Kapitel 13 - The Two Detectives Act 1

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So gern ich auch etwas anderes behaupten würde. Als Sherlock wegen Mordes verdächtigt wurde, war ich leider nicht in der Stadt, sondern berichtete Großmutter von den Ermittlungen.
Ich konnte ihm also nicht helfen, aber das brauchte ich ja zum Glück auch nicht. Denn Sherlock holte sich da selbst raus.

Am gleichen Tag, an dem Sherlock den Mörder fasste, erlaubte mir Großmutter in der Baker Street bei Sherlock zu bleiben, um mit ihm gemeinsam Fälle zu lösen.
"Wie es aussieht hat dieser Drahtzieher einen kleinen Narren an Sherlock gefressen.", hatte sie gesagt, "Ich möchte dass du bei ihm bleibst und die Sache beobachtest. Ich habe das Gefühl, dass du an seiner Seite immer öfters auf solche Fälle treffen wirst und wer weiß, vielleicht triffst du dadurch auch den Täter."
Ich nickte verstehend, packte meine Sachen und kehrte zurück nach London.
Davor versicherte ich meinen Geschwistern, dass sie mich immer besuchen könnten.

Apartment C war die kleinste Wohnung von den dreien. Sie war auch nur für eine Person gedacht.
Da ich die meiste Zeit sowieso in Apartment B oder draußen war, war es praktisch.

Zurück in Baker Street lernte ich Dr. John H. Watson kennen, Sherlocks neuer Mitbewohner.
Wir saßen im Café und unterhielten uns beide.

Er war ein netter junger Mann. Aufrichtig, rechtschaffen und treu, mit hohen Moralvorstellungen. Genau der richtige Freund und Begleiter für jemanden wie Sherlock. Er war das Herz zu Sherlocks Verstand und meinen Muskeln.

Obwohl John vermutlich nur ein klein wenig kleiner war als Sherlock, wirkte er neben den Detektiven viel kleiner.
John hatte aschgrünes, kurzes Haar und freundliche, goldbraune Augen.
Seine Gesichtszüge waren früher sicher noch freundlicher und sanfter, aber das Militär hatte ihm zugesetzt.
Er benutzte einen Gehstock. Er hatte erzählt, dass er in Afghanistan verwundet wurde.

Ich musterte ihn lächelnd: "Aber das ist nicht der Grund, warum sie humpeln nicht wahr? Das Humpeln ist nur psychosomatisch,", ich grinste ihn an, "Ihnen fehlt das Gefecht oder vielmehr die Gefahr."
John schien verwirrt zu sein: "Woher wissen Sie das mit meinem Bein?"
Ich lächelte ihn verständnisvoll an: "Mrs. Hudson hat mir erzählt, wie Sie ohne groß nachzudenken hochgerannt sind, als Sie dachten, dass es oben Schwierigkeiten geben könnte. Sie zögern nicht, wenn es Gefahr gibt. Doch wenn es ein ruhiger Tag ist, schmerzt Ihr Bein, weil es die Gefahr vermisst, deshalb benutzen Sie noch den Gehstock."

John war erstaunt: "Sie sind genauso scharfsinnig wie Sherlock."
Geschmeichelt wank ich lachend ab: "Ach was, ich bin nicht mal halb so gut, wie unser Sherlock, er hat mir allerdings viel beigebracht."
Ich erzählte John ein wenig von unserer Kindheit, ohne zu sehr ins Detail zu gehen.

Wir drei gaben ein gutes Trio ab.
Gemeinsam lösten wir eine menge Fälle, aber keines davon passte zu unserem Drahtzieher den wir suchten.

Eines Tages, ich war gerade nach Hause zurückgekommen, konnte ich Sherlocks Geigenspiel schon unten im Eingangsbereich hören und so wie es klang, ging es ihm wohl nicht besonders gut.

Ich öffnete die Tür zum Wohnzimmer und beobachtete Sherlock wie er voller Energie und verzweiflung spielte.
John hatte mir erzählt was passiert war, als sie Jefferson Hope zur Rede stellten. So wie ich ihn kannte rang er noch immer mit sich, weil er ihn nicht erschossen hatte.

Ich seufzte. Nachdem ich seine Zigarette ausdrückte und das hintere Fenster öffnete, setzte ich mich aufs Sofa und lauschte seinem wunderbaren Spiel.
Sherlock war ein guter Mensch. Er nutzte nicht jedes Mittel für sein Zweck. Das mochte ich so sehr an ihn. Er besaß Moral und für ihn gab es Dinge, die er niemals tun würde.
Er mochte es zwar nicht so genannt zu werden, aber Sherlock war vom Typ her ein Held, ob er es nun wollte oder nicht.

Sherlock spielte wie besessen. Erst als eine Seite riss kam er in die Gegenwart zurück.
Er schmiss die Geige aufs Sofa und schlug wütend auf den Beistelltisch.

"Du schläfst wohl in letzter Zeit nicht gut.", Sherlock wirbelte zu mir herum, "Albträume von diesem Hopes?", fragte ich.
"Woher-?", Sherlock war so überrascht, dass er die Frage nicht zu Ende stellen konnte.
Ich lächelte ihn schief an: "Ich kenn dich halt mein Lieber.", ich wurde wieder ernst, "Willst du darüber reden?" Ich nahm seine Geige und setzte sie vorsichtig auf dem Boden ab.

Erschöpft ließ sich Sherlock aufs Sofa fallen und legte sein Kopf auf meinen Schoß.
Sherlock zweifelte an seiner Entscheidung. Er fragte sich, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Wütend schnaubte ich und nahm seine rechte Hand. Ich streckte seinen Zeigefinger mit dem Totenkopfring aus. "Erinnerst du dich noch daran?", fragte ich ihn energisch. Mir ging sein Verhalten gewaltig auf die Nerven.
Er lächelte schwach und dachte an damals zurück: "Du hast ihn aus der Schmuckkiste deines Vaters stibitzt und ich hab ihn dir geklaut."

Bei der Erinnerung an damals stahl sich auch auf mein Gesicht ein kleines Lächeln: "Und ich hab ihn dir wieder zurück gestohlen."
"Du hast ihn mir geschenkt, als Zeichen dafür, dass ich für euch zur Familie gehöre.", erinnerte er sich.
Ich nickte ernst und fügte hinzu: "Und ich nahm dir ein Versprechen ab, weißt du noch?"
Er nickte: "Ich versprach dir mein Talent nicht zu vergeuden."
Ich nickte und sagte: "Ein versprechen, dass du mit deinem Drogenkonsum, mehrere Male schon gebrochen hast."

Er kratzte sich verlegen an der Wange. Er wurde wieder ernst und fügte hinzu: "Und ich versprach dir Fälle auf legale Weise zu lösen."
Ich nickte erneut. Ich ließ seine Hand los und strich ihm geradezu liebevoll durch das Haar. Seine dunkelblauen, fast schwarzen Augen starrten noch immer den Ring an.

Ich ergriff das Wort: "Wir Canvenaris haben keine Skrupel und gehen wenn es sein muss über Leichen, wir sind die Wachhunde der Krone. Es gefällt mir zwar nicht, aber es ist was es ist. Ich kann da nicht raus, aber du bist davon nicht betroffen. Du sollst es besser machen als wir und für dieses Versprechen gab ich dir im Austausch den Ring, den du damals so sehr wolltest."

Er schaute ernst drein und starrte den Ring weiter an, als wäre er ein Geist oder so: "Seither trage ich ihn."
"Das will ich auch schwer hoffen," meinte ich schnaubend, "Ich habe dafür von Großmutter einen Haufen Ärger gekriegt." Sherlock grinste schief.
Liebevoll legte er seine rechte Hand an meine Wange und strich mir sanft mit dem Daumen über die Wange. "Du bist wahrlich meine Retterin Nel."Ich lächelte auf ihn herab. "Danke.", flüsterte er.

Die Stimmung änderte sich abrupt, als ich ihn kaltherzig von mir runter stieß und aufstand.
"So und jetzt hör auf Trübsal zu blasen und an deiner Entscheidung zu zweifeln. Was geschehen ist, ist geschehen. Selbst wenn du es wolltest könntest du deine Tat nicht mehr ändern. Also mach dich gefälligst wieder an die Arbeit.", schimpfte ich streng mit ihr.
Sherlock starrte mich mit weit aufgerissenen Augen ein paar Sekunden überrascht an. Danach grinste er mich wieder heiter an.

Ich bemerkte Sherlocks Revolver. "Sag mal wieso hast du den überhaupt?", fragte ich ihn missmutig.
Er zuckte mit den Schultern: "Zum Stressabbau und um alle zusammenzurufen."
Ich sah ihn verständnislos an.
Sherlock nahm den Revolver und richtete seinen Lauf auf die Wand. Ich hielt mir die Ohren zu. Trotzdem war der Knall der Waffe zu laut für meinen Geschmack.

Sherlock schoss mehrere Male auf die Wand. Ich war mir sicher, dass man es auf der ganzen Straße, wenn nicht sogar im ganzen Block hörte.
Wenige Sekunden, nachdem er aufhörte, stürmten Dr. Watson, Miss. Hudson und Inspektor Lestrade herein.

Inspektor Lestrade hatte Schaumreste in seinem Gesicht. Nun verstand ich was er vorhin meinte.

Sherlock fragte den Inspektor, ob es in letzter Zeit Todesfälle im Zusammenhang mit Aristokraten gab.
Als Lestrade von dem Tod des Viscount von Bredshaw, wollte Sherlock sogleich dahin und dem nachgehen.
Schmunzelnd beobachtete ich ihn, wie er seine Jacke nahm. Endlich war wieder Leben in ihm eingekehrt.

Sherlock wollte zu Tür hinaus, aber als er merkte, dass ich ihm nicht folgte drehte er abrupt um.
Er packte meine Hand und rief fröhlich: "Na komm schon Nel, immerhin war das deine Idee!"
Ich hatte nicht wirklich eine Chance ihm zu widersprechen und ließ ihn mich mitzerren.

Die Jagdhündin der Krone (Moriarty the Patriot / Yuukoku no Moriarty FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt