vor die Augen, doch ich drücke seine Hand direkt wieder runter, schließlich sollte das nicht jeder sehen. Dass ich das machte, schien für ihn eine Bestätigung zu sein, weshalb er denn Verschluss öffnete, doch ich schüttelte meinen Kopf.

"No.. No drugs.", machte ich ihm klar und musste zusehen, wie er trotzdem ein Teil schluckte. Einfach so, ohne Wasser oder sonstiges. Egal, wie verzweifelt ich war, ich würde das Zeug nicht annehmen. Und dass der Typ sowas nahm, verstörte mich so von ihm, dass ich mich einfach von ihm abwandte und zurück zu Jin ging.

Mein Mitbewohner hatte ungefähr gesehen, was dort passiert war und schüttelte den Kopf.
"Such dir lieber einen anderen Italiener.", schlug er vor und reichte mir einen weiteren Cocktail, den ich seufzend trank. Der Typ schien überhaupt nicht traurig über mein Verschwinden zu sein und stand mit seinen Freunden nun direkt neben unserer Gruppe.

"Übrigens war Yoongi hier.", teilte mir plötzlich Namjoon mit, sodass ich zu ihm herumfuhr.
"Er stand fast direkt neben uns und hat dich beim Tanzen beobachtet."
"Wo ist er dann hin?"
Es konnte doch nicht sein, dass ich ihn immer verpasste! Wieso begegnete ihm jeder außer mir?!

"Zur Bar, glaube ich.", vermutete Namjoon, also schüttete ich das süße Getränk in mich und ging los. Wieso ich das tat, wusste ich nicht genau. Vielleicht einfach, weil ich sehen wollte, dass er wirklich hier war. Oder um zu fragen, wieso er sich nach mir erkundigte..

Still falling for you || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt