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Irgendwann stand ich auf dem kleinen Balkon der Wohnung, um mit der frischen Luft den Kopf frei zu kriegen und nun ja, den Menschen zu entkommen, die über Yoongi und seine Schwester redeten. Wie konnte der Typ nur sowas falsch verstehen? Aber naja, wegen meiner Wut auf Yoongi hatte ich ihn auch nicht korrigiert. Und eben wegen dem verdammten Schluckauf.

Plötzlich hörte ich die Tür hinter mir zu knallen und schnellte herum, als auch schon der Sündenbock dieses Gerüchts direkt vor meiner Nase stand, mal wieder außer sich vor Wut.
"Kannst du auch mal weniger grimmig gucken?", seufzte ich, als er die letzten Meter zwischen uns überwand, beide Hände an den Zaun neben mir legte und mir so das Entkommen verhinderte.

Überrascht von der Nähe blinzelte ich und lief jetzt mit Sicherheit rot an, was ihm auch nicht entging.
"Wieso sagen alle...", presste er mit angespanntem Kiefer hervor, "dass ich was mit Ayana hatte?"
"Weiß nicht. ", log ich und zuckte zusammen, als er ruckartig näher kam. Wieso musste das Arschloch auch so bedrohlich sein?

Nun wurde ich auch wieder wütend und sah mit zusammengezogenen Augenbrauen in seine, die förmlich glühten.
"Wer hat mich den heute so stehen gelassen wie ein kindisches Arschloch, hm?!"
"Du hast mich genervt!"
"Kannst du mich nicht einfach wie einen normalen Mitstudenten behandeln und nicht an der Vergangenheit hängen?", fragte ich mit deutlich ruhigerem Ton. Ich hatte auch das Gefühl, er beruhigte sich endlich ein bisschen und so atmeten wir beide gleichzeitig aus.

Er ließ mit den Händen den Zaun los und wollte einen Schritt zurück machen, doch ich war deutlich schneller mit meinem Schritt nach vorn und prallte erst gegen ihn, anschließend gegen den Zaun. Durch den Schwung zog mein Gewicht mich nach hinten und ich stellte mit weit aufgerissenen Augen fest, dass ich fallen würde. Das wäre wohl nicht tödlich, aber trotzdem schmerzhaft.

Kurz bevor das geschehen konnte, legten sich zwei Arme um mich und ich fand mich, ehe ich mich versah, an Yoongis Brust wieder. Ich atmete seinen Geruch ein, hörte sein schnell klopfendes Herz und in mir sprang der Sechstklässler Jimin fröhlich auf und ab, während mein jetziges Ich beschämt die Augen zusammenkniff.

Yoongi roch noch genau wie früher. Männlich, aber mit einem Hauch von Vanille und jetzt auch Schweiß, wohl von der Party. Aber wieso sein Herz so schnell schlug, wusste ich nicht. Wahrscheinlich, weil er sich eben so aufgeregt hatte. Er war warm und es kam mir vor, als verharrten wir eine Ewigkeit so, bis er mich überraschend sanft von sich schob.

"Stell' das klar.", forderte er mich auf und ging zurück in die Wohnung. Durch den Wind stand ich da und fasste mir an meine Wange, die kurz vorher Yoongi berührt hatte. Was war ich bloß für ein Tollpatsch? Gut, wir waren beide etwas betrunken, aber trotzdem schämte ich mich und rieb mir das Gesicht, bevor ich wieder reinging und allen erklärte, dass das Gerücht nicht stimmte.

Mit Jin traf ich schnell wieder aufeinander und wir entschieden uns zusammen, ein Taxi zurück zu nehmen. Ich sah nachdenklich aus dem Fenster und nahm mir fest vor, keine alten Gefühle aufkochen zu lassen. Ich hatte Yoongi schließlich auch gebeten, nicht an der Vergangenheit zu hängen.

[...]

Am Morgen war ich wirklich froh, dass nichts auf dem Plan stand, da ich natürlich Kopfschmerzen hatte. Ich blieb lange in meinem Bett liegen, bis ich Jin neben mir ächzen hörte.
"Krieg ich eine Tablette..?", brummte er und brachte mich dazu aufzustehen, sodass ich ihm eine aus der Schublade mit einer Wasserflasche reichen konnte.

Ich selber nahm keine, in der Hoffnung, meine Schmerzen würden auch so bald verschwinden. Fast dachte ich, wir würden bloß dasitzen und unsere Kater ertragen, als Jin mich auch schon ansprach.
"Yoongi ist gestern vom Balkon gekommen und sah aus, als hätte er einen Geist gesehen. Kurz danach kamst du. Was ist da passiert?", fragte er neugierig und trank sein Wasser gierig.
"Nun ja.. Erst hat er mich angemotzt wegen dem Gerücht, dann waren wir kurz davor uns ein bisschen zu vertragen und ich bin geradewegs in seine Arme gestolpert."

Erst war mein Mitbewohner komplett still, doch brach schnell in Gelächter aus.
"Was zum Teufel, Jimin? Der Typ sah aus, als hätte er gerade das erste Mal einen Schwulen berührt und wäre direkt zu uns konvertiert!"
Nun lachte ich auch und schüttelte den Kopf. Einen Geist sehen und schwul werden waren ja wohl komplett verschiedene Dinge.

"Er war bestimmt angeekelt..", seufzte ich und rieb mir die Stirn.
"Ich finde du solltest nicht so negativ denken. Vielleicht verhält er sich nur so gemein, weil er nicht zeigen will, dass er auf dich steht."
Ich lachte erneut und trank etwas Wasser. Jin hatte wirklich unglaubliche Vorstellungen. Ich halte schon lange mit diesen bescheuerten Hoffnungen aufgehört.

Plötzlich klopfte es und unser Blick war hinter die sich öffnende Tür gerichtet, wo Namjoon hervorkam. Er trug das erste Mal wirklich normale Klamotten, wohl weil er heute nicht arbeiten musste.
"Ich lasse euch allein.", verkündigte ich sofort und huschte in den Flur, bevor Jin mir widersprechen konnte. Ich hoffte allerdings, dass unser Zimmer nicht direkt wieder seine Unschuld verlieren musste.

Draußen angekommen überlegte ich stark, wo ich hingehen sollte, schließlich wollte ich die beiden nicht belauschen. Ich guckte auf ein großes Schild, wo die Räume der Universität abgebildet waren.
"Es gibt ein Tanzstudio hier?", murmelte ich überrascht und lief direkt los.

Da hatten die beiden glatt ihren ersten K-Drama Moment😔 Wieso Yoongi ihn wohl nicht direkt losgelassen hat?🤔

Still falling for you || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt