Kapitel 15

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Inspektor Lestrade kam zu uns an den Tisch. Er fragte Sherlock, wer die beiden Herren waren.
Sherlock stellte sie vor und fügte dann hinzu: "Sie sind die zukünftigen Schwäger unserer Nel hier.", er deutete auf mich.

"Nel?", fragte Louis überrascht. Ich spürte Williams amüsierten Blick auf mir.
Ich antwortete peinlich berührt: "Ein Spitzname, den er mir als Kind gab, seither nennen mich alle meine Geschwister so."
William legte seinen Kinn auf seine gefalteten Hände ab und lächelte charmant: "Ein süßer Spitzname, Nel. Dürften wir ihn auch benutzen?", fragte er mit reizvoller Stimme.
Meine Wangen glühten. Ich nickte bejahend: "Natürlich, immerhin gehört ihr ja auch zur Familie."
Meine Antwort (und auch meine Reaktion) machte ihn glücklich.

Wir wurden plötzlich vom Schrei einer Frau unterbrochen.
Sogleich sprang ich auf und rannte in die Richtung aus dem der Schrei kam, dicht gefolgt von Sherlock und Lestrade. Auch die Moriarty Brüder kamen uns hinterher.

Wir entdeckten eine brünette Frau in einem violetten Kleid, ähnlich wie dem meinem, nur das meins blau war und mein Gürtel zwei kleine Taschen an der Seite besaß.

Ich erreichte die Frau als erste. "Was ist passiert?", fragte ich.
Die Frau erzählte, dass sie ein lautes Geräusch aus dem Abteil nebenan hörte und als sie nachsah...

Ich schaute durch das kleine Fenster der Tür.
Der Fahrgast darin wurde die Kehle durchgeschnitten. Das Blut war fast überall hingespritzt. Die Tür war jedoch abgeschlossen.
Ich ließ die Männer durchschauen. Es war ganz offensichtlich Mord.

Sherlock schlug Liam, wie er ihn jetzt nannte, vor ein kleinen Wettbewerb zu veranstalten.
Finster zog ich eine Braue hoch: "Dein ernst? Ein Mann ist soeben gestorben und du willst ein Wettbewerb daraus machen?"
Er zuckte mit den Schultern und bejahte unachtsam.
Ich fuhr mir durch das Haar, welches ich heute ausnahmsweise mal offen trug und seufzte: "Das männliche Ego, ich werde es nie verstehen."

Sherlock drehte seinen Kopf zu mir und zog eine Grimasse. Danach sah er William wieder herausfordernd an.
Zu meiner Überraschung stimmte er auch noch zu. Immerhin wollte er einfach nur den Fall aufklären.

Nahezu übergangslos kam Watson zu uns.
Das erste was ich sah, war der große Blutfleck an seiner Seite.
Ich blickte rauf in sein verstörtes Gesicht. Er schien es selbst nicht zu verstehen.

Ich eilte an Johns Seite und griff nach seinem Arm. "Was ist passiert John?", fragte ich besorgt. Er konnte nicht antworten. Verletzt schien er jedenfalls nicht zu sein.
Zu allem Überfluss kam die Bahnpolizei. Sie sah den Mord und den Blutfleck auf Johns Weste und nahm sogleich an er wäre der Mörder.

John erzählte, dass er mit jemanden zusammengestoßen war, als er aus der Toilette rauskam. Er hatte erst später bemerkt, dass Blut an ihm haftete.
Der Polizei war das egal. Sie waren fest davon überzeugt, dass John der Täter war. Sie wollten sich die Sache wohl einfach machen.

Sie wollten ihn mitnehmen, aber ich trat vor John: "Einen Moment ich kenne diesen Herren hier und ich versichere Ihnen, dass Dr. Watson solch eine Tat niemals begehen würde."
Der junge Polizist schob mich grob beiseite: "Halten Sie sich da raus Miss und lassen Sie uns unseren Job machen.", sagte er unhöflich.
Ich wollte schon handgreiflich werden, um meinen Freund zu beschützen, aber Lestrade legte mir seine Hand auf die Schulter und schob mich sanft nach hinten.
Er wollte verhindern, dass ich was dummes tat und mich selbst in Schwierigkeiten brachte.

Lestrade weiste sich als Scotland Yard Inspektor aus und sprach sich für John aus.
Obwohl er in etwa das Gleiche sagte, wie ich gerade, nahmen die Beamten ihn viel ernster.
Ich schnaubte beleidigt und murmelte leise: "Dämliche Idioten, wenn ich etwas sage ist es Unsinn, aber sobald ein Mann dasselbe sagt, ist es Gold wert."
Sherlock legte seine Hand auf meine Schulter. Ich wusste nicht ob er es als Geste des Mitgefühls meinte oder um zu verhindern, dass ich mich weiter beschwerte.

Lestrade schaffte es die Polizisten davon zu überzeugen, sie ermitteln zu lassen. Wir hatten Zeit, bis der Zug in London eintraf. Bis dahin nahmen sie John in Gewahrsam.
Wir hatten achtundvierzig Minuten den Fall zu lösen. Für John.

Verzweifelt schaute ich ihnen hinterher.
Dann sah ich den Detektiven und den Mathematikprofessor entschlossen an: "Wir müssen den Fall lösen, sonst wird John für etwas bestraft, dass er nicht getan hat!" Die beiden nickten zustimmend.
Sherlock deutete auf die Tür: "Dann sollten wir zuerst Mal einen genaueren Blick rein werfen." Wir nickten uns vielsagend zu. 

Die Jagdhündin der Krone (Moriarty the Patriot / Yuukoku no Moriarty FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt