Kapitel 11

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Auf der Rückfahrt sprachen wir mit den anderen Passagieren. 

Eine Dame hatte gestern Nacht schreie aus Enders Zimmer, das neben ihrem lag, gehört. Da sie jedoch gehört hatte, dass er eine Pechsträhne hatte, dachte sie er hätte nur seiner Wut Dampf gelassen.
In gewisser Hinsicht war das ja auch so, nur war das nicht sein Schrei gewesen. 

Drei Damen erzählten, dass das Opfer Enders beim Einchecken angepöbelt hätte. Enders hatte dann gemeine Dinge über ihn gesagt. Das war wohl der Beginn seiner Pechsträhne.
Enders hatte Probleme mit der Reservierung im Restaurant gehabt und ein kleines Mädchen hatte aus Versehen ihren Saft auf ihn geschüttelt. Bald darauf erfuhr er, dass sein Landhaus abgebrannt war und dass es seinem Geschäft sehr schlecht ging.

Ein junger Mann berichtete Enders und das Opfer gestern Nacht gesehen zu haben.
Enders hatte das Opfer auf ein Drink in sein Zimmer eingeladen.

Ein Herr sagte, dass das Opfer ein paar Sitze weiter neben ihm gesessen hätte.
In der Pause war er gegangen. Kurz darauf war Enders herein gestürmt kommen und wollte wissen, wo der Mann hin war.

“Es scheint ganz so, dass jemand für Enders Pechsträhne verantwortlich ist.”, sagte Cedric und schaute aufs Meer hinaus. 

Ich lehnte mich mit dem Rücken ans Geländer und beobachtete die Leute: “Ich vermute, dass jemand dafür gesorgt hat, dass das Opfer und Enders sich auf den falschen Fuß erwischt haben. Als dann das Fass überlief, machte Enders das Opfer verantwortlich. Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, dass das Opfer von dem Drahtzieher bezahlt wurde, um Enders das Leben schwer zu machen.”

Cedric nickte zustimmend: “Enders lockte das Opfer mit einem Trick auf sein Zimmer und ermordete ihn dann. Ich bezweifle, dass Enders die Leiche allein entsorgt hatte. Vermutlich tat sich der Strippenzieher als Helfer auf. Danach hatte sich jemand als das Opfer ausgegeben. Vermutlich hat dieselbe Person, die auch Enders bei der Entsorgung der Leiche geholfen hatte, ihn auf das Double aufmerksam gemacht.”

Ich stimmte seiner Theorie zu. Ich wurde wieder etwas nachdenklich: “Doch wie man es auch dreht oder wendet. Das alles hätte unmöglich jemand allein bewerkstelligen können. Was bedeutet, dass der Drahtzieher eine Gruppe, vielleicht sogar eine ganze Organisation, hinter sich hat.”

Besorgt schauten wir uns an. 
Dieser ganze Aufwand für ein Mord, bedeutete wohl, dass das noch nicht alles war. Der Drahtzieher wollte auf etwas Großes hinaus. 

Ich schaute mir die Leute an.
Enders Mord war in aller Munde. Es gab kein anderes Thema mehr. Ein Graf der einen einfachen Mann aus dem Volk ermordete. Die Leute waren zwar geschockt, aber es fühlte sich unecht an.
Sie redeten von den Gerüchten über Enders. Dass auf seinem Anwesen Jagd auf Menschen machte.

Mich würde es nicht wundern, wenn diese Gerüchte stimmen sollten, aber trotzdem.
Irgendjemand hatte Enders und das Opfer zu Darstellern einer Tragödie gemacht und dieser Jemand war äußerst raffiniert und akribisch gewesen.
Es war kein Wunder wieso sich Sherlock freute. Dieser Drahtzieher war mindestens genauso clever wie er.

Mein Gefühl sagte mir, dass noch so einiges auf uns zukommen würde und ich sollte Recht behalten.

Am Abend des Vorfalls hatten wir mit unseren Geschwistern geredet.
Es war das erste Mal für sie, dass sie so etwas mit ansahen. In unserem Unterricht redeten wir oft über solche Fälle, aber es war die erste Praxis für die zwei.

Wir beruhigten sie, machten ihnen aber auch klar, dass sie als Canvenaris sowas öfters sehen würden. Das war es womit wir unser Geld verdienten. Es war ein dreckiger Job für wahr, aber einer der gemacht werden mussten.

In den Nächten darauf hatten die beiden immer wieder Alpträume darüber. Doch mit der Zeit gewöhnte man sich schlichtweg daran. Wir alle taten es. Es war ein Teil von uns.

Ich ging mit Albert gemeinsam von Bord.
Wir hatten seit dem Vorfall nicht wirklich viel Zeit zusammen verbringen können und wenn, waren wir immer von unserer, vor allem meiner, Familie umgeben. Nur Sherlock hielt sich dann immer von uns fern und verschwand immer plötzlich. 

Auf unserem Weg verloren wir Sherlock und William aus den Augen. 
Wir schickten Großmutter, Kilian und Veronica mit der Familienkutsche nach Hause. Cedric wollte zum MI6 und die Sache berichten. Ich dagegen hatte noch was in der Bakerstreet zu erledigen. 

Wir verabschiedeten auch noch die Moriartys. “Sollen wir euch mitnehmen?”, fragte Albert, sah aber dabei vor allem mich an.
Lächelnd schüttelte ich verneinend den Kopf: “Nein schon gut, wir würden eh nicht alle reinpassen. Außerdem liegt unser anderes Zuhause auf dem Weg. Wir teilen uns deshalb die Kutsche einfach.”

Albert hätte gern widersprochen, aber er respektierte meine Entscheidung.
Wir wechselten mit Louis noch ein paar Worte, ich drückte Albert einen Kuss auf die Wange und dann machten wir uns auf die Suche nach unserem verloren gegangen Freund.

Sherlocks große Gestalt und seine langen schwarzen Haare, die manchmal im richtigen Licht dunkelblau wirkten und die er in einem kleinen Pferdeschwanz zusammen band, stachen in der Menge heraus. 

Er stand bei William und unterhielt sich mit ihm.
So wie ich Sherlock kannte, sprach er mit Will über den Fall.
Meine Vermutung, dass Sherlock an Wills Intellekt gefallen finden würde, bestätigte sich damit.

Cedric und ich stellten uns rechts und links von Sherlock hin. Dieser stellte sich gerade bei Moriarty vor. 
Will lächelte freundlich, aber seine Augen funkelten gefährlich. Er nickte uns zu und ging zu seinen Brüdern. 

“Du kennst Will?”, fragte ich Sherlock überrascht.
Sherlock wirkte verwirrt: “Will?”
Ich deutete auf William, der in seine Kutsche stieg, zu Albert.
“Achso, wir haben uns vor einer Weile kurz unterhalten.”, erzählte er lachend.
Ich schmunzelte. 

Sherlock wollte sich eine Zigarette anzünden, aber ich entriss ihm das Ding. Ich starrte den kleinen Stängel sauer an: “Unterlasse es in meiner Gegenwart zu rauchen oder noch besser, rauche gar nicht mehr.”, bat ich ihn. Ihm war jedoch klar, dass das keine Bitte war. 
Ich hasste den Geruch von Zigaretten. In der Hinsicht war ich wirklich stur.
Cedric wechselte das Thema: “Na los, lasst uns gehen.”
Wir folgte ihm zu den Droschken.

Auf der Fahrt erzählte ich, auf Sherlocks drängen hin, wer William war.
Sherlock zeigte großes Interesse an ihm. Wohl vor allem, da Will ihm ebenbürtig zu sein schien.

Ich seufzte: “Tu mir nur bitte den Gefallen und sei kein Arsch. Immerhin reden wir hier von der Familie meines Verlobten.”
Sherlock grinste und meinte mit einer wegwerfende Handbewegung, ich solle mir diesbezüglich keine Sorgen machen. Doch immer wenn er sowas sagte, machte ich mir nur noch größere Sorgen. 

Ich blieb eine Weile in der Baker Street und führte ein paar Ermittlungen. Außerdem drehte ich Sherlock den Geldhahn zu, damit er sich endlich Mal um ein paar Fälle kümmern konnte.

Die Jagdhündin der Krone (Moriarty the Patriot / Yuukoku no Moriarty FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt